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Kritik

«Dragon Age: The Veilguard» im Test: für alle, denen «Baldur’s Gate 3» zu kompliziert ist

Philipp Rüegg
28.10.2024

Bioware liefert mit «Dragon Age: The Veilguard» ein packendes Action-Rollenspiel, das auf die Massen zielt, aber seine Wurzeln nicht vergisst.

Nach den beiden Flops «Anthem» und «Mass Effect Andromeda» hat das Studio nämlich einiges gut zu machen. Mit letzterem, oder besser gesagt der Trilogie um Commander Shepard, hat «Dragon Age: The Veilguard» erstaunlich viel gemein. Und das im positiven Sinne.

Die Hauptstory ist Mittel zum Zweck

Das Ritual scheitert und zwei mächtige Elfengötter werden freigelassen. Die gilt es im Verlauf des Spiels zu bändigen. Auch die dämonischen Darkspawns und die geheimnisvolle Plage «Blight» bedrohen wieder die Welt. An epischen Szenen oder Bosskämpfen gegen dreiköpfige Drachen mangelt es nicht, nur inhaltlich bietet die Hauptgeschichte wenig Bemerkenswertes.

Stattdessen heisse ich Rook. Es ist eine freikonfigurierbare Heldenfigur, die in klassischer Bioware-Manier ein Team um sich schart, um die Welt zu retten. Ich kann zwischen den vier Klassen, Elf, Qunari, Mensch und Zwerg wählen. Dazu gibt es sechs Gruppierungen. Beides beeinflusst Rooks Geschichte und Gesprächsoptionen. Allerdings kommt das in «Veilguard» nicht stark zum Ausdruck.

Wichtiger ist die Klasse. Von denen gibt es drei: Krieger, Magier und Schurke. Das sieht nach wenig aus. Im umfangreichen Skilltree stehen mir aber jeweils drei Spezialisierungen zur Auswahl. Ich habe mich für den Schurken entschieden, der auf Nah- und Fernkampf setzt.

Damit beginnt auch schon das Intro, an dessen Ende ich mich in meiner neuen Basis, dem Leuchtturm, wiederfinde. Es ist eine kleine schwebende Inselwelt, die sich nach und nach mit meinen Begleiterinnen füllt. Ein alter Bekannter ist der Zwerg Varric, der schon seit Teil 2 mit von der Partie ist. Er ist es auch, der in wunderschön gezeichneten Zwischensequenzen das aktuelle Geschehen zusammenfasst.

Vom Leuchtturm aus reise ich via «Kreuzung» in die verschiedenen Regionen von Thedas’. Die Kreuzung ist ein magisches Reich, das aus gigantischen Spiegeln besteht, durch die ich meine Ziele ansteuern kann. Ein geheimnisvoller Fährmann, der ein schwebendes Boot steuert, darf dabei natürlich nicht fehlen.

Überlegen, welche Angriffe zusammenpassen, muss ich nicht. Angriffe, die bereit für einen Kombo sind, leuchten – inklusive Beschreibung «Kombo-Möglichkeit». Wähle ich einen aus, leuchtet unter den Worten «Kombo mit» sofort der passende Angriff auf. An die taktische Tiefe des ersten «Dragon Age» kommt «Veilguard» nicht heran, dafür ist es auch Neuzugängern sofort verständlich.

Durch die verschiedenen Synergien passen einige Begleiter besser mit anderen zusammen. Über ihre Skilltrees kann ich ihre Ausrichtung aber bis zu einem bestimmten Grad beeinflussen. Genau wie ich können sie nur drei Fähigkeiten ausrüsten. Bei mir kommt noch eine ultimative Attacke hinzu.

Schade ist, dass meine Begleiter nur immer eine Fähigkeit einsetzen können. Danach muss ich den Cooldown abwarten. So setze ich praktisch immer nur die Fähigkeiten ein, die einen Kombo auslösen. Dabei gäbe es zahlreiche spannende Fähigkeiten, wie Zeit verlangsamen, Eissturm oder Angriffe von mir ablenken.

