Einstieg ins Smarthome, Teil 3: tado°
Mit Smarthome-Produkten automatisierst du deinen Alltag. Um den Durchblick im Anbieter-Dschungel nicht zu verlieren, stelle ich dir die gängigsten Systeme vor. Nach der Einführung zu Philips Hue gehört die Bühne diesmal tado°.
Du wohnst in einer grauen Grossstadt, hast eine Ferienwohnung in den Schweizer Alpen und freust dich auf den nächsten Urlaub? Im Optimalfall hältst du die Temperatur der Urlaubsresidenz während deiner Abwesenheit konstant auf 18 Grad, um Heizkosten zu sparen. Wenn du dann spontan Ferien planst, fährst du einen Tag vor Ankunft von zu Hause aus via App die Heizung hoch. Betrittst du deine Ferienwohnung, ist sie bereits aufgeheizt und wohlig-warm. Die smarten Thermostaten von tado° machen all das möglich. Mit ihnen steuerst du deine Heizung nicht nur direkt am Gerät, sondern – egal, ob Radiator oder Fussbodenheizung – auch bequem vom Handy aus. Mit tado° verpasst du deinem Heizungssystem ein smartes Upgrade. Nach Homematic IP und Philips Hue zeige ich dir im dritten Teil meiner Smarthome-Einführungs-Serie, was dir die cleveren Thermostate bieten, was du dafür benötigst und worauf du sonst noch achten solltest.
Beinahe jedes System kompatibel
Heutzutage wird der gesamte Haushalt auf smart getrimmt. Diese Entwicklung macht auch vor der Heizung nicht halt. Mit tado° vom Handy aus heizen und bis zu 31% der Heizkosten sparen, so die Ansage des Herstellers. Bevor ich zu Homematic IP gewechselt bin, hatte ich ebenfalls einen smarten Wandthermostaten von tado° im Einsatz. Die Thermostate, die du für fast alle Heizsystem verwenden kannst, sollen deinen ökologischen Fussabdruck reduzieren. Was für deine eigenen vier Wände gilt, macht in einer Zweit- oder Ferienwohnung ebensoviel Sinn. Weil du nicht in zwei Wohnungen gleichzeitig sein kannst, wird an einem Ort umsonst geheizt. Selbstverständlich kannst du alle Heizungen auch weiterhin manuell direkt am Gerät höher- oder tieferstellen. Alle tado°-Produkte bieten diese Möglichkeit – solltest du Gäste in der Ferienwohnung haben, beispielsweise, und sie mögen es etwas wärmer. Dafür brauchst du wenig: eine Bridge und ein smarter Thermostat reicht. Doch dazu gleich mehr.
In der tado°-App kannst du für jeden Wochentag Heizroutinen programmieren. Nicht bei allen Systemen funktioniert das gleich gut. Beispielsweise brauchen Fussbodenheizungen je nach Typ 24 bis 48 Stunden, um eine Änderung zu übernehmen und auf die entsprechende Temperatur aufzuheizen. Da macht es wenig Sinn, während des Tages mehrere Temperaturwerte zu definieren. tado° bietet Aufsätze für Wandthermostaten, wie sie bei Bodenheizungen oft zum Einsatz kommen, und für Radiatoren, die in vielen älteren Wohnungen Standard sind. Der Auto Assist von tado° – eine Zusatzfunktion der App – erkennt, ob du mit deinem Smartphone gerade zu Hause bist, wenn du dich deiner Wohnung näherst oder falls irgendwo Fenster offen sind. Er reagiert dann entsprechend und fährt die Heizung hoch oder runter. Allerdings kostet dieser Service extra – drei Euro pro Monat. Diese kostenpflichtige Dienstleistung stösst vielen tado°-Nutzern sauer auf. Denn vor einigen Jahren war das Features noch kostenlos. Das Bezahl-Abo lässt sich allerdings mit Homekit umgehen. Auch ohne den Auto-Assistenten habe ich dank tado° pro Monat zwischen fünf und zehn Prozent Energiekosten gespart. Diese Info liefert die tado°-App. Dank des smarten Heizsystems habe ich vermehrt darauf geachtet, wann ich wo und wie stark heize.
