Das erste Mal Swingerclub: Worauf Paare achten sollten
Swingerclubs haftet oft ein anrüchiges Schmuddel-Image an. Zu Unrecht, findet Sexualtherapeutin Dania Schiftan. Sie erklärt, weshalb dieses Bild überholt ist, was dort geschieht und wie sich Paare vor ihrem ersten Mal Swingen vorbereiten sollten.
Manche Paare bringen durchs «Swingen» Abwechslung in ihr Sexualleben. Aber was geschieht auf Swinger Partys eigentlich? Und wie verhält man sich als unerfahrener Neuling? Die Sexologin Dania Schiftan über den Reiz, der dahinter steckt und die No-Gos.
Dania, welche Idee liegt dem «Swingen» zugrunde?
Dania Schiftan: In erster Linie geht es darum, in einem geschützten Rahmen unterschiedliche Sexualpartner und -partnerinnen haben zu können. Das Konzept richtet sich eher an Paare, die sich gerne mit anderen Pärchen vergnügen möchten. Dazu gibt es auch spezielle Dating-Plattformen. Manchmal finden Swinger-Paare auch durch offene Gespräche zueinander. Aber meistens geschieht dies in einem darauf spezialisierten Club.
Wie darf ich mir so einen Swingerclub vorstellen?
Viele verbinden mit dem Begriff «Swingen» etwas Schmuddeliges oder Anrüchiges. Seriöse Anbieter in der Schweiz oder im näheren Ausland sind aber alles andere als schmuddelig. Ihre Räumlichkeiten sind unglaublich gut gepflegt. Einige haben Mottos, andere wiederum sind in einem besonderen Stil schön eingerichtet. Oft kann man dort auch gut essen. Auch an der Eingangskontrolle wird sehr viel Wert darauf gelegt, dass allen der Verhaltenskodex klar ist. An einigen Orten erhalten die Teilnehmenden verschiedenfarbige Bändel, an denen man erkennt, wer wozu bereit ist.
Also ob jemand nur zuschauen möchte oder auch zu sexuellen Handlungen bereit ist?
Genau. Es ist ein rechtes Prozedere, die Leute einzuführen und einzuweisen. Ziel ist es, den Leuten ein möglichst tolles Erlebnis zu bieten und unschöne Begegnungen zu vermeiden.
Weshalb gehen Paare überhaupt Swingen? Wo liegt da der Reiz?
Beim Swingen geht es klar um sexuelle Interaktionen mit anderen und nicht ums Verlieben oder Fremdgehen. In diesem Rahmen können Leute beispielsweise bestimmte Vorlieben ausleben und neue Erfahrungen sammeln, die im Paar-Alltag keinen Platz finden. Das Swingen erlaubt es Paaren, eine Sexualität zu leben, die sich sonst nur mit viel Mühe organisieren lässt. Wie zum Beispiel beim Sex beobachtet zu werden, einen Dreier zu haben oder die Partner zu tauschen etc. Der Swingerclub ist eine Art Spielplatz für Erwachsene.
Gibt es auch Leute, die solo swingen?
Ja, die gibt es. Das ist aber nicht immer und überall erlaubt, sondern vom Club und dem jeweiligen Anlass abhängig. Ich rate Swingenden, die allein unterwegs sind, sich vorher schlau zu machen und Erfahrungsberichte zu lesen. An Orten, wo Solo-Abenteuer erlaubt sind, kann es bei nachlässigen Anbietern zum Beispiel passieren, dass im Verhältnis zu den Frauen (zu) viele Männer anwesend sind. So ein Ungleichgewicht kann für die Teilnehmenden unangenehm werden.
Das erste Mal Swinger-Party: Worauf sollte ein Paar achten?
Am wichtigsten ist, dass beide wirklich Lust auf dieses Experiment haben. Das ist die Grundvoraussetzung.
Es darf also nicht eine Art Gefallen für den Partner oder die Partnerin sein, die das unbedingt möchte?
Wenn sich jemand zum Swingen überreden lässt, kann das mit dem Druck und Stress, der dadurch entsteht, zu einem sehr negativen Erlebnis werden. So was sollte nie im Sinne des Partners oder der Partnerin sein.
Was, wenn mir mein Partner oder meine Partnerin aus heiterem Himmel einen Abstecher in den Swingerclub vorschlägt?
Paare einigen sich in der Regel stillschweigend auf einen spezifischen sexuellen Ablauf. Wenn sich die Bedürfnisse einer Person aber verändern und diese das kommuniziert, trifft das die andere Person unvorbereitet. Ich finde es immer schön, wenn Paare eine grundsätzliche, gegenseitige Offenheit für Unerwartetes leben. Wenn sie die Wünsche und Vorschläge des anderen nicht abwerten oder als Bedrohung wahrnehmen, sondern Neugier und Interesse daran zeigen.
Gut, sagen wir, das Paar ist sich sicher: Wir wollen das! Gibt es weitere No-Gos für die Swinger-Premiere?
Die ersten Swinger-Erfahrungen mit Freunden oder Bekannten zu machen. Fällt die Erfahrung negativ aus, steht auch die Freundschaft auf dem Spiel. Ich empfehle, die eigenen Vorlieben erst in einem professionellen, anonymen Rahmen auszuloten und sich erst später auf Leute einzulassen, die man bereits kennt.
Anders herum gefragt: Was kann ein Paar tun, um eine möglichst positive Erfahrung zu machen?
Wie beim Solo-Abenteuer ist es auch hier von Vorteil, wenn man sich vorher gut informiert, zum Beispiel beim Anbieter. So weiss man, was man erwarten darf. Der Austausch mit erfahrenen Swinger-Pärchen kann ebenfalls dabei helfen. Die Fantasie ist nämlich eine Sache, die Realität kann aber ganz anders aussehen. Vor Ort sollte sich das Paar gegenseitig Schutz und Halt geben und darauf achten, dass es immer nach der Person geht, die zu weniger bereit ist. Ich rate Paaren, vorher darüber zu sprechen, was sie sich davon versprechen und welche Erwartungen sie hegen. Es kann durchaus Sinn machen, beim ersten Mal in der Paar-Konstellation zu bleiben, nur miteinander Sex zu haben und sich lediglich beobachten zu lassen. Danach kann man zu Hause gemeinsam Bilanz ziehen: Wie sicher habe ich mich gefühlt? Wie angeregt? Was hat vielleicht nicht gepasst? Und dann beim zweiten Mal kann man den Austausch mit anderen Paaren in Betracht ziehen. So tastet man sich langsam vor, ohne gleich ins kalte Wasser zu springen. Nach jedem Besuch das Erlebte Revue passieren zu lassen, ist zentral.
Dania Schiftan arbeitet seit 15 Jahren als Sexologin und Psychotherapeutin in ihrer eigenen Praxis in Zürich. Zudem ist sie auch als Psychologin bei Parship tätig. Mehr über sie und ihren Job erfährst du im Interview mit ihr:
Alle weiteren Beiträge aus der Serie findest du hier:
Als Disney-Fan trage ich nonstop die rosarote Brille, verehre Serien aus den 90ern und zähle Meerjungfrauen zu meiner Religion. Wenn ich mal nicht gerade im Glitzerregen tanze, findet man mich auf Pyjama-Partys oder an meinem Schminktisch. PS: Mit Speck fängt man nicht nur Mäuse, sondern auch mich.