Das bringt Wi-Fi 6 in der Wohnung: Fritzbox 4060 vs. Fritzbox 7490
In der Theorie ist Wi-Fi 6 besser als Wi-Fi 5. Ob sich der Wechsel in der Praxis lohnt, teste ich bei mir zu Hause.
Bei mir Zuhause steht eine Fritzbox 7490 mit Wi-Fi 5 mittig in der Wohnung. Drei gleichzeitige Video Streams in 1080p sind damit kein Problem. Solange sie funktioniert, sehe ich keinen Grund sie zu ersetzen. Trotzdem bin ich neugierig und will wissen, ob die Fritzbox 4060 mit Wi-Fi 6 bei gleichbleibender Internetverbindung Vorteile bringt.
Wi-Fi 6 vs. Wi-Fi 5: Die Veränderungen
Zur Erinnerung: Die zwei wichtigsten Neuerungen von Wi-Fi 6 sind der erhöhte maximale Datendurchsatz und die bessere gleichzeitige Versorgung vieler Geräte. Der höchste theoretisch erreichbare Datendurchsatz steigt mit Wi-Fi 6 im Vergleich zu Wi-Fi 5 von 3,5 auf 9,6 Gigabit brutto pro Sekunde. Praktisch wird allerdings nur eine Erhöhung um den Faktor 1,4 erwartet, da auch kaum ein Router mit Wi-Fi 5 die theoretischen Höchstwerte erreicht.
Wi-Fi 6 ist zudem in der Lage, die nötige Bandbreite für verschiedene Geräte besser zu erkennen und die Kanalbreite dynamisch anzupassen. So bekommt zum Beispiel der 4K-Stream auf dem Fernseher mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt als das Smartphone, das nur auf eingehende Chat-Nachrichten wartet.
Wi-Fi 6 ist zudem für die steigende Zahl an Geräten mit WLAN – vor allem aus dem Smarthome-Bereich – vorbereitet und bedient bis zu acht Streams (8x8 MU-MIMO). Bei Wi-Fi 5 liegt das Maximum bei vier. Wi-Fi 5 kann bereits Daten an mehrere Geräte gleichzeitig senden, Wi-Fi 6 nun auch gleichzeitig Daten von mehreren Geräten empfangen. Hierfür sind mehr Antennen bei den Routern und den verbundenen Geräten notwendig – dennoch funktioniert Wi-Fi 6 auch mit weniger Antennen und wird in den meisten Geräten auch nur mit vier betrieben.
In Puncto Sicherheit gibt es kaum noch Unterschiede. Der Verschlüsselungsstandard WPA-3 ist inzwischen auch für die meisten Geräte mit Wi-Fi 5 verfügbar.
Einfache und schnelle Einrichtung
Ich mag, wie einfach die Einrichtung von Routern inzwischen ist. Da die Fritzbox 4060 ein WLAN-Router ohne Modem ist, verbinde ich ihr LAN-Kabel mit dem WLAN-Modem. Damit sich die Netzwerke nicht stören, schalte ich das WLAN der Fritzbox 7490 aus. Die weiteren Einstellungen sind über den Browser unter der URL «fritz.box» bequem erledigt. Die nötigen Zugangsdaten für die Erstanmeldung liegen auf einer Karte bei.
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Messungen
Die erste Runde Messungen nehme ich mit der Fritzbox 7490 vor, bevor ich die Fritzbox 4060 anschließe. Sie bekommt dann mehrere Tage Eingewöhnungszeit, ehe ich auch bei ihr Signalstärke, Ping und die interne Download-Geschwindigkeit messe.
Für die Signalstärke nutze ich Netspot auf dem Pixel 6. Mein NAS am Router pinge ich über die Windows-Konsole auf dem Surface Laptop Studio an. Auf ihm installiere ich auch den LAN Speed Test von Totusoft und lasse jeweils ein Gigabyte großes Datenpaket auf dem NAS schreiben und lesen. Für meine Neugier kopiere ich noch eine 5,2 Gigabyte große Datei vom NAS auf das Notebook und stoppe händisch die Zeit.
Da die Messwerte in der Wohnung überall gut aussehen und das WLAN nicht an seine Grenzen kommt, suche ich sie. Ich werde unter vier Betondecken im Keller sowie an der Tischtennisplatte auf dem Spielplatz nebenan fündig. Bis hierhin reicht mein WLAN.
Signalstärke
Die Signalstärke wird in Dezibel Milliwatt (dBm) gemessen. Höhere Werte sind dabei besser. Sehr gute Werte entsprechen -35 bis -50 dBm – gute bis -60 dBm, wobei es ab -70 dBm für viele Geräte kritisch wird.
Fritzbox 4060
(2,4 / 5 GHz) | Fritzbox 7490
(2,4 / 5 GHz) | |
---|---|---|
Wohnzimmer | -63 dBm / -56 dBm | -65 dBm / -61 dBm |
Schlafzimmer | -55 dBm / -55 dBm | -53 dBm / -52 dBm |
Kinderzimmer | -58 dBm/ -54 dBm | -45 dBm / -41 dBm |
Küche | -53 dBm / -52 dBm | -46 dBm / -44 dBm |
Keller | -67 dBm / -89 dBm | -78 dBm / -87 dBm |
Tischtennisplatte | -74 dBm / -88 dBm | -78 dBm / -88 dBm |
Die Signalstärke ist auf den ersten Blick kein Argument für Wi-Fi 6 bei gleicher Anzahl Antennen (4x4 MU-MIMO). Nur an der Hälfte der Messpunkte weist die Fritzbox 4060 eine höhere Signalstärke auf – und das nur geringfügig. Aber immerhin performt sie an den am weitesten entfernten Punkten besser. Da lassen sich die schlechteren Werte – die sich immer noch im brauchbaren Rahmen bewegen – innerhalb der Wohnung verschmerzen. Ob die größere Distanz Wi-Fi 6 geschuldet ist, ist allerdings unklar. Das könnte auch an einem anderen Antennendesign liegen.
