Hamster 2.0 meldet sich zu Wort
Nachdem mein erster Hamster hier schon zu Wort kam, darf sich nun Hamster 2.0 äussern. Er profitiert davon, dass ich aus Fehlern gelernt habe.
Mein Name ist Komatsu. Glaube ich jedenfalls. So nennt mich mein Betreuer, weil ich wie die gleichnamigen Bagger gern buddle. Er nennt mich allerdings auch «Willy 2», «kleiner Scheisser», «Hutzlpfutzl» und was ihm grad noch einfällt, wenn es spät am Abend und er langsam hinüber ist. Eigentlich spielt es auch keine Rolle, denn ich bin kein Hund und komme nicht angehechelt, wenn das selbsternannte Herrchen meinen Namen ruft.
Ich bin der Nachfolger von Willy, der leider nur 15 Monate alt wurde. Mein Betreuer wollte darum noch einmal einen Zwerghamster – und dieses Mal einiges besser machen.
Ich bin fast 20 Monate alt und komme langsam ins Hamster-Pensionsalter, denke aber nicht daran, kürzer zu treten. Es geht mir gut. Woran das liegt, weiss ich nicht, vielleicht ist es einfach Glück. Aber ich habe es in vielerlei Hinsicht besser als mein Vorgänger.
Schönes Zuhause
Mein Zuhause hat keine Gitterstäbe, sondern ist komplett aus Glas. So komme ich nicht in Versuchung, an den Wänden herumzuklettern und gelegentlich abzustürzen. Wir Hamster klettern wahnsinnig gern, aber nicht wahnsinnig gut. Vor allem können wir Höhen nicht richtig abschätzen.
In die Höhe kann ich nicht, dafür in die Tiefe. Es ist genug Einstreu zum Buddeln da. Es ist mit verschiedenen Materialien gemischt, damit die Gänge nicht gleich einstürzen. Das Häuschen hat ein Korkdach und steht auf Stelzen. Der Boden ist die Einstreu. So kann ich graben, so viel ich will, ohne dass mir etwas auf den Kopf fällt. Mehrere Kammern sind auch gern gesehen. Der Betreuer hat das Häuschen selber gemacht und das gar nicht schlecht, obwohl er sonst handwerklich ein ziemlicher Depp ist.
Vielleicht ist es wegen der Einstreu, oder vielleicht weil ich ich bin – jedenfalls pinkle ich nicht wie mein Vorgänger in der Gegend herum. Ich habe mein festes Örtchen, der Rest bleibt sauber. Obwohl: Es kommt vor, dass ich ins Laufrad pinkle. Die Korkflächen darin sind allerdings nur reingedrückt, nicht eingeklebt, sodass sie mein Betreuer bei Bedarf auswechseln kann.
Broccoli Bro
Mein Vorgänger kam aus einer Zoohandlung, die ihn von irgendwoher hatte. Was er in den ersten Wochen seines Lebens erlebt hat, weiss man nicht genau. Bei mir ist klar: Ich hatte es von Anfang an sehr gut. Geboren bin ich bei einer seriösen Hamsterzüchterin. Als ich von dort auszog, konnte ich das Futter beibehalten und musste mich nicht umgewöhnen. Es ist sehr gutes Futter. Wenn ich bei Galaxus einkaufen müsste, was ich als Hamster zum Glück nicht muss, würde ich wohl das hier nehmen:
Der Betreuer gibt mir fast jeden Tag frischen Salat. Das mag ich lieber, als aus der Wasserschale zu trinken. Aber am liebsten habe ich Broccoli. Ein Leben ohne Broccoli ist möglich, aber sinnlos.
Kein Stress
Ich lebe in einem Hobbyraum zuunterst im Gebäude, wo es auch im Sommer nicht heiss wird. Wir Hamster haben ein warmes Fell und können nicht schwitzen. In der Natur graben wir uns tagsüber tief in die Erde ein, wenn es zu warm wird, aber im Käfig geht das nicht. Darum bin ich echt froh, dass es in meinem Zimmer nicht 28 Grad oder noch wärmer wird.
In diesem Raum habe ich meine Ruhe. Als sozial desinteressierter Einzelgänger finde ich das super. Der Betreuer schaut meist nur abends rein, um Fressen zu liefern und mich in den Auslauf zu lassen. Da freue ich mich immer drauf und warte meist schon. Nicht, weil ich den Betreuer vermisse. Sondern weil ich im Auslauf immer leckeres Fressen finde.
So lässt es sich leben
Meinem Betreuer gebe ich vier von fünf Sternen. Im grossen Ganzen macht er einen guten Job. Allerdings war er bis heute zu faul, einen Deckel fürs Terrarium zu basteln. Darum kann die Einstreu darin nicht allzu hoch sein. Die Grösse des trauten Heims ist okay, aber grösser wäre noch besser. Dem Betreuer ist allerdings das jetzige Teil schon mehr als genug schwer. Er hat geflucht wie Kapitän Haddock, als er das Glasding aus dem Auto ins Zimmer schleppen musste.
Auch nicht optimal: Ich kann nicht selbstständig vom Terrarium in den Freilauf und zurück. Dazu muss ich auf die Hand des Betreuers, der mich dann transportiert. Das wäre kein Problem – entgegen anders lautender Gerüchte bin ich nicht doof und habe schnell kapiert, wie es funktioniert. Bloss verarscht mich der Betreuer manchmal. Er findet es einfach schön, wenn ich auf seine Hand steige, und tut dann nichts.
Doch fürs Nichtstun habe ich eigentlich grosse Sympathien und praktiziere dies auch selbst ausgiebig. Insgesamt eine wirklich feine Sache hier. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst, ich muss weiterschlafen.
Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.