Daydream VR: Googles VR-Brille fürs Handy im Test
Produkttest

Daydream VR: Googles VR-Brille fürs Handy im Test

Philipp Rüegg
25.11.2016

Virtual Reality ist voll im Trend. Mit der Daydream VR hat Google ab sofort eine deutlich leistungsfähigere Alternative zur bisherigen Karton-Lösung am Start – aus Stoff. Ich hab mir das Teil mal genauer angeschaut.

VR-Brillen müssen nicht die Welt kosten. Mit dem passenden Smartphone kann man bereits für kleines Geld in die virtuelle Welt eintauchen. Samsung hat es mit der Gear VR vorgemacht. Noch günstiger, dafür auch etwas rudimentärer macht es Google Cardboard. Seit kurzem ist nun Daydream VR erhältlich. Eine komplett neue VR-Brille, die man sich in Mountain View ausgedacht hat und die ebenfalls von einem Smartphone angetrieben wird. Das Besondere daran: Sie verfügt über einen Touchcontroller.

Kinderleicht zum Einrichten

Bild: Phandroid

Im Gegensatz zu den Varianten von HTC, Sony und Oculus muss die Daydream VR weder an einen PC noch an eine Konsole angeschlossen werden und ist frei von Kabeln. Man legt lediglich ein kompatibles Smartphone vor die Linsen, schliesst die Klappe und los gehts. Dank NFC wird die dazugehörige Daydream-App (falls zuvor installiert) direkt gestartet. Die Displayausrichtung wird ebenfalls automatisch justiert. Aus dem Daydream-Startmenü kann man auf verschiedene Anwendungen und Spiele zugreifen. Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Auswahl erwartungsgemäss übersichtlich, aber es gibt bereits einige interessante Apps.

Die Playstation VR ist deutlich grösser als die Daydream VR.

Da die Daydream VR komplett durch ein Smartphone angetrieben wird, kann die Leistung natürlich nicht mit einer HTC Vive oder vergleichbaren Produkten mithalten. Man muss sich also mit Mobile-Apps und keinen PC- oder Konsolen-Games zufrieden geben. Dafür ist das Display je nach Smartphone, welches in der Daydream steckt, besser. Ich hab mein Google Pixel XL verwendet, das mit 2560x1440 Pixel über die bessere Auflösung verfügt als die Vive (2160x1200) oder Playstation VR (1920x1080). Die höhere Pixeldichte sieht man deutlich und gerade im Vergleich zur PS VR ist mir das schärfere Bild sofort aufgefallen. Es macht sich also bezahlt, ein hochauflösendes Smartphone zu benutzen.

Der Controller macht den Unterschied

Nach Gebrauch kann der Controller praktisch verstaut werden.

Ein besonderes Feature mit dem sich die Daydream von ähnlichen Geräten wie der Samsung Gear VR abhebt, ist der beiliegende Touchcontroller. Er sieht aus wie eine kleine Fernbedienung, wird per Bluetooth gekoppelt und fungiert als eine Art Laserpointer. Bei Nichtgebrauch kann er mit einer Lasche in der Daydream verstaut werden. Zusätzlich besitzt er eine berührungsempfindliche Fläche, die sich klicken lässt. Dank den integrierten Sensoren werden die Bewegungen vom Controller 1:1 in die Apps übertragen. Durch langes gedrückt halten der unteren Taste, kann man den Controller im Nu wieder richtig ausrichten, sollte sich mal das Bild oder der Pointer verschieben.

Zum Tragen ist die Brille ziemlich bequem, auch wenn sie bei mir nicht wirklich auf der Nase liegt. Da braucht man offenbar einen riesigen Zinken. Wie eine Skibrille lässt sie sich festzurren. Sie besteht zum grössten Teil aus Stoff und das Innenstück lässt sich leicht herausnehmen und bei Bedarf waschen. Sobald man allerdings das Handy eingesetzt hat, ist sie etwas frontlastig. Brillenträger können ihr Nasenfahrrad ruhig anlassen. Platz dafür ist genug.

Aber was kann man denn nun alles mit der Daydream VR machen? Ein paar Beispiele:

Dieses Menü begrüsst einem, wenn man die Daydream-App startet.

Games

Die bisher witzigste Beschäftigung sind für mich Games. Es gibt zwar erst eine handvoll und die kosten meist relativ viel für Mobile-Games, aber dafür wurden viele davon eigens für die Daydream entwickelt. Die Resultate können sich sehen lassen. Beim Download- oder Kauf-Button wird jeweils die Intensität des VR-Erlebnisses angeben mit Low, Moderate oder High Motion.

