Der moderne Tastaturklassiker BlackWidow V3 erhält ein Upgrade
Produkttest

Der moderne Tastaturklassiker BlackWidow V3 erhält ein Upgrade

Kevin Hofer
20.11.2020

Zehnjährig wird die BlackWidow von Razer dieses Jahr. Zum Jubiläum verpasst ihr der Hersteller einen Refresh, der mich nicht auf ganzer Linie überzeugt.

Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Vor allem in Bezug auf Computertechnologie. Dennoch gibt’s die BlackWidow bereits seit einem Jahrzehnt. Deshalb ist sie für mich mittlerweile ein moderner Klassiker. Die sehr gute Tastatur verbessert Razer mit der V3 an den entscheidenden Stellen, verbaut jedoch leider neue Schwachstellen.

Gutes und Schlechtes

Statt dich gleich zu Beginn mit dem Design oder Features der Tastatur zu langweilen, komme ich gleich zu den Schwächen und Stärken. Design ist subjektiv und falls dir die BlackWidow gefällt, willst du nur wissen, wie sie performt. Bei den Features liefern die meisten Tastaturen heute ähnliches, höchstens sie haben ein Standalone-Feature wie die Qpad MK-95 mit umschaltbaren Switches oder der SteelSeries Apex Pro mit verstellbarem Auslösepunkt.

Die Stärken

Ausgezeichnet sind die überarbeiteten Razer Green Mechanical Switches. Sie sind stabiler und wackeln weniger als beim Vorgänger. Sonst bleiben die Switches gleich. Etwa 50 Gramm Betätigungskraft ist nötig, bis der Schalter nach nur 1,9 Millimeter auslöst. Im Vergleich zu den Cherry MX Blue ist damit 10 Gramm weniger Betätigungskraft und 0,3 Millimeter weniger Distanz bis zum Auslösepunkt nötig. Das empfinde ich vor allem bei längeren Schreib- und Gamingsessions als angenehm. Der Tastenhub beträgt wie beim Cherry-Pendant 4 Millimeter. Das Gefühl beim Auslösen und der hörbare Klick sind befriedigend. Dank der Aluminiumplatte hallt es noch etwas mehr nach. So gefällt mir das. Die V3 ist übrigens noch mit den linearen, gelben Switches von Razer, also solche ohne spür- oder hörbaren Auslöser, erhältlich. Eine taktile Version hat Razer nicht im Angebot.

Ergonomisch ist die Tastatur ebenfalls top. Dank den in zwei Stufen ausklappbaren Standfüssen findet jeder die optimale Neigung fürs Tippen. Standard bei Tastaturen, aber trotzdem ein wichtiges Feature. Die Kabelführungen unter dem Gehäuse sorgen für weniger Kabelsalat auf dem Pult. Zuletzt sorgt die sehr angenehme Handballenauflage für den nötigen Schreibkomfort. Toll an dieser ist, dass sie nicht mehr aus Kunstleder mit Schaumstoff-Futter besteht. Ich hasse das Material. Nach einiger Zeit klebe ich daran fest. Das passiert mir mit der neuen Version nicht mehr. Die Handballenauflage hat aber auch eine Makel. Mehr dazu bei den Schwachstellen.

Besser als beim Vorgänger ist die RGB-Beleuchtung. Da die Switches neu in einem transparenten Gehäuse stecken, leuchten sie heller und wirken dynamischer. Dabei helfen auch die ABS-Keycaps.

Auch bei längeren Schreib- oder Gameorgien macht die BlackWidow eine ordentliche Falle. Die Switches lösen äußerst präzise aus und auch Tippen lässt es sich schnell und angenehm. Dedizierte Makrotasten sind nicht an Bord., Dafür kannst du jede Taste mit der FN-Taste doppelt belegen. Mehrfachbetätigungen von Tasten sind dank N-Key-Roll-Over auch kein Thema.

