Pia Seidel
Produkttest

Getestet: 5 Kaffeemühlen im Vergleich

Pia Seidel
1.3.2024
Bilder: Pia Seidel

Für meinen handgebrühten Kaffee setze ich auf die klassische Handkaffeemühle. Nur war meine erste Wahl nicht die beste für mich. Deshalb habe ich vier weitere Modelle getestet und einen neuen Favoriten gefunden.

Vor mehr als einem Jahr habe ich mich von meiner Espressomaschine getrennt. Seither schlägt mein Herz für Slow Coffee. Ich mache meinen Kaffee nur noch mit der Hario-V60-Methode, einer traditionellen Filterbrühmethode. Dennoch sehne ich mich nach mehr. Nicht, was den Geschmack angeht, sondern den Prozess: Meine Mühle von der Marke Minos wiess mit der Zeit Schwächen und krümelte alles voll. Also begab ich mich auf die Suche nach einer Alternative und testete über mehrere Wochen vier weitere Modelle, die mir zur Verfügung gestellt wurden.

Fünf Modelle, fünf Marken: Porlex, Commandante, Hario, MHW3 Bomber, Minos.
Fünf Modelle, fünf Marken: Porlex, Commandante, Hario, MHW3 Bomber, Minos.
Quelle: Pia Seidel

1. Für den schnellen Einstieg und den visuellen Genuss: «Coffee Grinder»

Meine erste Kaffeemühle «Coffee Grinder» aus Edelstahl von Minos aus Tokyo zog mich mit ihrem Aussehen in ihren Bann. Mir gefiel ihre grüne Farbe und kompakte Grösse. Zu Beginn machte sie es mir leicht, den richtigen Grad einzustellen, weil alles genau angeschrieben ist. Ich musste unten am Mahlwerk nur drehen und zuhören, ob die nächste Stufe einrastet. Ihr Schleifstift aus Edelstahl sorgte für ein besonders schnelles, aber nicht ganz müheloses Mahlerlebnis mit einigen Fines (zu feinen Partikeln) und Boulders (zu groben Partikeln). Randbemerkung: Je geringer der Feinmehlanteil, desto köstlicher der Kaffeegeschmack.

Minos «Coffee Grinder» sprach mich in erster Linie optisch an.
Minos «Coffee Grinder» sprach mich in erster Linie optisch an.
Quelle: Pia Seidel
Er ist grösstenteils aus Kunststoff ...
Er ist grösstenteils aus Kunststoff ...
... und besitzt ein leicht zu bedienendes Edelstahlmahlwerk.
... und besitzt ein leicht zu bedienendes Edelstahlmahlwerk.

Doch Minos hinterliess unschöne Spuren: Beim Mahlen fielen ständig kleine Kaffeekrümel heraus, weil der Deckel sowie der Bohnenbehälter aus Kunststoff undicht sind. Eines Tages teilte sich der Deckel beim Mahlen sogar in zwei. Erstaunt war ich nicht. Die Verbindung vom Griff zum Korpus war schon immer etwas wackelig. Ich fragte mich, ob es etwas Besseres als Minos gibt. Vor allem für andere Menschen, die grössere Hände haben. Denn der kantige Metallgriff kam meinem Daumen öfter in die Quere, obwohl die aufsteckbare Kurbel selbst angenehm in der Hand liegt.

Den in zwei geteilten Deckel konnte ich dank Kleber retten.
Den in zwei geteilten Deckel konnte ich dank Kleber retten.
Quelle: Pia Seidel
  • Material: Edelstahl-Mahlwerk, Metall, ABS-Kunststoff
  • Verarbeitung: Mittelmässig, undichter Schraubverschluss und Deckel
  • Bedienung: Angenehmer Griff, flüssigere Bewegung mit grossem Widerstand
  • Mahlgut & Mahlwerk: 28 Klicks mit übersichtlicher Anzeige, gutes Ergebnis
  • Mahlgeschwindigkeit für 15 g: 0,50 Min
  • Reinigung: mit Pinsel und Tuch, ohne Wasser
  • Design: Hübsche Farbe, kompakte Form
  • Gewicht & Fassungsvermögen: 307 g, 20 g
  • Preis: CHF 75.-

2. Für den Einstieg und unterwegs: «Tall»

Schön anzusehen im Test war auch die Handmühle «Tall» von der japanischen Marke Porlex. Sie schien wie aus einem Guss zu sein und fühlte sich leichter an. Im Vergleich zum Minos-Modell war sie grösser und hielt dichter, wahrscheinlich wegen der scheinbar nahtlosen Übergänge. Das Keramikmahlwerk sorgte für gleichmässiges, aromatisches Mahlgut trotz einiger Fines oder Boulders. Und die Tatsache, dass bei Porlex Einzelteile notfalls nachbestellt werden, gab mir Halt. Leider fühlte sich das Mahlen ruckelig an.

