

Genelec G Two: Zwei Ohrküken im Test

Bei Aktivboxen sind Lautsprecher und Verstärker ideal aufeinander abgestimmt. Die G-Serie von Genelec ist zudem mit Studio-Monitoren verwandt. Ich habe mir das genau angehört und untersucht, was die Boxen alles können.
Der finnische Lautsprecher-Hersteller Genelec ist auf Aktivboxen für den Studiobereich spezialisiert. Er hat aber mit der G-Serie auch Hifi-Boxen im Angebot, die von den Studiomonitoren abgeleitet sind. Mich hat das interessiert, weil ich mir von solchen Boxen eine originalgetreue Wiedergabe erhoffe. Ich teste hier die Genelec G Two, das zweitkleinste Modell der G-Reihe. Dazu den Subwoofer Genelec F One.
Einrichtung und Features
Für eine Stereoanlage brauchst du zwei dieser Dinger. Trotz schnuckligen Abmessungen (ca. 13 x 14 x 24 cm) wiegt jede Box 3,2 Kilogramm. Das Gewicht ruht auf einer Gummihalterung, und es sieht ganz so aus, als seien Vibrationen dadurch gut gedämpft. Jede Box hat ihren eigenen Verstärker und braucht somit ein dickes Stromkabel; Akkubetrieb ist nicht möglich. Ein weiteres Kabel kommt von der Soundquelle, denn auch eine Drahtlosfunktion gibt es nicht; sie müsste mit Chromecast oder etwas Ähnlichem nachgerüstet werden. Ich verwende ein Kabel ähnlich wie dieses hier.
Es ist wichtig, dass das Kabel genug lang ist, weil die Boxen ja einen gewissen Abstand zueinander haben müssen und du auch eine gewisse Bewegungsfreiheit willst, wenn du Musik direkt ab Smartphone spielst. Bei Smartphones ohne Audioausgang ist ein Drahtlosadapter sowieso Pflicht.
Im Subwoofer sind nebst dem Stromkabel auch alle nötigen Audio-Verbindungskabel enthalten: Ein Kabel von Klinke zu Cinch wie oben gezeigt, und zwei weitere Mono-Verbindungskabel von Cinch zu Cinch für den Anschluss der beiden Boxen. Alle diese Kabel sind allerdings nur zwei Meter lang.
Die Boxen sollten in der Lage sein, sich selbst ein- und auszuschalten, je nachdem, ob ein Signal kommt. Bei mir hat das aus irgend einem Grund nicht funktioniert. Eine LED-Lampe zeigt an, ob die Box läuft. Das kannst du deaktivieren, wenn dich die Leuchte nur stört.
Die Lautstärke ist tatsächlich ein Thema
Wenn ich meinen PC als Soundquelle benütze, bringe ich mit dem System eine mehr als ausreichende Lautstärke hin. Zehn Prozent Volumen ist dezente Zimmerlautstärke, 20 Prozent etwa normale Zimmerlautstärke. So ab 30 Prozent könnest du bereits in deiner Nachbarschaft negativ auffallen. Doch ab Smartphone ist die Lautstärke recht bescheiden. Sie reicht gerade so, um ein mittelgrosses Wohnzimmer mit Klang satt auszufüllen. Für den Betrieb auf dem Tisch (Desktop-Lautsprecher) ist der Sound auch ab Handy mehr als laut genug. Wie die Lautstärke direkt ab TV ist, habe ich leider nicht ausprobieren können, da ich meinen TV vor ein paar Monaten verschenkt habe.
Diese Angaben gelten für den Gebrauch ohne Subwoofer. Mit dem Bassbrummer hast du natürlich etwas mehr Power, aber der Unterschied ist nicht weltbewegend.
Und, wie klingts?
Die Frage, die am meisten interessiert, aber am schwierigsten zu beantworten ist: Wie gut klingen denn nun die Boxen Genelec G Two?
Was mich immer am meisten nervt bei Lautsprechern sind unerwünschte Bassreflexionen. Nichts gegen kräftige Bässe, aber wenn die tiefen Schallwellen an die Wand gelangen und von dort aus mehrmals im Raum hin und her poltern, klingt das einfach nur schrecklich. Darum finde ich es super, dass der Genelec-Lautsprecher auf der Rückseite kleine Schalter hat, mit denen der Bass je nach Aufstellung im Raum angepasst werden kann. Genelec empfiehlt eine Reduktion von 4 dB, wenn die Box vor einer Wand steht und 6 db, wenn sie in einer Ecke steht. Zusätzlich gibt es eine Reduktion von 4 dB für die allertiefsten Frequenzen um die 65 Hz. Auch für den Einsatz als Desktop-Lautsprecher bietet Genelec eine Frequenzoptimierung an. Das alles ist in der Bedienungsanleitung hervorragend erklärt, wenn auch nur auf Englisch und Finnisch.

Die Genelec-Aktivboxen klingen fraglos gut. Aber sie sind ja auch nicht grad billig. Ich habe sie bei mir zuhause direkt mit meinen Passivboxen verglichen, einem Paar Magnat Quantum 653. Das sind ebenfalls «Regallautsprecher», wenn auch deutlich grösser. Mich überzeugt der Sound meiner eigenen Boxen ein bisschen mehr. Bei denen habe ich das Gefühl, näher dran zu sein, weil es klarer und definierter klingt. Das heisst aber nicht, dass die Genelec-Boxen eine Enttäuschung wären. Sie klingen auch bei längerem Hören sehr angenehm. Trotz der kleinen Lautsprecher sind die Höhen nie überzeichnet. Der Klang ist im Vergleich zu meinen Magnat-Boxen wärmer.

Auf dem Desktop läuft der Genelec G Two zur Bestform auf. Bei mir zuhause steht der Schreibtisch frei, links ist gar keine Wand und rechts nur auf der Seite. Also gute akustische Voraussetzungen. Ich habe ein hochwertiges Audio-Interface zum Abspielen der PC-Sounds verwendet. Und, was soll ich sagen? Das kann sich hören lassen. Ich hatte noch nie so guten Desktop-Sound.
Der Subwoofer ist natürlich in der Lage, dem Ganzen die «nötige Tiefe» zu verleihen. Auch hier kannst du die Stärke der Bassreflexionen an die Aufstellung im Raum anpassen. Natürlich hat der Subwoofer einen eigenen Lautstärkeregler. Aber wegen meiner Bassreflex-Aversion äussere ich mich nicht weiter dazu.
Fazit: No bullshit, aber ein Nischenprodukt
Der Genelec G Two ist ein grundsolides Produkt, hinter dem eine klare No-Bullshit-Haltung steckt. Die Finnen tun einfach das, was sie können: Gute Aktivboxen bauen. Auf Experimente mit integriertem Streaming, Spotify oder Alexa lassen sie sich gar nicht erst ein.
Obwohl die Boxen klanglich überzeugen, dürfte der passende Anwendungsbereich eine Nische sein. Du kannst sie dank EQ-Anpassung wörtlich in einer Nische aufstellen, aber ich meine eigentlich die Marktnische. Fürs Wohnzimmer sind die Böxchen ab Smartphone-Quelle etwas leise und die Stromkabel lassen sich wohl nur mit einem TV-Möbel halbwegs gut verstecken. Auf dem Schreibtisch machen sie sich besser, sind aber schon fast Overkill. Preislich, qualitativ und ab PC auch lautstärkemässig. Am ehesten sehe ich sie als Luxus-PC-Lautsprecher für Computer-Nerds. Dazu passt auch das recht eigenwillige, futuristische Design.


Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.