Cat S61
64 GB, Schwarz / Silber, 5.20", Hybrid Dual SIM, 16 Mpx, 4G
Es gibt nur wenige Dinge im Leben, die nicht durch das Hinzufügen von Lasern verbessert werden können. Das neue Cat S61 beweist das, indem es nicht nur unzerstörbar ist, sondern auch mit Infrarotkamera und Laser daherkommt.
Ich liebe Rugged Phones. Einen wirklich guten Grund gibt es dafür nicht. Es ist mehr so eine Serie von Gründen, die irgendwie zusammenhangslos ein Gesamtbild eines Phone-Typs ergeben, für den ich viel Sympathie habe.
Hinter den besten Rugged Phones auf dem Markt steht die Bullitt Group. Der Hersteller baut Phones, die Extreme ertragen und veröffentlicht sie unter eine Lizenz. Zum Angebot Bullitts gehören das Land Rover Explore oder die Cat-Serie, benannt nach dem amerikanischen Bau- und Lifestyle-Konzern Caterpillar.
In diesem Artikel geht es um das Cat S61, das jüngste Flaggschiff aus dem Hause Bullitt. Aber bevor wir über das Phone reden, lohnt es sich, den Hersteller etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Mein Liebesbrief an die Rugged Phones endet aber nicht beim Konzept. Bullitt selbst verdient viel Lob. Denn der Hersteller macht vor allem eines richtig: Es kommt nur immer dann ein neues Cat oder Land Rover Phone auf den Markt, wenn Bullitt sich sicher sein kann, dass das Smartphone tatsächlich etwas Neues bietet. So iterative Updates, die einfach alles so bitzli besser machen, gibt es bei Bullitt nicht. Pleiten wie das Samsung Galaxy S9 – an und für sich kein übles Phone, aber halt nicht bahnbrechend oder besonders innovativ – kennt Bullitt nicht.
Das jüngste Phone aus dem Hause Bullitt ist das Cat S61, Nachfolger des Cat S60, für das ich auch schon ganz viele ganz liebe Worte gefunden habe. Doch mit dem S60 hat das S61 nur noch wenig gemeinsam. Bullitt hat sich ins Zeug gelegt und seinen Nutzern einen Grund gegeben, ein Upgrade auf ein Neues Phone durchzuführen. Beispiel: Désirée, Studentin an einer Hochschule, wo iPhones und MacBooks das Bild prägen. Sie ist stolz auf ihr Cat S40.
Da hat ein Hersteller sich selbst ins Knie geschossen, indem er ein Phone baut, das nahezu unzerstörbar ist und konkurrenziert sich hart selbst. Denn sonst macht's irgendwie keiner. Das ist aber nicht zwingend etwas Schlechtes. So kann sich ein Nischenmarkt entwickeln, der zwar monopolistisch veranlagt ist, aber Bullitt die Freiheit gibt, Entwicklungen voranzutreiben und noch vor dem Launch zu perfektionieren. Das merkst du dem Cat S61 an. Alles funktioniert.
Ich trage das Cat S61 nun schon eine Woche in meiner Hosentasche mit mir herum. Und ich liebe jede Sekunde davon. Klar, das Phone hat eindeutige Schwächen. Vor allem das Snapdragon 630 System-on-a-Chip (SoC) ruckelt dann und wann. Im Normalbetrieb macht sich das nicht bemerkbar. Instagram, Whatsapp und so weiter funktionieren tadellos und schnell. Doch bei Apps, die eine etwas höhere Systemlast erzeugen – die Wärmebildkamera oder das Lasermessgerät zum Beispiel –, merke ich, dass die Maschine nicht ganz so gut mitmacht, wie sie will. Denn das S61 will arbeiten, das merke ich. Es erinnert mich stark an die guten alten IBM ThinkPads. Die waren auch nicht besonders schnell, aber haben nie aufgegeben.
Hardwareseitig gibt es nebst dem SoC nur einen Kritikpunkt: Warum ist da kein AMOLED-Display? Klar, kostet dann wieder einen Batzen mehr, das Teil, aber wenn die laufende Generation Smartphones eines gezeigt hat, dann dass es sich lohnt, in Bildschirmtechnologie zu investieren. Das Bild sieht nicht schlecht aus, alles in allem, aber das raue Phone hat in diesem Punkt etwas Glamour verdient. Ferner hätte das Bullitt/Cat-Team etwas mehr in den Unlock-Mechanismus investieren können. Dass da kein Fingerprint Sensor Platz gehabt hätte, glaube ich jetzt einfach nicht. Face Unlock könnte auch passen, denn die Frontkamera bietet entsprechende Leistung und für zusätzliche Sensoren wäre im Gehäuse auch Platz.
