Blitz, Zoom und Selfies: Update macht die Kamera des Fairphone 4 besser
Neues App-Design, schneller fotografieren und vor allem eine bessere Bildqualität verspricht das große Kamera-Update für das Fairphone 4. Im Vergleich mit der alten Software zeigt sich, was sich wirklich verändert hat.
Fairphone sorgt dafür, dass seine Smartphones lange nutzbar sind. Für das Fairphone 4 von 2021 ist nun ein Update erschienen, das nicht nur den Sicherheitspatch vom Januar 2024 enthält. Die Kamera soll schneller arbeiten und die Bildqualität sich verbessern. Denn sonderlich positiv schnitt die Kamera beim Test vor etwas über zwei Jahren nicht ab. Verzögerungen beim Auslösen, Probleme beim Autofokus und zu kühle Farben führen die Mängelliste an.
Ich konnte das mit je einem Smartphone mit der alten und der neuen Software im direkten Vergleich ausprobieren.
Schneller fotografieren
Die Angaben von Fairphone zur erhöhten Schnelligkeit kann ich nicht messen, sondern nur einschätzen. Und das ist in den zeitlichen Bereichen, in denen sich Autofokus und Serienaufnahmen bewegen, nur schwer möglich. Die Zeit bis zur ersten Aufnahme soll sich um 230 Prozent verbessert haben. Von 1215 Millisekunden auf 360 Millisekunden. Um das in der Praxis nachzuvollziehen, fehlt mir eine genaue Angabe, wofür der Zeitraum gilt. Starte ich die App und drücke auf den Auslöser, nehme ich keinen Unterschied wahr.
Zudem gibt Fairphone an, dass mehrere Aufnahmen hintereinander nun 50 Prozent schneller seien. Damit ist nicht die Serienbildfunktion gemeint. Durch eine kürzere Auslöseverzögerung sollen jetzt in zehn Sekunden 18 statt bisher 12 Bilder möglich sein. Bei meinen Versuchen habe ich allerdings schon mit der alten Software bis zu 14 Bilder in zehn Sekunden geschafft und mit der neuen teilweise nur 6 Aufnahmen. Für eine seriöse Aussage spielen hier zu viele äußere Einflüsse mit ein.
Besserer Zoom, weniger Bildrauschen
Fairphone verspricht, dass das Fairphone 4 nach dem Update die Rauschunterdrückung, der Blitzmodus, die Szenenerkennung und der Zoom verbessert habe.
Wenig Veränderungen bei Farbe und Detailgenauigkeit
Die Veränderungen nach dem Update springen dich nicht auf jedem Foto an. Bei der bunten Streetartgallery fallen mir keine Unterschiede auf. Farbwiedergabe und Detailgenauigkeit erscheinen mit bloßem Auge identisch.
Hamburg bietet derzeit keinen Sonnenschein, in dem sich starke Kontraste bewerten lassen oder die Farben schön erstrahlen. Aber selbst bei grauem, wolkenverhangenem Himmel meine ich auf dem einen oder anderen Bild etwas frischere Farben nach dem Update zu erkennen. Sie wirken insgesamt etwas heller und freundlicher.
Der digitale Zoom profitiert deutlich
Der achtfache digitale Zoom hält zwar immer noch nicht mit Topgeräten mit optischem Zoom mit, die massiven Verbesserungen bei Detailgenauigkeit und Farbwiedergabe sind aber unübersehbar.
Weitwinkelkamera nicht nur mit Verbesserungen
Bei der Weitwinkelkamera sind die Veränderungen nicht nur positiv. Die Farbwiedergabe weist wie bei der Hauptkamera nur leichte Veränderungen auf. Dafür meine ich in der Bildmitte – bei den Backsteinen – mehr Details zu erkennen. Andererseits ist das Gras im Vordergrund deutlich unschärfer und hat an Details verloren.
Bei Dunkelheit lieber Automatik als Nachtmodus
Bei Dunkelheit sind die Verbesserungen weniger deutlich, als ich erwartet habe, aber sie sind vorhanden. Nach dem Update sind die Aufnahmen etwas heller und vor allem die farbigen Beleuchtungen kommen viel besser zur Geltung. Dafür ist der Name der U-Bahn-Haltestelle in der alten Automatik besser lesbar. In der neuen aber das Zifferblatt der Uhr. Hier scheint es kleinste Unterschiede bei den automatischen Einstellungen zu geben.
Die erhöhte Helligkeit des Nachtmodus nach dem Update sorgt in ganz dunklen Bereichen wie dem Himmel für etwas mehr Rauschen. Zudem war mir die Aufhellung bei anderen Bildern zu stark. Auf diesem Beispiel ist sie aber in Ordnung.
Detail am Rande: Die Vorschau in der Kamera-App ist bei Dunkelheit viel schärfer geworden und entspricht eher der Aufnahme. Vor dem Update sah die Vorschau viel schlechter aus als das Foto.
