
HDR10+: Netflix knickt ein – und Samsung triumphiert
Netflix unterstützt ab sofort HDR10+. Das ist nicht nur ein technisches Update, sondern ein grosser Sieg für Samsung. Denn damit bekommt HDR10+ endlich den Schub, auf den viele seit Jahren gewartet haben.
Wenn das mal kein Paukenschlag ist: Netflix unterstützt ab sofort HDR10+. Das teilt der Streaming-Riese in einem Blogpost mit. Besonders freuen dürfte das alle Samsung-TV-Besitzerinnen und -Besitzer. Denn was lange nach einem aussichtslosen Duell wirkte, endet nun in einem bemerkenswerten Etappensieg für den südkoreanischen Tech-Giganten.
Warum das wichtig ist? Weil bislang vor allem ein HDR-Format den Ton angab: Dolby Vision. Die dynamische HDR-Technologie ist bei den meisten Streaming-Diensten gesetzt und gilt quasi als Platzhirsch, wenn es ums das beste Heimkino-Bild geht.
Doch jetzt holt HDR10+, Samsungs bevorzugtes Format, auf – und das ausgerechnet auf der grösstmöglichen Streaming-Bühne. Eine kleine Revolution für HDR-Puristen. Und vielleicht sogar ein grosser Moment des «Told you so» für Samsung.
Was hat Netflix genau angekündigt?
Konkret schreibt Netflix, man unterstütze ab sofort auch HDR10+. Und zwar zusätzlich zu den bestehenden Formaten HDR10 und Dolby Vision. Der Startschuss fällt mit «ausgewählten populären Titeln», eine genaue Liste nennt Netflix allerdings nicht. Klar ist aber: Langfristig, also bis Ende 2025, soll sämtlicher HDR-Content auf Netflix auch im HDR10+-Format verfügbar sein – sofern das Abspielgerät kompatibel ist.
Wichtig dabei: Netflix koppelt HDR10+ an die Nutzung des AV1-Codecs. Der wurde ursprünglich entwickelt, um bei 4K-Streaming Daten zu sparen – inzwischen dient er auch als Transportweg für HDR10+-Inhalte. Bedeutet: Wer Inhalte in HDR10+ streamen will, braucht ein Gerät, das sowohl AV1 als auch HDR10+ unterstützt. Dazu gehören die meisten modernen Smartphones, Tablets und Smart-TVs – vor allem aus dem Hause Samsung.
Was sind Dolby Vision und HDR10+?
Beide Technologien, Dolby Vision und HDR10+, verfolgen dasselbe Ziel: Sie wollen Filme und Serien so brillant wie möglich auf unseren Bildschirmen zum Leben erwecken. Und zwar nicht einfach, indem sie die Helligkeit pauschal anheben, sondern intelligent – Szene für Szene, manchmal sogar Frame für Frame. Dieses sogenannte «dynamische HDR» sorgt dafür, dass dunkle Szenen nicht im Grau absaufen und helle Highlights nicht ausbrennen.
Der Unterschied? Dolby Vision gilt als das dominierende Format in der Branche – nicht zuletzt, weil es bereits seit Jahren von Netflix, Disney+, Amazon Prime Video und Apple TV+ unterstützt wird. Es ist proprietär, stark reguliert und mit Lizenzkosten verbunden. HDR10+ hingegen ist der Underdog: offen, lizenzfrei, von Samsung (!) mitentwickelt – und bisher vor allem auf ihren eigenen Fernsehern zu finden.
Welches Format ist besser?
Was nun besser ist – Dolby Vision oder HDR10+ – lässt sich nicht so eindeutig beantworten, wie man vielleicht denkt. Beide Formate liefern dynamische Metadaten, und beide können visuell hervorragende Resultate erzielen. Zumindest vorausgesetzt, das Mastering stimmt und das Display holt auch wirklich alles raus, was technisch drinliegt.
Dolby Vision hat auf dem Papier ein paar Vorteile: Es unterstützt theoretisch bis zu 12 Bit Farbtiefe, ist strenger zertifiziert und garantiert dadurch oft konsistentere Ergebnisse. HDR10+ kann das zwar ebenfalls, wird aber – wie auch Dolby Vision – in der Praxis fast immer mit 10 Bit umgesetzt. Denn weder aktuelle TVs noch gängige Masterings schöpfen das volle Potenzial der Formate aus. Unterschiede lassen sich meist nur im direkten Vergleich feststellen. Und selbst dann sind sie oft marginal. Die Branche hat sich zwar längst auf Dolby Vision eingeschossen, doch mit dem Netflix-Deal bekommt HDR10+ neuen Rückenwind.
Warum setzt Samsung wirklich so hartnäckig auf HDR10+?
Die kurze Antwort: Kontrolle. Die lange: Dolby Vision ist ein proprietärer Standard, für dessen Nutzung Hersteller Lizenzgebühren zahlen müssen – an Dolby. HDR10+ hingegen ist offen, kostenlos und wurde von Samsung mitentwickelt. Vor allem deshalb will man wohl nichts von Dolby Vision auf eigenen Geräten wissen. Für den grössten TV-Hersteller der Welt ist also klar: Lieber die Zügel selbst in der Hand halten, statt sich in ein fremdes Ökosystem einzukaufen.
Oder wie mir Samsung vor kurzem im Interview sagte: Man wolle nicht einfach mitspielen – man wolle die Spielregeln selbst bestimmen.
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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»