

«Das Matchmaking in ‹Call of Duty Modern Warfare 3› raubt mir den Spielspass»

Heute erscheint «Call of Duty: Modern Warfare 3». Statt für Freude sorgt der Release für Unmut. Grund dafür ist das neue Matchmaking-System im Multiplayer-Modus. E-Sport-Experte «Ehmv» erklärt, wieso.
«Call of Duty: Modern Warfare 3» ist der mittlerweile 20. Teil der populären Shooter-Serie. Am 10. November geht das Ballerfest in die nächste Runde. Die dazugehörige Kampagne ist bereits seit einer Woche spielbar. Auch ich habe ein Stündchen damit verbracht. Aus den Socken gehauen hat sie mich nicht. Damit stehe ich nicht alleine da. Die lasche Kampagne ist aber nicht der einzige Grund, warum «Call of Duty: Modern Warfare 3» die Gemüter erhitzt.
Jahr für Jahr bindet der Multiplayer-Modus Millionen Spielerinnen an sich. Und gerade dort gibt es dieses Jahr eine grosse Baustelle namens Skill-based Matchmaking, kurz SBMM. Das System soll dafür sorgen, dass Spiele ausgeglichen sind und Anfänger nicht gegen Profis antreten müssen.
Kevin Hungerbühler – besser bekannt unter seinem Gamertag «Ehmv» – gehört zu den besten «Call of Duty»-Spielern der Schweiz. Der 27-jährige Luzerner erklärt im Interview, was es mit dem SBMM auf sich hat und warum es einen Teil der Community in Rage versetzt.

Quelle: Kevin Hungerbühler
Skill-basiertes Matchmaking ist keine neue Erfindung. Warum sorgt das System in «Call of Duty: Modern Warfare 3» für einen solchen Aufschrei?
In der Beta zu «Call of Duty Modern Warfare 3» hat sich gezeigt, dass das System viel zu aggressiv ist. Bereits nach ein bis zwei Runden spielst du als guter Spieler nur noch gegen Spieler auf deinem Level. Das macht überhaupt keinen Spass mehr. Für Gelegenheitsspielerinnen ist es hingegen toll. Sie kommen dank SBMM nicht mehr in Lobbys, in denen sie von wesentlich besseren Spielerinnen überfahren werden.
Das System ist weit verbreitet und wird von fast allen bekannten Multiplayer-Spielen wie «PUBG», «Apex Legends» oder «Counter-Strike» eingesetzt. Auch im letzten «Call of Duty» kam es zum Einsatz
Das stimmt. Auch in «Call of Duty Modern Warfare 2» gibt es das SBMM. Du spürst es dort aber weniger. Grundsätzlich ergibt das System Sinn. Wenn du mehrere Runden gut spielst, wirst du mit anderen guten Spielerinnen zusammengemischt. Umgekehrt triffst du als Casual Player auf Personen auf deinem Level.

Quelle: Activision
Warum ist es für erfahrene Spielerinnen dennoch ein Problem?
Auch als guter Spieler willst du nicht rund um die Uhr schwitzen und dir immer Mühe geben müssen. Du willst auch mal eine Lobby, um dich zu entspannen, wo du 50, 60, 70 Kills holen kannst. Das ist aktuell nicht möglich. Darum haben viele aufgehört, die Beta zu spielen. Es war einfach zu anstrengend.
Wie gut muss jemand sein, dass er wie du unter dem SBMM leidet?
Das ist schwierig zu sagen. Ich schätze, es betrifft mittlere bis sehr gute Spielerinnen. Du kannst es nicht anhand des Kill/Death-Verhältnis ablesen. In «Call of Duty» gibt es ein verstecktes Matchmaking Rating, das MMR. Das trackt all deine Erfolge und Misserfolge. Darum verlieren einige Spielerinnen absichtlich, damit sie tiefer eingestuft werden. Wenn du im Schnitt aber 60 bis 70 Kills pro Partie machst, wirst du sofort wieder umgeteilt.
Kannst du das Problem irgendwie umgehen?
Bisher konnte man es mit einem VPN umgehen. Damit änderst du die Region auf Länder wie Ägypten oder Kasachstan. Dort gibt es tendenziell weniger Spielerinnen und ihre Verbindungen sind anfälliger. Sprich, das Niveau ist tiefer. Damit kann das SBMM umgangen werden. VPNs sind heutzutage so schnell, dass man dadurch keinen höheren Ping hat. In «Ranked»-Spielen funktioniert der Trick nicht, weil dort sowieso nur die besseren Spielerinnen sind.
Das heisst, wenn du lieber gegen schwächere Gegnerinnen spielst, dann schaltest du einfach kurz das VPN ein?
Genau. Da bin ich ganz offen und ehrlich. Ich denke immer als Streamer. Was ist unterhaltsamer für die Zuschauerinnen? Wenn du viele Kills machst und Spass hast oder wenn du ständig stirbst und neu laden musst?

Quelle: Activision
Was denkst du, ist der Grund, warum das SBMM angepasst wurde?
Es geht ums Geld. Sie wollen Casuals enger ans Spiel binden. Mit aktiviertem SBMM haben diese mehr Spass, spielen länger und geben mehr Geld für Skins etc. aus. Die wirklich guten Spielerinnen, die unter dem SBMM leiden, sind eine Minderheit und interessieren sich nicht für Skins.
Was hat das SBMM für einen Einfluss auf den Levelprogression?
Es macht es natürlich anstrengender. Besonders das Waffen-leveln wird mühsamer. Es gibt keine Lobbys mehr, in denen du bestimmte Abschussserien einfach absolvieren kannst. Stell dir vor, du willst deine Pistole hochleveln. Du kommst in eine Lobby mit guten Spielerinnen, die alle mit automatischen Waffen rumrennen. Du hast keine Chance, dein Ziel zu erreichen. So verleidet das Spiel und du stellst es schlussendlich einfach ab.
Hast du Hoffnung, dass Activision das System noch anpasst?
Nicht wirklich.


Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.