
«Blood Bar Tycoon» – vom Cocktailshaker zum Vampirfürsten
In «Blood Bar Tycoon» tauche ich in die düstere Welt der Vampire ab. Als Barmanager muss ich mich um das Wohl meiner blutdurstigen Gäste kümmern und gleichzeitig frische Blutreserven meiner menschlichen Besucher abzapfen. Doch kann dieser Spielmix langfristig fesseln?
In einer Welt voller generischer Tycoon-Spiele braucht es schon ein besonderes Konzept, um aufzufallen. «Blood Bar Tycoon» will genau das sein: eine Wirtschaftssimulation, in der ich nicht einfach nur einen Nachtclub manage, sondern eine Bar für Vampire führe – mit allem, was dazu gehört. Von der Wahl der richtigen Blutgruppe über den diskreten Umgang mit menschlichen Gästen bis hin zur Expansion eines düsteren Imperiums.
Doch reicht die frische Idee aus, um wirklich zu begeistern? Ich bin gespannt und habe es für dich ausprobiert. Anbei findest du den Launchtrailer für das Spiel.
Willkommen im Nachtleben der Unsterblichen
Das Spiel beginnt harmlos: Als frisch gebackener Manager einer kleinen, versteckten Vampirbar in der Gerümpelgasse von Blutrotstadt (Crimson City im Original) lerne ich, nicht nur die richtigen Drinks zu mixen, sondern vor allem die richtigen Strategien für den Aufbau meiner Bar zu entwickeln. Neben Bier, Gin Tonic, Wein und Wodka stehen bei mir auch A-, B- und AB-Positive auf der Karte.

Quelle: Kim Muntinga
Schnell wird klar: Das Geheimnis eines erfolgreichen Nachtclubs liegt in der richtigen Blutbeschaffung. Während anfangs harmlose Blutspender reichen, muss ich später geschickter vorgehen, um unsere Kundschaft zufriedenzustellen – und gleichzeitig nicht die Aufmerksamkeit der Menschenwelt auf uns zu ziehen. Dabei ist es stets mein Ziel, die Gunst der Ältesten zu gewinnen und letztlich durch den Aufbau eines Bar-Imperiums mächtiger zu werden. So steige ich selbst zum Ältesten auf.
Die Kampagne führt mich durch verschiedene Stadtteile, in denen ich heruntergekommene Bars in angesagte Treffpunkte für Vampire verwandle. Dabei muss ich nicht nur die Bedürfnisse der vampirischen Kundschaft befriedigen, sondern auch die ahnungslosen menschlichen Gäste anlocken und diskret «verarbeiten». Ich verdiene natürlich auch an deren Trinkgelagen, muss aber auch ihre Bedürfnisse erfüllen: Wenn sie nicht gerade als Leiche oder Opfer enden.
Gruselmelodien und Cartoonstil sorgen für eine stimmige Atmosphäre
Der Soundtrack und die Soundeffekte tragen erheblich zur Stimmung bei. Die Musik ist eine Mischung aus gruseligen und humorvollen Melodien, die perfekt zur Atmosphäre passen. Die Soundeffekte, wie das Klirren von Gläsern und das Gurgeln von Blut, sind gut umgesetzt und tragen zur Immersion bei.

Quelle: Kim Muntinga
Der cartoonartige Grafikstil von «Blood Bar Tycoon» passt gut zum humorvollen, aber düsteren Thema des Spiels. Die Charakterdesigns gefallen mir, die Entwickler haben sich sichtbar Mühe gegeben Sie könnten dennoch teilweise individueller sein. Die Umgebungen sind lediglich in Ordnung. Sie weisen im Ansatz einige Details auf, sind im Ganzen aber nichts Besonderes. Insgesamt erinnert mich das Spiel visuell, aber auch von Humor und Aufbau her, an «Two Point Hospital».
Die Farbpalette aus dunklen Rottönen, Purpur und Schwarz verstärkt die gotische Atmosphäre und schafft eine immersive Umgebung, die sowohl charmant als auch unheimlich ist. Mir gefällt vor allem die Vielfalt der Themen, die ich im Laufe des Spiels freischalten kann. Insgesamt sind es bislang 14 Themen: von Cyberpunk über Piraten bis hin zu Kawaii. Jede Stilrichtung bringt dabei ihre eigenen visuellen Besonderheiten mit sich.

