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Wegen angeblicher Messfehler: Porno-Plattformen melden massiv weniger Nutzer
Porno-Portale behaupten, es würden weit weniger Personen ihre Angebote nutzen, als bisher angenommen. Sie führen präzisere Messmethoden als Grund an, es könnte aber auch eine Strategie sein, um den Pflichten des Digital Services Act in der EU zu entgehen.
Seit Dezember 2023, respektive Juli 2024 gelten die vier Porno-Plattformen «XNXX», «XVideos», «Pornhub» und «Stripchat» in der EU als «very large online platform» (VLOP). Diesen Titel erhalten Plattformen unter dem Digital Services Act (DSA), wenn sie mehr als 45 Millionen Nutzer und Nutzerinnen monatlich verzeichnen. Dann sind sie unter anderem verpflichtet, Massnahmen zum Schutz Minderjähriger zu ergreifen.
Bei Porno-Plattformen bedeutet das zum Beispiel, dass sie den Zugang zur Plattform für Kinder erschweren müssen. Etwa mittels Altersverifikation. Dies bedeutet technischen Aufwand und Kosten. Die Altersverifikation scheint ausserdem viele User abzuschrecken. So fiel die Zahl der monatlichen Nutzerinnen und Nutzer bei «XVideos» bereits letztes Jahr markant: von 150 Millionen auf 84 Millionen.
Im Report von Februar 2025 weisen nun drei der vier Plattformen eine so geringe User-Zahl aus, dass sie sich theoretisch gar nicht mehr als «VLOP» qualifizieren. Besonders gross ist der Verlust abermals beim Portal «XVideos». Die Anzahl Besuchende fiel von 84 Millionen auf nur noch 31 Millionen Nutzerinnen und Nutzer in der EU. Auch «Pornhub» sowie «Stripchat» weisen nur noch um die 20-26 Millionen monatlicher User aus – also rund die Hälfte der VLOP-Grenze. XNXX meldete einen Rückgang von 77 auf 46 Millionen Nutzer.
Als Grund für die jüngste Entwicklung führen die Portale eine genauere Messmethode an. Durch den Inkognito-Modus der Browsers sei es in der Vergangenheit zu massiven Mehrfachzählungen gekommen, weil viele Leute manchmal mit und manchmal ohne den Modus die Seite besucht hätten. Rund 40 Prozent aller User verhielten sich so, teilte XVideos mit. Nun seien aber präzisere Berechnungen möglich.
VLOP-Status verfällt nicht automatisch
Da sich nun nur noch «XNXX» offiziell als «VLOP» qualifiziert, wäre die Plattform theoretisch die einzige, die sich noch an die DSA-Verpflichtungen halten müsste. Das würde den anderen Plattformbetreibern gefallen: Diese wehrten sich in der Vergangenheit gegen die neuen Vorschriften und bezweifeln die Berechnungsmethoden der EU-Kommission. So haben die Plattformen auch bereits rechtliche Schritte gegen die Einteilung als «VLOP» eingeleitet. Vor diesem Hintergrund scheint der plötzliche angebliche User-Rückgang zumindest auffällig.
Doch so einfach wird man nicht aus dem «VLOP-Status» entlassen. Die EU-Kommission erklärt, dass eine Plattform, deren Nutzerzahlen dauerhaft unter die 45-Millionen-Grenze fallen, von der VLOP-Klassifizierung ausgenommen werden kann. Jedoch nur nach einer gesonderten Prüfung.
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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.