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Das brauchst du für die Makro-Fotografie
Das Wichtigste für Makro-Aufnahmen ist natürlich ein Objektiv, mit dem du auf kurze Distanz scharf stellen kannst. Hier erfährst du, worauf du beim Objektiv genau achten musst und was dir sonst noch beim Aufnehmen von Makros helfen könnte.
In der Makrofotografie kommen kleine Dinge gross raus. Motive werden grösser, wenn du näher herangehst und/oder näher heranzoomst. Dafür braucht es spezielle Objektive. Zudem gibt es einige weitere Dinge, die dir die Makrofotografie erleichtern. Zum Beispiel ein spezieller Makro-Blitz. Das alles wird dir hier genauer erklärt.
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Wichtig beim Objektiv: die Naheinstellgrenze
Die Naheinstellgrenze ist die kürzeste Distanz, auf die das Objektiv noch scharf stellen kann. Makro-Objektive unterscheiden sich von anderen Objektiven dadurch, dass die Naheinstellgrenze kürzer ist. Du kannst näher heran, dadurch erscheint das Motiv grösser.
Gemessen wird dabei die Entfernung vom Motiv zum Sensor. Das bedeutet, dass du für den effektiven Abstand zwischen Objektivglas und Motiv die Länge des Objektiv abziehen musst. Wenn ein Objektiv 10 cm lang ist und eine Naheinstellgrenze von 30 cm hat, dann ist der minimale Abstand zwischen Objektiv und Motiv 20 cm – oder sogar noch etwas weniger, denn zwischen dem Objektiv und dem Sensor liegen bei einer Spiegelreflexkamera auch noch 3 bis 4 cm.
Die beiden Objektive unten haben eine ähnliche Brennweite. Das erste hat eine Naheinstellgrenze von 28 cm und ist somit makrofähig. Das zweite kann erst ab 85 cm scharf stellen.
Warum hat eigentlich nicht einfach jedes Objektiv eine kurze Naheinstellgrenze? Zum einen ist die Linsenkonstruktion aufwendiger und das Produkt darum teurer, schwerer und etwas grösser. Zum anderen ist der Autofokus langsamer, weil der Motor einen grösseren Weg zurücklegen muss. Bei manchen Objektiven kannst du deshalb den Fokusbereich mit einem Schiebregler eingrenzen, damit der Autofokus ein bisschen schneller ist.
Zwischenringe verkürzen die Naheinstellgrenze. Sie schlucken allerdings Licht. Objektive, die nicht für Makros optimiert sind, sollten mit einem Umkehrring verkehrt montiert werden. Bei Makro-Objektiven musst du aufpassen, dass die Naheinstellgrenze nicht zu kurz wird. Du möchstest vermutlich nicht auf das Innenleben deines Objektivs scharf stellen.
Welche Brennweite?
Bei Zoom-Objektiven kann die Naheinstellgrenze je nach Zoomfaktor variieren. Die meisten Makro-Objektive sind aber Festbrennweiten. Die typische Brennweite für ein Makro-Objektiv liegt bei 60 bis 100 Millimetern.
Tele-Makros haben so um die 100 Millimeter Brennweite, manchmal auch mehr. Sie haben Vor- und Nachteile. Mit einem Tele-Makro erreichst du die gleiche Vergrösserung aus einer grösseren Distanz. Das bringt folgende Pluspunkte:
- Du kannst kleine Tiere fotografieren, die dich nicht allzu nahe heran lassen
- Durch die etwas grössere Entfernung kann es nicht passieren, dass du mit der Kamera das Licht verdeckst oder anderweitig die Szene verfälschst
Die Nachteile gegenüber einer kürzeren Brennweite:
- Die Aufnahme verwackelt leichter
- Tele-Makros sind grösser, schwerer und meist auch teurer
Da du jedes Makro-Objektiv auch für andere Zwecke verwenden kannst, hängt deine Entscheidung auch davon ab, was du sonst noch so mit der Linse anstellen willst und ob du schon eine ähnliche Brennweite in deinem Sortiment hast.
Wie immer bei der Wahl einer Brennweite musst du die Grösse des Sensors mit in Betracht ziehen. An einer APS-C-Kamera erzeugt ein 40mm-Objektiv den gleichen Abbildungsmassstab wie ein 60mm-Makro an einer Vollformatkamera. Dieser Bildausschnitt ist universell anwendbar. Ein 60mm-Objektiv an einer APS-C-Kamera entspricht dagegen einem 90mm-Objektiv am Vollformat; dieser Bildausschnitt eignet sich ausserhalb der Makro-Fotografie vor allem für Porträts.
Wie gross wird das Ding auf dem Bild?
Hier findest du alle Makro-Objektive in unserem Shop. Du kannst links nach bestimmten Naheinstellgrenzen sortieren. Die Naheinstellgrenze gibt dir aber erst in Kombination mit der Brennweite eine Ahnung davon, wie gross du ein Motiv tatsächlich abbilden kannst.
In den Spezifikationen der Hersteller findest du oft auch den Abbildungsmassstab. Ein typischer Wert eines gewöhnlichen Objektivs liegt so zwischen 1:4 und 1:10, ein richtiges Makro-Objektiv schafft einen Abbildungsmassstab von 1:1. Doch was bedeuetet das? Ganz einfach. Ein Insekt, das 12 Millimeter gross ist, misst bei einem Abbildungsmassstab von 1:1 auch 12 Millimeter auf dem Sensor.
