Einstellungssache: Pentax K-3 Mark III im Test
Die neue Pentax-Spiegelreflexkamera K-3 Mark III bietet Einstellungsmöglichkeiten bis zum Abwinken und eine gute Bildqualität. Sie hat aber auch klare Schwächen. Ob du mit dieser Kamera glücklich werden kannst, hängt sehr von deinen Bedürfnissen ab.
Die Pentax K-3 Mark III ist eine ganz besondere Kamera. Erstens: Es ist eine Pentax. Pentax-Kameras sind selten, Pentax-Neuerscheinungen noch seltener. Der Vorgänger dieses Modells stammt aus dem Jahr 2015. Zweitens: Es ist eine Spiegelreflexkamera. Die bislang einzige, die 2021 erschienen ist, alle anderen Neuheiten sind spiegellos. Drittens: Der Sensor hat das Format APS-C. Dieses wird heutzutage eher stiefmütterlich behandelt. Das grössere Vollformat ist angesagt – insbesondere wenn eine Kamera eher teuer und ambitioniert ist.
Ambitioniert ist die Pentax K-3 Mark III durchaus. Das robuste Gehäuse aus einer Magnesiumlegierung ist staub- und spritzwassergeschützt, kann mit einem Batteriegriff erweitert werden und hat zwei Kartenslots. Der integrierte Bildstabilisator soll bis zu 5,5 Blendenstufen kompensieren. Durch diesen Stabilisator entsteht eine Beweglichkeit des Sensors, die sich auch für Pixel Shift und Astrotracing – dem Verfolgen von Sternenbewegungen – nutzen lässt. Der Anschluss für eine Studioblitzanlage deutet auf eine anspruchsvolle Zielgruppe hin. Vor allem aber bietet die Kamera tonnenweise Features und Einstellungsmöglichkeiten.
Die neue Pentax richtet sich somit an alle, die dem Charme von Spiegelreflexkameras verfallen sind, aber trotzdem eine moderne Kamera möchten. Es gibt sie in Schwarz und Silber.
Erstes Beschnuppern
Beim Anfassen macht die Kamera einen soliden, hochwertigen Eindruck. Das hat auch mit dem Gewicht zu tun: Mit 820 Gramm wiegt die Pentax K-3 III exakt 100 Gramm mehr als die Nikon D7500, ebenfalls eine solid gebaute APS-C-Spiegelreflexkamera. Beide sind etwa gleich gross, die Nikon D7500 ist etwas höher. Der Handgriff der K3 ist auch für grosse Hände komfortabel.
Das Gehäuse hat überdurchschnittlich viele Bedienelemente. Trotz des Zweitbildschirms auf der Oberseite findet sich Platz für ein weiteres Drehrad – zusätzlich zu den beiden üblichen Drehrädern auf der Vorder- und Rückseite. Neben dem Ein-Aus-Schalter befindet sich die gute alte Abblendtaste: Diese zeigt im Sucher die aktuell gewählte Blende, wodurch sich die Tiefenschärfe im Voraus abschätzen lässt.
Des weiteren gibt es eine Lock-Taste, um versehentliche Eingaben zu verhindern, eine RAW-Taste, eine Taste für den eingebauten Bildstabilisator, einen Mini-Joystick und eine grüne Taste – um nur ein paar zu nennen.
Die meisten dieser Tasten und Räder lassen sich frei konfigurieren. Ich habe zum Beispiel den Av-Modus so geändert, dass ich die Blende am vorderen statt am hinteren Drehrad wählen kann. Das hintere Rad ist mir etwas zu weit vom Daumen entfernt. Die RAW-Taste habe ich verwendet, um die Bildschirmbeleuchtung des kleinen Zweitbildschirms manuell ein- und auszuschalten.
Das zweite hintere Drehrad bietet eine sogenannte Smart-Funktion. Ab Werk ist es so eingestellt, dass es zwischen verschiedenen Autofokus-Konfigurationen umschaltet. So kann ich zum Beispiel von AF-S auf AF-C und gleichzeitig von Einzelfeld auf automatische Messfeldauswahl wechseln. Wie diese AF-Presets genau aussehen, kannst du in den Einstellungen definieren. Es ist aber auch möglich, das Drehrad auf eine ganz andere Funktion zu programmieren.
Optionen, Optionen, Optionen
Damit komme ich zu dem, was diese Kamera auszeichnet: Eine fast schon absurde Anzahl an Optionen, Features und Einstellungsmöglichkeiten. Es ist unmöglich, sie alle aufzuzählen. An dieser Kamera kannst du zum Beispiel die Masseinheit der Farbtemperatur von Kelvin auf Mired wechseln. Ich wusste nicht einmal, dass diese Masseinheit existiert.
