Meinung

Die Gamescom 2023 war geil – bis auf diese Ausnahmen

Die Gamescom ist vorbei. Wir haben uns durch zahlreiche Demos gezockt und uns in viele neue Games verliebt. Einige Enttäuschungen waren leider auch dabei.

An der grössten Game-Messe der Welt haben wir zahlreiche hervorragende Games angespielt. Unsere Highlights kannst du hier nachlesen:

  • Meinung

    Unsere 10 Highlights der Gamescom

    von Philipp Rüegg

Aber nicht alle Games, die wir gezockt haben, landen auch auf unserer Wishlist. Neben all den Spielperlen sind wir auch auf einige Enttäuschungen gestossen. Zudem waren einige Titel, auf die wir uns im Vorfeld gefreut haben, gar nicht auf der Gamescom vertreten. Und auch sonst haben uns einige Sachen genervt.

Unsere Lowlights und Enttäuschungen der Gamescom 2023 haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.

Nintendo verzichtet auf neue Mario Games

Nintendo hat die erste Post-Corona Gamescom letztes Jahr ausgesetzt. Dieses Jahr meldete sich der Switch-Hersteller mit einem riesigen Stand auf dem Showfloor zurück. Dieser war zwar schön dekoriert, aber insgesamt enttäuschend. Das liegt vor allem an fehlenden Games eines gewissen italienischen Klempners.

Luigi, ich und Mario (v.l.n.r.) am Nintendo Stand.
Luigi, ich und Mario (v.l.n.r.) am Nintendo Stand.
Quelle: Nintendo

Das erste Game, das ich vermisst habe: «Super Mario Bros. Wonder». Der Titel wurde an der Nintendo Direct im Juni angekündigt. Ich habe mich sofort in das neue 2D-Mario verliebt. Das Spiel wirkt mit seinen verrückten Items wie ein bunter Drogentrip durch das Pilzkönigreich. «Super Mario Bros. Wonder» erscheint bereits am 20. Oktober. Die Gamescom wäre die perfekte Gelegenheit gewesen, um den Fans einen kleinen Vorgeschmack auf Marios neues Abenteuer zu geben.

Ebenfalls an der Direct angekündigt wurde ein Remake des Rollenspiel-Klassikers «Super Mario RPG». Die Neuauflage wurde komplett überarbeitet und besticht durch eine niedliche 3D-Optik. Das Remake erscheint am 17. November. Auch von diesem Spiel fehlt an der Gamescom jede Spur.

Was gab es stattdessen am Nintendo-Stand? Ganze zwölf Anspiel-Stationen für «The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom» und genauso viele Stationen für «Pikmin 4». Switch-Spiele, die schon lange erschienen sind und sich bereits millionenfach verkauft haben. Versteh mich nicht falsch – das sind beides hervorragende Games. Aber der Fokus auf ältere Spiele und das Fehlen von kommenden Blockbustern fühlt sich wie eine verpasste Gelegenheit an. Mamma mia!

Meiner Vorfreude auf die neuen Mario-Games tut das zum Glück trotzdem keinen Abbruch. Und: Immerhin gab es mit Titeln wie «Prince of Persia: The Lost Crown» dann doch noch ein paar neue Games am Nintendo-Stand zu bestaunen.

Phil und ich haben am Nintendo-Stand vergebens nach den neuen Mario-Games gesucht. Gefunden haben wir stattdessen ganz viele «Zelda»-Stationen.
Phil und ich haben am Nintendo-Stand vergebens nach den neuen Mario-Games gesucht. Gefunden haben wir stattdessen ganz viele «Zelda»-Stationen.
Quelle: Philipp Rüegg
  • Kritik

    «Tears of the Kingdom» im Test: Ein Meisterwerk epischen Ausmasses

    von Domagoj Belancic

«Hyenas» ist nur Mittelmass

Ich muss zugeben, dass ich schon vor meinem Anspiel-Termin mit «Hyenas» sehr skeptisch gegenüber dem Multiplayer-Shooter eingestellt war. Wieso? Weil das Game von Creative Assembly entwickelt wird. Dem Entwicklerstudio, das sonst für Strategie-Spiele wie «Total War» bekannt ist. Oder für das brillante Singleplayer-Horror-Spiel «Alien: Isolation». Warum entwickelt ein solches Studio plötzlich einen Free-to-Play-Shooter? Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sie das nicht ganz freiwillig machen.

