Früher erhielt die Kamera bestenfalls ein Update, wenn ein offensichtlicher Fehler behoben werden musste. Heute werden regelmässig neue Features wie ein besserer Autofokus nachgerüstet. Die Hintergründe einer erfreulichen Entwicklung.
In letzter Zeit sind diverse Meldungen zu Firmware-Updates auf mich eingeprasselt. Sony hat für die A7 III und für die A9 umfassende Updates geliefert. Sie verbessern den Autofokus, bringen aber auch neue Funktionen wie Intervallaufnahmen. Dieser Testbericht gibt einen Eindruck, wie umfangreich das Update zur Sony Alpha A9 ist.
Weitere aktuelle Beispiele: Fujifilm verbessert den Autofokus der X-T3 per Firmware-Update. Nikon hat für die spiegellosen Z-Kameras den Augen-Autofokus nachgeliefert. Weniger spektakulär, aber für mich persönlich wichtig war diese News: Die Nikon D5600, D7500 und D850 lassen sich jetzt endlich per Wi-Fi mit dem Smartphone verbinden.
Es ist ein Trend, der sich schon länger abzeichnet: Updates für Kameras werden zum Werbemittel.
Rechenleistung befeuert Software-Entwicklung
Firmware-Updates für Digicams gab es schon immer. Doch lange Zeit lieferten sie in erster Linie Fehlerbehebungen. Das ist heute anders. Viele Updates erweitern den Funktionsumfang der Kamera.
Das hat mit der technischen Entwicklung zu tun. Computer sind ein wichtiger Teil von Digicams. Die Fortschritte in der Rechenleistung sind seit langer Zeit viel grösser als in der Optik oder der Sensortechnik. Wenn die Entwickler diese Leistung mit fortschrittlicher Software nutzen, können sie eine Menge herausholen.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Autofokus. Der besteht zwar auch aus Hardware-Elementen, doch die Software wird immer wichtiger. Heutige Autofokus-Systeme stützen sich zu einem grossen Teil auf Echtzeit-Bildanalyse. Erst dadurch wird es möglich, den Fokus automatisch auf die Augen zu legen oder ein Motiv zu verfolgen, das sich bewegt. Dazu braucht es intelligente Software.
Hier ist eigentlich kein Gesicht zu sehen. Mit dem neusten Firmware-Update für die Sony Alpha A9 soll der Autofokus das Motiv trotzdem zuverlässig tracken.
Firmware-Updates als Wettbewerbsvorteil
Natürlich mögen die User kostenlose Firmware-Updates. Wenn ein Hersteller dafür bekannt ist, nicht mit Aktualisierungen zu geizen, kann das ein Wettbewerbsvorteil sein. Die Kamera veraltet weniger schnell. Umgekehrt schafft sich bestimmt keine Freunde, wer die Neuerungen nur für neue Kameras freigibt, obwohl es technisch einfach wäre, sie auch bei bestehenden Modellen nachzuliefern.
Das ist auch der Grund, wieso die Konzerne Firmware-Updates ankündigen, lange bevor sie überhaupt verfügbar sind. Sony hat für die A9 nicht nur die nächste, sondern auch schon die übernächste Version vorgestellt.
Nikon hat Augen-Autofokus für die Z6 und Z7 vorsorglich angekündigt – solche Infos können bei der Kaufüberlegung entscheidend sein.
Inoffizielle Firmware-Erweiterungen
Das Zurückhalten von Features kann so weit gehen, dass auch neue Geräte bestimmte Dinge nicht können, einfach nur, weil die Kamerasoftware die Funktion nicht freigibt. Das war früher oft der Fall bei Kompaktkameras, die keine RAW-Files speicherten. Eigentlich erzeugt jede Kamera Rohdaten; die Frage ist nur, ob dir die Software darauf Zugriff gibt oder nicht.
Bei Canon-Geräten lassen sich solche Beschränkungen mit dem Canon Hacker Development Kit aufheben und weitere Funktionen hinzufügen. Heute wichtiger ist Magic Lantern, eine Firmware-Erweiterung, welche wichtige Video-Funktionen von Canon-Kameras nachliefert.
Ein Kaufargument?
Für mich waren Firmware-Updates bislang nie entscheidend bei Kaufüberlegungen. Wenn die Entwicklung allerdings so weiter geht und die Firmen regelrechte Roadmaps herausbringen, könnte das für mich ein Kaufargument werden. Wie stehst du dazu?
Kamera-Updates
Sind Firmware-Updates für dich ein Kaufargument?
Mir ist das egal. Die Kamera muss von Anfang an perfekt für mich sein.
37%
Ich schaue genau darauf, ob ein Hersteller Updates liefert ode sogar angekündigt hat.
34%
Nicht wichtig, aber wenn ich unentschlossen bin, kann es das Zünglein an der Waage spielen.
Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.
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