Activision Call of Duty: Black Ops 6
XBOX, DE
«Black Ops 6» bietet eine der besten Singleplayer-Kampagnen, die ich je in einem Shooter gespielt habe. Der Modus allein ist den Kaufpreis für das neue «Call of Duty» wert.
Die nachfolgende Kritik und Bewertung bezieht sich ausschliesslich auf die Singleplayer-Kampagne von «Call of Duty: Black Ops 6».
Ich bin kein grosser «Call of Duty»-Fan. Ich schaue immer wieder in die jährlich neu erscheinenden Ableger rein, vergesse sie aber schnell wieder. An das letztjährige «Modern Warfare 3» kann ich mich trotzdem noch gut erinnern – vor allem aufgrund der skandalös schlechten Einzelspieler-Kampagne. Diese bestand mehrheitlich aus recycelten, halbleeren Multiplayer-Maps und einfallslosen Missionen. Gähn!
Umso erstaunter bin ich, was für ein bombastisches Actionfeuerwerk Activision in «Black Ops 6» zündet. Die Missionen strotzen nur so vor cleveren Gameplay-Ideen, bieten unheimlich viel Abwechslung und überraschen mich am laufenden Band. Auch wenn du mit «Call of Duty» sonst nichts anfangen kannst, solltest du «Black Ops 6» unbedingt eine Chance geben.
Über den aktuellen Stand der Geschichte im «Black Ops»-Universum bin ich vor dem Spielen nur oberflächlich informiert. Ich kann mich noch knapp an die zwei CIA-Draufgänger Russell Adler und Frank Woods aus den Vorgängertiteln erinnern. Was sie im letzten Ableger («Black Ops: Cold War», 2020) alles angestellt haben, weiss ich aber nicht mehr.
Das muss ich auch nicht, denn das Spiel serviert mir alle relevanten Informationen zum bisherigen Verlauf in leicht verdaulichen Zwischensequenzen. Auch ohne Vorkenntnisse solltest du keine Probleme haben, der Geschichte zu folgen. Von Vorteil ist auch, dass die Spionagegeschichte zwar spannend erzählt, aber nicht sonderlich komplex ist.
Die Geschichte dreht sich um eine mysteriöse Organisation, welche die CIA unterwandert hat und im Besitz einer Massenvernichtungswaffe ist. In der Rolle eines abtrünnigen Agenten ermittle ich zusammen mit anderen ehemaligen CIA-Mitgliedern gegen diese Schattenorganisation.
Activisions Spionagethriller bedient sich zahlreicher Klischees und Wendungen, die man aus genreverwandten Filmen kennt. Es gibt Doppelagenten, russische Bösewichte und am Ende steht das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel. Falls du dich mit dem «Call of Duty»-typischen amerikanischen Pathos anfreunden kannst, erwartet dich herrlich hirnloses und fantastisch inszeniertes Popcorn-Kino.
Ganz ehrlich: Mehr muss die Story auch nicht sein. Sie erfüllt ihren Zweck perfekt, indem sie mich in Lichtgeschwindigkeit von einer Mission zur nächsten führt. Erstaunlich finde ich dabei, wie viel Abwechslung «Black Ops 6» mit seinen grafisch wunderschön inszenierten Schauplätzen bietet.
Von sengend heissen Wüstengebieten über verschneite russische Landschaften bis hin zu prunkvollen Casino-Innenräumen ist alles dabei. Ja, sogar übernatürlich angehauchte Szenarien, die an den Zombie-Multiplayer-Modus und Remedys «Control» erinnern, haben es in das Spiel geschafft. Besonders gelungen ist die Bandbreite der musikalischen Untermalung – mal wird die Action von epischen Orchestersounds begleitet und mal von Hardrock-Klängen à la «Doom».
Noch abwechslungsreicher als die Schauplätze ist das Missionsdesign, das dank der grossen Bandbreite an Zielen und Gameplay-Mechaniken für ein nahezu perfektes Pacing sorgt.
An einigen Stellen nimmt mich das Spiel an die Hand und zerrt mich durch lineare Schlauchlevels. Diese spektakulären Action-Sequenzen haben meist ein simples Ziel, das ich nur auf eine Weise erreichen kann – so wie ich es von «Call of Duty» gewohnt bin.
An anderen Stellen lässt «Black Ops 6» meine Hand los und wirft mich ohne klare Vorgaben zur Zielerreichung ins kalte Wasser offener Spielumgebungen. Beispiel gefällig? In einer meiner Lieblingsmissionen erkunde ich mit diversen Fahrzeugen ein überraschend grosses Wüstengebiet im Irak. In welcher Reihenfolge ich die Missionen auf der Karte absolviere und mit welcher Strategie ich vorgehe, ist mir überlassen.
In der Mini-Open-World entdecke ich geheime gegnerische Aussenposten, vernichte wichtige Abwehrstützpunkte und helfe alliierten Militäreinheiten aus der Patsche. Dabei schalte ich laufend neue Waffen und Gadgets frei, die mir bei der Erkundung und im Kampf helfen. Die Mission fühlt sich wie ein Spiel im Spiel an. Einfach nur geil.
