Cherry KW X ULP im Test: flach, mechanisch, gut

Maximal 16 Millimeter erhebt sich die KW X ULP vom Schreibtisch. Trotzdem musst du nicht auf mechanische Schalter verzichten. Dabei bleibt die Tastatur leise beim Tippen – was im Büro für Frieden sorgt. Dort findet ein Kollege auch eine Erklärung für den Namen.

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Als dieser Test in den letzten Zügen ist, liefert ein Kollege die mögliche Auflösung für den Namen. KW könnte für «Keyboard Wireless» stehen und ULP für «Ultra-Low-Profile». Beides wären damit Beschreibungen für eine Tastatur, die eigentlich nur X heißt.

Bis zu vier Geräte verbinden

Cherry bewirbt die KW X ULP hauptsächlich als Office-Tastatur, nimmt aber auch das Wort «Gaming» in den Mund. So bringt der Hersteller Full-N-Key-Rollover ins Spiel. Das gleichzeitige Drücken und Verarbeiten unbegrenzt vieler Tasten ist allerdings schon seit Jahren Standard. Ich habe das allerdings nur mit Windows-Tastenkombinationen und nicht beim Zocken ausprobiert.

Das Keyboard verfügt über eine weiße Tastenbeleuchtung. Einige Status- und Sondertasten wie NUM oder CAPS Lock leuchten zudem in Blau oder Rot, wenn sie aktiv sind.

Falls mir der Tippwinkel zu flach sein sollte, kann ich die KW X ULP mit drei Aufstellfüßen am oberen Ende erhöhen. Ich habe die Tastatur überwiegend im flachen Zustand mit nur minimaler Neigung verwendet.

Bis zu vier Geräte lassen sich mit der KW X ULP über drei Technologien verbinden. Über die Funktionstasten F1 bis F4 kann ich zwischen zwei Bluetooth-, einer Funk- und einer USB-C-Kabelverbindung wechseln. Die Tastatur selber nutzt Bluetooth 5.2 und ist bis zu Bluetooth 4.0 abwärts kompatibel. Der USB-A-Empfänger für den 2,4-Ghz-Funk befindet sich bei Nichtbenutzung im Keyboard.

Mechanisch mit kurzem Tastenhub tippen

Mit einem Gewicht von 630 Gramm liegt die KW X ULP stabil auf dem Schreibtisch. Beim Hochheben fühlt sie sich schwer an, ist aber leichter als meine Keychron K4 oder MX Mechanical von Logitech. Ihr Rahmen, beziehungsweise die Oberfläche zwischen den Tasten, besteht aus eloxiertem Aluminium. Die gesamte Tastatur bleibt beim Tippen stabil. Sie federt auch unter großer Krafteinwirkung nicht.

Die verbauten Cherry MX Ultra Low Profile Switches sind nach Herstellerangaben für 50 Millionen Anschläge konzipiert. Die taktilen Schalter haben einen Tastenhub von 1,8, auslösen tun sie bereits nach 0,8 Millimetern. Das ist für eine mechanische Tastatur sehr kurz. Die ebenfalls als flach beworbene MX Mechanical von Logitech kommt auf 3,3 und 1,4 Millimeter. Damit die Tasten der Cherry auslösen, muss ich ungewohnt stark drücken bei so einer flachen Tastatur: 65 Grammkraft sind nötig. Das Tippen fühlt sich trotz des kurzen Weges mechanisch und nicht nach Kaugummi an.

Die Tasten bewegen sich nur in der Höhe. Seitlich haben nur die großen Tasten – allen voran die Leertaste – minimales Spiel. Die Keycaps der KW X ULP sind aus schwarzem Polycarbonat gefertigt und schließen bündig mit der Aluminiumplatte ab. Bei der MX Mechanical von Logitech liegen die Switches dagegen frei.

Alle weißen Beschriftungen auf der Cherry sind gelasert und verfügen über eine UV-Beschichtung. Oben fühlen sich die Caps eben an und die Beschriftung scheint robust zu sein. Nach über sechs Monaten täglicher Nutzung sehe ich noch keine Gebrauchsspuren.

Staub ist die offensichtlichste Verunreinigung der Tastatur. Das Material zieht zumindest Fett von den Fingern nicht an. Nur wenn ich genau schaue, sehe ich in bestimmten Winkeln nach einem halben Jahr erste Fettspuren auf den meistgenutzten Tasten.

Eine Taste quietscht

Manch ein Vorteil hat so ein Langzeittest. Positiv fällt mir auf, dass ich immer noch gerne auf der KW X ULP tippe. Aber auch Nachteile, die erst nach einiger Zeit auftreten, zeigen sich so. Die Löschen-Taste hat nach fünf, sechs Monaten angefangen zu quietschen. Wahrscheinlich hat sie sich leicht verschoben. Das führt dazu, dass der Keycap aus Polycarbonat am Rahmen aus Aluminium schubbert und dabei das Geräusch entsteht. Tippe ich eher rechts auf die Taste, ist sie leiser als beim Drücken auf ihr linkes Ende.

Ändern kannich daran nichts. Die Keycaps der KW X ULP können nicht getauscht werden. Auf der Verpackung warnt Cherry explizit davor, sie zu entfernen. Die Tastatur würde dadurch beschädigt. Also kein Keyboard für Leute, die selber Änderungen vornehmen wollen.

Lange Akkulaufzeit – zumindest ohne Beleuchtung

Nutzt du die KW X ULP kabellos, greift sie auf ihren Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 500 mAh zurück. In einem halben Jahr Nutzung habe ich ihn erst einmal über den USB-C-Anschluss aufgeladen – und nie dran gedacht, die Tastatur nach Feierabend auszuschalten. Zum Vergleich: Meine Keychron K4 muss ich etwa alle zwei Wochen aufladen.

Kleine Einschränkung des Lobes: Ich habe die Tastenbeleuchtung deaktiviert. Die Beleuchtung im Raum genügt, um die Beschriftung der Tasten lesen zu können.

Software: Tastenbelegung ändern mit Cherry Keys

Mit der Software «Cherry Keys» kannst du die F- und Sondertasten neu belegen. Weiter legst du Programme, Dateien, Ordner oder Webseiten fest, die sich nach Drücken einer Taste öffnen sollen. Darüber hinaus definierst du Textbausteine oder Makros und wählst Systemfunktionen wie «Standby» oder «Bildschirm sperren» aus.

Mehr als Änderungen der Tastenbelegung ist in Cherry Keys nicht möglich. Das kann unter Umständen praktisch sein, ich bin allerdings mit den Grundeinstellungen der Tastatur zufrieden.

Fazit: Die beste flache, mechanische Tastatur

Den Namen der KW X ULP finde ich immer noch gewöhnungsbedürftig, bin aber ansonsten sehr zufrieden mit der Tastatur von Cherry. Wenn du ein flaches, mechanisches Keyboard suchst und keine Ambitionen hast, die Keycaps auszutauschen, lege ich sie dir ans Herz. Für mich ist sie derzeit in dem Bereich die beste Wahl.

Die Verarbeitung ist sehr gut, die Akkulaufzeit lang und das Tippen mit kurzem Tastenhub und klarem Druckpunkt angenehm. Die Beschriftung der Tasten hält lange und Schmutz fällt nicht sofort auf.

Mir gefällt die KW X ULP besser als die im Vergleich höhere MX Mechanical von Logitech. Allerdings kostet die Tastatur von Cherry auch mehr.

Titelfoto: Jan Johannsen