Was du dafür benötigst
Bei den Starter Kits sind eine Basisstation, die du mit deinem Router verbindest, und ein oder mehrere Thermostate dabei. Je nach Set liegen auch noch Extension Kits dabei, mit denen du die Reichweite und Anschlussmöglichkeiten deines Systems erweiterst. Ausserdem liegen alle notwendigen Kabel sowie Schrauben oder Klebestreifen bei, um die Thermostate an der Wand oder am Radiator festzumachen. Die App ist gratis und sowohl bei Apple als auch im Google Play Store zu finden. Die Produkte wirken sehr edel und robust. Die Anzeige ist hell und gut lesbar. Der tado°-Thermostat ist etwas grösser als meine normalen Feller-Produkte und fällt daher mehr auf als die flachen Standardabdeckungen. Da der tado° in schlichtem Weiss gehalten ist, stört mich das nicht.
Die Einrichtung wird im Browser sowie auf dem Smartphone erledigt und ist relativ simpel. Alles wird gut erklärt, ist ausreichend bebildert und eigentlich perfekt. Eigentlich, weil ich bei meinem Exemplar lange aufs Bestätigungs-Mail der tado°-Experten warten musste. Nur, damit sie mir schreiben konnten, dass meine Heizung mit tado° kompatibel ist. Ist dein Heizsystem nicht bereits einmal installiert und somit von tado° freigegeben worden, wirst auch du warten müssen. Das wusste ich dank Eigenrecherche jedoch bereits. Ich konnte jedoch die Installation erst fortführen, nachdem ich das Go der Experten hatte. Das Positive ist, dass ich zusammen mit dem positiven Feedback auch gleich eine auf meine Feller-Thermostaten zugeschnittene Anleitung bekommen habe. Ich wusste danach genau, welches Kabel ich beim smarten Thermostaten wo anbringen musste. Das hat den Frust über die lange Wartezeit wettgemacht.
Tadellos oder mit Makeln?
Die Vorteile von tado° liegen in der Einfachheit der Installation und Einrichtung – abgesehen von der langen Wartezeit, ob die eigene Anlage kompatibel ist. Entschädigt wird deine Geduld mit auf das jeweilige Heizungssystem zugeschnittenen Installationsanweisungen. Mir sagt auch das Design des Wandthermostates zu. Obschon die Box mehrere Zentimeter von der Wand absteht, sieht sie in mattem Weiss sehr elegant und unscheinbar aus. Sie fügt sich perfekt in vorwiegend weisse Wohnungen ein. Bei Berührung – auf Wunsch auch konstant – erstrahlt das Display und gibt die Temperatur sowie weitere Infos klar leserlich aus. Beim Thermostaten von Homematic IP habe ich weit mehr Mühe, das Display aus grösserer Entfernung, aus einem ungünstigen Winkel oder bei schlechtem Licht zu lesen.
Einer der Nachteile von tado° ist der Preis. Auch wenn die Produkte anderer Anbieter günstiger sind, sind sie nicht absurd viel teurer. Denn eine smarte Heizungssteuerung ist teuer. Noch kostspieliger wird es, wenn du jeden Raum deiner Wohnung über einen separaten Thermostaten respektive Radiator steuerst. In meiner 3,5-Zimmer-Wohnung wären es fünf Geräte, die ich ersetzen müsste. Das kostet mich derzeit fast 700 Franken. Damit ich diesen Betrag durch smartes Heizen einspare, müsste ich sehr lange in der Wohnung bleiben. In einer Eigentumswohnung oder einem eigenen Haus wäre mir tado° dieses Geld wert. In einer Mietwohnung nur dann, wenn ich ein einziges Gerät ersetzen müsste – wie dies beispielsweise in der Ferienwohnung meiner Eltern der Fall ist.
