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Apple öffnet NFC-Zugang – aber nicht in der Schweiz

In Europa erhalten alternative digitale Wallets Zugriff auf den NFC-Chip des iPhones – inklusive Double Tap und Face ID. Die Schweiz schaut jedoch in die Röhre.

Der NFC-Chip des iPhones ist bald nicht mehr der Apple Wallet vorbehalten. Im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) führt Apple eine kostenlose Schnittstelle für Drittanbieter ein. Dies gab die EU am Donnerstag in einer Pressemitteilung bekannt. NFC (Near Field Communication) ermöglicht unter anderem das einfache kontaktlose Bezahlen per Smartphone.

Apple hat sich zu drei Dingen verpflichtet:

  1. Apple gewährt Drittanbietern Zugang zum NFC-Chip. Dazu wird eine Schnittstelle namens «Host Card Emulation Mode» eingeführt. Der Zugriff auf die «Secure Enclave», Apples isolierter Sicherheitschip, bleibt weiterhin der Apple Wallet vorbehalten.
  2. Die anderen Wallets erhalten auch Zugriff auf Double Tap und Face ID. So können User in Zukunft direkt über die Sperrtaste des iPhones mit einer alternativen digitalen Brieftasche bezahlen.
  3. Die Kundschaft kann die «Default Wallet» frei wählen – also die digitale Brieftasche, die standardmässig per Double Tap aufgerufen wird.

Die Zusicherungen gelten für zehn Jahre. Ein von Apple benannter Treuhänder soll die Umsetzung überwachen und der EU-Kommission Bericht erstatten.

Schweiz nicht dabei – kein NFC für «Bundes-Wallet»

Die Schweiz ist nicht in der EU – und im Gegensatz zu Liechtenstein, Norwegen und Island auch kein Mitglied des EWR. Deshalb ist die neue Schnittstelle für hierzulande registrierte Geräte nicht verfügbar, wie Apple der Redaktion von Digitec Galaxus auf Anfrage bestätigt.

Das ist ein Rückschlag für die geplante «Bundes-Wallet», wo unter anderem die E-ID integriert werden soll. Auch Twint-Fans schauen in die Röhre – bezahlen per Double Tap geht weiterhin nicht. Genau wie das Öffnen von Autos oder Türschlössern per NFC-Chip in eigenen Apps.

Willst du per Twint bezahlen, musst du auch in Zukunft zuerst die App öffnen.
Willst du per Twint bezahlen, musst du auch in Zukunft zuerst die App öffnen.
Quelle: Martin Jungfer

EU-Kommission gibt sich zufrieden

Apple hat bis zum 25. Juli Zeit. Setzen die Kalifornier die drei Punkte bis dahin um, stellt die EU ihre Untersuchung ein. Diese hatte die Kommission 2022 nach der Einführung des Digital Markets Act (DMA) eröffnet. Sie kam zum vorläufigen Schluss, dass Apple sich einen unfairen Vorteil verschafft, indem es die NFC-Technologie nur für Apple Pay freigibt.

In der Folge arbeitete Apple die oben genannten Lösungsvorschläge aus. Nach einigen Anpassungen zeigt sich die EU damit nun zufrieden: «Die Zusagen bringen wichtige Änderungen für die Arbeitsweise von Apple in Europa mit sich, die sowohl den Wettbewerbern als auch den Kunden zugutekommen.»

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Damit beugt sich Apple zumindest in diesem Fall der Regulierung des DMA. Der iPhone-Hersteller scheint die Zusammenarbeit mit der EU dem Risiko einer Geldstrafe vorzuziehen. Die Busse für DMA-Verstösse beträgt maximal zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Das entspricht bei Apple über 38 Milliarden US-Dollar.

Andere EU-Untersuchungen gegen den iPhone-Hersteller laufen noch – etwa wegen mutmasslicher Verstösse gegen die Steering-Regeln. Und es scheint, als ob Apple nur exakt in den Ländern Zugeständnisse macht, wo das Unternehmen dazu gezwungen wird. Dabei läuft auch in den USA eine Klage, die unter anderem eine offene NFC-Schnittstelle fordert.

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Mein Fingerabdruck verändert sich regelmässig so stark, dass mein MacBook ihn nicht mehr erkennt. Der Grund: Wenn ich nicht gerade vor einem Bildschirm oder hinter einer Kamera hänge, dann an meinen Fingerspitzen in einer Felswand.

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