

Wie viel Fernsehen ist für Kinder zu viel?
Für Kinder ist der Fernseher faszinierend – für Eltern die Ruhe, die sie dadurch kurz genießen können, ein Traum. Doch darf man die Kleinsten überhaupt schon vor den Bildschirm setzen? Und wie lange?
Es tut mir leid, Oma, Tante, Nachbarn und Freunde: Ihr alle werdet getoppt. Unser zuverlässigster Babysitter ist noch immer der Fernseher. Er muss nicht umständlich anreisen, fragt nicht, wo Windeln oder Socken sind, und kritisiert nie unterschwellig unsere Erziehung. Und kein Satz kann so zuverlässig einen Wutanfall unterbinden wie «Sonst kriegst du Fernsehverbot!».
Im Grunde genommen macht der Fernseher genau das, was er soll: Auf das Kind aufpassen und Mama und Papa eine Auszeit gönnen. Doch ist der zuverlässigste Babysitter auch der beste? Und gibt es ein Zuviel des Guten? Wie lange kann ich den Lieblingsbabysitter nutzen, ohne dass ich mich dem Tribunal des Rabenmuttertums stellen muss?
Es ist jedenfalls kein Geheimnis, dass man Kinder nicht stundenlang fernsehen lassen soll, an gewisse Empfehlungen sollten Eltern sich halten.

Wie viel Fernsehen dürfen Kinder pro Tag schauen?
Eine eindeutige Antwort auf die Frage nach dem Wieviel gibt es in diesem Ratgeber nicht. Es gibt aber Empfehlungen – unter anderem vom Bundesfamilienministerium, das in seiner Broschüre «Geflimmer im Zimmer» Wissenswertes zu dem Thema zusammengetragen hat. Durchschnittlich sehen Kinder im Alter von 3 bis 13 Jahren demnach gut 90 Minuten fern am Tag – und damit mehr als empfohlen.
Denn die Empfehlung des Ministeriums lautet:
- Kinder zwischen 3 und 5 Jahren: maximal 30 Minuten/Tag
- Kinder zwischen 6 und 9 Jahren: maximal 45 Minuten/Tag
- Kinder ab 10 Jahren: maximal 60 Minuten/Tag
Ganz schön wenig, oder? Doch die gute Nachricht für alle Eltern, die die Glotze gerne mal als Babysitter (miss-)brauchen, lautet: Am Wochenende dürfen für einen Spielfilm, ein Fußballspiel oder Ähnliches laut Bundesfamilienministerium Ausnahmen gemacht werden. Die (vielleicht) schlechte Nachricht ist allerdings: «Vermeiden Sie tägliches Fernsehen».
Die Frage nach dem «Wie oft» stellte ich mir mehrmals, als ich im Lockdown manchmal einfach keine andere Wahl sah, als dem Kind das Fernsehen zu erlauben. Der Kindergarten hatte nur noch sporadisch geöffnet und oft blieb uns Eltern gar keine andere Wahl, als das Kind vor dem Fernseher zu parken. Entsprechend ist der Fernsehkonsum jedoch wieder stark zurückgegangen, seit im Kindergarten wieder Normalbetrieb herrscht. Wenn überhaupt, darf nur der Älteste, dreijährig, Fernsehen schauen – und das auch nur am Abend. Ausnahmen am Wochenende bestätigen die Regel.
Dennoch es fühlt sich nie gut an, das eigene Kind übermäßig lange vor der Glotze sitzen zu haben. Während der kleine Mann oftmals über längere Tage ohne Bildschirmzeit auskommt, gibt es auch Zeiten, in denen er mal weitaus länger als 30 Minuten auf das Geflimmer starrt. Und damit bin ich nicht alleine: Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der AOK verbringen gut die Hälfte der Kinder zwischen vier und sechs Jahren unter der Woche mehr als eine halbe Stunde täglich vor dem Fernseher oder anderen digitalen Geräten. «Ein zu hoher und falscher Medienkonsum kann sich nachteilig auf die Gesundheit von Kindern auswirken«, heißt es in der Studie. Auch ich habe oft das Gefühl, dass das Kind umso kreativer und konzentrierter spielt, je weniger es fernschaut.
Am besten gar kein Fernsehen?
Und was ist mit den Übermüttern und -vätern, die ihren Kindern das Fernsehen rigoros verbieten? Auch wenn ich tägliches und zu langes Fernsehen für meine Kinder ablehne, ist diese drastische Maßnahme nie interessant für mich. Etwas, das mir selbst so viel Spaß macht wie Fernschauen, möchte ich meinen Kindern nicht verbieten und auch gehört es für mich zum Großwerden dazu. Ich durfte auch (viel) fernsehen, ob es mir geschadet hat, sei dahingestellt. Dennoch: Was für mich Sailor Moon, die Glücksbärchis und Schloss Einstein waren, sind für meinen Sohn Feuerwehrmann Sam, Paw Patrol und Peppa Pig.
Kleine Kindheitshelden, die ich ihm nicht nehmen möchte. Und die er übrigens auch in Büchern, auf T-Shirts und als Spielzeug toll findet, nicht nur auf dem Bildschirm.
Titelfoto: Shutterstock / KaliAntyeMama zweier Jungs, einer Hundedame und von zirka 436 Spielzeugautos in allen Farben und Formen. Für dich immer am Schnüffeln nach Neuigkeiten und Trends zum Thema Familie und (Haus-) Tiere.