Nun kommt es auf die Grösse des Sensors an, welchen Bildanteil das Insekt damit ausfüllt. Ein APS-C-Sensor ist 24 Millimeter lang, das Insekt nimmt somit die Hälfte der Bildlänge ein. Auf einem Vollformatsensor (Länge 36 Millimeter) ist es hingegen nur ein Drittel.
Auch der Abbildungsmasstab allein sagt dir also noch nicht, ob du ein Motiv formatfüllend ablichten kannst oder nicht. Er gibt jedoch eine recht gute Vorstellung von der Makrofähigkeit eines Objektivs. Mit dem Massstab 1:1 bist du gut dran, auch mit einem grossen Sensor.
Die oben schon mal erwähnten Zwischenringe vergrössern natürlich den Abbildungsmasstab, weil du damit näher herangehen kannst.
Die Tiefenschärfe
Im Nahbereich ist die Tiefenschärfe viel geringer als im mittleren und weit entfernten Bereich. Nicht nur der Hintergrund wird unscharf, sondern auch Teile des Hauptmotivs. Das kann zum Problem werden. Zum einen erkennst du fast nichts von der Umgebung und zum anderen führt schon eine Verschiebung von einem Millimeter zu einem unscharfen Bild.
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Die simpelste Lösung lautet: Abblenden. Wo bei Blende f/2,8 praktisch alles unscharf ist, siehst du bei f/9 bereits viel mehr. Doch eine geschlossene Blende benötigt längere Belichtungszeiten. Du brauchst also in vielen Fällen ein Stativ. Damit du auch nahe am Boden zurecht kommst, sollte es ein Ministativ sein.
Bei Tieren allerdings ist das mit dem Stativ eher schwierig. Bis du das aufgebaut hast, ist die Fliege weg. Doch gerade bei Insekten ist der Fokus besonders wichtig. Wir wollen die Augen auf jeden Fall scharf sehen, aber möglichst auch den Rest. Hier, bei Blende f/10 und Brennweite 105mm, ist es mir nicht gelungen, gleichzeitig die Augen und die Haare scharf zu stellen, obwohl diese fast auf der gleichen Ebene liegen:
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Also noch stärker abblenden. Unter Umständen ist es dafür aber zu dunkel und du musst mit künstlicher Beleuchtung nachhelfen. Ein normaler Blitz taugt dafür aber nicht. Vor allem im extremen Nahbereich führt er zu Überbelichtung, hartem Licht und im dümmsten Fall wirft das Objektiv einen Schatten. Wenn schon Blitz, dann ein spezieller Makroblitz.
Wie du in der Kategorie Makroblitz im digitec-Shop siehst, haben diese Blitzgeräte rundherum oder zumindest seitlich mehrere Lampen, um das Objekt gleichmässig auszuleuchten.
Zuhause bringst du für kleine Objekte auch mit einem Mini-Studio ein rundherum weiches und trotzdem helles Licht hin.
Hier noch die Anleitung zum Selberbasteln:
Und die Kamera?
Fast jede digitale Kamera ist makrotauglich. Ein ausklappbarer Bildschirm bringt dir Vorteile, wenn die Kamera auf dem Boden steht oder in Bodennähe gehalten wird. Das kommt in der Makrofotografie oft vor. Dann wird es unbequem, durch den Sucher oder auf das Display zu schauen. Einige Displays können zur Verwendung im Hochformat auch seitlich ausgeklappt werden.Das geht zum Beispiel bei der Fujifilm X-H1.
Alternative: Mit einer WLAN-fähigen Kamera (heutzutage Standard) kannst du dir das Sucherbild auf das Smartphone übertragen lassen und von dort auslösen. Damit beugst du auch Verwacklern vor, die durch das Drücken auf den Auslöser auch mit Stativ entstehen. Manche Fotografen ziehen aber den klassischen Fernauslöser vor, nach dem Motto: Wo kein WLAN ist, kann es auch keine WLAN-Verbindungsprobleme geben.
Olympus hat eine Kamera, die «focus stacking» beherrscht. Dabei rechnet sie verschiedene Aufnahmen mit unterschiedlichem Fokus zusammen, um eine höhere Tiefenschärfe hinzukriegen. Das ist zwar prinzipiell auch am Computer per Software (und somit mit jeder anderen Kamera) möglich, aber komplizierter. Focus stacking funktioniert
ohnehin nur mit Motiven, die sich nicht bewegen.
Noch ein Wort zu Kompaktkameras und Smartphones. Diese Geräte haben eine höhere Tiefenschärfe, das ist für Makros gut. Du kannst meistens auch sehr nahe heran. Aber man könnte auch sagen: Du musst nahe heran, sonst gibts kein Makro. Die ultrakurzen Naheinstellgrenzen funktionieren meist nur im Weitwinkel, mit einer starken perspektivischen Verzerrung. Du verdeckst zudem die Lichtquelle und es gibt kaum Zubehör, um dieses Problem zu beseitigen. Kurz: Wenn du Makros schiessen willst, die wirklich beeindrucken, dann ist ein Smartphone nicht das richtige und eine Kompaktkamera vermutlich auch nicht.
Schlusspunkt: Das ultimative Makro-Gedöns
Dieses ... Ding ... ist ein Weitwinkel-Makro der chinesischen Marke Laowa. Nein, wir haben es nicht im Sortiment. Ja, ich weiss, dass dir das nichts nützt. Nein, ich finde das nicht schlimm. Ja, ich bin jetzt fertig.
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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.