Darum kaufe ich nie mehr einen E-Scooter mit Schlauch
Lange fuhr ich auf Rädern mit Schlauch. Heute würde ich nur noch einen E-Scooter mit Tubeless-Reifen kaufen. Warum auch du dir vor dem Kauf die Pneuwahl gut überlegen solltest.
Leistung, Reichweite und auch der Preis – diese Punkte stehen beim Kauf eines E-Scooters meist im Vordergrund. Die wenigsten kümmern sich darum, was für Reifen montiert sind. Dabei gibt es drei Typen. Mindestens einer ist meiner Meinung nach nicht empfehlenswert.
So wichtig ist der Reifendruck
In meiner Familie kommen zwei zwei E-Scooter mit Luftreifen zum Einsatz. Eigentlich bin ich total zufrieden, aber ich habe beim Kauf vor mehreren Jahren ein Detail ignoriert: nämlich die Art der Reifen. Beide Zweiräder haben Pneus mit Schlauch drin, wie du das vom Fahrrad her auch kennst. Dort ist das ja völlig unkompliziert, beim E-Scooter sieht das aber anders aus.
Zuerst musste ich schmerzlich lernen, wie wichtig der Luftdruck im Reifen ist. Während du beim Fahrrad mit etwas zu tiefem Druck noch problemlos fahren kannst, wird beim E-Scooter der Verschleiss sofort massiv höher. Die Gefahr eines Platten steigt. Hat der Schlauch dann Luft verloren und du willst trotzdem noch nach Hause fahren, ist auch gleich der Pneu beschädigt.
Es ist beim E-Scooter also sehr wichtig, alle paar Wochen den Druck zu überprüfen. Leider haben jedoch schon bei der Auslieferung viele E-Scooter einen deutlich zu tiefen Luftdruck. Vor der ersten Fahrt deshalb unbedingt checken! Und nicht aufs Gefühl verlassen – die Reifen müssen deutlich härter sein, als du erwartest.
Wie hoch der Druck sein soll, auch abhängig vom Gewicht des Fahrers, steht auf dem Reifen oder in der Bedienungsanleitung – leider oft nur im Kleingedruckten. Der empfohlene Reifendruck liegt für viele Modelle bei 3,5 bar oder gar mehr. Falls nicht der bei uns übliche bar-Wert angegeben ist, sondern psi (pounds per square inch), kannst du das online umrechnen, beispielsweise direkt über Google. 1 psi sind 0,0689 bar.
Redaktionskollege Ramon hat kürzlich verschiedene Luftpumpen getestet. Da du beim E-Scooter jeden Monat den Druck überprüfen solltest, lohnt sich eine solche Anschaffung.
Pneu mit Schlauch: Reparaturanfällig
Bei den kleinen E-Scooter-Reifen machen schon kleine Schwankungen viel aus. Aber nicht nur bei zu wenig Luft ist die Gefahr eines defekten Luftschlauches gross. Die Elektro-Trottis reagiert auf Kanten, Steine, Scherben und so weiter sehr empfindlich. Ich hatte auch mit gut gepumpten Rädern ein bis zwei Defekte pro Jahr.
Das ist mühsam. Denn je nach Marke ist es nicht ganz einfach, die passenden Schläuche zu finden. Während die Dimensionen bei den Fahrrädern meist normiert sind, herrscht bei den E-Scootern Wildwuchs. Je nach Bauart ist es auch nerviger als etwa beim Fahrrad, so einen Schlauch zu wechseln. Denn du musst dich auf kleinstem Raum mit im Rad integrierten E-Motoren oder auch Scheibenbremsen herumplagen.
Wer den Austausch nicht selber machen kann, steht auf dem Schlauch. Es gibt kaum spezialisierte Reparaturwerkstätten für E-Scooter, die klassischen Velo-Mechaniker lassen meist die Finger davon. Wer Pech hat und nicht in der Nähe einer Werkstatt wie etwa den fünf Schweizer Filialen von «Kiss my Wheels» wohnt, der muss weite Wege auf sich nehmen. Dazu kommt: Ein Schlauchwechsel kostet schnell mal 80 bis 100 Franken.
Tubeless: die Alternative mit Luft, aber ohne Schlauch
Die beste Alternative zum Reifen mit Schlauch ist der Reifen ohne Schlauch – «Tubeless» genannt. Hier wird der Pneu zwar ebenfalls aufgepumpt, die Luft ist aber nicht in einem Schlauch, sondern direkt im Reifen – wie bei Autos und Motorrädern.
Der grosse Vorteil von Tubeless-Reifen ist die robuste Bauweise, sie sind auch bis zu einem gewissen Grad selbstheilend. Sprich: Kleine Löcher werden wieder abgedichtet. Fährst du mit etwas zu wenig Luft im Reifen, beschädigt ihn das nicht gleich.
Der Nachteil von Tubeless: Wenn der Reifen wirklich kaputt ist, ist der Austausch nochmals komplizierter als bei einem Pneu mit Schlauch. Da muss normalerweise ein Profi ran.
Ich teste seit zwei Monaten ohne jegliche Probleme und mit viel Begeisterung ein Tubeless-Modell, nämlich den Vmax VX2 Pro ST. Er ist komfortabel, hat viel Power, eine gute Reichweite – und verliert pro Monat kaum Luft im Reifen. Auch wenn ich mehrmals pro Woche über Kieswege brettere, hatte ich bisher keinen Platten.
Luftreifen dämpfen Schläge etwas ab – korrekt gepumpt ist die absorbierende Wirkung der Reifen aber nicht so gross. Wer daher noch mehr Fahrkomfort möchte, der findet Modelle mit richtiger Federung. Intensiv habe ich ja den Xiaomi 4 Ultra getestet. Dank den Federn vorne und hinten fährst du auch über Kopfsteinpflaster oder Kieswege ganz entspannt.
Vollgummi: ultrastabil, aber auch ultrahart
Es gibt noch eine weitere Alternative zum Schlauch, nämlich Vollgummi-Reifen. Sie sind stabiler und robuster. Hier musst du gar keine Angst vor einem Platten haben. Da Vollgummi-Reifen erst nach Jahren abnutzen, sind sie praktisch wartungsfrei.
Allerdings gibt’s auch Nachteile, wie ich beim Test des SoFlow So X festgestellt habe. Unebenheiten spürst du direkt im ganzen Körper. Das ist auf gut ausgebauten Strassen in der Stadt weniger ein Problem, schon bei Fugen auf einem Betonweg ist das aber anstrengend. Kieswege sind eine Tortur, da wird der gesamte Körper durchgeschüttelt.
Dafür sind mit Vollgummi auch solche speziellen Designs möglich wie beim SoFlow So X: Die Räder haben statt Speichen oder einer Felge einfach ein Loch und scheinen mit den dünnen Pneus fast zu schweben. Das sieht richtig genial aus – hat aber eben auch deutliche Nachteile beim Komfort.
Mein Fazit: Tubeless-Reifen sind wohl für die meisten Käuferinnen und Käufer die richtige Wahl. Sie werden allerdings primär bei Scootern eingebaut, die 500 Franken oder mehr kosten. Diese Investition lohnt sich, da sich hochwertigere Elektro-Trottis mit grösserem Akkus und stärkerem Motor auch länger genutzt werden.
Titelfoto: Lorenz KellerGadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.