Ich schreibe und game gerne mit der BlackWidow V3. Von diesem Standpunkt aus gesehen ist sie eine ausgezeichnete Tastatur. Beim Schreiben empfinde ich die hohe Bauweise der Tastatur angenehmer als die Flache. Es erinnert mich mehr ans Tippen auf einer Schreibmaschine, wie ich es gelernt habe – ja, so alt bin ich. Trotzdem hat die Tastatur ihre Tücken.

Die Schwachstellen

Die größte Schwachstelle ist für mich gleichzeitig die größte Neuerung: die Mediatasten. Es ist es toll, dass die BlackWidow jetzt solche hat. Jedoch sind die Mediatasten so nahe an den 16 Millimeter hohen Tasten des Nummernblocks positioniert, dass ich meine Finger unangenehm krümmen muss. Das mag an meinem fortgeschrittenen Alter und dem damit einhergehenden Gelenkverschleiß – tausende Stunden Gaming fordern langsam ihren Tribut – liegen. Dennoch ist die Platzierung nicht optimal.

Zudem ist der Klick des Play/Pause-Knopfs unbefriedigend. Er fühlt und hört sich im Gegensatz zu den hervorragenden klicky Switches schlecht an. Der Drehregler, mit dem sich die Lautstärke verstellen und durch Druck stummschalten lässt, ist besser. Vor allem beim Drücken fühlt er sich angenehm an. Das Verstellen der Lautstärke funktioniert aber nicht immer zuverlässig. Da der Drehregler aus Kunststoff ist, wirkt er nicht so hochwertig wie bei der Konkurrenz.

Die Handballenauflage ist nicht magnetisiert. Was nicht schlimm klingt, ist für jemanden wie mich, der die Tastatur regelmäßig bewegt, ein Killerkriterium. Jedes Mal, wenn ich sie verschiebe, muss ich die Handballenauflage separat bewegen und wieder anpassen. Zudem verrutscht sie sehr leicht. Was ich dabei aber am meisten vermisse, ist diese befriedigende Gefühl, wenn die Handballenauflage an der Tastatur «andockt».

Bereits bei der Vorgängerversion war das Logo vorne in der Mitte illuminiert. Das sah dort ordentlich aus. Razer hätte dabei bleiben sollen. Der RGB-Effekt bei der V3 sieht blass aus und ist ungleichmäßig ausgeleuchtet. Das liegt an der Kunststoffeinfassung der Seite und des Unterteils. Das bringt mich zum nächsten Kritikpunkt: Die Aluminiumplatte wirkt gut verarbeitet. Der Kunststoff rundherum wirkt jedoch billig. Schade, hier wäre mehr drin gelegen. Beim Gebrauch sehe ich jedoch weder Logo noch Kunststoff, da ich stets die Handballenauflage verwende.

Weder gut noch schlecht

Bei den Keycaps setzt Razer auf gelasertes ABS. Persönlich fehlt mir bei ABS etwas der Grip und an heißen Tagen oder hitzigen Gefechten mit Gegnern in Games oder der deutschen Sprache verrutschte ich gerne einmal. Dafür bevorzuge ich PBT. Beim Tippen gefällt mir jedoch der Klang von ABS besser. ABS Keycaps hallen mehr im Gegensatz zu PBT, das eher etwas dämmt. Für RGB-Fans sind die verbauten Keycaps jedoch von Vorteil, da sie das Licht klarer durchlassen als PBT. Negativ an ABS ist wiederum, dass die Tasten schnell fleckig werden und das unschön aussieht. Etwas schade ist, dass Razer im Schweizer Layout die Caps nicht im Doubleshot-Gussverfahren anbietet. Bei diesem nutzt sich die Schrift nie ab.