Das Design des Menüs lässt sich in Farbe und Stil anpassen. Du kannst Intervallaufnahmen und Mehrfachbelichtung kombinieren. Oder die Kamera zufällige Farbeinstellungen vornehmen lassen und wenn dir eine Einstellung gefällt, diese für später speichern.
Nebst mehr oder weniger sinnvollen Spielereien gibt es auch Optionen, die ich sehr praktisch finde. Dazu gehört, dass Files mit hoher Farbtiefe nicht nur im Pentax-Rohformat, sondern auch als DNG (Digital-Negative-Format) gespeichert werden können. Habe ich natürlich sofort gemacht, denn bei fast jeder neuen Kamera habe ich das Problem, dass der RAW-Konverter die Files nicht lesen kann. DNG dagegen ist ein einheitlicher Standard und funktioniert immer.
Neben den üblichen vier Aufnahmemodi P, A(v), S oder Tv und M gibt es bei Pentax noch Sv für die ISO-Vorwahl. In diesem Modus wird ein fixer ISO-Wert gewählt, während sich Blende und Verschlusszeit automatisch anpassen. TAv tut das Umgekehrte; hier passt sich die ISO an, während Blende und Verschlusszeit fixiert sind. Der manuelle Modus funktioniert grundsätzlich ohne ISO-Automatik. Zusätzlich gibt es noch den Modus B für Langzeitbelichtung und X für Blitzsynchronisation. Dann gibt es noch den «Hyper-Modus»: Damit kann ich auch im P-Modus Blende oder Verschlusszeit einstellen. Je nach Einstellung wechselt dann die Kamera in einen anderen Modus, bis ich die grüne Taste drücke, oder sie passt den Rest automatisch an.
Hier übertreibt es Pentax ein bisschen mit den Optionen. Bei anderen Marken sind die Betriebsmodi deutlich einfacher strukturiert, ohne dass etwas Wichtiges fehlt.
Bei so vielen Optionen würde ich unbedingt Benutzer-Presets anlegen. Darin ist die Kamera zum Glück stark. Auf dem Wählrad sind fünf Benutzermodi direkt wählbar, weitere fünf im Menü. In den Benutzermodi lässt sich fast alles abspeichern, was irgendwie mit der Aufnahme zu tun hat. Das ist wichtig, denn wenn du schon so viel einstellen kannst, brauchst du unbedingt gute Presets, sonst verbringst du den Tag mit Konfigurieren statt mit Fotografieren. Ebenfalls wichtig und lobenswert: Die Werkseinstellungen sind gut. Du brauchst also nicht zuerst die ganze Kamera zu optimieren, bevor du loslegen kannst. Auch das verdient ein dickes Lob. Denn andernfalls würde Pentax es auf den Benutzer abschieben, ein gutes Bedienkonzept zu finden.
Bei dieser Kamera kannst du einstellen, welche der aktuellen Einstellungen beim Ausschalten der Kamera erhalten bleiben sollen und welche nicht. Das einzige, was ich mir bei so vielen Einstellmöglichkeiten wünschte, wäre die Möglichkeit, Presets auf der SD-Karte zu speichern. Das scheint nicht möglich zu sein.
Hier ein kleiner Rundgang durch die Menüs.
Sucher und Bildschirm
Der Bildschirm ist gross (3,2 Zoll), hochauflösend (1,6 MPx) und berührungsempfindlich. Doch er ist nicht beweglich. Das ist meiner Meinung nach die grösste Schwäche dieser Kamera. Aufnahmen in Bodennähe sind mühsam, über Kopf geht nur blind, und Selbstkontrolle bei Videoaufnahmen kannst du auch vergessen.
Am Sucher dagegen gibt es nichts zu meckern. Er bietet eine 100-Prozent-Abdeckung und eine 1,05-fache Vergrösserung – das sind gute Werte. Der Sucher ist gross und hell. Am unteren Rand befindet sich ein umfassender Infobereich. Im Sucher selbst lassen sich Gitter einblenden, und das Beste: Eine Wasserwaage zeigt an, ob du die Kamera gerade hältst. Der schon erwähnte Abblend-Schalter trägt dazu bei, dass der Sucher eine wahre Freude ist.
