Bose Headphones 700 im Test: Gute Laune auf Knopfdruck
Produkttest

Bose Headphones 700 im Test: Gute Laune auf Knopfdruck

David Lee
15.8.2019

Sie sind teuer. Sie lassen sich nicht einklappen. Sie haben nicht allzu viele smarte Features. Aber sie klingen einfach so gut, dass mir das alles völlig egal ist. Die Rede ist von Boses neuen Over-Ear-Kopfhörern.

Jedes Mal, wenn ich mir die Bose Headphones 700 aufsetze und Musik höre, ist es dasselbe: Nach kurzer Zeit habe ich ein entspanntes Lächeln auf dem Gesicht, selbst wenn ich eben noch schlecht gelaunt war. Diese Kopfhörer klingen nicht bloss gut. Sie haben etwas, das mich süchtig macht.

Das ist der grosse Unterschied zum Vorgänger QC35 II und auch zum Sony WH-1000XM3. Die klingen beide auch sehr gut, aber es fehlt das gewisse Etwas, das ich nur schwer beschreiben kann.

Bass: Qualität statt Quantität

Meine Begeisterung hat viel mit dem Bass zu tun. Er ist nicht laut, aber dennoch sehr gut herauszuhören. Extrem gut vom Rest separiert, trocken, aber keineswegs ohne Leben. Beim Bass liefern die Bose Headphones 700 Qualität statt Quantität, ein definiertes Sixpack statt eine wabbelige Wampe.

Der Bose QC35 II liegt im Direktvergleich nicht auf diesem Niveau. Er ist lauter, aber in den tiefen Frequenzen weniger klar. Ich muss darum lauter aufdrehen, um von der Musik eingenommen zu werden als beim neuen Modell. Drehe ich jedoch zu sehr auf, verhält sich der Bass bei manchen Stücken eher wie eine Druckwelle als wie Schallwellen. Das mag ich nicht.

Es spielt keine Rolle, ob ich Rock, Funk, Jazz oder Industrial Speed Melodic Trance Death 'n' Roll höre. Guter Bass bleibt guter Bass. Bei diesem Stück habe ich allerdings den Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Bose-Modell besonders deutlich gehört.

Verglichen habe ich auch mit dem Sony WH-1000XM3. Dessen Bass klingt kräftiger als der neue Bose und kommt trotzdem klar rüber. Zudem kann ich – im Unterschied zu Bose – den Klang in der Sony-App meinem Gusto anpassen. Ein EQ und zehn Stufen von «Clear Bass» stehen dazu bereit.

Das alles spricht für den Sony-Kopfhörer, wie auch die Tatsache, dass er sich als einziger der drei über AptX HD mit meinem Smartphone verbindet. Die Höhen dünken mich beim XM3 tatsächlich leicht besser. Doch den Bass bringe ich auch mit EQ-Optimierung nicht so hin, dass er mir gleich gut zusagt wie beim Bose Headphones 700. Insgesamt höre ich einfach lieber mit dem Bose-Kopfhörer Musik. Ob das nur am Bass liegt oder unbewusst noch anderes mitschwingt, kann ich nicht sagen.

Bose Headphones 700 (ANC, 20 h, Kabellos)
Kopfhörer

Bose Headphones 700

ANC, 20 h, Kabellos

Bose QuietComfort 35 II (ANC, 20 h, Kabellos)
Kopfhörer

Bose QuietComfort 35 II

ANC, 20 h, Kabellos

Sony WH-1000XM3 (ANC, 30 h, Kabelgebunden)
Kopfhörer

Sony WH-1000XM3

ANC, 30 h, Kabelgebunden

Bose Headphones 700 (ANC, 20 h, Kabellos)

Bose Headphones 700

ANC, 20 h, Kabellos

Bose QuietComfort 35 II (ANC, 20 h, Kabellos)

Bose QuietComfort 35 II

ANC, 20 h, Kabellos

Sony WH-1000XM3 (ANC, 30 h, Kabelgebunden)

Sony WH-1000XM3

ANC, 30 h, Kabelgebunden

Noise Cancelling: Starke Leistung, irreführender Name

Beim Bose QC35 II kannst du das Noise Cancelling ein- und ausschalten sowie auf reduziert stellen. Bei den Bose Headphones 700 gibt’s via Knopf am Kopfhörer ebenfalls drei Stufen, deren Stärke aber in der App auf einer Skala von 0 bis 10 definiert werden kann. Ab Werk aktiviert der Knopf die Stufen 0, 5 und 10.