Auffällig ist noch, dass in der Wohnung das 5-GHz-Band stärker und die erste Wahl des Smartphones ist. Im Keller und an der Tischtennisplatte ist das Signal des 2,4-Ghz-Band besser. Das deckt sich damit, dass 5 GHz auch in Theorie mehr Datendurchsatz, aber weniger Distanz gegenüber 2,4 GHz bietet.
NAS anpingen
Der Ping wird in Millisekunden angegeben. Er zeigt auf, wie lange es dauert, ein Datenpaket vom Notebook zum NAS zu senden und ein Antwortpaket zu erhalten. Das NAS hängt dabei mit dem Netzwerkkabel am Router.
Fritzbox 4060 | Fritzbox 7490 | |
---|---|---|
Wohnzimmer | 3 ms | 5 ms |
Schlafzimmer | 4 ms | 3 ms |
Kinderzimmer | 3 ms | 3 ms |
Küche | 4 ms | 4 ms |
Keller | 7 ms | 5 ms |
Tischtennisplatte | 12 ms | 3 ms |
Der Ping zum NAS fördert in der Wohnung auch keine klaren Vorteile von Wi-Fi 6 zutage. An den weiter entfernten Messpunkten erhöht sich die Antwortzeit sogar – teilweise deutlich. Das wirkt nicht überzeugend.
Download-Geschwindigkeit von NAS
Beim Download vom NAS ermittle ich die durchschnittlich mögliche Anzahl an Megabit beim Download einer Gigabyte großen Datei. Acht Megabit entsprechen einem Megabyte. Im Keller und an der Tischtennisplatte habe ich die Paketgröße für den LAN Speed Test auf 100 Megabyte reduziert. Für mehr reichte meine Geduld nicht. Zur Fritzbox 7490 mit Wi-Fi 5 kam an der Tischtennisplatte keine brauchbare Verbindung zustande.
Fritzbox 4060 | Fritzbox 7490 | |
---|---|---|
Wohnzimmer | 433 Mbps | 357 Mbps |
Schlafzimmer | 655 Mbps | 437 Mbps |
Kinderzimmer | 564 Mbps | 382 Mbps |
Küche | 624 Mbps | 408 Mbps |
Keller | 40 Mbps | 88 Mbps |
Tischtennisplatte | 14 Mbps | Keine stabile Verbindung |
Ich habe zusätzlich noch eine 5,2 Gigabyte große Datei vom NAS kopiert und per Hand die Zeit gestoppt. Je nach Zimmer verbesserte sich die Downloadzeit von maximal 117 Sekunden auf maximal 63 Sekunden. Die Verbesserung pro Zimmer lag dabei zwischen 62 und 37 Sekunden.
Endlich erkenne ich einen Mehrwert. Datenübertragungen innerhalb des Netzwerks sind deutlich schneller. Allerdings macht Kollege Martin Jud mir die Hoffnung zunichte, dass alleine Wi-Fi 6 der Grund hierfür sein muss. Die Antennen des Routers, der Chip und sein Arbeitsspeicher spielen hierbei ebenfalls eine Rolle. In seinen Tests sind ihm bereits Wi-Fi-5-Router untergekommen, die Wi-Fi-6-Router mit gleicher oder größerer Antennenzahl in den Schatten stellen.
Bei Downloads aus dem Internet kommen allerdings noch deine Internetverbindung und der jeweilige Downloadserver als Faktoren mit ins Spiel. An den äußeren Messpunkten ist keine wirkliche Verbesserung zu erkennen – auch wenn an der Tischtennisplatte mit Wi-Fi 5 gar nichts ging.
Fazit: Kein Grund, ein laufendes System zu verändern
Sofern der vorhandene Router mit Wi-Fi 5 noch zufriedenstellend läuft, gibt es keinen Grund umzusteigen. Die Vorteile von Wi-Fi 6 sind sehr theoretisch und gelten nur für bestimmte Szenarien. Eine schnöde Mietwohnung mit zentral positioniertem Router gehört nicht dazu.
Bei einer großen WG, mit zehn Menschen und ihren Geräten, könnte das schon anders aussehen. Allerdings dürfte bei ihr ein einzelner Router die Fläche nicht abdecken. Zumindest hat in meinem Test Wi-Fi 6 nicht für eine größere Reichweite gesorgt. Dafür bleibt weiterhin nur der Griff zu Repeatern oder Access Points.
Sollte mein aktueller Router plötzlich den Geist aufgeben, würde ich beim Kauf eines neuen, trotz meiner enttäuschenden Messungen, zu einem Modell mit Wi-Fi 6 greifen. Bei Wi-Fi 6E ist die Auswahl noch sehr klein und teuer – und die finale Standardisierung von Wi-Fi 7 (aka IEEE 802.11be) wird erst für 2024 erwartet und die Produkte damit kommen erst danach.
Insgesamt ist Wi-Fi 6 eine Investition in die Zukunft, die sich noch nicht unbedingt sofort auszahlt. Damit der Standard seine Vorteile wie die dynamische Kanalbreite ausspielen kann, müssen sämtliche Endgeräte im Netzwerk ihn beherrschen und sogar die Router deiner Nachbarn.
Martin Jud hat die Fritzbox 4060 im Verbund mit dem FritzRepeater 6000 getestet. Wie sie im Vergleich zu anderen Mesh-Systemen kannst du hier nachlesen:
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de.