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Streik in Hollywood: Autorinnen und Autoren legen per sofort die Arbeit nieder
von Luca Fontana
Im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen für Hollywoods Schreibende muss die Writers Guild of America eine Niederlage einstecken. Ein Ende des Streiks ist dennoch nicht in Sicht.
Hollywood liegt seit etwas mehr als einem Monat lahm. Dies, nachdem die Writers Guild of America (WGA), die Hollywoods Drehbuch-Autorinnen und -Autoren vertritt, in den Streik getreten ist. Grund dafür sind gescheiterte Verhandlungen um bessere Arbeitsbedingungen, faire Löhne und Schutz vor KI-Schreibprogrammen. Eine Einigung mit der Gegenseite – der Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP) – wurde bislang nicht erzielt. Diese besteht aus Hollywoods grössten Studios, darunter Disney, Netflix und Warner Bros.
Der Druck steigt – besonders auf die Schreibenden. Während bereits zahlreiche Kino- und Serienstarts zum Unmut der Fans auf unbestimmte Zeit verschoben wurden – darunter neue Staffeln für «Stranger Things» und «The Last of Us» –, hat die Writers Guild jetzt auch noch eine wichtige Verbündete verloren: die Directors Guild of America (DGA).
Vergangenes Wochenende fanden intensive Verhandlungen zwischen den Regisseurinnen und Regisseuren – vertreten von der DGA – und den Studios statt. Am Ende konnten sich die Parteien auf die Erneuerung des per 30. Juni auslaufenden Gesamtarbeitsvertrags einigen. Natürlich zu verbesserten Konditionen. Womöglich gar auf Kosten der Autorinnen und Autoren – was wohl Teil der Verhandlungsstrategie der AMPTP ist, wie ein Tweet von Autorin Amy Berg («Jack Ryan», «Warrior Nun») zeigt:
«Ich bin froh, dass die Directors Guild in der Lage war, die Macht unseres Streiks zu nutzen. Aber wir haben eine Reihe der akzeptierten Konditionen damals selber vorgeschlagen, bevor die AMPTP die Verhandlungen abbrach, um besagte Konditionen nun der DGA zu offerieren.»
Bislang stellte die Geschlossenheit der drei grossen Gilden Hollywoods eine starke Allianz im Kampf um bessere Arbeitskonditionen dar. Die Allianz bestand aus der Writers Guild, der Directors Guild und der Screen Actors Guild (SAG). Zwar agieren die Gilden unabhängig voneinander, aber traditionell doch als geschlossene Front, um mehr Verhandlungsmacht gegen Hollywoods mächtige Studios zu haben. Auf diese Geschlossenheit hat es die AMPTP nun abgesehen, sagt auch Steven DeKnight, Autor von Serien wie «Smallville» und «Daredevil», mit seinem Tweet:
«Null Überraschung. Die AMPTP spielt nach ihren alten, müden Regeln. Und die DGA spielt leider mit, weil sie weiss, dass sie von unserer Entschlossenheit [...] profitieren kann. Das ist enttäuschend, aber nicht überraschend.»
Die Führung der Writers Guild gratulierte der Directors Guild zwar in einem offiziellen Statement, allerdings ohne die Einzelheiten des Vertrags zu kommentieren. Sie hält im Statement aber an den bereits gestellten Bedingungen fest. Weiter betont sie, dass die AMPTP nicht direkt mit Mitgliedern der WGA verhandeln darf, um von innen heraus für Streit zu sorgen – offenbar die Strategie AMPTPs antizipierend.
Die Writers Guild befindet sich also noch im Streik und verliert die Directors Guild als Verbündete. Bleibt noch die Screen Actors Guild, die Schauspielerinnen und Schauspieler vertritt. In ihrem offiziellen Statement verhält sie sich auffällig bedeckt. Zunächst gratuliert sie zwar der DGA, dann bekräftigt sie aber ihre Solidarität zu ihren streikenden Kolleginnen und Kollegen, nur um schliesslich festzustellen, dass sie trotzdem unabhängig sei und aus den Verhandlungen ihrer Schwester-Gewerkschaften lernen wolle, um den bestmöglichen Arbeitsvertrag für ihre eigenen Mitglieder zu bekommen.
Wie es weitergeht, lässt sich nur schwer vorhersagen. Ab Mittwoch wird die SGA mit der AMPTP verhandeln – ebenfalls mit einem Streik drohend. Wahrscheinlich ist, dass sie den neuen Arbeitsvertrag der Directors Guild als Basis ihrer eigenen Verhandlungen nimmt. Sollte die AMPTP erneut Zugeständnisse machen, könnte die Writers Guild schon bald alleine dastehen.
Titelfoto: Richard B. Levine / AP KeystoneAbenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»