Massive Änderungen bei Nutzung des Blitzlichts
Benutze ich das Blitzlicht bei Dunkelheit, sehe ich massive Unterschiede zwischen der alten und der neuen Software des Fairphone 4. Während die alte Kamera-App ein sehr kühles und komplett vom hellen Blitzlicht erfülltes Bild liefert, nutzt die neue Software das Blitzlicht zur Aufhellung der Szenerie. Sie fällt deswegen farblich nicht so kühl aus. Der Eindruck der Nacht wird besser transportiert. Allerdings bin ich der Meinung, dass die Aufnahme nach dem Update pixeliger ist.
Mit reflektierenden Elementen gehen die alte und neue Version der Kamera-App ganz anders um. Das «alte» Fairphone 4 kann nur die zurück leuchtenden Flächen abbilden. Die anderen Bereichen bleiben in der Dunkelheit. Das «neue» Fairphone 4 erhellt mithilfe des Blitzlichts auch die restliche Umgebung und bildet sie gut erkennbar ab.
Anfangs schrieb ich, keine Geschwindigkeitsunterschiede zu spüren. Eine Ausnahme gibt es und das sind die Aufnahmen mit Blitzlicht. Mit der alten Software muss ich mehrere Sekunden warten, bis das Bild erstellt ist. Es kann sogar einen Vorblitz geben. Nach dem Update dauert es nur etwas länger als ein Bild ohne Blitz: Auslöser drücken, nur einen Moment warten, es blitzt und das Foto ist auf dem Speicher.
Selfies werden schöner
Die Frontkamera profitiert ebenfalls von dem Update. Die Farben der Selfies wirken kräftiger und natürlicher. Vorher waren sie zu blass. Das ist nach meiner Wahrnehmung aber mit einem leichten Rückgang bei der Detailgenauigkeit verbunden. Dieser fällt auf dem Smartphone-Display nicht auf. Erst auf dem PC-Bildschirm bei Betrachtung in Originalgröße ist er zu erkennen.
Selfies bei Dunkelheit sehen immer noch schlecht aus. Nach meinem Empfinden hat das Bildrauschen sogar noch zugenommen.
App aufgeräumt
Mit dem Update passt sich die Oberfläche der Kamera-App dem Fairphone 5 an. Das bedeutet beim Fairphone 4 verschwinden die wählbaren Szenen-Kategorien und Filter aus der oberen Reihe. Die Filter verschwinden ganz und die Szenenerkennung läuft nur noch automatisch und ist nicht mehr selbst wählbar. Es bleiben die Einstellungen, der HDR-Modus und der Blitz.
Für den Zoom gibt es nur noch eine Schaltfläche. Die zweite für die Ultraweitwinkelkamera verschwindet. Stattdessen schaltest du mit jeden Klick auf die Schaltfläche zwischen 1x, 2x, 8x und Weitwinkel durch. Die Leiste zum manuellen Zoomen erscheint weiterhin.
Unter dem Bild erscheinen nun mit «Pro» und «Panorama» standardmäßig zwei weitere Aufnahmemodi. Die gab es vorher schon, waren aber unter «Mehr» zu finden. Insgesamt bleiben die sechs Aufnahmemodi erhalten. Wobei «Hohe Auflösung» in «Vollständiges Pixel» und «Zeitraffer» in «Stop Motion» umbenannt wurden.
In den Einstellungen der Kamera-App sind der Countdown-Timer und die Option, ein Gitter über den Sucher zu legen, verschwunden. Den meisten Leuten dürfte die neue, aufgeräumte Oberfläche entgegenkommen. Wer jedoch bisher seine Szenenmodi selber ausgewählt, den Timer oder das Gitter im Sucher benutzt hat, wird enttäuscht sein.
Fazit
Trotz Verbesserungen immer noch nur eine durchschnittliche Kamera
Ich konnte nicht alle Versprechungen von Fairphone in der Praxis nachvollziehen, aber durch das Softwareupdate sind Verbesserungen zu erkennen. Die Kamera des Fairphone 4 liefert vor allem bei Nutzung des Zooms und des Blitzlichts sowie bei Selfies eine bessere Bildqualität. Bei «Standard»-Aufnahmen mit der Hauptkamera und bei Dunkelheit sind die Verbesserungen dagegen minimal. Bei der Ultraweitwinkelkamera sehe ich sogar Verschlechterungen der Detailgenauigkeit in Richtung der Ränder. Insgesamt überwiegen die Vorteile des Updates. Das gilt auch für die vor allem optischen Anpassungen der Kamera-App.
Allerdings bleibt die Kamera des Fairphone 4 auch mit den Verbesserungen ein durchschnittliches Modell. Aber immerhin bewegt sie sich aus dem unteren Bereich des Durchschnitts ins obere Drittel.
Pro
- 8x Zoom
- Aufnahmen mit Blitzlicht
- Selfies
Contra
- Unscharfe Randbereiche bei Ultraweitwinkelaufnahmen
- Selfies bei Dunkelheit
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.