Fotovergleich: Sony RX0 II, DJI Osmo Action, GoPro Hero 7 oder doch Google Pixel 3?
Statt beim Biken mit dem Handy zu fotografieren, wäre es doch viel praktischer, per Sprachbefehl mit der Helmkamera Fotos zu schiessen. Um herauszufinden, ob das wirklich stimmt, habe ich die Sony RX0 II, die DJI Osmo Action und die GoPro Hero 7 eingepackt und bin in die Berge gereist.
Wenn meine Kumpels und ich beim Biken Fotos von uns oder der Landschaft machen wollen, muss entweder jemand ständig sein Handy in der Hosentasche haben oder es jedes Mal zuerst aus dem Rucksack kramen. Beides ist mühsam. In der Tasche ist das teure Handy ungeschützt und bei einem Sturz schrottreif. Liegt es im Rucksack, sind wir dagegen meist zu faul, es rauszunehmen, weshalb wir kaum Fotos machen. Darum sind wir auf die Idee gekommen, sprachgesteuerte Action-Cams zu testen. Damit wären wir nicht mehr aufs Smartphone angewiesen. Wir könnten flexibel und ohne die Hände vom Lenker nehmen zu müssen, Bilder knipsen. So die Theorie. In der Praxis sieht das leider nicht so elegant aus.
Die Testkandidaten
Weil wir meist zu dritt unterwegs sind und drei eine schöne Zahl ist, habe ich drei Kameras zum Testen ausgesucht. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass es gar nicht viele anständige Action Cams gibt, die Sprachbefehle unterstützen. Genauer gesagt, nur zwei: Die DJI Osmo Action und die GoPro Hero 7. Redaktionskollege und ambitionierter Hobbyfotograf David Lee hat mir noch die Sony RX0 II empfohlen. Die mache garantiert die besseren Bilder. Weil die aber keine Sprachsteuerung beherrscht, behelfe ich mir mit einer kabelgebundenen Fernbedienung. Die ist zwar nicht zum Biken gedacht, sollte für meinen Test dennoch reichen.
Die DJI und die GoPro sind die gängigsten Action Cams. Sie besitzen beide einen 1/2.3 Bildsensor mit 12 Megapixel und das Objektiv ist ein 17mm-Weitwinkel mit einer f/2.8-Blende. Die RX0 II ist dagegen mit einem wesentlich grösseren 1-Zoll-Sensor ausgestattet. Hinzu kommt ein Zeiss-Objektiv mit f/4-Blende bei 24 mm. Auf dem Papier macht die Sony also die beste Falle. Sie kostet allerdings auch mehr als die anderen Modelle zusammen. Hinzu kommt noch die 150-fränkige Fernbedienung.
Die Sony ist zudem umständlicher als Helmkamera zu verwenden. Vermutlich, weil sie nicht dafür konzipiert ist. Sie besitzt ein Gewinde an der Unterseite, wie es bei den meisten Fotokameras vorhanden ist. Das heisst, ich benötige noch einen zusätzlichen Adapter, damit sie mit den gängigen Helmhalterungen kompatibel ist.
Testmethode
Jeder von uns montiert sich eine Kamera auf den Helm. Bei der GoPro stelle ich den Bildmodus von «weit» auf «linear», damit das Bild keine Fischaugenverzerrung aufweist. Bei der Osmo Action finde ich keine entsprechende Option. Die Sony belasse ich in den Standardeinstellungen. Auf unserer Tour durchs Glarnerland fotografieren wir neben persönlichen Schnappschüssen immer wieder die gleichen Sujets, um den Direktvergleich zu machen. Als Referenz knipse ich zudem mit meinem Pixel 3.
Verständigungsprobleme
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«GoPro mach ein Foto, GoPro Foto, Gopro Fotomachen, OK GoPro», «Take Picture, Taaaake picture, photo, take Photo». Die Tour beginnt exakt so, wie ich es mir vorgestellt habe. Meine beiden Kumpels müssen natürlich gleich als erstes ihre Kameras mit Befehlen zuspammen. Die GoPro habe ich auf Deutsch eingestellt. Die DJI ist nur in Englisch oder Chinesisch verfügbar. So besteht keine Gefahr, dass mit einem Befehl beide Kameras Bilder machen. Die Kommandos heissen «GoPro Foto machen», respektive «Take Foto» bei der DJI. Die Sprachsteuerung ist allerdings alles andere als zuverlässig, weshalb es selten auf Anhieb klappt. Es braucht fast immer mehrere Versuche, bis die Kameras reagieren, was die vorbeifahrenden Senioren auf ihren E-Bikes mit Kopfschütteln quittieren. Bei der GoPro klappt’s immerhin in zwei von drei Fällen. Die DJI braucht im Schnitt etwa vier Versuche.
Mir geht es mit meiner Fernbedienung nicht viel besser. Ich hab sie an einen Träger des Rucksacks geklemmt. Das Kabel habe ich durch einen Schulterring geschlauft, weil es mir sonst ständig vor dem Gesicht rumbaumelt. Dafür darf ich jetzt, jedesmal wenn ich den Rucksack an- oder abziehe, erst das Kabel entfädeln, weil ich mir sonst die Kamera vom Kopf reisse.