Als minimalistisches Design sagte mir Porlex «Tall» auf Anhieb zu.
Als minimalistisches Design sagte mir Porlex «Tall» auf Anhieb zu.
Quelle: Pia Seidel
Die Handmühle ist fast komplett aus Metall ...
Die Handmühle ist fast komplett aus Metall ...
..., weist an entscheidenden Stellen jedoch Schwächen auf.
..., weist an entscheidenden Stellen jedoch Schwächen auf.

«Tall» erforderte wegen der Grösse noch mehr Kraftaufwand als die Minos-Mühle und war etwas unhandlicher. Die Handmühle wirkte wegen des Metalls auch wesentlich kühler in der Hand. Wenn ich sie samt Griff nicht langsam auf die Küchenablage stellte, torkelte sie und fiel fast um. Etwas wabbelig waren auch die aufsteckbare Kurbel und der Deckel. Anders als beim Minos-Modell hielten sie nicht von alleine zusammen, sodass ich beide Teile jedes Mal aufs Neue zusammensetzen musste.

Einige der Mängel hat der Hersteller wohl bemerkt: Mittlerweile gibt es Porlex «Tall» (30 g) als kleinere Version: Porlex «Mini» (20 g) soll mit einem neuen und verbesserten Mahlwerk und einer technisch verbesserten Einstellmutter überzeugen. Meine Porlex hatte nur 20 Stufen, die recht schwierig einzustellen waren. Ich stelle mir auch vor, dass sie mit Gummiringen besser in der Hand liegt und die Reinigung leichter ist, weil der Abstand zum Mahlwerk im Innern dann kleiner ist. Nur die unbequeme Kurbel hat wohl kein Update bekommen.

Griff und Deckel halten nicht zusammen.
Griff und Deckel halten nicht zusammen.
Quelle: Pia Seidel
  • Material: Keramik-Mahlwerk, Edelstahl, Kunststoff
  • Verarbeitung: Mittelmässig, etwas zu hoch und zu viele lose Bestandteile
  • Bedienung: Unhandliche Kurbel und instabile Griffhalterung, grosser Widerstand
  • Mahlgut & Mahlwerk: 20 Klicks mit unübersichtlicher Anzeige, gutes Ergebnis, hoher Widerstand
  • Mahlgeschwindigkeit für 15 g: 1,30 Min
  • Reinigung: Bürste und Tuch, mit Wasser
  • Design: Schlichter Look, frischt mit kühlem Farbton die Inneneinrichtung auf
  • Gewicht & Fassungsvermögen: 277 g, 30 g
  • Preis: CHF 75.-

3. Ästhetische Mühle zum Anschauen, nicht zum Benutzen: «Einfach Keramik-Kaffeemühle»

Schockverliebt war ich, als ich Harios Modell zum ersten Mal sah. «Einfach Keramik-Kaffeemühle» bestach mich schon beim Auspacken mit ihrer Silhouette und – in diesem Fall für Kaffeemühlen – ausgefallenem Material. Sie stammt vom japanischen Kaffeespezialisten, von dem ich bereits die Glaskanne sowie den Keramik-Handfilter für die Pour-Over-Brühmethode besitze. Ein Perfect Match, also, dachte ich, bis beim Ausprobieren alles aus der «Kurbel» lief.

Wegen des Designs war es bei Harios Keramikmühle um mich geschehen.
Wegen des Designs war es bei Harios Keramikmühle um mich geschehen.
Quelle: Pia Seidel
Auch hier sind Griff und Deckel uneinig.
Auch hier sind Griff und Deckel uneinig.
Nicht zuletzt, weil der Bohnenbecher ständig abfällt.
Nicht zuletzt, weil der Bohnenbecher ständig abfällt.

