
Hintergrund
Acht Browser-Erweiterungen, die dir das Leben erleichtern
von Dominik Bärlocher
Remix OS bringt Android auf den PC. Andromeda soll Chrome OS und Android vereinen. Bevor das aber passiert, schauen wir uns mal Chrome OS an. Weil irgendwie kennt das noch keiner.
Chromebooks kennt ihr, oder? Weil das ist wohl der Ort, an dem ihr am wahrscheinlichsten Chrome OS über den Weg laufen werdet. Also Laptops, die hauptsächlich darauf ausgelegt sind, Cloud-Applikationen anzuwenden. Darauf läuft Chrome OS, das wahrscheinlich merkwürdigste Betriebssystem, das ich bis anhin gesehen habe, wenn wir mal vom voll funktionsfähigen 64bit Betriebssystem auf Bibelbasis names TempleOS absehen.
Gut, weirdness beseite, Chrome OS. Es gibt eigentlich nicht viel zu sagen, weil an Chrome OS selbst ist nicht viel dran. Daher fangen wir mal mit der Geschichte des Betriebssystems an, die recht spannend ist.
Im Jahre 2008 hat Google den Browser Google Chrome veröffentlicht, den du im Moment hoffentlich benutzt hast, um diesen Artikel zu lesen. Der Browser hat mehr oder weniger von Beginn an die Herzen der Nutzer im Sturm erobert und ist bis heute nie aus der Gunst der User gefallen.
Chrome ist auf MacOS erhältlich und läuft auf Windows. Sogar Ableger für Linux-Distros gibt es. Kurz: Kein Computer muss ohne Chrome auskommen.
Im Laufe der Jahre hat Google seinen Browser so weit ausgebaut, dass er praktisch alles kann, was ein Betriebssystem mit Office-Suite kann.
Im Austausch gegen so ziemlich alle deine persönlichen Daten ist die Verwendung all dieser Programme kostenlos. Die Entscheidung, ob dir das wert ist, liegt bei dir, ist aber durchaus etwas, das eine bewusste Entscheidung sein soll und nicht einfach nur «Hihi, wie lustig».
Zu all dem hinzu kann Chrome dank einer schier unendlichen Anzahl Erweiterungen – neudeutsch klingend Extensions genannt – allerlei Funktionen übernehmen, angefangen bei der Sicherheit im Internet bis hin zum Spiel.
Oft erzähle ich den Witz, dass Windows und MacOS nur dazu da sind, einen Browser zu öffnen. Denn zu all den Extensions und Office-Anwendungen kommt hinzu, dass viele Programmierer und Software-Entwickler die Schnauze voll davon hatten, immer zwei Programme – eins für Windows und eins für MacOS – zu entwickeln, weil das kostet Zeit und Zeit ist Geld. Daher haben sie die Möglichkeiten der neuen Generation Browser genutzt und sogenannte Web Apps konstruiert. Wenn Google und Mozilla sich schon die Arbeit machen, eine Plattform für beide Betriebssysteme zu schaffen und diese auch noch allem und jedem zu öffnen… warum sollten Entwickler das nicht nutzen?
Genug der Lobhudelei über die Browser der jüngsten Generation. Schauen wir doch, was fehlt. Einigen ist es immer komisch vorgekommen, dass Google alles macht, aber sich nie an eines gewagt hat: Es fehlt das Google Betriebssystem für Computer.
Über die Gründe, warum Google was macht – abgesehen von «Wir wollen eure Daten, damit wir damit handeln können und dafür geben wir euch Gratis-Dinge» – schweigt sich der Konzern in der Regel aus. Oft scheint «Weil wir das können» die Erklärung zu sein. Daher kann auch über die Gründe, weshalb der Internetriese kein eigenes Betriebssystem für Computer entwickelt, nur spekuliert werden. Ist es, weil auf Betriebssystem-Ebene keine Datenschleuder gebaut werden kann, die gross und effektiv genug ist, das Investment zu rechtfertigen? Ist es, weil Google einfach keine Lust hat, wenn sie so lustige Dinge machen, wie Project Loon?
Eine der plausibelsten Theorien ist die, die besagt, dass Google das schlicht nicht nötig hat. Google hat es, so die Theorie, mit dem Chrome Browser geschafft, eine Plattform zu kreieren, die ein Betriebssystem eigentlich unnötig macht. Denn der Browser kann eh schon alles. Wo liegt da der Benefit in der Entwicklung eines Dings, das nicht wirklich mehr bieten kann?
