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Firefox sammelt deine Daten: Das kannst du dagegen tun

Mit der Firefox-Version 128 führt Mozilla die sogenannte Privacy-Preserving Attribution (PPA) ein. Kritiker monieren, dass Mozilla durch die Hintertür die Daten seiner Nutzer sammeln und an Werbeanbieter weitergeben will. Was steckt dahinter und wie schaltest du es ab?

Update vom 17.7: Mozilla bezieht Stellung zu Kritik

Bobby Holley, CTO von Firefox, bezieht auf Reddit ausführlich Stellung zu der PPA-Kritik. Dabei zeigt er sich auch selbstkritisch, was die Kommunikation in Sachen PPA angeht. Diese sei ungenügend gewesen.

Werbende Übermacht und Schutz der unerfahrenen Nutzenden

Allerdings verteidigt Holley die PPA-Technologie an sich. Er bezeichnet das Internet als «riesiges Überwachungsnetz», dem mit den bisher angewandten Datenschutztechnologien kaum mehr beizukommen sei. Bis anhin hat Mozilla eine Anti-Tracking-Funktion bei Firefox implementiert, welche die Daten der Nutzerinnen und Nutzer so gut es geht schützt. Es sei aber absehbar, dass der Wirkungsgrad nachlasse. Denn der «enorme wirtschaftliche Anreiz» für Werbetreiber, diese Technologie zu umgehen, führt zwangsweise in ein Wettrüsten, das angesichts der Übermacht für Mozilla und Firefox kaum zu gewinnen sei.

Die neue Strategie und Technologie seien ein Weg, um das Schlimmste zu verhindern. Die Opt-out-Strategie sei derweil bewusst gewählt worden, damit erfahrene Nutzer PPA deaktivieren und sich anderweitig schützen können. Weniger kundige Nutzer würden durch eine Ablehnung PPAs aus Ermangelung an anderen Schutzmassnahmen ihre Privatsphäre tendenziell aber eher gefährden.

«Anonym» kaum involviert

PPA basiere des Weiteren nicht auf «Anonym», wie Holley erklärt. Es sei ein Konzept vom World Wide Web Consortium (W3C) und seit mehreren Jahren in Entwicklung. Die Privatsphäre stehe dabei an oberster Stelle – man könne dies auch auf GitHub überprüfen. Aktuell beschränke sich das Einsatzfeld aber auf Firefox und nur auf einigen Testseiten, weshalb auch der «Experimental»-Status vertretbar sei. Die nötige Infrastruktur finanziere Mozilla selbst.

Grundsätzlich fängt Holley schon mal einige Wut-Wellen ab. Die Beweggründe sind zu Teilen nachvollziehbar – jedoch ein Zugeständnis an die Werbeindustrie. Es bleibt abzuwarten, wie sich PPA und die Einsatzweise von Firefox weiterentwickelt.

Ursprüngliche Meldung

Mozilla hat letzte Woche Version 128 des Firefox-Browsers ausgerollt. Der Changelog bot wenig Spannendes. Neue Features? Fehlanzeige. Grund zur Aufregung gibt es aber dennoch: Firefox hat nämlich eine neue Messtechnik, die sogenannte Privacy-Preserving-Attribution (PPA), für Werbung und ihre Performance implementiert. Die Art und Weise, wie Mozilla das tut, sorgt bei Datenschutz-Experten für rote Köpfe.

Was ist PPA und wie funktioniert es?

Die Attribution ist eine Technologie, mit der Werbetreibende messen können, ob und wie gut ihre Werbung funktioniert. Beispielsweise, wie viele Personen eine Werbeanzeige auf einer bestimmten Website sehen und ob sie draufklicken – und das beworbene Produkt letztlich kaufen.

Bei PPA steht zwischen dem Werbeanbieter und den Nutzerinnen und Nutzern ein sogenannter Aggregationsserver. Dieser anonymisiert die gesammelten Informationen und gibt sie erst danach an die Werbetreibenden weiter. So erhalten diese dann ihre Zahlen, können aber nicht eruieren, welche Nutzer auf die Banner geklickt haben.

Wo liegt das Problem?

Zum einen befindet sich die neue Messtechnik noch im Status «experimentell». Heisst: PPA ist potenziell anfällig für Bugs. Zum anderen ärgern sich die Experten darüber, dass Mozilla die Funktion automatisch aktiviert. Nutzerinnen und Nutzer werden also nicht um Einwilligung gebeten, die sie verweigern könnten. Sie müssen sich stattdessen aktiv und von selbst um eine Deaktivierung bemühen – es gilt das Opt-out-Prinzip.

Dies führt zum dritten Kritikpunkt: Nutzerinnen und Nutzer ohne die nötige Expertise werden aus der Sicht der Fachleute nicht ausreichend über die Einführung und die Funktionsweise von PPA informiert. Blogger Jonah Aragon glaubt sogar, dass Mozilla das ganz bewusst so macht, da sie damit rechnen, dass die User ihre Einwilligung sonst verweigern würden. Man würde sie bevormunden. Dabei muss man Mozilla allerdings zugute halten, dass sie PPA in ihrem Support-Blog bereits vor einem Monat angekündigt haben.

Warum sollte ich PPA deaktivieren?

Das System hat zwei Schwächen. Zum einen verlassen die Daten deinen Computer und werden auf einem Server gespeichert – damit sind sie potenziell abrufbar, auch wenn sie nur anonymisiert weitergegeben werden.

Zum anderen gehört die Firma «Anonym», die diese Technik entwickelt hat, seit einigen Wochen Mozilla. Es steht also die Vermutung im Raum, dass Mozilla durch diese Datenweitergabe finanziell partizipiert. Dies steht einem Unternehmen, das sich das Thema Datenschutz so gross auf die Fahnen schreibt, nicht gut zu Gesicht. Ausserdem wäre es für Mozilla technisch wohl ein Leichtes, das System so umzubauen, dass Werbetreibende doch noch Zugriff auf individuelle Daten erhalten. Man muss aber sagen, dass es im Moment keine Anhaltspunkte gibt, dass Mozilla dies plant.

Wie kann ich PPA deaktivieren?

Dazu musst du den Websites verbieten, Werbemessungen durchzuführen. Klicke in den Firefox-Einstellungen auf «Datenschutz & Sicherheit», danach musst du den Haken beim Punkt «Websites erlauben, datenschutzfreundliche Werbe-Messungen durchzuführen» entfernen.

Entferne den Haken beim umrahmten Punkt.
Entferne den Haken beim umrahmten Punkt.
Quelle: Florian Bodoky

Zum Schluss startest du den Browser neu.

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Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.

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