Die RX0 II bedient sich wie eine Fotokamera. Das heisst, ich muss den Auslöseknopf etwas länger drücken, damit die Kamera fokussieren kann, bevor das Bild gemacht wird. Immerhin höre ich ein Auslösegeräusch und weiss so, ob es geklappt hat oder nicht. Es reicht aber bereits das Rauschen eines kleinen Baches oder ein vorbeifahrendes Auto und das Audiosignal ist nicht mehr wahrzunehmen. Trotzdem ist es besser als bei der DJI Osmo Action, wo der Auslösesound überhaupt nicht zu hören ist, wenn die Kamera auf dem Kopf ist. Nur bei der GoPro ist das Piepsen deutlich hörbar, wenn ein Foto geschossen und es anschliessend gespeichert wird.
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Die unzuverlässige Sprachsteuerung ist aber noch das geringste Problem. Das grössere ist der Standbymodus. Denn die Kameras sind eindeutig nicht als Helmfotokameras gedacht, wenn du damit eine Bike-Tour machen willst. Dafür schalten sie sich viel zu schnell in den Standbymodus. Natürlich könntest du ihn deaktivieren, aber dann macht der Akku definitiv schneller schlapp als wir – und das ist relativ schnell. Zumal die DJI nicht ohne eingeschaltetes Display fotografieren kann. Anders als die GoPro, wo nur das kleine monochrome Zweitdisplay laufen muss. Die Osmo Action hat zudem einen absolut nervtötenden Klingelsound – jedes Mal, wenn sie sich ein- oder ausschaltet. Genau, das, was man bei einem strengen Aufstieg gerne hört.
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Damit geht aber die ganze Flexibilität verloren, die ich mir von solchen Helmkameras erhofft hatte. Wenn ich bei einem Trail kurz anhalten will, um meine Kumpels zu fotografieren, sind die längst an mir vorbeigefahren, bis ich mit der Kamera bereit bin. Und sie sind nun wirklich nicht die Schnellsten.
Ein anderes Problem betrifft den Blickwinkel. Ist man mit Freunden unterwegs, kann man sich immerhin gegenseitig aufs Display schauen und bei Bedarf die Kamera neu ausrichten. Sonst fotografierst du mal nur den Himmel, mal nur die Füsse und mal ist der halbe Helm drauf. Ausserdem haben alle drei Modelle zu hohe Reaktionszeiten, so dass Schnappschüsse auch dann schwierig sind, wenn die Kamera mal nicht im Standby pennt.
Ein weiterer Negativpunkt, der mir und meinen beiden Freunden schon beim Losfahren aufgefallen ist, ist das Gewicht. Zwar wiegen die Kameras nur zwischen 110 und 125 Gramm, aber das fällt bei den sonst ultraleichten Helmen dennoch negativ auf. Ausserdem wackelt der Helm deutlich mehr. Bei einem Integralhelm spielt das wohl keine Rolle.
Wenig Überraschung bei der Bildqualität
Sowohl die DJI als auch die Sony haben einen leichten Hang zur Überbelichtung. Zu sehen ist es beispielsweise bei der Aufnahme der Kuh. Dort überstrahlt das T-Shirt des einen Freundes leicht. Die GoPro macht die konsistentesten Aufnahmen. Insgesamt gefallen mir aber die Bilder der Sony etwas besser. Sie sind einen Zacken schärfen und kontrastreicher. Noch besser sind allerdings die Aufnahmen mit dem Pixel 3. Dort entstehen zusammen mit Googles automatischer Bildbearbeitung die schönsten Schnappschüsse.
Fotos mit der DJI sind erwartungsgemäss leicht gekrümmt durch die Fischaugen-Weitwinkellinse. Bei der GoPro bin ich dieses Problem teilweise umgangen, weil ich anfangs den Bildmodus auf linear eingestellt habe. Allerdings sind dort einige Nahaufnahmen typisch für Weitwinkel in der Höhe leicht verzogen, wie auf dem Bild oben gut zu sehen ist.
Probleme mit unscharfen Aufnahmen hatten wir mit keiner Kamera.
Fazit: Kauf dir eine Handy-Hülle
Irgendwie überrascht mich das Ergebnis nicht. Sprachbefehle sind ja nicht mal bei unseren Smartphones wirklich zuverlässig, warum sollen es da Action-Kamera-Hersteller besser machen? Die GoPro Hero 7 hat zwar einigermassen verlässlich funktioniert, aber auch dort steigt der Frust mit jedem Mal, wo es nicht klappt. Deutlich schlimmer ist aber die DJI, wo du dir schon nach wenigen Minuten wie der grösste Trottel vorkommst, wenn du wieder und wieder «Take Photo» rufen musst. Das Problem scheint einerseits am schlechten Mikrofon zu liegen, aber auch an der zu unzuverlässigen Spracherkennung. Die Fernbedienung bei der Sony wiederum bringt zu wenig Vorteile. Du kannst genauso gut direkt an der Kamera den Auslöseknopf drücken.
Das Hauptproblem aller Kameras ist die fehlende Spontanität. Zum einen ist die Zeit vom Kommando bis zum Auslösen zu lange. Oder der Befehl wird gar nicht erst registriert. Oder die Kamera ist schon wieder im Standbymodus. Oder die Kamera ist mal wieder nicht richtig ausgerichtet. Es ist zum Mäuse melken.
Mein Urteil ist somit eindeutig. Für Schnappschüsse auf Bike-Touren sind die Kameras unbrauchbar. Ich kauf mir lieber eine stabile Handyhülle. Die kostet auch deutlich weniger.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.