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Google Pixel 6: Januar-Update soll versprochene Performance bringen
von Dominik Bärlocher
Das Pixel 6 soll mein Smartphone für die nächsten vier oder fünf Jahre werden. Nach den ersten drei Monaten ist es Zeit für eine Zwischenbilanz.
Nach Googles Vorstellung des Pixel 6 vergangenen Oktober war ich angefixt. Ein Chipsatz mit viel KI und mehr Sicherheit, neue Kamerafunktionen und Sicherheitsupdates für die nächsten fünf Jahre. Das Pixel 4 und andere Google-Smartphones haben mir zuvor gute Dienste geleistet. Deswegen habe ich direkt zugeschlagen und bei Google den Bestell-Button gedrückt.
Trotz der Begeisterung dauert es bis Ende November, bis ich das Pixel 6 endlich komplett eingerichtet und alle Apps umgezogen hatte. Der viel kritisierte Fingerabdrucksensor im Display war auch bei mir sehr langsam. Nach dem Update im Dezember wurde er schneller und zuverlässiger. Dafür traten bei anderen Geräten neue Probleme in so großer Zahl auf, dass Google es stoppte und erst im Januar bzw. Februar endgültig fixte. Mein Pixel kam zum Glück ohne Störungen durch diese Zeit und ist mir seit Anfang an ein treuer Begleiter im Alltag.
Mit Android 12 in seiner puren Form bin ich sehr glücklich. Kein vorinstallierte Bloatware von Dritten, keine Werbung und viele Funktionen, die ich vor vielen anderen bekomme. Auch wenn Samsung und Co. ihrerseits natürlich auch mal Funktionen anbieten, bevor Google sie in die Grundversion von Android übernimmt. Es sind vermeintliche Kleinigkeiten wie die optischen Hinweise, dass Kamera und/oder Mikrofon genutzt werden und ich sie über die Schnelleinstellungen deaktivieren könnte.
Zum Ausprobieren der Transkribier-Funktion im Rekorder, bin noch nicht gekommen. Gleiches gilt für die neuen Möglichkeiten des Google-Übersetzers. Er hat sich bisher nur zur Übersetzung in Apps angeboten, wo ich ihn nicht benötigte. Für diese KI-Funktionen ist unter anderem der Tensor-Chip zuständig. Das ist der erste Prozessor, den Google für ein Smartphone entwickelt hat. Im Alltag, also jenseits von Benchmark-Tests, bemerke ich keine großen Vor- oder Nachteile gegenüber den Chipsätzen anderer Hersteller. Und die Sicherheits- sowie KI-Features von Tensor arbeiten größtenteils im Hintergrund. Wobei die KI neben den gerade erwähnten Beispielen sich beim Google Assistant, den ich wenig benutze, und bei der Kamera bemerkbar macht.
Schon das Pixel 4 hat mich mit seiner Bildqualität überzeugt. Das Pixel 6 setzt diesen Trend fort. Die Bilder sehen gut aus. Egal ob ich tagsüber oder bei Dunkelheit auf den Auslöser drücke, das Ergebnis stellt mich sehr zufrieden. Ausnahmen gibt es hier natürlich auch: Etwa, wenn die KI trotz gelbem Kunstlicht weiße Oberflächen weiß erscheinen lassen will und deswegen die anderen Farben verfälscht. Ist mir bisher aber nur einmal passiert.
Die Entscheidung, auf das Pixel 6 Pro mit größerem Zoom zu verzichten, bereue ich bisher nicht. Der Aufpreis von 250 Euro für die Tele-Linse als einzigen relevanten Unterschied war mir zu groß. Davon abgesehen ist sein Display mit 6,7 Zoll noch 0,3 Zoll größer als beim Pixel 6. Ich vermisse das kompakte Pixel 4 mit seinen 5,7 Zoll immer noch.
Bei der Vorstellung des Pixel 6 hat Google auf neue Möglichkeiten der KI beim Fotografieren verwiesen. Ich habe sowohl den MotionMode als auch den magischen Radierer ausprobiert.
Der MotionMode kann hilfreich sein – etwa bei kurzen Langzeitbelichtungen aus der Hand. In der Regel wirst du sie und Aufnahmen mit dem Action-Modus selten als Schnappschüsse machen. Bei Fotos mit etwas Planung sind sie aber hilfreich.