Die rund halbstündige Demo an der Gamescom bekräftigte meine Skepsis und liess mich grösstenteils kalt zurück. «Hyenas» ist ein Extraction Shooter. Heisst: Vier Dreierteams kämpfen auf einer grossen Map gegeneinander. Ziel ist es, möglichst viele Schätze zu sammeln und am Ende des Matches mit möglichst viel Loot von der Map zu fliehen. Dabei kommen den Teams auch computergesteuerte Gegner in die Quere. So weit, so Extraction Shooter.

Das Besondere am Spiel: Einige Teile der Map spielst du in Schwerelosigkeit. Diese Abschnitte sind echt cool umgesetzt und bringen Abwechslung in das Baller-Gameplay. Trotz dieser kurzen Passagen konnte mich die Demo nicht überzeugen. Die Schiessereien fühlen sich solide, aber auch generisch an. Die Spezialkräfte der einzelnen Charaktere sind ebenfalls unspektakulär. Grafisch sieht das Ganze bisweilen trist und detailarm aus. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich das Game im hart umkämpften Free-to-Play-Markt gegen gestandene Shooter-Grössen durchsetzen wird.

Publisher Sega scheint von «Hyenas» ebenfalls nicht ganz überzeugt. In einem Investoren-Meeting bezeichnen sie die Entwicklung des Games als «herausfordernd». Oberste Priorität sei es momentan, die Qualität des Spiels zu verbessern und am Monetarisierungsmodell zu schrauben.

Ab dem 31. August kannst du dich selbst von der Qualität des Titels überzeugen. Dann startet nämlich die Closed PC-Beta. Anmelden kannst du dich direkt auf Steam.

Sony, wo bist du?

Auch dieses Jahr glänzt Sony an der Gamescom durch ihre Abwesenheit. Dass der Playstation-Hersteller keinen Stand haben wird, war keine grosse Überraschung. Das japanische Unternehmen hat sich in den letzten Jahren grösstenteils von Gaming-Messen zurückgezogen. Schade ist es aber allemal – vor allem, weil Sony dieses Jahr was zu zeigen gehabt hätte.

Da wäre zum einen der neue Playstation Portal Handheld. Mit diesem kannst du deine PS5-Games via WLAN streamen. Kürzlich verkündete Sony den offiziellen Namen des Geräts (bis anhin war es als «Project Q» bekannt) sowie den Preis. Gerüchten zufolge soll es noch dieses Jahr erscheinen. Auf der Gamescom hätte ich mir liebend gerne einen ersten Eindruck zu diesem merkwürdigen Stück Hardware verschafft.

Kollege Martin hat die Infos zu Playstation Portal in diesem Artikel zusammengefasst:

  • News & Trends

    PlayStation Portal wird 220 Euro kosten

    von Martin Jud

Ebenfalls perfekt wäre das Timing für eine Demo von «Spider-Man 2» gewesen. Der Marvel-Blockbuster erscheint am 20. Oktober exklusiv für die PS5. Mit einer spielbaren Demo wäre das Game eines der absoluten Highlights der Messe gewesen. Ich hoffe schwer, dass Sony ihre aktuelle Strategie in naher Zukunft ändern und wieder an öffentlichen Messen teilnehmen wird.

«Hellboy: Web of Wyrd»: Sieht toll aus, spielt sich aber... nicht so toll

Es tut mir weh, diese Zeilen zu schreiben. Wirklich. Das liegt unter anderem am ultra-motivierten Entwickler, der mich an der Gamescom durch die Demo zum neuen «Hellboy»-Game geführt hat. Ich habe seinen Enthusiasmus gespürt. Das Spiel leider gar nicht.

«Hellboy: Web of Wyrd» ist ein Roguelike-Brawler im Hellboy-Universum. Du übernimmst die Rolle des namensgebenden Halbdämonen und prügelst dich in prozedural generierten Levels durch riesige Gegnerhorden. Leider hat mich das Gameplay überhaupt nicht gepackt.