Auch Auftragskiller Lucanis Dellamorte ist anfangs eine leere Hülle. Müsste ich ihn beschreiben, würde ich sagen, er spricht mit einem spanischen Dialekt und hat einen Dämon in sich. Eine «Magic the Gathering»-Karte hat mehr Tiefgang. Nicht zum ersten Mal frage ich mich, ob Bioware die Kanten zu fest abgeschliffen hat. Es fehlt dem Spiel an Biss. Meine Begleiter sind eine Gruppe von Weichspülern.

Mit Ausnahme der Magierin Neve Gallus, die im Englischen schlicht zu monoton gesprochen wird, entwickeln aber nach und nach alle spannende Facetten. Da gibt es den Grauen Wächter Davrin, der sich zusammen mit seinem adoptierten Greif als Monsterjäger verdingt. Das Wohlbefinden der magischen Flugwesen liegt ihm besonders am Herzen und er sucht nach seiner eigenen Bestimmung.

Bellara macht ihre anfängliche Zurückhaltung auch wieder gut, mit Unterhaltungen wie:

  • Lucanis: «Hast du keine Angst vor einem Auftragskiller wie mir?»
  • Bellara: «Eigentlich nicht. Niemand würde etwas zahlen, um mich zu töten.»
  • Lucanis: «Das stimmt.»

Zynisch, aber lustig. Es ist immer wieder spannend, herauszufinden, was sich für Gespräche zwischen den verschiedenen Duos ergeben. Bis sich diese Charakterentwicklungen entfaltet haben, motiviert mich das Spiel primär durch das motivierende Kampfsystem und die perfekt dosierte Menge an Schätzen und Rätseln.

Beschäftigung satt

Das Questlog in «Dragon Age: The Veilguard» füllt sich schneller, als Varrics Humpen im hiesigen Rasthaus. Trotz bevorstehendem Weltuntergang durch rachsüchtige Götter kann ich statt der Hauptstory unzähligen Nebenaufgaben nachgehen. Die Quests meiner Gefährtinnen werden zumindest etwas mit dem Hauptstrang verflochten, sodass es durchaus Sinn ergibt, sich von ihnen ablenken zu lassen. Wie in den meisten Bioware-Spielen zählen sie zu den Highlights.

Neben Haupt- und Begleiter-Quests gibt es jede Menge regionale Quests. Mal muss ich vermisste Späher aufspüren, mal Dämonen besiegen und immer wieder die Welt von Blight-Auswucherungen befreien. Bei aktiven Quests zeigt mir eine Wegmarkierung stets, wo ich lang muss. Wie vieles am Interface könnte ich es abstellen, aber ich begrüsse diese Art der Zugänglichkeit. Es passt zu den häppchenartigen Beschäftigungen, die mir das Spiel liefert.

Die Regionen sind weniger grossflächig als in «Inquisition», dafür extrem dicht gefüllt mit Beschäftigungen, Beute, Rätseln und Gegner, die darauf warten, vermöbelt zu werden.

Meist bestehen sie daraus, Energiekristalle oder Geistersphären von A nach B zu bringen, um eine Tür zu öffnen oder eine magische Brücke erscheinen zu lassen. B ist dabei oft nur wenige Meter von A entfernt. Ich mich frage immer wieder, ob das Ganze wirklich nötig ist. Als wäre das nicht einfach genug, verraten mir meine Begleiter meist sofort die Lösung. Es ist offensichtlich, dass Bioware damit versucht, Neulinge abzuholen.

Anfangs störte mich die fehlende Herausforderung. Mittlerweile finde ich es toll, dass ich mich selten länger als ein paar Minuten mit einem Rätsel beschäftigen muss. Es sind kleine Häppchen, die mein Belohnungszentrum aktivieren auf dem Weg zur nächsten Quest.

Beute besteht entweder aus Waffen, Rüstungen, Ringen oder Ressourcen, um die Ausrüstung zu verbessern. Finde ich ein neues Schwert, wird es mir direkt angezeigt und mit meinem ausgerüsteten verglichen. Mit einem Klick kann ich es ausrüsten. Komfortabler geht’s nicht. Finde ich den gleichen Gegenstand mehrmals, verbessert sich der Seltenheitsgrad. So wird aus grau, grün, aus grün, blau und so weiter. So freue ich mich beim Looten doppelt.

