Produkttest

Arwin Sandstrahlkabine im Test

Kevin Hofer
28.4.2023

Die Arwin Sandstrahlkabine eignet sich gut für die private Werkstatt. Das Teil ist alles andere als perfekt verarbeitet, aber Strahlen macht damit Spass.

Kürzlich habe ich meine ersten Erfahrungen im Sandstrahlen gemacht – mit selbstgebauter Sandstrahlkabine. Leider hab ich das Ganze nicht in guter Erinnerung behalten. Deshalb versuche ich es nochmal mit einer Kabine von Arwin.

Zur Erinnerung: Sandstrahlen ist eine Oberflächenbehandlung, bei der ein Strahlmittel per Luftdruck auf ein Werkstück gegeben wird. Dadurch lassen sich etwa Rost und Farbe entfernen.

Badge Engineering

Bei der Arwin Sandstrahlkabine handelt es sich um einen klassischen Fall von Badge Engineering. Das gleiche Produkt gibt es von mehreren Herstellern. «Engineered» wird also nicht das Produkt, sondern der Name – oder auf Neudeutsch die «Brand». Dieselbe Kabine gibt es bei uns im Shop von Unicraft und Arebos zu kaufen. Wieso die beiden Produkte unterschiedliche Sternebewertungen haben – 2,5 und 4,3 – erschliesst sich mir nicht. Schliesslich sind es im Endeffekt identische Produkte. Vielleicht rührt die bessere Bewertung der Unicraft Kabine von ihrem Namen «SSK 1» her. Das klingt einfach sexyer als nur «Sandstrahlkabine».

Meine Arwin packe ich im Garten aus und baue sie auch gleich dort auf.

Dass es sich bei der Arwin Sandstrahlkabine um Badge Engineering handelt, ist aufgrund der miesen Photoshop-Arbeit klar ersichtlich.
Dass es sich bei der Arwin Sandstrahlkabine um Badge Engineering handelt, ist aufgrund der miesen Photoshop-Arbeit klar ersichtlich.
Quelle: Kevin Hofer

Lieferumfang und Inbetriebnahme

Im Lieferumfang befindet sich nicht nur die Kabine. Es liegt auch eine Sandstrahlpistole mit Schläuchen und vier Keramik-Aufsätzen in unterschiedlichen Grössen sowie Dichtband, ein Staubfilter und ein Netzteil für die Lampe bei. Die Kabine selbst hat oben ein Sichtfenster, das ich aufklappen kann. Darüber gebe und entnehme ich meine Werkstücke. Das Sichtfenster dichtet sehr gut ab. Das erfahre ich am eigenen Leib, als ich das Teil zum ersten Mal öffne. Der Gestank erinnert mich an eine Partymeile um vier Uhr morgens am Sonntag. Den Geruch verströmen die integrierten Latex-Handschuhe. Die schützen meine Hände vor dem Strahlmittel. Glücklicherweise verflüchtigt sich das Duft-Gemisch nach einigen Minuten. Zum Schutz des Sichtfensters aus Acrylglas vor dem Strahlmittel ist eine Folie angebracht. Fünf Ersatzfolien liegen ebenfalls bei.

Der Filter schützt mich leider nicht von dem hässlichen Duft, der mir beim ersten Mal entgegenströmt. Dafür bleibt der Staub im Inneren der Kabine. Die Lampe für mehr Sicht ist hinten angebracht.
Der Filter schützt mich leider nicht von dem hässlichen Duft, der mir beim ersten Mal entgegenströmt. Dafür bleibt der Staub im Inneren der Kabine. Die Lampe für mehr Sicht ist hinten angebracht.
Quelle: Kevin Hofer

Insgesamt wirkt die Kabine okay verarbeitet. Sie steht einigermassen stabil auf meinem Gartentisch. Einige Schrauben sehen aus, als ob sie schon bessere Tage erlebt hätten – und das bei einem neuen Produkt. Für den Preis geht das in Ordnung und schliesslich ist es ein Arbeitsgerät – es wird sich sowieso abnutzen.

Die Schläuche befestige ich durch die Löcher im Gehäuse.
Die Schläuche befestige ich durch die Löcher im Gehäuse.
Quelle: Kevin Hofer

Rechts, hinten und unten hat die Kabine Löcher. Auf der rechten Seite sind es sogar zwei. Oben befindet sich ein Filter. An diesem Loch könnte ich einen Staubsauger anschliessen, um herumfliegende Partikel aus der Kabine zu befördern. Unten rechts schliesse ich den Schlauch für die Druckluft an. An den unteren den Schlauch für das Sandstrahlmittel. Die Kabine hat eine Mulde. So sollte sich das Mittel, nachdem ich es aus der Pistole gestrahlt habe, unten ansammeln, damit ich es erneut strahlen kann. So zirkuliert es immer in der Kabine und ich muss nicht nachfüllen, wie ich es bei einer Sandstrahlpistole mit Becher müsste.

