Hintergrund

Airpods-Nachbildungen von Shops aus Fernost: Können die Fakes mithalten?

Florian Bodoky
23.11.2023
Mitarbeit: David Lee

Die AirPods Max sind beliebt, aber teuer. Darum bestellen Kollege David und ich Nachbildungen der populären Kopfhörer bei einem Shop aus Fernost. Können die Imitate mit dem Original mithalten?

Apples AirPods Max sind sie beliebt – allein in der Schweiz gehen die Verkaufszahlen weit in den fünfstelligen Bereich hinein. Der Trend scheint bis heute anzuhalten. Obwohl sie fast drei Jahre alt sind, wegen ihres Gewichts und der Akkulaufzeit kritisiert werden – und immer noch stolz 499 Franken / 538 Euro kosten.
Derweil schiessen die Nachbildungen wie Pilze aus dem Boden. Ebenfalls ein Zeichen für Popularität. Vor allem bei Händlern aus Fernost, etwa Aliexpress, Wish oder Temu, finden sich Nachbildungen zuhauf. In allen Farben, in jeder Preislage.

Das Referenzgerät – die originalen AirPods Max – stehen ausser Konkurrenz.
Das Referenzgerät – die originalen AirPods Max – stehen ausser Konkurrenz.
Quelle: Davide Arizzoli

David und ich haben uns dennoch gefragt: Gibt es Nachbildungen, die eine ernsthafte Gefahr für die Apple-Kopfhörer sind? Die zwar schlechter, aber so viel günstiger sind, dass sie viele Leute bestellen?

Suchen, bestellen, warten und … noch länger warten

Ich begebe mich auf die Suche und werde fündig: Auf Aliexpress finde ich die Produkte «Kabelloses UFP9 BT-Headset» von «Fu Shun Kang digital» für 9.79 Franken, «Kopfhörer Wireless Noise Cancelling Musik» von «Shenzhen Chuangjie E-Commerce» für 29.95 Franken und «Wireless Bluetooth Headset für Apple Huawei» von
«Xianqimingxiawangluokejiyouxiangongsi» (sic!) für 46.95 Franken. Die Preise sind jeweils ohne Porto – dieses betrug rund drei Franken pro Kopfhörer.

In Shops von Händlern aus Fernost findest du zahllose Nachbildungen der AirPods Max.
In Shops von Händlern aus Fernost findest du zahllose Nachbildungen der AirPods Max.
Quelle: Florian Bodoky

Alle sehen auf den Bildern exakt wie die Airpods Max von Apple aus. Ich bestelle alle drei. Nach vier Tagen erhalte ich das preiswerteste Stück, nach neun Tagen die preisliche «Mittelklasse» – nach fast einem Monat trifft Nummer drei ein. Der kostete 17 Franken mehr als Nummer 2 und 36 Franken mehr als Kandidat 1.

Ich öffne die Verpackungen nicht, sondern gebe sie direkt weiter an unser Social-Media-Team. Sie bereiten die Kopfhörer für mich und David auf – damit wir einen unvoreingenommenen Blindtest und Vergleich mit dem Original durchführen können. Leider ist das so nicht möglich. Denn schon auf den ersten Blick und ohne Anfassen ist klar, welche Fakes und welche die Original-Kopfhörer sind. Also versuchen wir wenigstens zu erraten, welche von den drei Fakes welche ist.

Die wesentlichen Unterschiede zum Original

Wie du im Video siehst, sind die Fake-Kopfhörer in keiner Kategorie auch nur annähernd mit dem Original vergleichbar. Obwohl das bei dem Preisunterschied zu erwarten war, sind sie wirklich mies. Hier die wichtigsten Erkenntnisse von David und mir:

«Kabelloses UFP9 BT-Headset»

Die rund zehn Franken teuren Kopfhörer namens «UFP9» bestehen rundherum aus Kunststoff. Die Tasten an der Seite sind fast alle Dekoration – es passiert nichts, wenn du drauf drückst. Lediglich der Power/Pairing-Button funktioniert.

Selbst im Vergleich zu den anderen Fakes ist der UFP9 schlecht verarbeitet.
Selbst im Vergleich zu den anderen Fakes ist der UFP9 schlecht verarbeitet.
Quelle: Davide Arizzoli

Das Material der Ohraufsätze erinnert mich an die Plastik-Tischdecke, auf der ich als Kind Ostereier bemalte. Zudem ist der Bügel zu klein für meinen Kopf – der Hörer reicht nicht mal über meine Ohren. Insgesamt ist sogar die Verpackung besser verarbeitet als der Kopfhörer selbst.