Das Ballern in «Black Ops 6» fühlt sich, wie immer, hervorragend an. Die Knarren sind wuchtig, und das Verteilen von Headshots ist befriedigend wie eh und je – egal, ob aus der Ferne mit einem Sniper-Gewehr oder aus nächster Nähe mit einer Shotgun.
Obwohl mir die Ballereien viel Spass machen, stellen für mich die ruhigeren Spionage-Levels den Höhepunkt der Kampagne dar. Auch diese sind offen gestaltet und bieten mir viele Freiheiten. Das Spiel bringt mich immer wieder in Situationen, in denen ich undercover an Informationen gelangen muss. Ich stehle biometrische Zugangsdaten zu einer geheimen CIA-Einrichtung, spiele Poker im Casino und infiltriere, in einer Uniform verkleidet, eine feindliche Militärbasis. Ich fühle mich wie James Bond höchstpersönlich.
Meist bietet mir das Game mehrere Optionen, wie ich diese Missionen angehen kann. Das erinnert mich an Games wie «Hitman». Manchmal schleiche ich mich zum Ziel, und manchmal rede ich mit Spielfiguren, um sie zu manipulieren und für meine Zwecke zu nutzen. Habe ich mich für eine Vorgehensweise entschieden, möchte ich die Mission am liebsten sofort wiederholen, um zu sehen, wie ich sie sonst noch hätte absolvieren können.
Die offeneren Missionen in «Black Ops 6» verlangen von mir, dass ich nicht nur hirnlos herumballere, sondern auch mitdenke. Immer wieder muss ich die Übersichtskarte konsultieren, um einen Weg durch die offenen Levels zu planen. Ab und zu entdecke ich dabei verschlossene Türen und Safes, bei denen ich Rätsel lösen muss, um weiterzukommen.
Das Lösen dieser Rätsel lohnt sich, weil hinter den verschlossenen Türen oft Geld auf mich wartet. Dieses kann ich zwischen den Missionen im geheimen Stützpunkt der Ex-CIA-Agenten für Waffen- und Fähigkeiten-Upgrades meiner Spielfigur ausgeben.
Neben Upgrade-Möglichkeiten und erstaunlich gut geschriebenen Dialogen mit meinen Teammitgliedern warten im Stützpunkt weitere Rätsel auf mich. Die heruntergekommene Villa, in der sich die Agenten niedergelassen haben, war früher nämlich ein geheimer KGB-Stützpunkt. Und der ist voller geheimer Türen und kryptischer Hinweise.
Brauche ich eine Pause von der Action der Hauptmissionen, untersuche ich gemütlich das Anwesen, um herauszufinden, was es mit dem unheimlichen Haus auf sich hat. Stellenweise habe ich das Gefühl, in einem «Resident Evil»-Game zu sein. Die Rätsel machen Spass – sie sind clever, aber nicht frustrierend. Eine willkommene Abwechslung zum lauten und oftmals überwältigenden Rest des Spiels – ich hätte mir sogar noch mehr davon gewünscht.
Nicht nur von den Rätseln hätte ich mir mehr gewünscht. Ich habe den Singleplayer-Modus quasi in einem Rutsch durchgespielt und dafür neun Stunden gebraucht. Damit gehört die Kampagne zu den längsten der gesamten Spielreihe. Trotzdem habe ich nach dem Abspann Hunger nach mehr.
So gesehen hat das Spiel bei mir alles richtig gemacht. Ich ging ohne Erwartungen in die Kampagne, wurde positiv überrascht und bin nun angefixt. Meinen verbleibenden Hunger werde ich im Multiplayer- und Zombie-Modus stillen. Es bleibt nur noch zu hoffen, dass die Spielreihe das hohe Kampagnen-Niveau auch nächstes Jahr halten kann und nicht wieder ins langweilige Mittelmass rutscht.
«Call of Duty: Black Ops 6» ist erhältlich für PS5, PS4, Xbox Series X/S, Xbox One und PC. Das Spiel ist auch im Game Pass verfügbar. Die Xbox-Series-X-Version wurde mir zu Testzwecken von Activision zur Verfügung gestellt.
Selten war ich von einem Spiel so überrascht wie von «Black Ops 6». Die Singleplayer-Kampagne überzeugt mit abwechslungsreichen Schauplätzen und Missionen, die mich immer wieder mit neuen Ideen und Gameplay-Mechaniken überraschen. Durch den Wechsel zwischen linearen Levels und offenen Spielgebieten mit vielen Freiheiten bietet das Game ein nahezu perfektes Pacing. Besonders lobenswert sind die ruhigeren Spionage- und Rätselmomente, die untypisch für ein «Call of Duty»-Spiel sind.
Nach der bombastischen Singleplayer-Kampagne kann ich es nun kaum erwarten, in die Multiplayer-Modi einzusteigen.
Pro
Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.