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Ratgeber

Open-Source-Tipp: FreeTube, werbefreies YouTube-Erlebnis

Martin Jud
6.2.2025

Mit der Desktop-Anwendung FreeTube kannst du YouTube unter Linux, Windows und macOS werbefrei geniessen. Die App erfordert kein Konto, verzichtet auf Cookies, verhindert Google-Tracking und verfügt über Möglichkeiten zur Anonymisierung.

Wer kein Premium-Mitglied bei YouTube ist, aber Videos dennoch werbefrei geniessen möchte, hat dazu verschiedene Möglichkeiten. Eine der besten für Desktop-PCs und Notebooks mit Linux, macOS oder Windows ist die Open Source App FreeTube. Im Gegensatz zu anderen bekannten Apps fürs werbefreie Schauen – etwa SmartTube für Android-TV-Boxen –, schützt FreeTube deine Privatsphäre. Ausserdem kann es mit richtiger Konfiguration bei Bedarf sogar anonym genutzt werden.

Es gibt jedoch auch Nachteile: Wenn du Kommentare, Likes oder Livestreams magst, wird FreeTube dich einschränken. Dazu später mehr.

Deine Feed-Inhalte werden bei FreeTube nicht durch einen Algorithmus beeinflusst. Sie basieren rein auf den Kanälen, die du abonniert hast.
Deine Feed-Inhalte werden bei FreeTube nicht durch einen Algorithmus beeinflusst. Sie basieren rein auf den Kanälen, die du abonniert hast.
Quelle: Martin Jud

Solltest du dich fragen, ob das Ganze legal ist, findest du die Antwort weiter unten unter entsprechendem Zwischentitel.

Was FreeTube bietet

Heruntergebrochen bietet dir die Software folgende Features:

  • Werbefrei: Ein integrierter Werbeblocker unterdrückt Werbung vor, während und nach YouTube-Videos.
  • Gesponserte Videoabschnitte überspringbar: Sobald in den Einstellungen «SponsorBlock» aktiviert wird, überspringt die App gesponserte Videoabschnitte automatisch.
  • Privatsphäre geschützt: Da kein Account benötigt wird, besteht auch keine Verbindung zu Google-Konten. Ausserdem gibt es keine Tracking-Cookies und bei vorkonfigurierter Nutzung nur eine minimale Datenweitergabe an YouTube/Google. Dies betrifft die IP-Adresse beim Abspielen und Herunterladen von Videos. Die Suche nach Inhalten erfolgt anonymisiert.
  • Anonymität: Wer möchte, kann auch anonym streamen. In den Optionen können dafür externe Proxys und Tor konfiguriert werden. Das kann jedoch zu einer verminderten Datenrate respektive Videoqualität führen.
  • Lokale Abonnements, Playlisten und Feed: Abonnierte Kanäle und Playlisten werden lokal gespeichert. Es besteht keine Cloud-Speicherung, doch du kannst sie importieren und exportieren. Wie das Importieren von deinem YouTube-Account oder anderen Quellen geht, steht hier. Dein Feed besteht aufgrund deiner Abonnements, ohne dass ein Algorithmus die Inhalte filtert oder priorisiert.
Du kannst deine abonnierten Kanäle des YouTube-Accounts in FreeTube importieren. Neue direkt in der App hinzufügen, geht natürlich auch.
Du kannst deine abonnierten Kanäle des YouTube-Accounts in FreeTube importieren. Neue direkt in der App hinzufügen, geht natürlich auch.
Quelle: Martin Jud

Die Oberfläche ist mehrsprachig, bietet umfangreiche Shortcuts, einen Dark Mode und kann individuell angepasst werden. Die Player-Funktionen sind vielfältig. In den Optionen kannst du sogar auf einen externen Player (etwa VLC) wechseln. Ferner ist auch der Suchverlauf lokal gespeichert. Weitere Funktionen, wie beispielsweise eine RSS-Feed-Integration, runden das Ganze ab.

Was FreeTube nicht kann

Da die App den Datenschutz schwerer gewichtet als eine uneingeschränkte Funktionalität von YouTube, gibt es Dinge, die fehlen. Dazu gehören Livestreams: Diese kannst du nicht in Echtzeit betrachten, sondern erst, sobald sie als Video-on-Demand gespeichert sind.

Ebenso ist keine Interaktion möglich. Willst du an einem Chat teilnehmen, geht das nicht, da dieser Tracking-Cookies erfordert. Ebenfalls kannst du aufgrund fehlender Serverbindung keine Kommentare anschauen, geschweige denn abgeben. Die Anzahl der Likes wiederum siehst du, kannst aber selber keine vergeben.

