Produkttest

Ein Stepper für draussen: So kannst du auf drei Rädern deine Fitness verbessern

Siri Schubert
12.6.2023

Wie ein dänischer Erfinder durch eine Kombination aus Stepper und Fahrrad ein neues Fitness- und Transportgerät schuf und mich motivierte, wie ein Känguru zu hüpfen.

Wie bekommt man einen Outdoor-Fan wie mich auf einen Stepper? Ganz einfach, indem man das Fitnessgerät mit Rollen ausstattet und in ein Sport- und Transportmittel für draussen verwandelt.

Tatsächlich erinnert der Me-Mover an einen stationären Stepper, wie du ihn vielleicht aus dem Fitnessstudio kennst. Mit drei Rädern und einem cleveren Getriebe ausgestattet fährt er auf Asphalt und auf Wald- und Feldwegen, wenn sie nicht zu steinig oder holprig sind.

Der Me-Mover ist die Erfindung von Jonas Eliasson aus Dänemark, der ein Sportgerät und Transportmittel entwickeln wollte, das er überallhin mitnehmen kann. Viele Prototypen später waren die ersten Me-Mover bereit für Fitnessfans und Menschen, die schnell von Bus- oder Bahnhaltestelle zur Arbeit kommen wollten. Ohne Akkus, Apps oder anderen Schnickschnack.

So macht Kurvenfahren Spass.
So macht Kurvenfahren Spass.
Quelle: Stefan Munsch

Carven, Einbeinfahren und Känguru-Sprünge

Mich faszinierte an dem Gerät die aufrechte Haltung und die Möglichkeit, beide Beine unabhängig voneinander, jedes Bein einzeln oder auch gemeinsam wie bei Känguru-Sprüngen zu bewegen. Dadurch kann ich beim Training variieren und es wird nicht langweilig. Ausserdem wirkten die Me-Mover-Videos auf mich schon auf den ersten Blick so, als würde das Fahren richtig Spass machen. Vor allem die Slalom-Bewegung fand ich cool. Inzwischen habe ich sie selbst ausprobiert und ja, mir gefällt’s.

Vor rund zwei Jahren bestellte ich also einen Me-Mover in Dänemark, auf dem ich seither viele Hundert Kilometer zurückgelegt habe (gemäss meiner Garmin Watch sind es 1878,2 Kilometer, allein rund 90 Kilometer davon in der vergangenen Woche). Diese Zahl lässt ahnen: Es macht Spass.

Im Vergleich zum Velofahren ist die Haltung für mich angenehmer für Rücken und Nacken. Auch die Rumpfmuskeln sind die ganze Zeit gefordert – das Balancieren macht Spass und sorgt für eine starke Körpermitte. Meine Favoriten sind tatsächlich das Carven und die Känguru-Sprünge: Das Carven, weil ich damit chillig kleine Hügel herunterfahren kann und die Känguru-Sprünge, weil sie schön verspielt und dabei extrem anstrengend sind.

Balance und neue Bewegungsmuster

Der Zusammenbau des Me-Movers war einfach. Nicht ganz so einfach waren die ersten Minuten. Die Bewegung ist ganz anders als das, was ich vom Biken oder vom Stepper gewöhnt bin, denn die beiden Streben des Rahmens sind flexibel und in gewissem Masse gegeneinander verschiebbar. Das ermöglicht das Carven, von dem ich hoffe, dass es mich auf die Skisaison vorbereitet, erfordert aber auch einiges an Balance. Zudem wird der Vortrieb durch ein Nach-oben-Ziehen der Beine initiiert. Das fühlt sich zuerst seltsam an, doch nach wenigen Minuten ist die Bewegung flüssig.

Auf dem Stepper das Panorama geniessen.
Auf dem Stepper das Panorama geniessen.
Quelle: Stefan Munsch

Ich nutze den Me-Mover als Trainingsgerät, aber auch zur aktiven Erholung nach Bergläufen. Da die Bewegung weich und gelenkschonend ist, fühlen sich meine Beine nach einer lockeren Einheit schnell wieder fit an. Zuweilen steige ich auf den Me-Mover, um kleinere Einkäufe zu erledigen. Da er sich mit wenigen Handgriffen zusammenklappen und wie ein Trolley ziehen lässt, wäre er auch zum Pendeln geeignet, ich habe ihn allerdings dafür noch nicht genutzt. Dennoch schätze ich die Klappfunktion, denn so passt er ins Auto, wenn ich neue Panoramawege erkunden möchte.

Dank der Klappfunktion ...
Dank der Klappfunktion ...
Quelle: Siri Schubert
... lässt sich der Me-Mover gut transportieren.
... lässt sich der Me-Mover gut transportieren.