«Hunters Gate»

Ist ein ziemlich witziges «Diablo»-ähnliches Action-Rollenspiel. Man verfolgt das Geschehen aus der Vogelperspektive und die Levels bestehen aus kleinen schwebenden Abschnitten. Optisch macht es einiges her. Mit dem Controller visiert man die Monster in der Luft oder am Boden an und der Charakter (Schütze oder Magier) schiesst automatisch. Die Spielfigur bewegt man mit der Touchoberfläche des Controllers. Daran muss man sich erst gewöhnen und auch das Zielen fand ich teilweise etwas umständlich, so dass ich mir ziemlich schnell ein Gamepad gewünscht hätte.

«ArcSlinger»

Ein typisches Wild-West-Schiessbuden-Game. Gegner kommen aus allen Richtungen und mit dem Controller nimmt man sie aufs Korn. Selbst bewegt ihr euch nicht. Sieht schick aus und das Spielprinzip wird irgendwie nie alt. Eine kleine Geschichte gibts obendrauf.

«Drift»

High Motion steht bei diesem Titel in der Beschreibung. Was bedeutet, dass erhöhte Schwindelgefahr besteht. Ziel ist es, die Levels so schnell zu beenden wie möglich. Gesteuert wird mit Kopfbewegungen. Zwischen euch und dem Ziel stehen allerhand Hindernisse, denen ihr ausweichen müsst. Auf Knopfdruck könnt ihr das Spiel verlangsamen, aber nur für eine beschränkte Zeit. Erinnert mich etwas an das geniale «Super Hot». Der Grafikstil hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Minimalistisch, aber extrem stylisch. Nur die anfänglichen Ladezeiten nerven.

«PolyRunner»

Hier benutzt man den Controller ausnahmsweise mit beiden Händen indem man ihn quer hält – genau wie eine Wiimote. Dabei steuert man ein Raumschiff und versucht durch Ringe hindurchzufliegen und gleichzeitig Hindernissen wie Bergen auszuweichen. Ganz spassig und die Steuerung funktioniert einwandfrei.

Video-Apps

Es gibt mehrere unterschiedliche Video-Apps, die alle ähnlich funktionieren und auf 360°-Videos setzen.

YouTube VR

Damit könnt ihr alle Videos auf YouTube schauen, die in 360° aufgenommen wurden. Das könnt ihr zwar schon jetzt mit eurem Handy, nur mit der Daydream könnt ihr ganz einfach den Kopf bewegen und euch somit frei umsehen.

Within

Within ist eine Sammlung von Kurzfilmen, die speziell für VR gedreht wurden. Von Musikvideos von Muse über einen Spaziergang durch New York gibt es unterschiedlichste Erlebnisse zu sehen. Oft verfügen sie über kleinere Interaktionsmöglichkeiten. Indem man etwas bestimmtes länger anschaut, wird eine Aktion ausgelöst oder die Szene fortgesetzt.

Guardian VR

Das britische Newsportal hat ebenfalls eine VR-App. Die funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Within-Kurzfilme ausser, dass man den Controller mitbenutzen kann. Aktuell stehen nur zwei Sachen zur Auswahl. Ein Trip durch die Londoner Unterwelt bei dem der Controller als Taschenlampe fungiert sowie ein Rundgang in einer US-Gefängnis-Zelle für Einzelhaft.

Es gibt noch diverse weitere Apps, die sich auszuprobieren lohnen wie Star Chart, eine virtuelle Karte des Sonnensystems oder Google Photos mit der man seine Panorama- oder 360°-Fotos bestaunen kann. Noch besser: Ihr schiesst gleich mit Googles Cardboard-Kamera-App eigene VR-Fotos. Diese kommen am besten zur Geltung, der Rest ist eher ein Gimmick.

Welche Geräte sind kompatibel?

Aktuell sind offiziell nur die beiden Google-Pixel-Phones sowie das Moto Z, Moto Z Droid und Moto Z Force Droid mit der Daydream nutzbar.

Fazit

Wieder mal ein harter Arbeitstag.

Praktisches VR-Headset für einen akzeptablen Preis, das man auch problemlos mal irgendwohin mitnehmen kann. Die Daydream VR ist ein tolles Gerät wenn man ein kompatibles Smartphone besitzt, um mal ein bisschen Virtual Reality zu erleben. Auch wenn es softwaretechnisch und von den technischen Möglichkeiten nicht ganz an HTC Vive und Co. heranreicht, kann man viel Spass damit haben. Der Controller ist eine clevere Ergänzung, um das VR-Erlebnis intensiver und unterhaltsamer zu gestalten. Die Auswahl an Anwendungen ist noch überschaubar, Spiele sind eher teuer, aber Google hat mit der Daydream VR ein wirklich solides Produkt abgeliefert. Wenn noch Google Earth VR dafür kompatibel gemacht wird, bin ich mehr als zufrieden.

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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