Beim Einstellen des Mahlgrads konnte ich mich nur auf mein Gehör und Tests verlassen, weil es keine Beschriftung gibt. Beim Mahlen kam ich kaum voran. Der Widerstand war zu stark, sodass sich der abschraubbare Bodenbehälter mehrmals im Prozess löste. Immer wieder musste ich Ober- und Unterteil zusammenschrauben, um weitermachen zu können. Dabei brauchte ich Körperkraft sowie Brain-Power, um auszublenden, dass mir die Teile jederzeit aus den Händen gleiten, auf den Fliesenboden fallen und zerscheppern könnten. Sogar der Holzknopf bohrte sich beim Mahlen unangenehm in meine Handinnenfläche.

So schön das Design auch war, die Funktion liess zu wünschen übrig. Das konnte auch das relativ homogen Mahlergebnis nicht ändern. Vielleicht kam deshalb kurze Zeit später das Nachfolgemodell «Keramik Kaffeemühle Holz N» mit einem, hoffentlich beständigerem, Bodenbehälter aus Holz auf den Markt.

Die ohnehin zu kleine Kurbel aus Holz ist unhandlich und schlecht beschichtet.
Die ohnehin zu kleine Kurbel aus Holz ist unhandlich und schlecht beschichtet.
  • Material: Keramik-Mahlwerk, Metall, Holz
  • Verarbeitung: Minderwertig, zu schwer und instabile Komponenten
  • Bedienung: Wackeln beim Bedienen, ungemütlicher Griff, sehr grosser Widerstand
  • Mahlgut & Mahlwerk 22 Klicks mit unübersichtlicher Anzeige, gutes Ergebnis, sehr hoher Widerstand
  • Mahlgeschwindigkeit für 15 Gramm: mind. 2 Min
  • Reinigung: Bürste und Tuch, mit Wasser
  • Design: Elegante Form, edles Material, wirkt weniger technisch
  • Gewicht & Fassungsvermögen: 634 g, 30 g
  • Preis: CHF 120.-
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4. Geschmackvolles Design für Fortgeschrittene: «X25 Trailmaster Dune»

Obwohl mich die Hario-Kaffeemühle gelehrt hatte, dass Aussehen nicht alles ist, wollte ich die Commandante «X25 Trailmaster Dune» testen. Das Modell des deutschen Herstellers holte mich schon vor dem Review auf den Fotos mit ihrem Sand-Farbton sowie ihrer facettenreichen Oberfläche ab. Ich befürchtete zwar, dass der Kunststoff billig wirken könnte, doch das Gegenteil war der Fall: Das Gehäuse ist aus QTP, einem speziell verstärkten Technopolymer gefertigt, sodass der abnehmbare Bohnenbehälter bombenfest hielt und nichts krümelte oder wackelte. Das Mahlergebnis war äusserst präzise und homogen – und der Weg dahin ein Spaziergang. Trotz der etwas bauchigen Form und des etwas höheren Gewichts empfand ich «X25 Trailmaster Dune» insgesamt als ergonomischer.

Wegen meines Faibles für Eklektisches schien Commandantes Modell ideal zu sein.
Wegen meines Faibles für Eklektisches schien Commandantes Modell ideal zu sein.
Quelle: Pia Seidel
Auch die inneren Werte stimmen: «X25 Trailmaster» ist praktisch und ästhetisch.
Auch die inneren Werte stimmen: «X25 Trailmaster» ist praktisch und ästhetisch.
Einzig die Reinigung gestaltet sich schwieriger als bei anderen.
Einzig die Reinigung gestaltet sich schwieriger als bei anderen.

Der einzige Haken des hauchzarten Materials: Wie bei der Hario-Handmühle geriet auch diese Commandante ins Wanken, wann immer ich sie samt Kurbel unaufmerksam abstellte. Auch die Reinigung könnte leichter sein: Weil das Mahlwerk im Innern sehr tief unten ist, komme ich im Unterschied zu allen anderen Mühlen nur schwer – wie bei der Porlex-Variante – mit dem Borstenpinsel heran. Dafür wies sie weder im Mahlergebnis noch sonst irgendwo Mängel auf. Ob sie mein Perfect Match sein könnte?

