Galaxy S20 Ultra, P40 Pro, OnePlus 8 Pro und Mi 10 Pro im Kameravergleich
Jeder Hersteller verkündet, sein neues Smartphone habe die beste Kamera. Was an diesen Versprechen dran ist, habe ich mir bei vier aktuellen Top-Smartphones angeschaut.
Für sich betrachtet liefert jedes der vier Smartphones in dieser Runde gute bis sehr gute Fotos. Doch die Aussage «gehört mit seiner Kamera eindeutig zur Spitzengruppe» ist zu vage, wenn es dir auf Details ankommt. Denn da gibt es teilweise immer noch große Unterschiede.
Samsung Galaxy S20 Ultra 5G EU
128 GB, Cosmic Gray, 6.90", Hybrid Dual SIM, 108 Mpx, 5G
Vier Kameras für ein Halleluja
Vier Kameras auf der Rückseite sind aktuell der Goldstandard bei den Top-Smartphones. Die Hauptkamera ergänzen bei allen Modellen in diesem Vergleich eine Weitwinkel- und ein Telelinse. Die vierte Kamera liefert Daten für Portraitaufnahmen mit unscharfen Hintergrund oder als Farbfilterkamera für besondere Effekte.
Hauptkamera | (Ultra-)Weitwinkel | Telelinse | vierte Kamera | |
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Huawei P40 Pro | 50 Megapixel f/1.9 | 40 Megapixel, f/1.8 | 12 Megapixel, f/3.4 | 3D-Tiefensensor |
OnePlus 8 Pro | 48 Megapixel, f/1.78 | 48 Megapixel, f/2.2, 120 Grad | 8 Megapixel, f/2.44 | Farbfilter, 5 Megapixel, f/2.4 |
Samsung Galaxy S20 Ultra | 108 Megapixel, f/1.8 | 12 Megapixel, f/2.2 | 48 Megapixel, f/3.5 | VGA-3D-Tiefenkamera, f/1.0 |
Xiaomi Mi 10 Pro | 108 Megapixel, f/1.69 | 20 Megapixel, f/2.2, 117 Grad | 8 Megapixel, f/2.0 | 12 Megapixel Porträt, f/2.0 |
Zoom auf Teufel komm raus
Der 50x- oder gar 100x-Zoom ist nur Marketing. Wirklich sinnvoll nutzen kannst du ihn nicht. Das fängt damit an, dass du für die Fotos mit dieser Brennweite eigentlich ein Stativ brauchst – und damit gerade das spontane Element der Smartphone-Fotografie verloren geht – und vor allem die Bildqualität unterirdisch schlecht ist. Beispiele:
Ich habe vom Dach des Büros den Hamburger Michel angepeilt. Samsung wirft einen 100x-Zoom ins Rennen, Huawei und Xiaomi haben einen 50x-Zoom im Angebot – wobei die Software bei Mi 10 Pro aus dem Foto seine ganz eigene Kunst macht. Direkt nach der Aufnahme konnte ich – wie beim P40 Pro – die Uhr am Kirchturm noch sehen, doch dann schlug die Software bei der Nachbearbeitung zu und schärfte nicht etwa die Details, sondern produzierte diese abstrakte Kunst. Und das nicht nur bei diesem Bild. OnePlus belässt es bei einem maximal 30x-Zoom, was auch bei Samsung die nächste direkt wählbare Stufe unterhalb des 100x-Zoom ist.
Besser sehen die Ergebnisse aus, wenn du dich auf weniger Zoom begrenzt. Bei einer 10-fachen Vergrößerung sind – von Xiaomi abgesehen – die Ergebnisse vorzeigbar. Wobei mir das Foto vom Galaxy S20 Ultra und vom P40 Pro etwas besser gefallen als das vom OnePlus 8 Pro. Sie haben mehr Details.
Wenn das Motiv größer als erwartet ist
Das P40 Pro hat den kleinsten und das Galaxy S20 Ultra den größten Weitwinkel. In der Gesamtansicht fallen zwischen den Aufnahmen sonst keine signifikanten Unterschiede auf.
Erst der genaue Blick – zum Beispiel auf das erklärende Schild rechts an der Mauer – fördert Unterschiede in der Detailgenauigkeit zutage.
Während der Text auf der Tafel beim Huawei und Xiaomi deutlich zu lesen ist, fällt beim Samsung und OnePlus das Entziffern schwer.
HDR: Wenn Licht und Schatten sich nähern
Die Automatik der Kamera liefert zwar schon ordentliche Ergebnisse, aber trotzdem gibt es genug Motive, in denen der HDR-Modus sehr hilfreich sein kann. HDR versucht unterschiedlich helle Bereiche aufeinander abzustimmen. Vor allem bei den Wolken am Himmel wird der Unterschied zwischen ein- und ausgeschalteten HDR-Effekt deutlich., Hier zunächst je eine Aufnahme ohne HDR.
Beim P40 Pro habe ich den unter "Mehr" versteckten HDR-Modus erst bei der Fertigstellung des Artikels entdeckt und ihn natürlich ausprobiert. Ich konnte aber keinen Unterschied erkennen und habe deswegen die Bilder nicht komplett neu produziert.
Beim OnePlus 8 Pro gibt es einen starken Unterschied bei der Hauswand, die im Schatten liegt. Die anderen drei Geräte hellen diesen Bereich bereits in der herkömmlichen Automatik auf.
Farbe: Wenn es natürlich wirkt
Einzeln betrachtet wirkt die Farbwiedergabe der einzelnen (Haupt-)Kameras sehr gut. Liegen die Fotos nebeneinander, werden Unterschiede in der Sättigung und der Strahlkraft deutlich. Die intensivsten Farben – die trotzdem noch natürlich wirken – liefert das Galaxy S20 Ultra. Trotz erkennbarer Unterschiede fällt es mir schwer zu entscheiden, ob mir die Farbwiedergabe vom P40 Pro oder OnePlus 8 Pro besser gefällt. Beim Mi 10 Pro wirken die Farben im direkten Vergleich ausgeblichen.
Nacht: Wenn es dunkel wird
Tagsüber sind die Qualitätsunterschiede selbst zwischen Smartphones mit einem Preisunterschied von mehreren Hundert Euro nicht mehr so groß. Bei Dunkelheit ändert sich das allerdings.
Bereits im normalen Automatik-Modus hellen das P40 Pro und das OnePlus 8 Pro die Aufnahmen bei Dunkelheit stark auf. Das Galaxy S20 Ultra und das Mi 10 Pro bilden dagegen eher das ab, was mein Auge wahrnimmt. Wobei mir das Bild aus der Kamera von Xiaomi noch etwas besser gefällt. Die beleuchteten Fenster im Hintergrund sind schärfer. Qualitative Einbußen musst du gegenüber Aufnahmen bei Tageslicht bei allen vier Kameras hinnehmen.
Das Grundprinzip des Nachtmodus ist einfach. Durch längere Belichtungszeiten bekommt die Software mehr Informationen, um das finale Bild zu berechnen. Das ist nicht nur in Bezug auf die Helligkeit beeindruckend, sondern auch auf die Schärfe der Bilder. Eine Belichtungszeit von mehreren Sekunden lässt sich eigentlich nicht aus der Hand ohne Verwacklungen aufnehmen. Die Bewegungen rechnet die Software beim Nachtmodus raus. Ein ruhiges Händchen brauchst du zwar immer noch, aber musst kein Stativ einpacken.
Bei Huawei und OnePlus waren die Aufnahmen schon vorher hell, gewinnen durch den Nachtmodus aber an Schärfe dazu. Samsung gelingt es am besten die Nacht zum Tag zu machen – und das bei eine Belichtungszeit von zehn Sekunden aus der Hand.
Viele verschiedene Lichtquellen sind eine große Herausforderung für eine Kamera. In diesem Bild gibt es das Schaufenster, die Haustür mit beleuchteter Hausnummer, kleine Lampen im Hintergrund, die Straßenbeleuchtung und die Lichtverschmutzung durch die Großstadt am Himmel. Während das OnePlus 8 Pro das Schaufenster am besten in Szene setzt, erscheint der Rest vom Motiv im Vergleich zu den anderen Aufnahmen sehr gelb. Beim P40 Pro mischt sich dagegen eher Rot ins Bild. Das Mi 10 Pro lässt bei der Detailgenauigkeit und Schärfe zu wünschen übrig. So liefert am Ende wiederum das Galaxy S20 Ultra das insgesamt beste Bild ab und bekommt auch die Lichtverschmutzung am besten aus dem Himmel heraus.
Frontkamera: Wenn es ein Selfie sein soll
Technisch ist es möglich, aber noch haben sich mehrere Kameras auf der Vorderseite eines Smartphones nicht durchgesetzt. Die Ausnahme im Teilnehmerfeld ist das Huawei P40 Pro mit einem 3D-Tiefensensor für Portraitaufnahmen. Samsung bekommt seine Weitwinkel-Selfies dagegen mit der gleichen Kamera hin wie die Standard-Selfies.
Frontkamera | |
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Huawei P40 Pro | 32 Megapixel, f/2.2 + Tiefensensor |
OnePlus 8 Pro | 16 Megapixel, f/2.45 |
Galaxy S20 Ultra | 40 Megapixel, f/2.2 |
Xiaomi Mi 10 Pro | 20 Megapixel |
Ich habe alle auffindbaren, voreingestellten Beauty-Funktionen der Frontkameras abgeschaltet. Schließlich will ich wissen, was die Kamera kann und nicht was die Software versucht, um mich schöner aussehen zu lassen.
Qualitativ liegen die vier Frontkameras eng zusammen und lassen viele Konkurrenten – vor allem deutlich günstigerer Modelle – deutlich hinter sich. Die Fotos hier könnten auch aus so mancher Hauptkamera stammen. Farblich fallen die Selfies beim P40 Pro und S20 Ultra etwas gelblicher aus. Die vom OnePlus 8 Pro und Mi 10 Pro wirken dagegen mit mehr weiß deutlich kühler. Zudem fällt auf, dass bei keinem Selfie der Himmel überbelichtet ist. Insgesamt gefällt mir das Selfie vom OnePlus 8 am besten.
Was Samsung als Weitwinkel-Selfie verkauft ist im Vergleich zu den anderen Frontkameras eher der Standard und der herkömmliche Selfie bei Samsung einfach nur sehr nah dran am Gesicht.
Anders als bei der Hauptkamera bietet Huawei für seine Frontkamera keinen wählbaren HDR-Modus an. Deswegen nur bei den drei anderen Smartphones der Blick auf die HDR-Selfies. Im Vergleich zu den herkömmlichen Selfies fallen die Unterschiede vergleichsweise gering aus, da diese bereits gut mit starken Kontrasten zurecht gekommen sind. Trotzdem ist durchaus eine Nachschärfung zu erkennen – vor allem bei den Wolken. Das OnePlus 8 Pro legt einen Heiligenschein um den Kopf. Ich fühle mich zwar geehrt, aber richtig gut sieht das trotzdem nicht aus.
Alle Fotos in Originalauflösung findest du hier.
Fazit: Entscheidung im Fotofinish
Es fällt mir schwer einen klarer Sieger aus diesem Kameravergleich zu küren. Alle vier Smartphones liegen eng zusammen und haben jeweils unterschiedliche Stärken und Schwächen. Der 50x- und 100x-Zoom sind nur Marketing-Blabla und in der Realität nicht zu gebrauchen. Beim 10x-Zoom sehe ich Samsung und Huawei vorne. Bei der Weitwinkelaufnahme bekommst du mit Huawei und Xiaomi das beste Bild. OnePlus hat die besten Selfies und den auffälligsten HDR-Modus, Samsung überzeugt mich farblich und in der Nacht am meisten.
Schaue ich mir an, welche Kamera ich am häufigsten lobend erwähnt habe, gewinnt das Galaxy S20 Ultra. Dicht gefolgt vom Huawei P40 Pro und dem OnePlus 8 Pro, die sich den zweiten Platz teilen. Das Xiaomi Mi 10 Pro folgt nach dem knappen Fotofinish auf dem undankbaren vierten Platz..
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de.