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Wegen Slushies ins Spital: Fallstudie benennt Risiken für Kinder

Forschende haben Slush-Drinks ins Visier genommen. Das Ergebnis: Wenn der Eismatsch viel Glycerin enthält, kann das bei kleineren Kindern zu Unwohlsein, Unterzuckerung und sogar Bewusstlosigkeit führen.

Bunt, süss und eisgekühlt: An Slush gibt es im Sommer kaum ein Vorbeikommen. Zumindest, wenn es nach den Kindern geht. Eltern würden um die Stände mit den mutmasslich überzuckerten Sommerdrinks gerne einen Bogen machen. Doch für einmal ist es nicht nur Zucker, der für Probleme sorgt. Sondern der Zusatzstoff Glycerin (E422), der ihn in der zuckerfreien Variante ersetzen soll und die matschige Konsistenz herstellt.

Unterzuckerung und Bewusstseinsstörungen

Britisch-irische Forschende haben in einer Studie 21 Fälle untersucht und dabei Glycerin als Hauptgrund für gesundheitliche Probleme bei kleinen Kindern ausgemacht, die nach dem Slush-Konsum ins Spital gebracht wurden. Diese waren zwischen zwei und sechs Jahre alt und litten neben Übelkeit vorrangig an Unterzuckerung, akuten Bewusstseinsstörungen und einer Übersäuerung des Blutes (metabolische Azidose).

Keines der Kinder war vorher medizinisch auffällig, dafür fanden sich hohe Glycerin-Rückstände im Urin. Die Hauptautorin und Professorin Ellen Crushell wird von der BBC mit dem sehr passenden Sprachbild zitiert, dass es sich bei den untersuchten Fällen «um die Spitze des Eisbergs» handeln könnte, da Kinder mit milderen Symptomen nicht im Spital vorstellig würden. Daneben betont sie, dass die täglich tausendfach konsumierten Slush-Drinks von den meisten problemlos vertragen würden.

Ein matschiger Sommerspass: Kinder stehen auf Slush-Drinks.
Ein matschiger Sommerspass: Kinder stehen auf Slush-Drinks.
Quelle: Shutterstock

Die Menge macht das Gift

Trotzdem empfiehlt das Studienteam, die Empfehlungen anzupassen. Momentan rät die Food Standards Agency (FSA), dass Kinder unter fünf Jahren keinen Slush-Drink schlürfen sollten.

Die Autorinnen und Autoren sind der Meinung, dass Eltern erst Achtjährige beruhigt zum Strohhalm greifen lassen können. Wie die Eltern ihre Kinder von der omnipräsenten Verführung fernhalten sollen, verraten sie allerdings nicht. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) äussert sich in einer Stellungnahme ebenfalls zur Glycerin-Frage:

«Die Beurteilung der gemessenen Glycerin-Konzentrationen in insgesamt 62 Slush-Ice-Proben ergab, dass jüngere Kinder bereits bei Verzehrmengen unterhalb von 200 Milliliter (ml) Glycerin-Mengen aufnehmen können, die der therapeutisch wirksamen Dosis entsprechen oder sie überschreiten.»

Aus Sicht des BfR bestünden ab dieser «therapeutischen» Dosis von 250 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht gesundheitliche Bedenken. Die schlechte Nachricht: Es lohnt sich nicht zu rechnen, da keine erlaubte Höchstmenge Glycerin festgelegt ist und du auch kaum einen Slush-Stand finden wirst, der diese ausweist.

Trotzdem macht das Institut eine Beispielrechnung auf, nach der ein fünfjähriges und 20 Kilogramm schweres Kind bis zum Erreichen der Dosis knapp 200 Milliliter Slush trinken könnte, sofern der Drink den durchschnittlich festgestellten Glycerin-Gehalt von ungefähr 26 Gramm pro Liter hat. Aber: Wer weiss das schon.

Der lapidare Rat des Instituts: «Verbraucherinnen und Verbraucher können auf Slush-Ice verzichten.» Und die Produzenten könnten prüfen, ob Glycerin in Slushies erforderlich sei. Immerhin kam ein Drittel der Proben ganz ohne aus, bei den übrigen lag die Konzentration zwischen einem und 142 Gramm pro Liter.

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Die Kehrseite der Zuckersteuer

Das Glycerin-Problem bei den Slushies könnte in Grossbritannien noch grösser sein als bei uns. Dort sorgt die erfolgreiche Zuckersteuer dafür, dass weniger Menschen übergewichtig sind. Enthält ein Drink fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter, werden 18 Pence pro Liter fällig. Ab 8 Gramm Zucker beträgt die Steuer 24 Pence.

Das Geld können sich Anbieter und Konsumentinnen sparen, wenn sie auf zuckerfreie Drinks ausweichen. Wie zum Beispiel Slushies, die dafür ordentlich Glycerin enthalten. Hierzulande hat dein Kind eine grössere Chance, das zu bekommen, wonach der bunte Matsch aussieht: eine ordentliche Portion Zucker – kombiniert mit einer unbekannten Menge Glycerin. Auch nicht gerade besser. Wenn du genau wissen willst, was gierig durch den Strohhalm gesaugt wird, machst du den Sommerdrink am besten selbst.

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