Und dann gibt es da Chrome OS, ein Betriebssystem. Von Google. Es ist so «das andere Betriebssystem» nebst Windows, MacOS und eventuell sogar Linux-Distributionen wie Fedora oder Ubuntu. So die bekannten halt. Chrome OS hat eine loyale Gefolgschaft. Aus Gründen, die auf den ersten Blick nicht wirklich ersichtlich sind.
In den frühen Versionen macht Chrome OS von sich selbst aus genau eines: Es startet Chrome. Den Browser. Mehr macht es eigentlich nicht. Denn das Konzept des Betriebssystems ist klar: Es geht darum, dass in der Cloud gearbeitet wird, sprich mit den von Google und anderen Anbietern von Web-Apps. Offline gehen will das Gerät schon gar nicht, dafür gibt es keinen Knopf und keine Einstellung.
Klar, da gibt es einen minimalistischen File-Manager, aber warum solltest du den benutzen wollen, wenn eh alles in der Cloud liegt?
In späteren Versionen – welche Version man nutzt ist schwer nachzuvollziehen und ob man ein Update installieren will, kann man nicht steuern – ist es möglich, Android-Applikationen auf Chrome OS zu installieren. Das geht aber nur auf bestimmten Modellen der Chromebook-Serie, die exklusiv von Google und ausgewählten Partnern hergestellt werden, sofern die Software-Version höher als Version 53 ist. Wenn dein Chromebook online und damit up to date hast, dann ist die Versionierung kein Problem, mit dem du dich aktiv beschäftigen musst.
Auf diesen Chromebooks kannst du Android-Apps installieren.Eine vollständige Liste, welche Chromebooks Android-Apps unterstützen wird netterweise von den Google-Developern zur Verfügung gestellt.
Jüngst habe ich über Remix OS aus dem Hause Jide geschrieben. Das Projekt, ein Schwesterprojekt des Android x86 Projekts ist, brüstet sich damit, dass es Android endlich auf den PC bringt.
Es erschienen folgende Kommentare zum Artikel.
Und was ist die vorteil gegenüber chrome os genau? – John.francis
Also nur ein abklatsch von Chrome OS… Wo war da nochmal die Innovation? Oder der Unterschied? – MamiUs57
Ob dir die Vorteile oder Nachteile von Chrome OS oder Remix OS besser passen, kannst du entscheiden. Denn darum haben wir ja die Auswahl. Ein objektives «besser» oder «schlechter» zu bestimmen, ist verdammt schwierig, weshalb ich die Wahl gerne den Benutzern selbst überlasse. Denn ihr seid es, die am Ende mit dem Betriebssystem arbeiten müsst.
Remix OS ist aber kein Abklatsch von Googles Chrome OS und andersrum. Die beiden verfolgen komplett andere Ziele und haben völlig andere Herangehensweisen. Remix OS versucht, das Modell von Windows und MacOS zu adaptieren. Jide will dem Nutzer eine Offline-Experience wie auch eine voll funktionierende Nutzerumgebung ohne Internetzugang bieten. Genau wie auch dein Android-Phone offline funktionieren kann.
Chrome OS hat zwar ebenfalls Offline-Features, ist aber klar darauf ausgelegt, dass es den Chrome-Browser und Apps startet, die Cloud-Dienste ansteuern. Ob sich Jide von Chrome OS hat inspirieren lassen, lässt sich nicht abschliessend sagen. Es ist sicher möglich. Aber rein vom User-Experience-Standpunkt her fühlt sich Remix OS mehr wie ein Betriebssystem und weniger wie ein Launchpad an.
Chrome OS ist im Wesentlichen ein Linux Kernel und ein Browser. Dann noch etwas Android reingemischt und irgendwie funktioniert das Ganze recht gut, auch wenn das Betriebssystem als Konstrukt recht kurios anmutet. Es fühlt sich weniger wie ein Betriebssystem an, sondern mehr wie der minimalistische Versuch des Internetgiganten Google, Microsoft und Apple auszubooten. Das ist ein völlig legitimer Gedankengang, aber wenn obige These stimmt, dann ist Chrome OS bewusst minimalistisch gehalten, damit Chrome, der Browser, seine Arbeit weiterhin sehr gut tun kann.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.