In der Werkstatt des Behüters im Leuchtturm kann ich die Ausrüstung im Tausch gegen Ressourcen verbessern. Ausserdem kann ich sie mit Verzauberungen versehen. Das kostet nicht mal etwas. Jede Verzauberung kann aber nur an einem Gegenstand eingesetzt werden. Für höhere Upgradestufen und Verzauberungen muss ich die Werkstatt verbessern. Dafür benötige ich Erinnerungsstücke, die überall in der Welt verteilt sind.

Noch beeindruckender ist die Welt. Rivain Coast bietet malerische Küsten mit türkisblauem Wasser und gestrandeten Schiffen. In den Katakomben von Nekropolis staune ich über gigantische Statuen, die unheimlich in grünem Licht schimmern. Und die fleischig pulsierenden Blight-Überwucherungen im Sumpfland sind herrlich eklig.

Dazu gibt es einen orchestralen Soundtrack, der zuweilen überraschend passende Elektrobeats liefert, die mich so stark an «Mass Effect» erinnern, dass es kein Zufall ist.

Technisch gibt es nichts zu bemängeln. Ich habe die PC-Version getestet, die auf zwei Systemen einwandfrei lief. Auch der Hardwarehunger scheint im Rahmen zu liegen.

«Dragon Age: The Veilguard» ist erhältlich für PC, PS5, Xbox Series X/S und wurde mir von EA zur Verfügung gestellt.

Fazit

Bioware schafft die Wende

Nach 35 Stunden kann ich zweifelsfrei sagen: «Dragon Age: The Veilguard» ist ein richtig spassiges Rollenspiel. Dabei dachte ich anfangs, Bioware hätte zu viele Kanten abgeschliffen. Das Spiel ist auf maximale Zugänglichkeit getrimmt. Besonders zu Beginn nimmt mich das Game fester an die Hand, als Eltern ihre Kinder beim Fussgängerstreifen. Die Dialoge sind seicht, jedes Rätsel wird mit Text, Audio und Bild erklärt und der Spielverlauf ist linear.

Was von den ersten Minuten an richtig Bock macht, ist der Kampf. Der ist wuchtig, direkt und dank ausgefallenen Attacken und Zaubern auch visuell spektakulär. Das gilt auch für die Präsentation. Die Regionen in «Dragon Age: The Veilguard» sind ein Augenschmaus.

Die anfängliche Oberflächlichkeit weicht nach und nach einem vielschichtigen und packenden Rollenspiel. Es erreicht zwar weder inhaltlich noch spielerisch die Komplexität eines «Baldur’s Gate 3», dafür bietet es den besseren Spielfluss – trotz prall gefülltem Questlog.

Das liegt zu grossen Teilen an meinen Begleiterinnen. Ihre Schicksale haben mich am stärksten berührt. Beim epischen Schluss erinnert «Dragon Age: The Veilguard» einmal mehr an «Mass Effect». Das Schicksal der Welt und meiner Gefährten steht auf Messers Schneide und Handlungsstränge fliessen zusammen. Genauso muss das sein. Und keine Angst: Wie «Mass Effect 3» mit Türchen eins, zwei oder drei endet das Spiel nicht.

Wenn dich «Baldur’s Gate 3» mit seiner Masse und Komplexität abschreckt und du ein zugänglicheres Rollenspiel mit mehr Action suchst, dann dürfte dir Biowares neuestes Werk gefallen.

Pro

  • tolle Gefährten mit individuellen Questreihen
  • wuchtiges und aktives Kampfsystem
  • wunderschöne Welt
  • zugänglich für Neulinge
  • motivierende Nebenquests

Contra

  • Hauptgeschichte ist einfach gestrickt
  • Dialoge teilweise etwas seicht
  • Begleiter haben nur untergeordnete Rolle im Kampf

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Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken. 


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