Andere smarte Heizungskontrollsysteme
Eine mögliche Alternative ist Homematic IP. Der Vorteil dieses Systems gegenüber tado° ist, dass du mit Homematic IP nicht nur deine Heizung, sondern auch die Rollläden, Fenster und vieles mehr smart machen und über eine App steuern kannst. Allerdings ist die Installation anspruchsvoller und die einzelnen Schritte aus meiner Sicht um einiges schlechter erklärt als bei tado° – zumindest in meinem Wandthermostaten-Fall. Für Profi-Elektriker und Smarthome-Experten ist Homematic IP sicher die umfassendere und somit spannendere Lösung. Einsteiger und jene, die sanft einsteigen wollen und auf eine elegante Optik setzen, fahren mit tado° besser. Ich habe mich in meiner Mietwohnung gegen tado° und für Homematic IP entschieden, weil ich damit mehr Erweiterungsmöglichkeiten habe, um die gemieteten vier Wände auch über den Heizungsbereich hinaus smarter zu gestalten.
Auch Devolo bietet einen smarten Thermostaten an. Dessen Design erinnert mich irgendwie an ein Guckloch im Schiffsbug. Um die Heizung steuern zu können, ist zusätzlich ein Heizkörperthermostat notwendig. Ansonsten ist das Gerät nur ein überteuertes Thermometer. Für Bodenheizungen musst du auf ein anderes Produkt zurückgreifen, das die Z-Wave-Funktechnologie unterstützt, mit der Devolo arbeitet. Denn Devolo selbst bietet keine smarte Steuerung für Bodenheizungen an. Die Devolo-Lösung steuerst du via App oder im Browser. Dieses System arbeitet ohne Bridge. Ganz im Gegensatz zu Danfoss: Dort kommunizieren die smarten Radiatorenaufsätze mit einer Zentrale, die du am Router anschliesst. Die Danfoss-Lösung ist für Heizkörper und Bodenheizungen gedacht. Auch der für Wetterstationen bekannte Brand Netatmo hat smarte Thermostaten in seiner Produktpalette. Nebst der Einbindung aller Netatmo-Wetterstationen und deren Werte, um das Heizen zu optimieren, bietet Netatmo einen weiteren Vorteil. Dieses System funktioniert mit IFTTT und kann so in bereits bestehenden Smarthome-Lösungen, die ebenfalls auf diesem Standard basieren, eingebaut werden.
Trotz holprigem Start eine Überlegung wert
Obschon die Installation kaum einfacher sein könnte, bremsen die Zusatzabokosten und das Warten auf einen positiven Bescheid der tado°-Experten die Vorfreude aufs smarte Heizen. Danach läuft alles wie geschmiert, ist ausführlich bebildert und mit beinahe jedem Heizsystem kompatibel. tado° hat sich explizit nur auf den Heizungsbereich im Smarthome spezialisiert – und das mit Erfolg. Die Produkte liegen preislich zwar etwas höher als die der Konkurrenz, aber immer noch im Rahmen. Zudem punktet tado° mit einer übersichtlichen App, spielend leichter Anbringung und ausfallfreiem Dauerbetrieb. Ein Nachteil ist, dass die Thermostaten mit Batterien arbeiten. Diese halten zwar lange und können ausgetauscht werden. Andere Hersteller wie beispielsweise Homematic IP schaffen es aber immerhin teilweise, ohne auszukommen. tado° empfehle ich Mietern, die die Heizung über einen einzigen Thermostaten steuern. Oder Eigentümern, die für längere Zeit keinen Umzug planen – dann lohnen sich die Ausgaben auch für mehrere Thermostaten.
Homematic IP bietet einen einfachen Einstieg ins Smarthome-Universum – vom automatisierten Rollladen bis hin zur smarten Wetterstation. Ähnlich simpel arbeitet es sich mit Philips Hue, wobei der Fokus hier auf der Beleuchtung liegt. tado° punktet im Bereich von smarten Heizungen mit hoher Kompatibilität, einfacher Bedienung und langfristigen Kostenersparnissen.
Im nächsten Teil zeige ich dir, was der Wetter- und Klimaspezialist Netatmo mit seinen Produkten für Möglichkeiten bietet. Wenn du diesen und weitere Smarthome-Texte von mir nicht verpassen möchtest, dann folge mir mit einem Klick auf den «Autor folgen»-Button beim Autorenprofil.
Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben.