Google Pixel 3a XL im Test: Alle Software-Vorteile für weniger Geld
Das Google Pixel 3a XL verspricht dir bei der Software alle Vorteile der Pixel-Smartphones. Bei der Hardware musst du kleine Abstriche für den niedrigen Preis hinnehmen. Wie schwer sie ins Gewicht fallen, verrät unser Test.
Kein Hersteller von Android-Smartphones schafft es, seine Smartphones so schnell und zuverlässig mit Software Updates zu versorgen, wie Google seine Pixel-Modelle. Mindestens drei Jahre lang Aktualisierungen lautet das Versprechen, mit dem selbst Geräte wie das Nokia 9 Pureview im Android-One-Programm nicht ganz mithalten können.
Mit der Umbenennung der Google-Smartphones von Nexus in Pixel stiegen vor einigen Jahren allerdings auch die Preise deutlich. Von preislich attraktiven Mittelklasse-Smartphones ging es in die Oberklasse in Konkurrenz zum iPhone, Samsung Galaxy S oder Huawei P. Nun macht Google quasi einen Schritt zurück und hat mit dem Google Pixel 3a und dem 3a XL wieder günstigere Smartphones im Angebot. Preislich geht es bei 399 Euro los.
Für den Test stand mir das Pixel 3a XL zur Verfügung. Wie sich das kleinere Pixel 3a davon unterscheidet, liest du am Ende des Artikels.
Sinnvolles Sparen beim Display und der Hardware
Optisch erwartet euch die typische zweigeteilte Pixel-Rückseite, deren unterer Bereich matt und der obere glänzend ist. Das Gehäuse ist schön griffig und ordentlich verarbeitet. Das Pixel 3a XL fühlt sich insgesamt leicht an. Der Einschaltknopf an der Seite ist farblich hervorgehoben. Beim Blick auf die Vorderseite fühle ich mich zeitlich etwas zurück versetzt. Anders als beim Pixel 3 setzt Google beim 3a nicht auf ein randloses Display mit Notch. Stattdessen ist der Bildschirm oben und unten von einem breiteren Rand umgeben, der genug Platz für die Frontkamera und einen Lautsprecher bietet. Das mag optisch nicht dem Trend entsprechen, stört bei der Nutzung aber nicht. Und irgendwie ist es auch mal schön, ein Smartphone in der Hand zu halten, dass nicht jedem Trend hinterher läuft.
Der Touchscreen mit einem 18:9-Seitenverhältnis misst in der Diagonalen sechs Zoll. Auf dem OLED-Display mit Full-HD-Plus-Auflösung verteilen sich 2160 x 1080 Pixel. Das reicht für eine hohe Detailgenauigkeit und die Farbdarstellung erfreut das Auge. Bei Sonnenschein reicht die Helligkeit aus, müsste für eine wirklich uneingeschränkte und angenehme Nutzung aber noch höher ausfallen.
Optional könnt ihr den Bildschirm als Always-on-Display aktivieren. Dann zeigt er auch ausgeschaltet immer die Uhrzeit und das Datum an. Und wenn gewünscht auch Benachrichtigungssymbole sowie direkt bevorstehende Termine. Ich finde das sehr praktisch.
Zusätzlich zur reduzierten Displayauflösung ist der verbaute Chipsatz, der zweite Punkt an dem Google den Rotstift angesetzt hat. Statt des Snapdragon 845 steckt neben den unveränderten vier Gigabyte Arbeitsspeicher der Snapdragon 670 im Pixel 3a. Ja, der ist weniger leistungsstark, hat aber immer noch genug Power, um nicht nur alltägliche Anwendungen laufen zu lassen. Du kannst problemlos AR-Apps nutzen oder PUBG Mobile in höchster Grafikqualität spielen.
Der interne Speicher geht ebenfalls bei 64 Gigabyte los und lässt sich nicht mit einer microSD-Karte erweitern. Für den Anfang sollte er auf jeden Fall ausreichen und Google zufolge auch für immer: Schließlich könntest du Fotos ja ohne Limit über Google Fotos in der Cloud speichern.
Kamera: Software schlägt Hardware
Während bei anderen Smartphone-Herstellern zwei Kameralinsen zum Standard geworden sind und selbst drei oder vier Kameras keine Seltenheit mehr sind und Nokia bereits fünf davon verbaut, wirkt die einzelne Linse auf der Rückseite des Google Pixel 3a XL veraltet. Ist sie aber nicht, wie ein Blick auf die Fotos und die zur Verfügung stehenden Funktionen zeigt.