Gut für unterwegs: Im Lieferumfang ist auch eine Gummi-Abdeckung enthalten.
Gut für unterwegs: Im Lieferumfang ist auch eine Gummi-Abdeckung enthalten.
  • Material: Edelstahl-Mahlwerk, QTP-Kunststoff, Metall, Eichenholz
  • Verarbeitung: Hochwertig, stabile und ergonomische Komponenten
  • Bedienung: Kurbel liegt angenehm weich in der Hand, besonders gross, wenig Widerstand
  • Mahlgut & Mahlwerk: 35 Klicks ohne Anzeige, sehr gutes Ergebnis
  • Mahlgeschwindigkeit für 15 Gramm: 1,20 Min
  • Reinigung: mit Pinsel und Tuch, ohne Wasser
  • Design: Strukturiere Oberfläche, freundliche Farbe, schicker Holzgriff
  • Gewicht & Fassungsvermögen: 420 g, 40 g
  • Preis: CHF 176.-
Comandante X25 Trailmaster Kaffeemühle Dune
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Comandante X25 Trailmaster Kaffeemühle Dune

5. Cleveres und schönes Design für Fortgeschrittene: «Race M1»

Am Ende kommt es immer anders, als du denkst. Das Commandante-Modell gefiel mir zwar, doch die «Race M1» von der chinesischen Marke MHW 3Bomber schlug ein wie eine Bombe. Sie überzeugte mich beim Testen mit ihrem sophisticated Look und ihrem Rillenmuster. Das Gehäuse ist rutschfest, der Walnussholz-Knauf supersoft und schön gross, sodass das bisschen Widerstand beim Mahlen kaum auffällt. Alles zusammen führt zu tollen Ergebnissen mit einer besonders gleichmässigen Partikelgrösse. Um dorthin zu kommen, steht mir eine Skala zur Verfügung, die einfach auf null zurückgestellt werden kann und deutlich markiert ist. Das zurückbleibende alte Pulver kann ich gut entfernen, sodass das Aroma des neu gemahlene Kaffeepulvers erhalten bleibt.

Mahlen mit Stil: Die «Race M1»-Mühle wirkte anfangs kühl trotz der spannenden Struktur.
Mahlen mit Stil: Die «Race M1»-Mühle wirkte anfangs kühl trotz der spannenden Struktur.
Quelle: Pia Seidel
Dennoch überzeugt sie beim Benutzen auf voller Linie ...
Dennoch überzeugt sie beim Benutzen auf voller Linie ...
.... zu einem fairen Preis.
.... zu einem fairen Preis.

Beim besten Willen konnte ich keinen Nachteil am MHW-3Bomber-Modell sehen. Ausser vielleicht, dass sie einen etwas kühleren Charakter hatte und sich kälter als die Commandante «X25 Trailmaster Dune» anfühlte.

Mit dabei sind ein Borstenpinsel sowie eine Tasche für den Transport.
Mit dabei sind ein Borstenpinsel sowie eine Tasche für den Transport.
Quelle: Pia Seidel
  • Material: Edelstahl-Mahlwerk, Aluminiumlegierung, Walnussholz
  • Verarbeitung: Hochwertige, stabile und ergonomische Komponenten
  • Bedienung: Kurbel liegt angenehm weich in der Hand, wenig Widerstand
  • Mahlgut & Mahlwerk: 24 Klicks mit übersichtlicher Anzeige, sehr gutes Ergebnis
  • Mahlgeschwindigkeit für 15 Gramm: 1,00 Min
  • Design: Ansprechende und funktionale Oberfläche, kühler Farbton, schicker und warm wirkender Holzgriff
  • Reinigung: mit Bürste und Tuch, ohne Wasser
  • Gewicht & Fassungsvermögen: 500 g, 20 g
  • Preis: CHF 96.-

Fazit

«MHW 3Bomber Mühle»

Diese Kaffeemühle ist der Porsche unter meinen getesteten Kaffeemühlen. Nicht nur wegen der schnellen Mahlgeschwindigkeit, sondern auch wegen des dynamischen Looks, der einwandfreien Bedienung und des guten Preis-Leistung-Verhältnisses.

Pro

  • Ansprechendes Aussehen
  • Hervorragendes Mahlergebnis
  • Einfache und verständliche Bedienung
  • Ergonomische Form
  • Einfache Reinigung

Contra

  • Gewicht
  • Kühle Oberfläche
Titelbild: Pia Seidel

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Wie ein Cheerleader befeuere ich gutes Design und bringe dir alles näher, was mit Möbeln und Inneneinrichtung zu tun hat. Regelmässig kuratierte ich einfache und doch raffinierte Interior-Entdeckungen, berichte über Trends und interviewe kreative Köpfe zu ihrer Arbeit. 

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