Xiaomi 12 Pro im Test: Für über 1.000 Euro noch konkurrenzfähig?
Das Xiaomi 12 Pro sieht auf dem Datenblatt nach einer eierlegenden Wollmilchsau aus, die mit 120 Watt aufgeladen werden kann! Ob das neue Flaggschiff auch im Alltag mit den Edelboliden von Samsung, Apple und Co. mithalten kann, erfahrt Ihr in meinem ausführlichen Test.
Dies ist ein Artikel unseres Content-Partners «Nextpit». Hier findest du den Original-Artikel von Camila Rinaldi.
Pro
- Satte Farben und toller Kontrast des Displays
- HyperCharger mit 120-W-Adapter
- Schnelle SoC-Leistung
- Vielseitige Kamera
Contra
- MIUI mit zu viel Bloatware
- Durchschnittliche Telekamera
- Maximal nur 256 GB Speicherplatz
- Nur nach IP53 zertifiziert
Kurzfazit zum Xiaomi 12 Pro
Das Xiaomi 12 Pro ist auf dem Papier ein waschechtes Premium-Smartphone. Mit einem Snapdragon 8 Gen 1 Prozessor, 12 GB RAM und 256 GB internem Speicher hat dieses Smartphone fast alles, was ein Flaggschiff im Jahr 2022 braucht.
Was aber gegen das Smartphone spricht, sind die viele Bloatware, die unzureichende Telekamera, die maximal 256 Gigabyte Speicherplatz ohne Möglichkeit zur Speichererweiterung, die geringe IP-Zertifizierung und der fast schon schwindende Preisvorteil.
Denn das Xiaomi 12 Pro beginnt in Deutschland bei 1.049 Euro, wodurch Xiaomi seinen ehemaligen Preisvorteil als China-Hersteller verschenkt. Wenn man nun bedenkt, dass das iPhone 13 Pro ab dem gleichen Preis zu haben ist und das Google Pixel 6 Pro deutlich günstiger ist, fragt man sich, warum man die Bloatware und Werbung im Betriebssystem länger in Kauf nehmen muss.
Kompaktes Design & helles Display
Eines ist sicher: Selbst mit einem 4.600-mAh-Akku ist dieses Smartphone dünn. Es misst nur 8,16 Millimeter in der Dicke und wiegt 205 Gramm. Für seine Größe fühlt sich das Handy dadurch wirklich kompakt an. Das 6,7-Zoll-Display ist mit einem schönen AMOLED-Panel samt Curved-Ecken ausgestattet und die Auflösung von 1440p bringt die Pixeldichte auf 522 PPI.
Gefällt:
- Adaptive Bildwiederholfrequenz von 120 Hz
- WQHD+ Auflösung
- Farben und Helligkeit des Displays
Gefällt nicht:
- Mittelmäßige IP-Zertifizierung
Bei der Bildwiederholfrequenz bietet Xiaomi natürlich 120 Hz an, die durch AdaptiveSync Pro Technologie zwischen 1 und 120 Hz umschaltet werden kann. Das trägt zu einer besseren Energieeffizienz bei. Die Helligkeit des Displays steigt in der Spitze auf den wahnsinnigen Wert von 1.500 nits und auch der Fingerabdrucksensor ist dabei ins Display integriert und funktioniert reibungslos.
Das Display bietet außerdem eine 10-Bit-Farbtiefe sowie HDR+ und liefert satte und naturgetreue Farben. Wie wir es von älteren Modellen kennen, ist es zudem möglich, Inhalte per Upscaling und adaptiven Wiedergabemodi noch weiter zu optimieren. Dabei orientiert sich das Xiaomi 12 Pro auch an Eurem Umgebungslicht, ähnlich wie Apples TrueTone-Technologie.
Ich muss sagen, dass das Xiaomi 12 Pro in puncto Displayqualität mit dem iPhone 13 Pro Max und dem Pixel 6 Pro gleichauf liegt oder diese sogar schlägt. Dabei handelt es sich um zwei Modelle, die ich in den letzten Monaten intensiv genutzt habe.
Wie bereits erwähnt, haben wir hier jedoch keine IP67- oder IP68-Zertifizierung, sondern nur IP53. Das Handy ist somit nachweislich gegen Spritzwasser geschützt. Um das ein wenig auszugleichen, bietet das Unternehmen einen Garantieservice für das Smartphone an, über den Ihr das Gerät in den ersten sechs Monaten im Falle eines Bildschirmbruchs reparieren lassen könnt.
Top-Leistung und aufgeblähte Software
Wie erwartet, wird dieses Gerät von einem Snapdragon 8 Gen 1 angetrieben. Dieser arbeitet mit bis zu 12 GB RAM und maximal 256 GB internem Speicher zusammen. Nach meinem Testen kann ich bestätigen, dass das Smartphone wirklich superschnell ist . Allerdings fehlt es hier an alternativen Speicheroptionen, da Xiaomi die Unterstützung von microSD-Karten weglässt.