Was mich anfangs irritiert hat: Auf Stufe 0 ist das Noise Cancelling nicht einfach deaktiviert, sondern der Umgebungslärm ist deutlich lauter, als wenn das Gerät ausgeschaltet ist. Die Mikrofone nehmen die Umgebungsgeräusche auf und spielen sie über die Kopfhörer ab. Ich merke das besonders gut, wenn ich selbst rede.

Dies ist wohl Boses Antwort auf die Umgebungsgeräusch-Steuerung (englisch «ambient sound»), die Sony im WH-1000MX3 eingeführt hat. Auch andere Hersteller verfügen über eine ähnliche Funktion – bei Jabra beispielsweise heisst das «HearThrough». Die Idee dahinter ist, dass du auch mit aufgesetzten Kopfhörern noch mitkriegst, was rundherum läuft. «Noise Cancelling aus» ist jedoch eine irreführende Bezeichnung dafür; ausserdem ist der Umgebungslärm auf Stufe 0 zu laut.

Aber viel wichtiger: Auf der maximalen Stufe ist das Noise Cancelling top. Es neutralisiert Lärm sehr effizient und praktisch ohne Nebenwirkungen. Der Sound bleibt unverändert und das «Eigenrauschen» des NC ist sehr gering. Ohne Musik ist es aber hörbar. Ich habe den Eindruck, dass das Noise Cancelling stärker wirkt als beim QC35 II und in etwa mit dem des MX3 vergleichbar ist. Auf jeden Fall ist das ein guter Kopfhörer für die ÖV.

Sehr gute Gesprächsqualität

Mit anderen Menschen zu reden, halte ich für reine Zeitverschwendung, darum habe ich die Telefoniefunktion nicht getestet. Im Ernst: Ich telefoniere selten und wenn doch, habe ich meistens die Kopfhörer nicht auf. Zwei kurze Test-Telefonate im Büro machen aber schnell klar, dass der Bose 700 nicht nur die etwas bessere Sprachqualität liefert als der Sony WH-1000MX3, sondern vor allem deutlich weniger Umgebungslärm aufnimmt. Dein Gesprächspartner hört also auch in einer recht lauten Umgebung vor allem dich. Diese Erkenntnis stimmt mit der Anruf-Demo in diesem Video ab Minute 9:00 überein.

Bedienung, Komfort und Features

Das schlichte Design der Bose Headphones 700 gefällt mir. Es hat aber den Nachteil, dass sich die Ohrmuscheln nicht in den Bügel einklappen lassen wie bei den meisten anderen Over-Ear-Kopfhörern. Der Bose 700 braucht so beim Transport etwas mehr Platz.

Die Ohrmuscheln können nicht nach innen eingeklappt werden.
Die Ohrmuscheln können nicht nach innen eingeklappt werden.

Das gummiartige Material am Bügel fühlt sich zwar nicht besonders angenehm an; davon merkst du aber beim Tragen nichts. Ich finde die Kopfhörer sehr bequem.

Die rechte Ohrmuschel ist in der vorderen Hälfte berührungsempfindlich: Doppeltes Antippen entspricht Play/Pause, Hinauf- oder Hinunterstreichen verändert die Lautstärke, und mit waagrechtem Wischen kannst du zum nächsten oder vorherigen Stück springen. Die Steuerung funktioniert problemlos.

Was ich etwas vermisse, ist eine automatische Pause-Funktion: Die Musik läuft einfach weiter, wenn ich die Kopfhörer abnehme.

Der Kopfhörer lässt sich auch per Audio-Kabel betreiben. Ein passendes Verbindungskabel von 2.5 auf 3.5 mm wird mitgeliefert. Ebenso ein USB-C-Kabel zum Aufladen des Akkus.

Fazit: Für mich passt das perfekt

Es ist schwierig, ein objektives Urteil zu fällen, wenn dich der Sound eines Kopfhörers einfach glücklich macht. Ich versuche es dennoch.

Soundtechnisch halte ich die Bose Headphones 700 für etwa gleichwertig wie der Sony WH-1000XM3. Sony hat die Nase leicht vorn bei den höheren Frequenzen, Bose punktet dafür mit dem superpräzisen Bass. Doch wenn du den Bass gerne sehr kräftig hast, ist Sony für dich besser.

Der Bose QC35 II hinkt den beiden etwas hinterher. Aber nicht so viel, dass du als Besitzer des QC35 II einen neuen Kopfhörer kaufen müsstest.

Boses neuster Wurf filtert den Lärm beim Telefonieren besser raus als die Konkurrenz von Sony. Dafür kannst du bei Sony in der App wesentlich mehr einstellen: Equalizer, Raumklang oder die automatische Sound-Optimierung auf die Trageposition. Was besser ist, hängt somit von deinen Vorlieben ab.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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