Wie FreeTube funktioniert

FreeTube kombiniert auf die Privatsphäre fokussierte Techniken und alternative Backend-Infrastrukturen, um YouTube-Inhalte abzurufen. Es besteht beim Suchen keine Google-API-Anbindung: Statt direkt mit den YouTube-Servern, kommuniziert dein Computer mit alternativen Open Source Front-Ends (Invidious). Suchst du ein Video, fungieren diese als Vermittler (Proxy-Request) und rufen die Metadaten von YouTube ab, ohne deine IP oder Gerätedaten weiterzugeben. Bevor aus der Anfrage erhaltenen Daten an deinen PC verschlüsselt zurückgegeben werden, werden Skripte für Tracking und Werbung entfernt.

Wenn du «SponsorBlock» aktivierst, überspringt FreeTube nicht nur Werbeunterbrechungen, sondern auch gesponserte Videoabschnitte.
Wenn du «SponsorBlock» aktivierst, überspringt FreeTube nicht nur Werbeunterbrechungen, sondern auch gesponserte Videoabschnitte.
Quelle: Martin Jud

Bei der Wiedergabe verhindert FreeTube die Ausstrahlung von Werbung. Dazu werden clientseitig bestimmte Domains und Skripte blockiert. Willst du abgesehen von den Werbeunterbrechungen auch gesponserte Videoabschnitte überspringen, funktioniert das dank der Einbindung der SponsorBlock API (ebenfalls Open Source Software). Für Anonymität beim Abspielen und Herunterladen sorgen optional externe Proxys oder Tor. Bedenke, dass durch die Verwendung von Tor und Co. der Datendurchsatz stark sinken kann, wodurch Videos langsamer geladen werden und oft nicht in hoher Auflösung funktionieren. Selbstverständlich kannst du zum Verschleiern der IP stattdessen auch ein VPN nutzen.

Abonnements, Playlists und Einstellungen speichert die Anwendung lokal in einer verschlüsselten Datenbank. Eine Cloud-Synchronisation gibt es nicht, wodurch deine Daten abgesehen vom manuellen Export nicht das Gerät verlassen.

Ist FreeTube illegal?

Die App ist strafrechtlich gesehen nicht illegal. Ob zivilrechtliche Konsequenzen drohen könnten, ist unklar.

Dass das Strafrecht nicht greift, hängt von der verwendeten Technik ab. Würde etwa eine DRM-Umgehung implementiert sein, wäre nicht nur das Entwickeln der Software, sondern auch die Nutzung in den meisten Ländern strafrechtlich belangbar. Ein solcher Verstoss liegt jedoch aufgrund des Software-Quelltextes nicht vor.

Was aber vorliegt, ist ein klarer Verstoss gegen die Nutzungsbedingungen (ToS). YouTube verbietet explizit Techniken, die Werbung umgehen oder die Plattformoperationen stören. Ebenfalls verbietet es den unerlaubten Gebrauch ihrer API, was bei normaler Nutzung von FreeTube allerdings nicht passiert.

Kann etwas Schlimmes passieren, wenn ich die App nutze?

Der ToS-Verstoss könnte theoretisch gesehen in einer Kontosperrung seitens YouTube/Google münden. Da du bei FreeTube jedoch keinen Account verbindest, ist dies kaum möglich. Und selbst durch andere ähnliche Apps, die nicht auf die Privatsphäre achten – etwa dem eingangs erwähnten SmartTube für TV-Boxen –, gibt es bisher trotz grosser Nutzerschaft keine bekannten Fälle von Account-Sperrungen.

Temporär gesperrte IP-Adresse sind dagegen vereinzelt bekannt. Das kann passieren, wenn jemand abseits normaler Nutzung auffällig viel Traffic verursacht. Um dann trotzdem weiterzustreamen, hilft ein Proxy, Tor oder VPN. In Vergangenheit gab es schon Invidious-Instanzen, die zeitweise nicht mehr funktionierten. Dabei half es, in den Optionen auf eine alternative Instanz zu wechseln.

Unterm Strich dürfte nichts passieren, wenn du FreeTube nutzt. Wenn du dich als Entwickler betätigen möchtest, würde ich jedoch Vorsicht walten lassen. Schlussendlich ist die Nutzung der App eine Sache, die du mit allfälligen ethischen Bedenken ausmachen musst.

Download und Installation

FreeTube bietet auf seiner Download-Seite Versionen für Windows, macOS, Ubuntu/Debian, Fedora/RedHat und eine für andere Linux-Distributionen.

Falls du Windows nutzt, kannst du eine portable oder installierbare Version herunterladen. Bei der installierbaren wird dich allenfalls der Microsoft Defender SmartScreen mit einem Hinweis auf nicht erkannte Anwendung daran hindern wollen, das Teil auf die Platte zu bekommen. In dem Fall klickst du im Hinweisfenster auf «Weitere Informationen» und danach auf «Trotzdem ausführen».


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Titelbild: Screenshot / Martin Jud

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