Das Inlay ist aus dünnem Kunststoff – da kann kaum ein Ton durchkommen.
Das Inlay ist aus dünnem Kunststoff – da kann kaum ein Ton durchkommen.
Quelle: Davide Arizzoli

Sie klingen zudem wie eine Telefon-Hotline in den 80er-Jahren – wenn du das Telefon in einen Blecheimer legst und dann das Ohr dran hältst. Ich habe in meinem Leben noch nie einen so schlechten Kopfhörer benutzt. Ausserdem: Das Teil stinkt.

«Kopfhörer Wireless Noise Cancelling Musik» / «Wireless Bluetooth Headset für Apple Huawei»

Warum wir Kopfhörer zwei und drei zusammenfassen? Weil sie identisch sind. Obwohl der Kaufpreis des «Wireless Bluetooth Headset für Apple Huawei» 17 Franken höher ist, unterscheidet er sich alleine durch die Farbe vom «Kopfhörer Wireless Noise Cancelling Musik». Da hat der Händler eine gute Marge rausgeholt.

Qualitativ ist es um diese beiden Modelle etwas besser bestellt. Auch diese Kopfhörer sind federleicht und aus Kunststoff. Allerdings etwas stabiler als ihre preiswerteren Konkurrenten.

Für 55 Franken bekommst du definitiv was besseres.
Für 55 Franken bekommst du definitiv was besseres.
Quelle: Davide Arrizoli

Die Ohraufsätze sind tatsächlich aus Stoff, wenn auch aus dünnem. Die Tasten an den Seiten fühlen sich wackelig an und haben unterschiedlich tiefe Druckpunkte – aber sie funktionieren.

Die Verarbeitung von Modell zwei und drei ist merklich besser als beim ersten. Aber merklich besser ist noch immer Schrott.
Die Verarbeitung von Modell zwei und drei ist merklich besser als beim ersten. Aber merklich besser ist noch immer Schrott.
Quelle: Davide Arizzoli

Die Hörer passen über meinen Kopf – sitzen aber so schlecht, dass jedes gesprochene Wort durch die Spalte zwischen Hörer und Kopf an mein Ohr gelangt. Von Geräuschunterdrückung kann nicht die Rede sein – weder passiv noch aktiv.

Für 55 Franken bekommst du bessere Kopfhörer, auch wenn der Sound okay ist.
Für 55 Franken bekommst du bessere Kopfhörer, auch wenn der Sound okay ist.
Quelle: Davide Arrizoli

In Sachen Sound spielen sie in der Liga «Kassettenrekorder in der Garage». Null Bass und verzerrte Höhen. Tatsächlich funktioniert das vermutlich für Hörbücher oder Podcasts. Es klingt weniger schlecht als erwartet. Das war’s aber auch schon.

Der Sound bei Modell «Grün» und «Anthrazit» reicht allenfalls für Podcasts. Aber dennoch würden wir niemandem raten, diese Teile zu kaufen.
Der Sound bei Modell «Grün» und «Anthrazit» reicht allenfalls für Podcasts. Aber dennoch würden wir niemandem raten, diese Teile zu kaufen.
Quelle: Davide Arizzoli

Der günstigere der beiden ist somit unser Testsieger unter den Fakes. Mit den AirPods Max sind sie trotzdem nicht vergleichbar. Zum Kauf empfehlen wir sie nicht. Erstens, weil sie mies sind und zweitens, weil es sich um Produkt-Piraterie handelt.

Fazit: Verzichte lieber auf gefälschte AirPods Max

Die AirPods Max sind, wie viele Apple-Produkte, für einige Leute ein Statussymbol. Ob der Preis von 499 Franken gerechtfertigt ist, lässt sich – trotz starker Leistung – diskutieren. Was David und ich allerdings sicher sagen können: Die Nachbildungen sind Schrott.

Für die grüne Version des gleichen Kopfhörers werden rund 20 Franken weniger fällig.
Für die grüne Version des gleichen Kopfhörers werden rund 20 Franken weniger fällig.
Quelle: Davide Arizzoli

Selbst der 30 Franken teure «Kopfhörer Wireless Noise Cancelling Musik» von «Shenzhen Chuangjie E-Commerce» – der in unserem «Blindtest» noch am besten wegkommt – überzeugt in keiner Kategorie.

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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.


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