Hellboy steuert sich extrem träge – bis zu einem gewissen Grad ist das laut Entwickler bewusst so gemacht. Aber teilweise habe ich das Gefühl, dass meine Inputs mit einer spürbaren Verzögerung registriert werden. Das Ausweichen, Zuschlagen und Abknallen der Gegner macht mir so keinen Spass. Ebenfalls mühsam ist die Kamera. Sie ist so nahe am Spielcharakter dran, dass ich oft die Orientierung verliere. Ab und zu dreht sie komplett durch und bleibt zwischen Hellboy und einer Wand stecken.

Grafisch ist das Game sehr gelungen.
Grafisch ist das Game sehr gelungen.
Quelle: Upstream Arcade

Was man dem Spiel lassen muss: Es sieht teuflisch gut aus. Ich habe das Gefühl, dass ich in einem Comicbuch blättere. Der starke Cel-Shading-Effekt wird mit einem Animationssystem ergänzt, das an «Spider-Man: Across the Spider-Verse» erinnert. Der Höllenjunge ist mit weniger Frames animiert und wirkt dadurch noch mehr wie eine lebendig gewordene Comicfigur. Ebenfalls grandios ist die Stimme von Hellboy – er wird vom kürzlich verstorbenen Lance Reddick gesprochen. Es ist eine der letzten Rollen, die Reddick vor seinem Tod übernommen hat.

Falls du dir selbst ein Bild vom Comic-Abenteuer machen willst, kannst du das ab dem 4. Oktober tun. Dann erscheint das Game für PC und alle aktuellen Konsolen.

Flitzer bei der Opening Night Live: Nicht lustig

Im Vorfeld der Gamescom findet jeweils die Opening Night Live statt – eine rund zweistündige Bühnenshow von und mit Branchen-Guru Geoff Keighley. Wie jedes Jahr wurden auch 2023 jede Menge Trailer zu neuen Games vorgestellt. Die Highlights der Show hat Kevin in diesem Artikel zusammengefasst:

  • News & Trends

    Das sind die Highlights der Gamescom Opening Night Live

    von Kevin Hofer

Dieses Jahr wurde die Veranstaltung von zwei Flitzern gestört. Diese haben die Bühne gestürmt und proklamiert, dass Bill Clinton endlich «GTA 6» spielen will. Das ist eine offensichtliche Anspielung auf den Flitzer, der die Game Awards 2022 bei der Vergabe des «Game of the Year»-Preises unterbrochen hat. Dieser hat sich das Mic geschnappt und Bill Clinton für einen Preis nominiert. Wieso auch immer. Wobei... eigentlich ist klar, wieso. Einer der Opening-Night-Live-Crasher hatte ein T-Shirt mit Youtube- und TikTok-Accounts, denen man doch bitte folgen solle. Internet-Fame und Follower sind der Grund.

Mich nerven solche Aktionen extrem. Lasst den Entwicklerinnen und Entwicklern ihre Bühne. Sie haben hart an diesen Games gearbeitet und verdienen es, an solchen Events im Rampenlicht zu stehen. Idiotische «Pranks» von noch idiotischeren TikTokern haben dort keinen Platz.

Zudem finde ich es bedenklich, dass solche Aktionen überhaupt möglich sind. In einer Welt, in der Entwicklerinnen und Entwickler von sogenannten «Fans» Morddrohungen erhalten, sollte es nicht möglich sein, dass eine solche Bühne so einfach gestürmt werden kann.

«Sand Land»: Die Demo tut dem Game keinen Gefallen

Als kleiner Domi habe ich Animes und Mangas geliebt. Mit zunehmendem Alter schwand mein Interesse an der Kunstform. Einige Mangas habe ich als Kind intensiv gelesen und seither nie mehr angerührt. Akira Toriyamas «Sand Land» ist so ein Kandidat. Als im Juni am Summer Game Fest ein neues Spiel aus dem «Sand Land»-Universum angekündigt wurde, überkam mich ein wundervoll nostalgisches Gefühl. Als dann auch noch Kollege Kevin das Game als eines seiner Highlights des Summer Game Fest bezeichnet hat, entwickelte sich meine Nostalgie zu einem echten Interesse am Spiel.

Am Pressetermin von Bandai Namco hatte ich die Gelegenheit, eine kurze Demo zu spielen. Die Betonung liegt auf kurz. Jegliches Interesse, dass sich in den Wochen seit der Ankündigung aufgebaut hat, ist binnen Minuten in sich eingestürzt.

