Deuter Aircontact X 70+15
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Alle erzählen dir, dass ein Kind dein Leben verändert. Die Wahrheit ist: Das ist komplett untertrieben.
Der Alltag mit einem Baby ist anders als ohne. Klar! Und trotzdem nehmen sich viele werdende Eltern vor, ihr gewohntes Leben auch mit einem Kind möglichst so weiterzuleben wie bisher. Bei ihnen soll es nicht so laufen wie bei zahlreichen Freunden, die wegen eines kleinen Babybündels ihr Leben komplett umgekrempelt haben.
Wenn du jetzt lachst, hast du wahrscheinlich schon Nachwuchs und kennst die bittersüsse Realität. Denn mal ehrlich: Mit einem Kind ist erstmal nichts mehr, wie es mal war. Und das ist auch gut so. Meistens zumindest.
Aufs Klo, duschen, umziehen: Das alles kannst du vorerst nicht mehr alleine. Mit einem Kleinkind begrenzt sich deine Privatsphäre auf ein Minimum. Oder auf die Zeit, in der es schläft. Das Problem ist, dass du dann auch schlafen willst. Womit wir beim nächsten Punkt sind…
Über das Gefühl von Müdigkeit aus deinem Prä-Elternleben lächelst du nur noch. Die wahre Müdigkeit erlebst du erst mit einem Baby. Schlafmangel wird zum Dauerzustand, mit dem du dich aber arrangieren wirst. Irgendwann bist du sogar zu müde, um müde zu sein.
Selbst wenn du als strukturierter Mensch das Füttern und Windelwechseln perfekt getimt hast – in den ersten Wochen ist es unmöglich, Termine einzuhalten. Das Baby macht genau dann in die Hose oder kötzelt auf dein frisches Shirt, wenn ihr das Haus verlassen wollt. Das berühmte «akademische Viertel» wird zur «elterlichen Halbstunde», versprochen.
Deine Handtaschen kannst du getrost entsorgen. Du brauchst jetzt eine geräumige Alternative mit vielen Fächern. Das Gute daran: Du bist allzeit bereit für eine Weltreise, weil du von A wie Algifor bis Z wie Znüni sowieso immer alles dabei hast.
Auch deine High Heels kannst du allesamt entrümpeln. Du wirst höchstens noch einmal im Jahr an einem Hochzeitsapéro die Gelegenheit dazu haben, sie zu tragen. Und dann bist du ohnehin zu bequem dafür. Sandaletten tun’s schliesslich auch. Zwischen den spärlichen Feierlichkeiten: Sneakers, flache Stiefeletten, Birkenstöcke.
An gemeinsame Netflix-Abende mit deinem Partner oder deiner Partnerin hast du nur noch vage Erinnerungen. Denn jemand schläft nach den ersten zehn Serien-Minuten immer ein. Und das Baby ist es bestimmt nicht.
Apropos Serien. Du wirst bald zurück im Game sein – mit neuen Freunden. Sie heissen dann Peppa Pig, Paw Patrol und Feuerwehrmann Sam.
Hat das Kind heute schon gross? Wenn ja, wie viel? In welcher Konsistenz? Welche Farbe? Und wie war der Geruch? Mit einem Baby verändert sich dein Bezug zu Fäkalien. Sie sind jetzt ein Dauerthema zu Hause. Und du findest das auch noch stinknormal.
Gut möglich, dass deine Stimme permanent leicht heiser ist. Du musst ja auch jede Aussage mindestens fünf Mal kommunizieren. Auf fünf unterschiedliche Arten in fünf verschiedenen Tonlagen, versteht sich.
An den permanent hohen Lautstärkepegel solltest du dich ohnehin gewöhnen. Der bleibt die nächsten 16 Jahre so.
Alle präsentieren Ende Jahr stolz ihren Spotify-Jahresrückblick in den sozialen Medien. Ausser du. Deine von Kinderliedern dominierte Unwrapped-Liste ist nicht mehr für die Öffentlichkeit bestimmt. Dein Spotify-Account liegt jetzt ganz in den Händen der Kinder, du darfst ihn nur noch zahlen.
Schuhe anziehen, von A nach B laufen, Frühstücksbrot essen – ganz egal, was es ist: Kinder verrichten es im Schneckentempo. Du hast es eilig? Dein Problem. Dein Nachwuchs hat nämlich ein eigenes Zeitgefühl. Gar keins. Und du brauchst viel Gelassenheit, Geduld und eine gute Atemtechnik.