Gefällt:
- Hohes Leistungsniveau
Gefällt nicht:
- MIUI bringt zu viel Bloatware mit
- Keine Speicheroptionen mit 512 GB oder 1 TB
Die Benchmark-Ergebnisse des Snapdragon 8 Gen 1 im Xiaomi 12 Pro sind beeindruckend und stimmen mit meiner Erfahrung aus dem Alltag überein. Im Vergleich zu den Benchmarks anderer Smartphones, die den Snapdragon 8 Gen 1 nutzen, bietet das Xiaomi 12 Pro eine ausgewogene Leistung.
Benchmark-Ergebnisse
Benchmark-Test | Ergebnis |
---|---|
3DMark Wild Life | 9975 Punkte |
3DMark Wild Life Stresstest | Bester Durchgang: 10028 Punkte
Schlechtester Durchgang: 4625 Punkte |
Geekbench 5 | Single-Core:1155 Punkte
Multi-Core: 3356 Punkte |
Wenn es um Leistung im Alltag geht, ist das Xiaomi 12 Pro ein Biest. Vom Multitasking bis hin zur Spieleleistung hat das Gerät keinerlei Stottern oder Verzögerungen gezeigt. Ich hatte eine sehr flüssige Nutzererfahrung im Testzeitraum und fühlte überhaupt keinen Unterschied zwischen dem Apple A15 Bionic und dem Snapdragon 8 Gen 1.
Im Gegensatz zum Xiaomi Mi 11 Ultra aus dem letzten Jahr schafft es das Wärmemanagement dieses Modells endlich, mit der Wärme des Qualcomm-SoCs fertig zu werden. Während der 20-minütigen Simulation des 3DMark-Benchmarks Wild Life Stress Test stieg die Temperatur des Geräts allerdings von 29 °C auf 45 °C an, was zu einem Einbruch bei der Bildrate führte, um die Temperatur auf einem gesunden Niveau zu halten. Die Ergebnisse sind für ein Android-Handy mit Top-SoC aber nicht ungewöhnlich und selbst das Nubia RedMagic 7, ein waschechtes Gaming-Handy, muss die Leistung zum Schutz des SoCs herunterregeln.
Zu guter Letzt wird das Xiaomi 12 Pro von MIUI 13 angetrieben, das endlich auf Android 12 basiert. Xiaomi teilte uns außerdem mit, dass das Telefon drei große Android-Updates und vier Jahre lang Support für Sicherheitsupdates erhalten wird. Und ich muss wieder einmal spüren, dass im Jahr 2022 vor allem die Software den Unterschied zwischen iPhone und Android macht.
Denn gleich nach dem ersten Einrichten merkt man, wie viel Bloatware auf dem Gerät vorinstalliert ist. Von Werbepartnern und dem Hersteller selbst. Ich habe zwar keine direkte Werbung in der Benutzeroberfläche des Flaggschiffs bemerkt, dafür aber in einigen Apps wie Xiaomis Themes und der Download-App.
Konstante, aber unspektakuläre Kamera
Wenn es um Fotos und Videos geht, bietet das Xiaomi 12 Pro drei Kameras auf der Rückseite und alle Sensoren lösen jeweils mit 50 Megapixeln auf. Dabei gibt es eine Hauptkamera mit Sonys IMX707 Sensor, eine Ultraweitwinkelkamera sowie eine Telekamera mit 2-facher, optischer Vergrößerung. Die Frontkamera löst mit 32 Megapixeln auf.
Gefällt:
- Intuitive und schöne Kamera-App
- Lebendige Farben bei Tageslicht
- Dank Night-Mode 2.0 auch ohne Licht sehr farbenfroh
Gefällt nicht:
- Durchschnittliches Teleobjektiv
Die Kameraqualität ist insgesamt sehr gut. Sie arbeitet sehr gut mit dem Licht und behält die natürlichen Farben meiner Motive bei. Die Hauptkamera produziert Bilder, die per 4-in-1-Pixel-Binning mit 12,5 Megapixeln auflösen. Xiaomi nennt das "Super Pixels" die eine Größe von 2,44μm aufweisen, auch wenn diese Rechnung technisch nicht ganz einwandfrei ist. Die Ergebnisse sind tagsüber hervorragend, und auch in der Nacht können wir dank des Nachtmodus 2.0 eine besonders hohe Farbtreue feststellen.
Ich hatte die Gelegenheit, die Kamera des Xiaomi 12 Pro während eines Besuchs im Park der Gärten der Welt in Berlin zu testen. Und hier hat das Smartphone einfach brilliert. Mit einer konsistenten Farbwiedergabe, einer hohen Schärfe und sehr guten Kontrasten. Die besten Aufnahmen habe ich dabei mit der Hauptkamera gemacht, doch auch das große 115°-Sichtfeld des Ultraweitwinkel-Objektivs bietet ein hervorragendes Bild mit vielen Details.