Die Features

Hier gleich ohne Umschweife die Features in der Aufzählung:

  • Razer Green Mechanical Switches
  • Lebensdauer: 80 Millionen Tastenanschläge
  • Individualisierbare Razer Chroma RGB Hintergrundbeleuchtung mit 16,8 Millionen Farboptionen
  • ABS Tastenkappen
  • Ergonomische Handballenauflage
  • Multifunktionaler, digitaler Drehregler
  • Dedizierte Mediatasten
  • Hybrid On-Board Memory und Cloud Speicher – für bis zu 5 Profile
  • Razer Synapse 3 kompatibel
  • Kabelmanagement
  • N-key Roll-Over
  • Programmierbare Tasten mit On-the-Fly-Makro-Aufnahme
  • Gaming Modus
  • 1000 Hz Ultrapolling
  • Aluminium Gehäuse

Die Tastatur wird beim erstmaligen Anschließen automatisch von Windows 10 erkannt. Sie funktioniert auch ohne die Razer Synapse 3 Software. Um den vollen Funktionsumfang zu nutzen, musst du diese aber herunterladen und installieren. Die cloudbasierte Software lässt sich mit oder ohne Account betreiben. Ohne Account stehen die erstellten Profile aber nur auf dem System zur Verfügung. Es sei denn, du schmeißt sie auf den internen Speicher. Dieser ermöglicht wie die Cloud fünf Profile. Nebst der Tastenbelegung lässt sich die Beleuchtung anpassen. Hier stehen elf vordefinierte Profile zur Verfügung. Mit der Zusatzsoftware Chroma Studio lassen sich selber Beleuchtungseffekte erstellen.

Design

Die BlackWidow V3 wirkt schlicht. Die mattschwarze Aluplatte und die leicht abgerundeten Ecken unterstreichen das. Gegen vorne ist die Tastatur abgeschrägt. Hier befindet sich das Razer-Logo und die Aluplatte geht in die Kunststoffumrandung über. Die neuen Media-Tasten oben rechts sind dezent ins Gehäuse eingearbeitet. Die Status-LEDs befinden sich oberhalb der Pfeiltasten.

Die Razer Green Switches sind außerhalb des Gehäuses angebracht. Das sorgt für die hohe Bauform der Tastatur und bringt den RGB-Effekt besser zur Geltung. Im Gegensatz zur flachen Bauweise wirkt das klobig. Die schmalen Ränder mindern den Effekt jedoch ein wenig.

Auf der Unterseite stehen zwei Klappfüße zur Verfügung. Mit diesen stellst du die Tastatur in zwei Höhen um. Dank der Kabelführung lässt sich das 1,5 Meter lange Kabel entweder mittig, links oder rechts aus dem Tastaturgehäuse führen.

Fazit: Verbesserungswürdige neue Features

Die BlackWidow ist ein moderner Klassiker. Dafür spricht bereits das dritte Upgrade innerhalb eines Jahrzehnts. Die Tastatur mit den grünen Razer Switches fühlt sich beim Schreiben und Gamen exzellent an.

Die dritte Version führt mehrere Neuerungen/Änderungen ein. Die machen die Tastatur besser, haben aber ihrerseits Makel. Mediatasten inklusive Drehregler sind zwar ein tolles Gimmick, aber leider nicht so gut umgesetzt. Im Vergleich zu den exzellenten Switches fühlen sie sich schlecht an und sind zu nahe am Nummernblock platziert. Mit gefällt zwar die Handballenauflage ohne Kunstleder, aber mir fehlt die magnetisierte Befestigung. Das leuchtende Razer-Logo vorne sieht nicht gut aus. Es ist ungleichmäßig ausgeleuchtet.

Das mögen Details sein. Dennoch sind sie für mich bei einer Tastatur entscheidend. Ich brauche sie täglich. Da können ungeschickt platzierte Mediatasten nerven.

Trotzdem: Die BlackWidow V3 ist eine exzellente Tastatur. Mit knapp 120 Euro (Stand: 19.11.2020) fürs Deutsche Tastaturlayout liegt sie im Bereich anderer Tastaturen in dieser Leistungskategorie. Kleiner Tipp: Falls du mit dem US-Layout leben kannst, gibt’s die Tastatur mit Doubleshot ABS Keycaps drauf statt den gelaserten.

Razer BlackWidow V3 TKL (DE, Kabelgebunden)
EUR105,98

Razer BlackWidow V3 TKL

DE, Kabelgebunden

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