Die Kamera auf der Rückseite des Pixel 3a XL hat eine Auflösung von 12,2 Megapixeln, eine f/1.8-Blende und einen Blickwinkel von 76 Grad. Die Fotos überzeugen mit einer hohen Detailgenauigkeit und kräftigen sowie schönen Farben. Starke Kontraste stellen kein Problem dar, die Aktivierung von HDR+ bringt aber trotzdem noch weitere kleine Verbesserungen mit sich. Bei "HDR+ erweitert" konnte ich allerdings keine weiteren Veränderungen erkennen.
Der Nachtsicht-Modus war der Star bei der Vorstellung des Pixel 3 und ist auch beim günstigeren Pixel 3a mit an Bord. Du brauchst für ihn ein ruhiges Händchen und ein Motiv, dass sich nicht bewegt. Die Aufnahme an sich dauert mehrere Sekunden. Anschließend setzt die Software ein Bild zusammen, über das du eigentlich nur Staunen kannst. Dunkle und helle Bereiche sind ausgeglichen und die Qualitätsverluste im Vergleich zu Aufnahmen bei Tageslicht deutlich geringer als bei vielen anderen Smartphones. Klar, ganz natürlich sehen die Fotos nicht mehr aus, aber das ist auch nicht ihr Anspruch.
Andere Hersteller bieten zwar auch sehenswerte Nachtmodi in ihren Smartphones an. Bei der Vorstellung des Pixel 3 im Oktober 2018 hatte Google aber eindeutig die Nase vorn. Huawei hat mit dem P30 Pro inzwischen aufgeschlossen.
Selbst mit nur einer Kameralinse, bietet dir das Pixel 3a XL einen Portrait-Modus an. In diesem soll die fotografierte Person scharf und der Hintergrund unscharf sein. Um dafür genug Informationen zu haben, verbauen andere Hersteller zwei Kameralinsen. Beim Pixel 3a verändert sich nur die Brennweite für das aufgenommene Foto. Die Software erhält so auch mit einer Linse genug Daten, um sauber zwischen Vorder- und Hintergrund zu unterscheiden – und das nicht nur bei Personen, sondern auch bei Gegenständen.
Der Super Resolution Zoom ist die nächste Funktion, bei der Google auf Software statt Hardware setzt. Wo das Huawei P30 Pro über eine besondere Objektivkonstruktion verfügt, um den Zoom in ein Smartphone zu bekommen, nimmt Google quasi die größtmögliche Vergrößerung des Bildes und lässt sie von seiner Software optimieren. Das Ergebnis sieht auf jeden Fall besser als die herkömmliche Vergrößerung aus, bleibt aber qualitativ weit hinter Fotos mit Standard-Blickwinkel zurück. Optisch hat es eher etwas von einem Ölgemälde.
Nimmst du mehrere Fotos in Serie auf – indem du den Finger nicht vom Auslöser nimmst – macht sich die "Top Shot"-Funktion bemerkbar. Sie wählt das ihrer Meinung nach beste Foto aus und schlägst es dir vor. Du kannst wählen, ob du nur dieses, alle oder die vom Smartphone als am besten erkannten Fotos behalten willst. Das ist bei Aufnahmen von Personengruppen durchaus hilfreich. Darüber hinaus fiel mir kein sinnvoller Anwendungszweck ein. Zudem sorgt die Serienaufnahme für eine schlechtere Bildqualität.
Beim Blick auf die Vorderseite fällt der nächste Punkt auf, an dem Google beim Pixel 3a spart. Statt zwei Kameras, befindet sich hier nur eine Kamera für Selfies. Bei einer Auflösung von acht Megapixeln fällt die Detailgenauigkeit für Selfies hoch aus. Für kräftige Farben und damit es weniger bis keine überbelichteten Bereiche im Hintergrund gibt, solltest du HDR+ aktivieren. Der Modus macht sich deutlicher als bei der Hauptkamera bemerkbar – und das positiv.
Ein Smartphone zum Drücken
Der Fingerabdrucksensor befindet sich gut erreichbar auf der Rückseite des Pixel 3a XL. Auf eine Gesichtserkennung verzichtet Google. Die gilt unter Android bisher auch noch nicht als so sicher, wie Face ID auf dem iPhone. Apple vertraut seiner Technologie so sehr, dass die iPhones inzwischen keinen Fingerabdrucksensor mehr haben.