Quelle: Kim Muntinga
Die verschiedenen Stilrichtungen verhindern allerdings nicht, dass sich das Spiel in der Mitte der Kampagne in die Länge zieht. Da helfen auch die unterschiedlichen Spielmechaniken und abwechslungsreichen Herausforderungen nicht.
Vom Management-Spiel zur Bar-Defense
Fortlaufend verwalte ich ganze Netzwerke von Lieferanten, investiere in bessere Kühlungssysteme und besteche die Behörden, um unangenehme Inspektionen zu vermeiden. Wenn ich unvorsichtig wirtschafte, riskiere ich, dass das Geheimbündnis der Vampirjäger auf mich und meine Bar aufmerksam wird. Passiert das doch, wandelt sich mein Management-Spiel in eine Art Tower-Defense. Hier muss ich meine Bar mit Fallen und loyalen Dienern verteidigen.

Quelle: Kim Muntinga
Dafür bekomme ich teilweise Superkräfte. Ich kann ein schwarzes Loch unter Personen kreieren, um diese einzusaugen und zu eliminieren. Dieser überraschende Mix gefällt mir gut. Allerdings hoffe ich, dass dies seitens der Entwickler in künftigen Updates noch erweitert wird. Bisher wirkt es sehr rudimentär.
Generell bieten viele Bereiche Potenzial, könnten aus meiner Sicht allerdings noch weiter ausgebaut werden. So besteht der Forschungsbaum nur aus zwölf Kategorien: Sieben im Bereich Blutentnahmemaschinen, eine im Bereich der Leichenverwertung und vier bei den Fangmaschinen. Letzteres sind witzige Fallen, beispielsweise eine Arcademaschine mit Falltür, die direkt zu einer Arrestzelle führt.

Quelle: Kim Muntinga

Quelle: Kim Muntinga
Durch die unterschiedlichen Blutentnahmemaschinen zapfe ich den Menschen für meine Blutbank verschiedene Drinks: zum Beispiel geräuchert oder auf Eis. Das Spiel fühlt sich durch die wenigen Forschungsbereiche und die noch nicht ausgereiften Spielmechaniken manchmal wie ein Early-Access-Titel an, an dem noch zwei bis drei Jahre zum vollwertigen Titel geschraubt werden sollte.
Eine Bar führt sich nicht von allein
Ein weiterer Clou von «Blood Bar Tycoon» ist das dynamische Wirtschaftssystem. Verschiedene Vampirclans haben unterschiedliche Vorlieben: während alte Aristokraten nur mit edelstem Jahrgangsblut zufrieden sind, gibt sich das moderne Jungvolk auch mal mit «Fast-Food-Spendern» ab. Ich muss also nicht nur ein funktionierendes Versorgungssystem aufbauen, sondern auch die richtige Kundschaft anziehen. Allerdings dürfte das Spiel auch hier umfangreicher sein.

Quelle: Kim Muntinga
Auch das Minion-Management gefällt mir, dürfte aber noch ausgebaut werden. Hier handelt es sich um das Navigieren meiner Lakaien. Ich kann meine vampirischen Helfer individuell steuern oder automatisieren, je nach Spielstil. Diese Flexibilität ermöglicht es, sowohl detailverliebte Mikromanager als auch Spieler, die lieber das große Ganze im Blick behalten, zufriedenzustellen. Beim Charakterdesign fehlen mir aber noch mehr Einstellungsmöglichkeiten, sie sind nuransatzweise vorhanden.
Schwarzer Humor trifft auf mächtige Vampir-Lords
Was «Blood Bar Tycoon» besonders macht, ist die Mischung aus Humor und Strategie. Die Entwickler haben es ansatzweise geschafft, eine düstere Atmosphäre mit einer Prise schwarzem Humor zu versehen. Die Kommentare der Minions und die skurrilen Maschinen zur Blutgewinnung sorgen immer wieder für Lacher. Im Vergleich mit anderen Spielen, wie beispielsweise dem guten alten «Dungeon Keeper», gibt es auch hier noch Luft nach oben.