Wie ich bereits in meinem Hands-On erwähnt habe, ist der 2-fache optische Zoom jedoch kein wirkliches Highlight im Vergleich zur Konkurrenz. Dabei ist auch der 20-fache digitale Zoom qualitativ nicht gleichauf mit beispielsweise dem Super-Res-Zoom des Google Pixel 6 Pro. Aber ja, wir haben hier eine Kamera, die insgesamt echt vielseitig ist.
Was die Videoformate angeht, so ist es möglich, HD-, FullHD- und 4K-Videos mit bis zu 60 fps und 8K mit 24 fps aufzunehmen. Auf dem Handybildschirm ist der Unterschied zwischen HD, 4K und 8K jedoch kaum zu erkennen. Dies ist eher für Fernsehgeräte und Monitore gedacht, deren Panels auch tatsächlich die aufgenommene Auflösung anzeigen können.
Quick-Charging mit 120 Watt
Der Akku im Xiaomi 12 Pro bietet eine Kapazität von 4.600 mAh, der mit einer irren Ladeleistung von 120 Watt aufgeladen werden kann! Xiaomi gibt an, dass die proprietäre HyperCharge-Ladetechnologie nur 18 Minuten braucht, um die Batterie von 0 bis 100 % zu erreichen. In meinem Test lag diese Zeit jedoch eher zwischen 20 und 25 Minuten. Wireless-Charging und Reverse-Wireless-Charging liegen bei 50 und 10 Watt.
Gefällt:
- 120W HyperCharge
- Kompatibles Ladegerät im Lieferumfang enthalten
- Kabelloses Laden mit 50 W
Gefällt nicht:
- 120W-Adapter ist riesig
Bei Xiaomis Quick-Charging-Technologie handelt es sich nicht um eine Premiere in Deutschland. Denn das Xiaomi 11T Pro bietet bereits eine solche Funktion, aber sie ist in der Praxis dennoch echt beeindruckend. Obwohl das Xiaomi 12 Pro eine geringere Akkukapazität als sein Vorgänger hat, kann man es den ganzen Tag benutzen und am Ende des Tages immer noch mit 20 bis 15 % Akkulaufzeit einschlafen. Das hängt aber natürlich davon ab, wie viel Ihr das Gerät den Tag über nutzt.
Obwohl die Akkulaufzeit mit der des Pixel 6 Pro vergleichbar ist, bleibt sie hinter dem zurück, was Apple bei den Modellen des iPhone 13 Pro bietet.
Allerdings hat das Xiaomi 12 Pro den Vorteil, dass Ihr es innerhalb von 20 bis 25 Minuten komplett wieder aufladen könnt. Das schafft im Alltag durchaus mehr Unabhängigkeit von Steckdosen, wobei Ihr allerdings mit einem Nachteil leben müsst: der Größe des mitgelieferten Ladegeräts. Sicher braucht die Technologie, um das Quick-Charging mit 120 Watt sicher und akkuschonend zu realisieren, viel Platz, aber das ganze kann zu einer echten Schwierigkeit werden. Ohne Rucksack oder einer größeren Tasche könnt Ihr das Ladegerät kaum mitnehmen. Außerdem ist der Ausgang des Netzteils USB-A zu USB-C, während die meisten Adapter heutzutage USB-C bieten.
Abschließendes Urteil
Zusammenfassend hat das Xiaomi 12 Pro viele Qualitäten, aber es irrt sich bei den kleinen Details und auch bei der Preisstrategie. Ein Smartphone, das für knapp 1.000 Euro erhältlich ist, sollte mit einer Zertifizierung für Wasser- und Staubdichtigkeit auf den Markt kommen. Das bleibt beim 12 Pro aus. Darüber hinaus ist eine Speichervariante mit nur 256 GB für ein Flaggschiff ohne MicroSD-Slot zu wenig, um wirklich viele Fotos und Videos in 4K oder sogar 8K zu speichern. Auch die Software voller Bloatware ist eines Premium-Smartphones nicht würdig.
Zu seinen Gunsten hat das Xiaomi 12 Pro aber eine hervorragende Leistung, eine der fortschrittlichsten Akkuladetechnologien auf dem Markt und eine konkurrenzfähige Kamera.
Xiaomi greift den globalen Markt an, um mit Samsung, Apple und Google zu konkurrieren. Dabei passt der Hersteller schon einmal die Preise an die Top-Smartphones dieser Marken an. Das bedeutet nicht, dass das Gerät schlechter oder besser ist – sondern nur, dass die Überlebenschancen in vielen Märkten noch geringer sind. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das OnePlus 10 Pro diese Woche angekündigt wird. Wenn das Handy wie letztes Jahr für 899 Euro erscheint, wird es Xiaomi noch schwerer haben.
NextPit gibt es bereits seit dem Jahr 2009. Damals noch als reiner Android-Blog unter dem Namen AndroidPIT gestartet, ist NextPit mittlerweile zu einer der größten Communities Europas rund um Smartphones und Digital Lifestyle herangewachsen.