Sonst bietet die massige Hardware des Phones nur die Dinge, die sich Phone Fans seit langem wünschen. Vor allem eines: Ein programmierbarer Knopf an der Seite.
Diesen Knopf kannst du mit zwei Funktionen versehen, eine App kannst du mit kurzem Druck aktivieren und eine mit einem langen Knopfdruck. Schneller habe ich Spotify nie aufgestartet. Samsung ist da nahe dran mit dem Knopf, der Bixby aktiviert, aber der Konzern besteht darauf, dass das Teil entweder Bixby macht oder gar nichts. Bei Caterpillar kannst du ihn tun und lassen, was du willst. Es sind diese Dinge, plus die ganze Philosophie Caterpillars und Bullitts, die das S61 zu so einem sympathischen Ziegelstein machen.
Die bessere Hardware, vor allem die Sache mit dem SoC, würde sich auf die Batterielaufzeit des Cat S61 auswirken. Die ist allgemein nicht schlecht und steckt mit einem 4500 mAh starken Akku locker einen Tag weg. Aber stell dir mal vor, du hättest Specs wie ein Huawei Mate 20 Pro, mit einer Kirin-Plattform, die unter Volldampf mit 4200 mAh gut und gerne anderthalb Tage überlebt. Da könnte Bullitt punkten. Denn mit dem Vorgänger, dem S60, hat der Hersteller das hingekriegt. Zum Zeitpunkt des Erscheinens war das S60 dem damals aktuellen iPhone von der Systemleistung her etwa ebenbürtig.
Das Cat S61 könnte fast eine Art Therapie-Phone sein. Denn jedes Mal, wenn mir eines meiner Smartphones zu Boden fällt, oder irgendetwas in der generellen Umgebung des Natels aufschlägt – Schlüssel auf den Tisch, zum Beispiel –, erschrecke ich. Ist das teure Flaggschiff jetzt kaputt? Denn Flaggschiffe sind zwar stark und alles, aber manche zerkratzen nur schon, wenn sie auf dem selben Planeten existieren wie eine scharfe Kante. Das S61 ist da eine willkommene Abwechslung. Das tut der Seele so richtig gut, wenn du dir keine Sorgen um das Heil deines Phones machen musst. Katharsis setzt spätestens nach etwa fünf ausbleibenden Schockmomenten ein. Irgendwann beginnst du, das Phone aus Neugierde mal gegen die Tischkante zu schlagen. Das Teil überlebt. Wurf in die Bäume? Geht auch. Wasser, Dreck, Staub… kein Problem.
Dazu kommt die überragende Gesprächsqualität. Ich hatte glaub ich noch nie ein Phone, mit dem Telefonieren so verdammt gut war. Klar, die Tonqualität ist nach wie vor dank der veralteten Technologie unseres Telefonnetzes miserabel, aber die Wiedergabe auf dem Cat S61 ist beeindruckend. Laut, gut gegen aussen isoliert und so klar wie es halt geht. Bei VoIP Calls sind meine Gesprächspartner glasklar hörbar. Doch richtig zu Hochform läuft das S61 auf, wenn du es mit dem Lautsprecher benutzt. In der Regel gilt, dass du beim Telefonieren mit dem Lautsprecher die Sichtlinie zum Phone halten sollst. Und nicht weiter weg als ein paar wenige Meter sein darfst. Beim S61 habe ich aus etwa fünf Meter Entfernung mit einer Wand dazwischen telefoniert und mein Gegenüber konnte mich nach wie vor hören. Sprich: Das Mikrofon am Phone ist sensationell gut gebaut.
Kurz: Das Cat S61 ist zwar ein Rugged Phone, macht aber genug richtig um viel Appeal für Alltagsnutzer zu haben. Mit dem Ding lebt es sich sorgenfrei. Wenn dir einfällt, wie du das Gerät kaputtkriegst, lass es mich wissen. Mit dem Auto drüberfahren geht schon mal nicht, das kann ich dir sagen. Und die Garantie erlischt übrigens auch.
So. Fertig. Désirée, du kannst dir ein Upgrade deines S40 überlegen.
Dieser Artikel wurde auf galaxus.ch am 7.12.18 veröffentlichtJournalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.