Der Radiergummi lässt wirklich Gegenstände verschwinden, ist dafür aber auf einen einfachen Hintergrund angewiesen. Andernfalls fällt die Bildbearbeitung beim ersten Blick negativ auf. In meinem Beispiel verschwindet zwar das Polizeipferd, aber was dahinter ist, kann die KI nur beim Asphalt gut erraten. Gleichmäßige Hintergründe sind da einfacher abzuschätzen, verhindern aber nicht, dass Schatten unbearbeitet bleiben.
Das langsame Laden war ein weiteres Ärgernis, dass kurz nach Verkaufsstart für Kritik sorgte. Besonders, da das Pixel 6 nicht einmal die 30 Watt des optional von Google angebotenen Netzteils ausnutzt. Als Grund für das langsame Ladetempo gibt Google an, dass der Akku dadurch eine längere Lebensdauer haben soll.
Vor allem, wenn man sich, wie ich, in den Monaten zuvor an verdammt schnelles Laden gewöhnt hat, fällt der Schritt zurück schwer. Das OnePlus 8T ist in 30 Minuten voll. Meistens noch schneller, da ich den Akku nicht bis 0 Prozent kommen lasse. Mit dem Pixel 6 musste ich meine Gewohnheiten wieder ändern. Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass es morgens vollständig auflädt, während ich die Zähne putze und unter die Dusche hüpfe. Dann kommt das Pixel 6 eben schon Abends ans Ladekabel. Ist es komplett leer, dauert es etwa zwei Stunden, bis der Akku vollständig geladen ist. Wenn der Akku dadurch wirklich länger hält, hilft mir das bei meinem Vorhaben, das Smartphone lange zu nutzen. Eine konkrete Angabe, um welchen Zeitraum sich die Lebensdauer des Akkus durch das langsame Laden verlängert, gibt es allerdings nicht.
Ist der Akku mit einer Kapazität von 4905 mAh geladen, komme ich mit dem Pixel 6 gut über meinen Tag mit vier bis fünf Stunden Bildschirmzeit. Anders als beim Pixel 4 ist die Kapazität der Batterie groß genug. Ich bin noch nicht in Verlegenheit gekommen, in kurzer Zeit viel Energie nachtanken zu müssen.
Ein großes Ärgernis besteht beim Laden allerdings doch. Das Pixel 6 ist wählerisch. Es akzeptiert nicht jedes USB-C-Kabel. Von unterschiedlichen Ladegeschwindigkeiten fange ich gar nicht erst an. Das Pixel 6 will «Power Delivery» haben. Nur leider steht auf den USB-Kabeln nicht drauf, welchen Standard sie unterstützen. Meine Faustregel bisher: USB-C-Stecker an beiden Enden sind ein verlässliches Zeichen, dass sich das Pixel 6 mit einem Kabel laden lässt. Die Kombination aus USB-A und USB-C funktioniert nur manchmal. Nebeneffekt der ganzen Arie: Ich musste mir eine neue Powerbank für längere Ausflüge zulegen.
Allerdings war ich für die bunten Varianten des Pixel 6 bei der Vorstellung zu spät dran. So ist es dann das klassische Schwarz geworden. Damit mache ich nichts falsch, aber irgendwie ist es auch langweilig. Die Hüllen von Google für das Pixel 6 bekommen das Prädikat «uninspiriert». Da gab es in der Vergangenheit spannendere Modelle. Sowohl von den Farben als auch vom Material her. Ich erinnere mich noch an Stoffhüllen aus der Zeit des Pixel 4 und 5.
Ich bin aber über die Klebefolien von Dbrand gestolpert. Und da das Pixel mein Gerät für die nächsten Jahre sein soll, habe ich direkt in zwei verschiedene Outfits investiert. Ich muss mich jetzt nur noch entscheiden, ob mein Pixel zuerst »durchsichtig» oder Raphael von den Teenage Mutant Ninja Turtles wird.
Es gibt zwar im Detail einiges über das Pixel 6 zu meckern. Aber insgesamt bin ich mit dem Smartphone von Google sehr zufrieden und fest entschlossen, es noch lange zu benutzen. Ich mag das pure Android und freue mich über die zügigen und zuverlässig eintrudelnden Updates. Das Display ist super, die Hardware mehr als schnell genug und ich werde das Pixel 6 optisch noch aufhübschen. Dazu kommen sehr gute Fotos und eine lange Akkulaufzeit.
Die trotzdem nicht wenigen Kritikpunkte sorgen aber dafür, dass das Pixel 6 nicht den Titel als «bestes» Smartphone erhält. Ich bin gespannt, ob mir auf Dauer etwas richtig auf die Nerven geht und wann andere Testgeräte bei mir den Wunsch wecken, das Pixel 6 abzulösen.
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de.