In der Demo übernehme ich die Rolle des pinken Prinzen Belzebub. Der Gameplay-Ausschnitt beginnt mit einer ultralangweiligen und nicht enden wollenden Verfolgungsjagd. Unser Jeep wird von einem riesigen Sandwurm verfolgt. Egal wie scheisse ich fahre, der Wurm erwischt uns nicht. Mache ich was falsch? Wann ist die Verfolgungsjagd endlich fertig? Hä?

Die Verfolgungsjagd sieht spektakulärer aus, als sie ist.
Die Verfolgungsjagd sieht spektakulärer aus, als sie ist.
Quelle: Youtube / IGN

Plötzlich endet die Verfolgungsjagd. Wieso? Keine Ahnung. Danach folgt eine kurze Sektion, in der ich die Wüstengegend frei erkunden kann. Ich finde einen Panzer, den ich stehle. Damit düse ich herum und ballere Gegner ab. Lustig. So richtig schön sieht das aber nicht aus. Und dabei wird das Game doch in der Unreal Engine 5 entwickelt? Meine Erkundungstour wird von einer Cutscene jäh unterbrochen. In der Zwischensequenz befinde ich mich plötzlich wieder im Jeep vom Anfang der Demo. Aber ich war doch gerade noch im gestohlenen Panzer? «Hä?» zum Zweiten.

Grafisch sieht das Ganze sehr unspektakulär aus.
Grafisch sieht das Ganze sehr unspektakulär aus.
Quelle: Youtube / IGN

Irgendwelche Schurken fordern mich in der Zwischensequenz zum Kampf heraus. Die Animationen scheinen verbuggt zu sein. Die Stimmen der Halunken passen nicht wirklich zu ihren Lippenbewegungen. Es folgt eine Kampfsequenz, in der ich das Kampfsystem kurz ausprobieren kann. Ehe ich mich versehe, wird die Demo unterbrochen. Ende. «Hä?» zum Dritten.

Ich weiss, ich weiss. Es ist eine Demo. Die darf unfertig sein und Bugs haben. Aber diese Demo hinterlässt wahrlich keinen guten ersten Eindruck. Hier hätte ein Trailer definitiv mehr Sinn gemacht. Dabei habe ich noch gedacht, dass ich mit dem «Sand Land»-Game meine Liebe für Manga und Anime neu entfachen kann. Schade. Sorry, Kevin. Ich weiss nicht, ob das noch was wird.

«Starfield» nur als Kino-Präsentation

Bereits im Vorfeld der Gamescom kündigte Microsoft an, dass Bethesdas Sci-Fi-Epos an der Gamescom nicht spielbar sein wird. Stattdessen gibt es Gameplay-Vorführungen in einem kleinen Kinosaal am Xbox-Stand. An sich finde ich die Entscheidung nicht weiter tragisch. Aber ich habe im Vorfeld der Gamescom so viele Kommentare von Fans gelesen, die extrem enttäuscht über die fehlende spielbare Demo waren. So kurz vor dem Launch ist die Vorfreude halt am grössten.

Einige Fans haben zudem gar nicht mitbekommen, dass «Starfield» nicht spielbar ist. Beim Anstehen für die Demo von «Black Myth: Wukong» redete ich mit Besuchern, die mich fragten, ob ich die «Starfield»-Demo schon gespielt habe. Als ich ihnen mitteilte, dass das Game nicht spielbar ist, sah ich ihnen die Enttäuschung an. Als hätten sie gerade erfahren, dass der Weihnachtsmann nicht existiert.

Insgesamt fand ich den Xbox-Stand sensationell – er hat es sogar in meine Highlights der Messe geschafft. Aber mit einer ausführlichen «Starfield»-Demo wäre der Stand so richtig legendär geworden und hätte sich einen Eintrag in die Gaming-Geschichtsbücher verdient.

Übrigens: Phil testet den Open-World-Kracher gerade intensiv. Seine Spielkritik gibt's voraussichtlich am 31. August hier.

Titelfoto: Domagoj Belancic

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Meine Liebe zu Videospielen wurde im zarten Alter von fünf Jahren mit dem ersten Gameboy geweckt und ist im Laufe der Jahre sprunghaft gewachsen.

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