Produkttest

Die Alternative zur Knoblauchpresse

Meine Knoblipresse liegt seit Wochen unangetastet in der Schublade. Der Grund: Ein genopptes Tellerchen, das eine Knoblauchzehe innerhalb von Sekunden in feine Paste verwandelt.

Ich habe ein neues Lieblingsküchenprodukt. Es kommt ohne Strom, ohne viel Platz, ohne Schnickschnack aus. Sogar ohne App. Es ist ein Teller in der Grösse einer Untertasse mit vielen kleinen Zähnen, die als Reibefläche für Knoblauch und Ingwer fungiert. Heraus kommt ein Mus, das jenes aus der Knoblipresse klar in puncto Feinheit übertrumpft. Und auch das Aroma soll runder sein. Beim Pressen kommt viel scharfer Saft, aber verhältnismässig wenig mildes Fruchtfleisch durch.

Die Keramikreibe in ihrer ganzen Einfachheit.
Die Keramikreibe in ihrer ganzen Einfachheit.

Ausserdem riechen die Hände danach wunderbar nach Knoblauch. Was für mich ein Pluspunkt ist, mag für dich eher abschreckend wirken. Sollte dem so sein, dann bist du mit der klassischen Presse wohl besser aufgehoben.

Zauberei im Keramikatelier

Aufmerksam auf die Keramikreibe wurde ich in Südafrika. In einer kleinen Töpferei im Erdgeschoss des höchsten Wohn-Hochhauses Afrikas, des Ponte City in Johannesburg. Mir fielen die vielen bunten Teller in der Ecke des reduzierten grauen Raumes sofort auf, wusste aber nicht, wofür sie gut sein sollten. Anstatt zu erklären, führte mir der Töpfer das Ganze gleich vor. Wie mit einem Radiergummi über Papier fuhr er mit der geschälten Knoblauchzehe über das Tellerchen, nach fünf Sekunden war er fertig. Er hätte in diesem Moment auch vier Tauben aus dem Nichts zaubern können, ich wäre nicht minder erstaunt gewesen.

Sofort habe ich mit meinem letzten Bargeld einen Teller gekauft.

Mir macht das Reiben viel mehr Spass als das Pressen.
Mir macht das Reiben viel mehr Spass als das Pressen.

Seither reibe ich Knoblauchzehen nur noch damit. Eine Mini-Kritik habe ich nur an den letzten Millimetern des Reibeprozesses. Die kleinen spitzigen Zähne sind etwas unangenehm für die Finger. Ich löse das Problem, indem ich mit meinen Fingernägeln den Knobli soweit oben wie möglich «aufspiesse» anstatt ihn zu halten. So lässt sich die komplette Zehe zerfasern. Wer dafür zu kurze Fingernägel hat, bleibt mit einem kleinen Rest nicht zerriebener Zehe zurück.

Die Paste streichst du ganz einfach mit einem Pinsel aus den Zwischenräumen. Noch einfacher ist die Reibe wieder sauber. Einmal kurz unters Wasser gehalten, fertig. Sie riecht danach zwar noch etwas nach Knoblauch, aber das ist nicht schlimm, da sie ja eh wieder für den gleichen Zweck eingesetzt wird.

Knoblipaste einfach ins Gericht pinseln.
Knoblipaste einfach ins Gericht pinseln.

Die Spanier haben’s (wahrscheinlich) erfunden

Da sie auch «Spanische Keramikreibe» genannt wird, werden ihre Wurzeln in den meisten Quellen dort verortet. Im 11. Jahrhundert soll die Reibe erstmals im Mittelmeerraum aufgekommen sein. Es gibt aber auch Quellen, die ihre Erfindung den Japanern des 16. Jahrhunderts zuschreiben. Wer auch immer das tolle Teil erfunden hat: Ich danke dir. Nie hätte ich gedacht, dass mich sowas Einfaches so begeistern kann. Und dann erst noch ein Küchen-«gerät».

Zu kaufen gibt’s mein Exemplar – weil ein Unikat – nicht mehr. Und für die anderen Modelle aus der Reihe müsstest du extra nach Johannesburg. Immerhin haben wir im Shop ein ähnliches Ding. Es ist zwar steril weiss und industriell gefertigt, funktioniert aber nach dem gleichen Prinzip. Falls du lieber was Handgemachtes willst, ohne dafür ein Flugzeug besteigen zu müssen, dann noch ein kleiner Tipp unter uns: Google einfach einmal nach Keramikreibe. 😉

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