Der ist aber auch ein gutes Beispiel für den Optionen-Exzess von Pentax: In den Einstellungen kannst du die Blendenvorschau von optisch auf elektronisch ändern. Eine elektronische Vorschau in einem nichtelektronischen Sucher? Wie soll das gehen? Gar nicht: Die Kamera macht ein Foto und zeigt es auf dem Bildschirm an. Vorschau nennt sich das, weil es erst nach Bestätigung auf die Karte gespeichert wird.
Ein kleines Hilfs-LCD auf der Kamera-Oberseite zeigt die wichtigsten Aufnahmeparameter an. Es lässt sich automatisch oder manuell beleuchten. Ohne Beleuchtung brauchen solche Bildschirme praktisch keinen Strom, weshalb sie bei vielen Kameras immer eingeschaltet sind. Nicht bei der Pentax. Sogar im Stromsparmodus verschwinden die Angaben.
Objektive
An einer Pentax-APS-C-Kamera lassen sich sowohl Objektive für den kleineren Sensor als auch solche für das Vollformat anschliessen. Ich verwende dieses Vollformatobjektiv mit 31 mm, das an APS-C einen Standard-Bildausschnitt liefert. Es passt optisch sehr gut zur silbrigen Variante der K-3-III und liefert ein schönes Bokeh.
Das zweite Objektiv, das ich im Test verwende, ist ein preisgünstiges 50mm-Objektiv. Der Ausschnitt entspricht im Vollformat 75 mm – somit eignet es sich für Porträtaufnahmen, die Offenblende ist mit f/1,8 auch gross genug dafür. Allerdings ist es bei offener Blende nicht besonders scharf.
Beide Objektive haben eine nicht mehr ganz zeitgemässe Autofokus-Technik. Das macht sich vor allem durch ein unangenehmes und lautes Fokusgeräusch bemerkbar. Videos sollten mit diesen Objektiven nur mit manuellem Fokus gemacht werden.
Es gibt moderne Objektive mit leisen Fokusmotoren, zu erkennen am Kürzel SDM im Namen. Zum Beispiel dieses hier. Leider war es sehr lange nicht verfügbar, was anscheinend ein generelles Problem bei dieser Marke ist. Ich habe schlicht die Objektive bestellt, die gerade erhältlich waren.
Bildqualität
Für eine APS-C-Kamera rauschen die Bilder selbst im hohen ISO-Bereich nur schwach. Du kannst bis 1 600 000 ISO gehen. Das macht zwar keinen Sinn – die Qualität ist unterirdisch und brauchen tut man das auch nie. Aber bereits bei 102 400 ISO ist wenigstens das Sujet klar zu erkennen und 12 800 ISO halte ich für absolut brauchbar. Zusammen mit dem eingebauten Bildstabilisator ist die Kamera bestens geeignet für nächtliche Schnappschüsse aus der Hand. Auch wenn der Bildstabilisator eher 3 bis 4 Belichtungsstufen kompensiert als die vom Hersteller angegebenen 5,5 Stufen.
Eine Besonderheit dieser Kamera: Rauschreduzierung, Schärfe und andere Einstellungen, die sich auf die Bildqualität auswirken, lassen sich nicht nur für JPEG, sondern auch für RAW/DNG vornehmen. Damit ist das «Rohformat» zwar nicht mehr wirklich roh, aber das macht nichts. Wenn du findest, dass die Kamera die Rauschreduzierung oder das Schärfen nicht gut macht, kannst du es deaktivieren. Die Rauschreduzierung kannst du sogar für jeden einzelnen ISO-Wert unterschiedlich festlegen.
Was die Dynamik betrifft, also die Fähigkeit, helle und dunkle Bereiche gleichermassen fein abzubilden: Die Labortests überlasse ich gerne anderen, aber im normalen Gebrauch bin ich absolut zufrieden mit der Leistung. Unten ein Extrembeispiel: Abends gegen die Sonne fotografiert, weist das Bild harte Kontraste auf. Diese können im RAW-Editor sehr gut ausgeglichen werden, ohne dass es zu übermässigem Bildrauschen kommt.
RAW-Bild ohne Korrekturen:
Mit Helligkeit und Tiefen bis zum Anschlag korrigiert (Adobe Lightroom):
Vergrösserung zur Beurteilung des Bildrauschens:
Geschwindigkeit für Actionaufnahmen
Die Kamera bietet laut Datenblatt 12 Bilder pro Sekunde. Das ist ein guter, für Action tauglicher Wert. Der Pufferspeicher reicht für gut 40 DNG-Bilder – für 35 wenn gleichzeitig auch JPEGs gespeichert werden. Auch das ist okay. Allerdings leert sich der Pufferspeicher nur recht langsam, auch mit einer schnellen SD-Karte. Es ist also nicht möglich, kurz hintereinander längere Hochgeschwindigkeitsserien aufzunehmen.