Eine Besonderheit bei der Bedienung ist Active Egde. Das Pixel erkennt an seinen Seiten, wenn du es drückst und startet den Google Assistant oder beendet einen Wecker oder einen Timer. Anders als beim HTC U11, von dem Google die Funktion übernommen hat, kannst du sie aber nicht anderen Aktionen zuordnen. In der Praxis habe ich Active Edge allerdings fast gar nicht benutzt.
Deutlich öfter habe ich dagegen auf "Pssst" zurückgegriffen. Einmal aktiviert, reicht es aus das Pixel 3a XL auf das Display zu drehen, um "Bitte nicht stören" zu aktivieren und je nach Einstellungen Anrufe, Benachrichtigungen und sonstige störende Dinge zu deaktivieren. Allerdings sollte die Unterfläche nicht zu glatt sein. Sonst besteht die Gefahr, dass sich das Pixel 3a XL in Bewegung setzt und herunter fällt.
Ebenfalls noch erwähnenswert: Beim Pixel 3a kommt der Kopfhöreranschluss zurück. Anders als beim Pixel 3 brauchst du keinen Adapter, um deine alten, lieb gewonnenen Kopfhörer anzuschließen.
Android pur und schnelle Updates
Auf dem Pixel 3a XL erwartet euch Android 9 Pie in Reinform. Ich finde das wunderbar. Statt vieler vorinstallierter Apps, die du vielleicht gar nicht haben willst, erwarten dich nur die Google-Apps, die auch auf jedem anderen Android-Smartphone zu finden sind. So kannst du einfach deine Apps installieren und musst nicht erst andere Anwendungen von dem Handy schmeißen. Gefällt dir die Benutzeroberfläche nicht, kannst du sie mit einem Launcher unkompliziert verändern.
Ergänzend zur aufgeräumten Ansicht bietet das Pixel 3a XL einen weiteren großen Vorteil: Du bekommst mit Sicherheit als erster neue Android-Versionen und Sicherheitsupdates. Während du bei anderen Herstellern warten musst, bis sie diese an ihre Geräte angepasst haben, bekommen die Pixel-Geräte sie als erste. Mindestens drei Jahre lang, verspricht Google. So lange versorgt sonst nur Apple seine Smartphones mit Software-Updates.
Eine Sache fiel anfangs allerdings sehr negativ auf. Nach dem Einschalten bewegten sich die Suchleiste und die App-Symbole auf der Startseite sechs Mal leicht nach oben. So als wollten sie sagen: "Wisch uns hoch". Das nervte extrem und ist mir bei noch keinem anderen Smartphone aufgefallen. Nach einigen Tagen war aber wieder alles normal und die Startseite zuckte nicht mehr.
Google Pixel 3a: Darf es etwas kleiner sein?
Wie das Pixel 3, steht dir auch das Pixel 3a in zwei Größen zur Auswahl. Ich konnte das größere Pixel 3a XL testen. Das Pixel 3a ist mit ihm identisch, die einzigen Unterschiede sind die Displaygröße und damit verbunden die gesamten Abmessungen sowie die Akkukapazität. Die sinkt auf 3000 mAh. Ein bescheidener Wert, der Google zufolge die Videowiedergabe-Zeit von 14 auf 12 Stunden senkt. Trotzdem solltest du mit ihm über den Tag kommen – und die Schnellladefunktion steht auch hier zur Verfügung. Google verspricht in 15 Minuten Energie für sieben Stunden.
Das Display des Pixel 3a misst in der Diagonalen nur 5,6 Zoll und ist mit einem Seitenverhältnis von 18.5:9 noch etwas länglicher als beim Pixel 3a XL. Dafür fällt die Auflösung 2220 x 1080 Pixeln noch etwas höher aus. Für das menschliche Auge, macht das aber keinen Unterschied.
Der kleinere Touchscreen führt auch zu einem kleineren Gehäuse. Mit 8,3 Millimetern in der Höhe und 6 Millimetern in der Breite hält sich die Verkleinerung aber in engen Grenzen. Beide Smartphones sind mit 8,2 Millimetern gleich dick.
Fazit: Ein Schritt zurück, der sich gelohnt hat.
Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 479 Euro ist das Google Pixel 3a XL deutlich günstiger als das Pixel 3 – das kleinere Pixel 3a bekommst du schon ab 399 Euro. Dafür erwarten dich alle Software-Vorteile der Pixel-Geräte. Die Einsparungen bei der Hardware fallen dagegen nicht so stark ins Gewicht und lassen das Pixel 3a XL – und das kleinere Pixel 3a – immer noch sehr gut nutzbare Smartphones sein.
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de.