Durchdachtes Getriebe und Scheibenbremsen

Kernstück des Me-Movers und das, was den Tüftler Jonas Eliasson viele Versuche gekostet hat: das ausgeklügelte Getriebe. Wenn du den Fuss weiter nach unten drückst, bist du in einem grösseren Gang und kannst auf gerader Strecke oder bergab schnell fahren. Wenn es bergauf geht, kannst du durch schnelle, kleine Trittbewegungen im oberen Bereich des Bewegungsradius einen kleineren Gang simulieren, sodass du den Hügel hoch kommst.

Klar ist: Der Me-Mover ist kein Mountainbike. Seine Stärken liegen im relativ flachen Gelände. Hügel sind anstrengend und zumindest ich komme recht schnell an meine Grenzen, auch wenn es Cracks gibt, die mehr als 15 Prozent Steigung bewältigen. Auf längeren Stecken komme ich auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 km/h bis 18 km/h im aeroben Bereich bei einer Herzfrequenz von 130 bis 150 Schlägen pro Minute. Die Maximalgeschwindigkeit des Me-Movers liegt bei rund 35 km/h, die ich bei moderatem Gefälle auch hin und wieder erreiche.

Standardreifen erleichtern das Wechseln.
Standardreifen erleichtern das Wechseln.
Quelle: Stefan Munsch

Der Me-Mover ist robust gebaut, aber je nach Modell mit rund 23 Kilogramm kein Leichtgewicht. Inzwischen gibt es zwei Versionen, den Speed Pro und den Fit, beide mit Aluminiumrahmen. Der Speed Pro hat 16”-Räder und der Fit 12,5”-Räder. Der Speed Pro fährt sich auf Feldwegen ein bisschen weicher und kommt mit Steigungen meiner Meinung nach ein wenig besser zurecht. Ein Plus: Beide Modelle funktionieren mit Hochdruck- (4 bar/50 psi) Standardreifen wie dem Schwalbe Marathon plus 12.5 x 2-5″. Bisher hatte ich zwar nur einen Platten, war aber froh, dass ich den Fahrradschlauch problemlos austauschen konnte.

Scheibenbremsen ...
Scheibenbremsen ...
Quelle: Stefan Munsch
... und Parkbremse sind nützliche Features.
... und Parkbremse sind nützliche Features.

Die Räder verfügen über Scheibenbremsen hinten und vorne. Beide Modelle sind für Menschen bis zu 100 Kilogramm Körpergewicht und bis zu rund zwei Metern Grösse geeignet. Da der Me-Mover mit Druck auf die Pedale funktioniert, ist er für Kinder unter 30 Kilogramm Gewicht nicht das Richtige.

Der fahrbare Stepper funktioniert rein mit Muskelantrieb, Motoren gibt es nicht. Mir gefallen die durchdachten Details wie die Parkbremse, dank der das Gerät nicht wegrollt, wenn ich kurz absteige. Weiteres Zubehör wie einen Gepäckträger gibt es beim Hersteller zu kaufen. Lichter, Klingel und Helm erhöhen die Sicherheit.

Da der Me-Mover auch als Fitnessgerät konzipiert wurde, wollte Erfinder Jonas Eliasson wissen, ob er tatsächlich als Sportgerät geeignet ist. Deshalb liess er die Muskelaktivierung mit einer modernen Methode, der akustischen Myography von Curo Diagnostics messen. Demnach werden sechs der acht grossen Muskelgruppen beim Kurvenfahren aktiviert – mehr als beim Joggen, unter anderem auch die Rumpf- und Rückenmuskeln.

Echte Fans sind im Wettkampffieber

Seit der Markteinführung 2014 hat sich der Me-Mover in bestimmten Ländern zu einem richtigen Phänomen entwickelt. Beispiel Niederlande: Dort gibt es eine ganze Reihe von Trainingsgruppen, die sich regelmässig zum Workout auf dem Me-Mover treffen. Selbst Wettkämpfe gibt es schon: Bei der niederländischen Meisterschaft strampelten sich im September 2022 rund 100 Teilnehmer – je nach Vorliebe und Fitness – auf 36 Kilometern oder 24 Kilometern ab. In diesem Jahr werden neben den niederländischen Fahrern auch Me-Mover-Fans aus Dänemark, England, den USA und – wenn es sich einrichten lässt – aus der Schweiz erwartet.

Inzwischen nutzen den Me-Mover auch Leute, die nach einer Verletzung wieder mit dem Training beginnen wollen, da die Bewegung ohne Aufschläge auf den Asphalt gelenkschonender ist als zu joggen.

Für mich ist der Me-Mover ein Sportgerät, das ich gerne zusätzlich zum Velo und zum Joggen nutze. Da ich meine Begeisterung gerne teile, hat mir der Hersteller leihweise vier Me-Mover zur Verfügung gestellt, auf denen ich Testfahrten und Trainings anbiete. Leider gibt es den Me-Mover noch nicht bei Galaxus, doch du erfährst hier, wenn er im Sortiment ist.

Titelfoto: Stefan Munsch

/ Video: Siri Schubert

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Forschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.

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