Ob der Autofokus für Sport oder andere Action schnell und treffsicher genug ist, konnte ich nicht realitätsnah testen, da mir die passenden Objektive dazu fehlten. Allerdings hat die Gesichtserkennung bereits bei einer Party, an der sich die Leute in der Geschwindigkeit von Zombies bewegten, nicht besonders zuverlässig funktioniert – von daher habe ich meine Zweifel. Positiv festzuhalten ist: Die AF-Messfelder decken fast die ganze Breite des Suchers ab, das ist hilfreich für die Motivverfolgung. Die Kamera bietet eine Motiverkennung, die aber nicht genauer spezifiziert ist und sich, untypisch für diese Kamera, auch nicht konfigurieren lässt.
Video
Die Videofunktion ist bescheiden. Die Kamera hat Anschlüsse für einen Kopfhörer und ein externes Mikrofon. Sie kann in «4K» (UHD) und Full HD aufnehmen. 4K ist nur in 24p und 30p möglich, Full HD auch in 60p. 25p und 50p fehlen ebenso wie Zeitlupenaufnahmen. Bei 4K hast du nicht den ganzen Bildausschnitt zur Verfügung, sondern das Bild wird deutlich beschnitten. Die Kamera schaltet sich bei Überhitzung selbst aus, und das geschieht bei Zimmertemperatur und der höchsten Qualitätsstufe spätestens nach acht Minuten.
Im Handgriff ist eine rote Leuchte integriert. Diese könnte Personen vor der Kamera signalisieren, dass eine Aufnahme läuft. Doch seltsamerweise blinkt diese Leuchte, wenn keine Aufnahme läuft. Und obwohl man bei dieser Kamera sonst so ziemlich alles dem eigenen Geschmack anpassen kann, lässt sich das nicht ändern.
Der Akku hält im Videobetrieb auch nur sehr kurz.
Konnektivität
Fürs Smartphone stellt Ricoh die App «Image Sync» zur Verfügung. Die Verbindung mit der Kamera klappt zuverlässig. Ich sehe das Sucherbild der Kamera auf dem Smartphone und kann sie fernsteuern. Fokus, Blende und alle weiteren Aufnahmeparameter lassen sich so einstellen. Sehr praktisch finde ich die Funktion «Datum & Uhrzeit synchronisieren»: Dabei wird die Kamera-Uhr nach dem Smartphone gestellt. Dessen Uhrzeit wird mit dem Mobilfunk synchronisiert und stimmt daher genau.
Die Bilder sollten sich theoretisch in reduzierter oder in voller Auflösung aufs Smartphone übertragen lassen. Bei mir hat es jedoch nur mit reduzierter Auflösung geklappt. Der Grund ist unklar. Es gibt keine Fehlermeldung, die App tut einfach nichts, wenn ich auf den Herunterladen-Button drücke. Ob da bald ein Update kommen wird?
Fazit
Die Pentax K-3 Mark III ist ein Gerät für Liebhaber klassischer, hochwertiger Spiegelreflexkameras. Den Ansprüchen dieser Zielgruppe wird sie gerecht. Die Stärken dieser Kamera sind SLR-typisch: Robustheit, solide Bildqualität und eine komplexe, aber durchdachte Bedienung. Gleiches gilt auch für die Schwächen: Live View und Videofunktionen kommen nicht im Entferntesten an eine spiegellose Kamera im gleichen Preissegment heran. Dazu kommen vereinzelte Negativpunkte, die auch bei einer Spiegelreflex nicht sein müssten. Der unbewegliche Bildschirm. Die langsame Schreibgeschwindigkeit. Die mässige Akkulaufzeit und die Tatsache, dass kein externes Ladegerät dabei ist.
Das Auffälligste an dieser Kamera sind ganz klar die unzähligen Einstellungsmöglichkeiten. Sie übertreffen alles, was ich selbst bei Profikameras je gesehen habe und Pentax bewegt sich da teilweise hart an der Grenze zur Absurdität. Auch wenn nicht alles wirklich einen Mehrwert bietet: Die vielen Optionen zeugen von viel Liebe zum Detail und ich fühle mich als Fotograf ernst genommen. Zudem sind die Werkseinstellungen sinnvoll, sodass man auch ohne langes Einrichten loslegen kann.
Unter dem Strich: Sicher keine Kamera für jede*n, aber ein gutes Gerät für alle, die auf Spiegelreflexkameras stehen.
Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.