Wenig Zeit bleibt dir hingegen für die alltäglichen Aufgaben und Erledigungen. Das Zeitfenster beschränkt sich auf die zwei Stunden, nachdem deine Kinder endlich eingeschlafen sind und bevor du selbst ins Bett gehst. Die Konsequenz: Du wirst wahnsinnig flexibel und effizient. Wofür du vorher Stunden benötigt hast, erledigst du jetzt in 30 Minuten.
Am allerwenigsten Zeit hast du noch für dich selbst. Me-Time wird zum kostbaren Gut, mit dem du haushälterisch umgehst. Für unwichtige Dinge ist kein Platz mehr. Für unwichtige Menschen ebenso wenig. Die haben aber ohnehin keine Lust, mit dir über Kinderkacke zu sprechen.
«Was hast du da auf dem Kopf?» Wenn dein Partner oder deine Partnerin dich das am Abend fragt, hast du es entweder mit dem Trockenshampoo am Morgen etwas übertrieben. Oder du rennst immer noch mit den Haarspangen aus dem Kinder-Coiffeursalon herum. So oder so stellst du fest, dass du den ganzen Tag noch kein einziges Mal in den Spiegel geschaut hast.
Glückwunsch zum neuen Job. Du bist jetzt auch noch Hobbymanagerin oder Hobbymanager. Dein Jobprofil: Du stimmst die Termine aufeinander ab, bist um Equipment-Nachschub besorgt und chauffierst deine Kinder von A nach B.
Von einer aufgeräumten Wohnung träumst du nur noch. Kaum hast du die Legosteine vom Boden gehoben, haben die Playmobil-Figuren Ausgang. Es fühlt sich an, als würdest du permanent eine Party aufräumen, an der du selbst nicht mal teilgenommen hast.
Immerhin das Auto bleibt eine Bastion der Ordnung? You dreamer, du! Die Rückbank gleicht entweder einer Abstellkammer oder einer Vogelfutterstation. Eine komplette Vogelfamilie könnte einziehen und sich problemlos einen ganzen Winter lang von den Krümeln ernähren.
Trotz Krümeln und Abfall: Das Auto ist jetzt dein Lieblingsort. Es ist wunderbar, wenn die Kinder für einige Minuten angeschnallt und entmachtet auf der Rückbank sitzen. Noch viel besser sind Solo-Fahrten – deine neue Me-Time.
Ganz sicher keine Me-Time sind dafür Ferien. Ausschlafen, ein Buch lesen, in den Tag hinein leben – vergiss es. Die Kinder schlafen ja nicht plötzlich durch oder haben für einmal Lust auf Nichtstun. Genau wie zu Hause stehst du früh morgens und nachts auf und planst sämtliche Aktivitäten um den Schlaf- und Essrhythmus deines Kindes herum.
Ausschlafen tun die Kids übrigens auch nach deinem Ausgang nicht. Und falls du mal ausschlafen könntest, erwachst du ganz bestimmt spätestens um 7 aus einem anderen Grund. Deiner Blase zum Beispiel. Oder wegen des laufenden Dampfabzugs. Day-Partys sind dein Place-to-be.
Zurück zu den Ferien: Egal, ob ihr nur für drei Tage oder für drei Wochen verreist – du verbringst im Vorfeld mindestens einen halben Tag damit, euren halben Haushalt einzupacken. Dreieinhalb Stunden gehen für die Dinge der Kinder drauf, eine halbe Stunde für deine. Die Kofferaufteilung sieht dann so aus: Die Kinder haben den grossen, du ein lausiges Fach darin.
Deine eigenen Eltern waren einst die allerdümmsten mit den allerschlimmsten Regeln und den allerpeinlichsten Aussagen. Heute verstehst du absolut alles, was sie jemals gesagt und getan haben.
Falls du Riz Casimir, Spaghetti Bolognese und Ghackets mit Hörnli nicht magst: Mein Beileid. Das sind jetzt deine Signature Dishes.
Aber weisst du was: Riz Casimir wird auch dein Lieblingsessen. Weil du am Ende sowieso alles an deinen Kindern und mit ihnen liebst. Das mit der Liebe ist nämlich ein grossartiges Phänomen mit Nachwuchs: Sie wird nicht nur viel grösser, sie explodiert.
Yap, als Mutter oder Vater gerät dein Leben komplett aus den Fugen. Aber vorbei ist es nicht, im Gegenteil. Du bekommst ein neues – ein ausgefüllteres, sinnvolleres und lustigeres sogar. Manchmal auch ein anstrengenderes. Aber das ist gut so. Meistens zumindest.
Anna- und Elsa-Mami, Apéro-Expertin, Gruppenfitness-Enthusiastin, Möchtegern-Ballerina und Gossip-Liebhaberin. Oft Hochleistungs-Multitaskerin und Alleshaben-Wollerin, manchmal Schoggi-Chefin und Sofa-Heldin.