Quelle: Kim Muntinga
Die Hintergrundgeschichte von «Blood Bar Tycoon» ist für ein Tycoon-Spiel tiefgründig und gut in das Gameplay integriert. Ich erfahre mehr über die Vampirgesellschaft und ihre Hierarchien, während ich mich durch die Kampagne arbeite. Die Lore verleiht dem Spiel eine zusätzliche Dimension und hält das grundsätzliche Interesse aufrecht. Besonders spannend ist die Interaktion mit den mächtigen Vampir-Lords, deren Gunst ich gewinnen muss, um im Spiel voranzukommen.
Diese Elemente sorgen dafür, dass das Spiel nicht nur ein reines Management-Spiel bleibt. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Vampirgeschichten so manchen Vampir-Fan interessieren und begeistern wird.
In der Bar ist nicht alles Gold, was glänzt
Leider krankt das Spiel an kleineren technischen Problemen. Manchmal stehen Gäste einfach dumm herum, teilweise vor den (offenen) Eingangstüren zu den Räumen der Vampire oder meiner Lakaien. Dabei könnten sie sogar verräterische und nicht ganz so schöne Sachen sehen: beispielsweise eingesperrte Menschen, Leichen, Blut oder Menschen, die sich gerade in Blutentnahmemaschinen befinden. Aber nichts passiert. Ebenso stehen meine Lakaien manchmal emotionslos herum, obwohl es genügend Aufgaben für sie gibt und ich diese automatisiert eingestellt habe.

Quelle: Kim Muntinga

Quelle: Kim Muntinga
Außerdem scheint die Bartheke noch nicht richtig zu funktionieren. Meine Gäste ignorieren sie nämlich einfach, das ist schade. Ein weiteres Problem findet sich im Bausystem. Ich kann nachträglich keine neuen Wände ziehen. Habe ich falsch geplant, muss ich alles abreißen, wenn ich den Aufbau anders haben will. Das kann nicht im Sinne des Erfinders sein.
Auch bei so manchen Missionen war ich bislang überfragt, wie ich das Ziel erreichen soll. So muss ich direkt nach dem Freischalten des dritten Bezirks in meiner zweiten Bar 30 Blutkonserven der «Räucherblutqualität 6» besorgen. Ich kann diese allerdings weder im Forschungsbaum freischalten, noch die notwendige Maschine bauen oder auf dem Schwarzmarkt kaufen.

Quelle: Kim Muntinga
Ich muss erst den nächsten Bezirk starten und in diesem Level im Forschungsbaum die Option «Blutiger Räucherofen» freischalten. Sowas finde ich unnötig und umständlich. Ich will in solchen Spielen nicht das nächste Level starten, um dort etwas freizuschalten und später wieder zurückgehen müssen, und dort meinen Fortschritt fortzusetzen. Das stört den Spielfluss enorm.
«Blood Bar Tycoon» wurde mir von Clever Trickster Productions zur Verfügung gestellt. Das Spiel ist seit dem 4. Februar für den PC verfügbar.
Fazit
Blutige Drinks mit Biss und Humor: Unterhaltsam, aber ausbaufähig
«Blood Bar Tycoon» bietet eine erfrischende Abwechslung im Genre der Wirtschaftssimulationen, indem es das Management einer Vampirbar mit humorvollen und düsteren Elementen kombiniert. Die Mischung aus Strategie, Humor und einer tiefgründigen Hintergrundgeschichte sorgt für ein unterhaltsames Spielerlebnis. Trotz einiger Längen in der Kampagne und der teilweise generischen Umgebungen, birgt das Spiel einiges an Potenzial und kann durch seine kreativen Ideen und Spielmechaniken davon schon einiges ausspielen.
Die verschiedenen Stilrichtungen und das Wirtschaftssystem halten das Interesse für einige Stunden aufrecht und bieten einen verlängerten Wiederspielwert. Besonders die Tower-Defense-Elemente fügen dem Spiel zusätzliche Tiefe hinzu. Dies ist allerdings wie die meisten Elemente ausbaufähig. So sind mir zwölf Forschungen im gesamten Forschungsbaum zu wenig. Das Spiel fühlt sich häufig wie ein Early-Access-Titel an.
Zudem müssen die Entwickler noch an einigen Bugs und Feinheiten arbeiten. Gäste und Lakaien bleiben manchmal hängen, und die Bartheke funktioniert nicht richtig. Auch das Bausystem dürfte benutzerfreundlicher sein. «Blood Bar Tycoon» ist ein interessantes Spiel, mit dem ich einige Stunden Spielspaß haben kann, für mehr fehlt mir die Tiefe und der Input.
Pro
- schöner, schräger Humor
- interessantes Setting: humorvolles und doch düsteres Vampirbar-Management
- abwechslungsreiche Spielmechaniken
- dynamisches Wirtschaftssystem
- vielfältige Themen mit visuellen Besonderheiten
Contra
- diverse Bereiche wirken unausgereift und nicht umfangreich genug
- Längen in der Kampagne
- Bausystem zu wenig benutzerfreundlicher
- wirkt wie ein Early-Access-Titel
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