Über das Loch hinten sollte ich das Strahlmittel befüllen können. Das klappt bei mir jedoch nicht. Das liegt daran, dass ich den Kanister meines Mittels nicht genug kippen kann und so das Sandstrahlmittel nicht in die Kabine, sondern daneben fliesst. Ich befülle sie daher durch das Sichtfenster. Der Stöpsel zum Verschliessen des Einfülllochs bleibt bei mir deshalb darauf.

Ich bräuchte einen Trichter, wenn ich das Strahlmittel durch das Loch hinten füllen möchte.
Ich bräuchte einen Trichter, wenn ich das Strahlmittel durch das Loch hinten füllen möchte.
Quelle: Kevin Hofer

Damit mein Werkstück nicht im Sandstrahlmittel liegt, befindet sich ein Gitter in der Kabine.

So macht das Spass

Nachdem ich die Kabine mit meinem Kompressor verbunden habe, kann ich loslegen. Mein Werkstück, ein etwa 34 × 15 × 2 Zentimeter grosses Oberteil einer Tastatur, passt gut in die 90 Liter der Kabine. Einzig wenn ich es drehen und wenden muss, ist der Platz etwas knapp. Für noch grössere Werkstücke eignet sich die Kabine daher kaum.

Ich verwende Sandstrahmittel mit einer Korngrösse von 0,2 bis 0,5 Millimeter. Die Kabine eignet sich gemäss Angabe für 0,2 bis 0,8 Millimeter. Als Aufsatz für die Pistole nehme ich den zweitkleinsten. Ich habe viele kleine Ecken und Kanten bei meiner Tastatur. Da muss ich präzise vorgehen.

Ich betreibe die Kabine mit einem Kompressor mit einer Abgabeleistung von 200 Litern pro Minute (l/min). Gemäss Aufdruck auf der Schachtel, liegt der maximale Luftverbrauch der Kabine bei 450 l/min. Mit einem stärkeren Kompressor könnte ich sehr wahrscheinlich effizienter Sandstrahlen – einer mit über 400 m/min wird immer empfohlen. Dennoch habe ich den Eindruck, dass ich gut vorankomme.

Mein Werkstück habe ich bereits einmal sandgestrahlt. Jedoch habe ich beim Sprühen versagt, weshalb ich die Farbe wieder wegstrahlen muss. Auf der Rückseite der Tastatur befindet sich noch die originale Eloxalschicht, auf der Vorderseite die aufgesprühte Farbschicht. Das Eloxal strahle ich in der Kabine weg wie Kreide von einer Tafel. So macht Sandstrahlen spass. Schwieriger sind die (viel zu dicken) Schichten Cerakote, die ich aufgetragen habe. Die keramische Beschichtung ist deutlich resistenter als das Eloxal.

Die Cerakote-Beschichtung ist relativ hartnäckig.
Die Cerakote-Beschichtung ist relativ hartnäckig.
Quelle: Kevin Hofer

Zu Beginn fülle ich die Kabine «nur» mit 8 Kilogramm Sandstrahlmittel. Da das Gefälle der Mulde so wenig stark ist, rutscht das Mittel nicht ganz nach unten, nachdem ich es gesprüht habe. Dadurch kann es mein Kompressor nicht ansaugen und ich strahle zu wenig Mittel. Als Lösung schiebe ich es immer wieder in die Mitte. Das wird mir irgendwann zu blöd und ich fülle einen zweiten Kanister mit 8 Kilogramm ein. Damit kann ich Dauerstrahlen.

Nach 30 Minuten bin ich fertig und zufrieden mit meinem Werkstück. Das ging deutlich schneller als beim ersten Mal mit der selbstgebauten Kabine – trotz der stärkeren Cerakote-Beschichtung. So muss das sein.

Noch ein Wort zur integrierten Lampe: Sie hilft etwas, aber dennoch solltest du an einem gut beleuchteten Ort arbeiten.

Beinahe alles Farbe ist weg nach 30 Minuten Strahlen.
Beinahe alles Farbe ist weg nach 30 Minuten Strahlen.
Quelle: Kevin Hofer

Fazit: Gut für den Privatgebrauch

Die Sandstrahlkabine von Arwin – und alle ihre Badge-Engineering-Geschwister – eignet sich optimal für die kleine, private Werkstatt oder auch kleine Mechanik-Betriebe. Du darfst aber kein High-End-Gerät erwarten – die Verarbeitung ist okay, aber nicht perfekt.

Für rund 250 Franken tut das Gerät, was es soll. Ich kann damit kleinere Teile sandstrahlen und das auch mit einem vermeintlich zu schwachen Kompressor. Bereits ab 30 Zentimeter in eine Richtung beim Werkstück wird es vom Platz her jedoch etwas knapp. Hast du grössere Teile, würde ich dir von dieser Kabine abraten. Willst du aber gelegentlich sandstrahlen und hast in deiner Werkstatt Platz für die Kabine, kann ich sie dir ans Herz legen.

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