Honor 90
256 GB, Smaragdgrün, 6.70", SIM + eSIM, 200 Mpx, 5G
Hochwertiger Screen, gute Kamera und viel Speicher: Das Honor 90 setzt klare Schwerpunkte. Im Alltagstest tauchen aber auch eindeutige Schwächen auf.
Manche Smartphones in der Mittelklasse können alles ein bisschen, aber nichts so richtig gut. Bei anderen Handys setzen Hersteller klare Schwerpunkte und nehmen dafür Abstriche bei anderen Features in Kauf. Beim Honor 90 wurde eindeutig der zweite Weg gewählt. Im Test überrascht das Phone mit guten Fotos, aber wenig Ausdauer.
Das Highlight des Honor 90 ist der Bildschirm. Der hält in allen Bereich locker mit zwei bis drei Mal so teuren Oberklasse-Smartphones mit. Die technischen Details des Honor-90-Bildschirms:
Der leicht über die Ränder gezogene Bildschirm ist ultrascharf und hochaufgelöst. Die Farbwiedergabe wirkt natürlich. Der grösste Gewinn im Alltag ist aber die Helligkeit. Bis 1600 Nits erreicht das Honor 90 – das schaffen nur wenige Displays. Auch wenn die Sonne scheint, kannst du damit auf dem Screen alles gut ablesen.
Die schimmernde Rückseite – bei meinem Testgerät in Grün – und die markanten zwei Kreise des Kameragehäuses wirken sehr hochwertig. Angenehm auch, dass die Rückseite leicht rau und darum nicht so rutschig ist wie bei vielen anderen Smartphones.
Übrigens: Die Rückseite fühlt sich wegen der speziellen Textur im ersten Moment zwar an wie Kunststoff, ist aber aus Glas. Mit 183 Gramm ist das Honor angenehm leicht. Und fühlt sich mit nur 7,8 Millimetern Dicke auch schlank an. Insgesamt ein sehr eleganter Auftritt.
Honor setzt auf eine Hauptkamera mit einer Auflösung von 200 Megapixeln. Sie ist mit einer Blende von f/1.9 zwar nicht besonders lichtstark, aber sie sammelt mit der hohen Auflösung enorm viele Daten, welche die Software ausführlich zur Verbesserung der Bilder nutzt. Das Honor 90 schärft nach, hellt auf und gleicht Lichtunterschiede aus. Zwar sind die Resultate so oft nicht sehr realitätsgetreu, aber sie sehen gut aus. Ob das gefällt oder nicht, ist Geschmackssache.
Ich habe hier ein Sujet mit schwieriger Lichtsituation herausgepickt: helle Sonne von hinten, Licht und Schatten im Wechselspiel, dunkle Bereiche beim Baumstamm und dazu noch Spiegelungen im Wasser. Das Honor 90 schärft nach und kann enorm viele Details hervorholen, etwa die Wellen im Wasser oder die Spiegelung der Äste und Blätter. Im Vergleich dazu lässt das Google Pixel 7 Pro mehr Tiefenschärfe zu, das Bild wirkt ruhiger und natürlicher. Toll, dass hier Honor mithalten kann, auch wenn der Stil sehr unterschiedlich ist.
Auch im Nachtmodus gefällt der 200-Megapixel-Sensor. Er schafft es zwar nicht, das Foto so stark aufzuhellen wie beim Pixel. Aber: Die Nachtaufnahme wirkt ausgewogen und du kannst sogar das Schild vorne besser erkennen, das bei Google überbelichtet ist.
Auch beim 12-Megapixel-Sensor mit Weitwinkel-Objektiv greift die Software stark ein. Die Gegenlichtaufnahme wirkt daher auf den ersten Blick gelungen. Allerdings hat der kleinere Sensor nur wenig Reserven. Das Nachschärfen geht zulasten der Details, etwa bei den Ästen und Blättern. Beim Google Pixel geht deutlich weniger verloren. Die Weitwinkel-Kamera des Honor 90 ist insgesamt okay, mehr aber auch nicht.
Anschliessend schaue ich mir auch die Selfie-Kamera an. Dort ist das Honor 90 mit einem 50-Megapixel-Sensor auf dem Papier den meisten Konkurrenten überlegen. Im direkten Vergleich kann mein Testgerät diesen Vorteil auch ausspielen: Das Honor hellt zwar wieder stark auf und die Farben sind deutlich satter als in der Realität, aber das Selfie überzeugt rundum.
Insgesamt überzeugt das Kamerasystem im Test. Die Hauptkamera und die Selfie-Kamera halten im Vergleich zur Oberklasse gut mit. Auf einen optischen Zoom musst du verzichten. Dank der hohen Auflösung der Hauptkamera kannst du aber digital hineinzoomen – zumindest bis zur zweifachen Vergrösserung funktioniert das sehr gut.
Der chinesische Hersteller spendiert seinem Mittelklasse-Smartphone bereits in der Standardausführung 256 GB Speicher. Dazu kommen 8 GB Arbeitsspeicher. Für nur gerade 50 Franken Aufpreis verdoppelt sich der Speicher auf 512 GB. Und auch der Arbeitsspeicher wird auf 12 GB aufgerüstet. Dieses Upgrade lohnt sich auf jeden Fall.
Die restliche Ausstattung ist ebenfalls überzeugend. Das Handy kommt mit WiFi 6 und hat zwei SIM-Kartenslots. Beide unterstützen 5G – wahlweise kannst du auch eine eSIM nutzen. Zwei Android-Updates garantiert Honor (Android 14 und 15), dazu drei Jahre Sicherheitsupdates. Der optische Fingerabdruck-Sensor unter dem Screen erkennt den Abdruck ausreichend schnell.
Und falls du dich fragst, ob Honor als ehemalige Huawei-Tochter auch vom US-Embargo betroffen ist: Nein, das ist nicht der Fall. Honor kann Prozessoren mit 5G aus den USA nutzen und auch die Google-Dienste sind installiert. Das Honor 90 bietet also den gleichen Komfort wie jedes andere Android-Handy.
Die Batterie ist mit 5000 mAh eigentlich ausreichend gross – und mit bis zu 66 Watt auch in rund einer Stunde aufgeladen. Aber im Alltag hatte ich nie das Gefühl, grosse Reserven zu haben. Als Vielnutzer bin ich jeweils nur knapp durch den Tag gekommen. Ein paar Mal musste das Honor 90 gegen 22 Uhr bereits ans Stromkabel.
Meine Messung bestätigt diesen Eindruck: Das Honor 90 macht nach 15 Stunden Youtube-Streaming im WLAN bereits schlapp. Zum Vergleich: Im selben Test hielt das Nokia G42 mit gleich grossem Akku 20 Stunden durch.
Das mittelmässige Resultat liegt einerseits am hochaufgelösten und hellen Screen, andererseits aber auch am Prozessor. Der Qualcomm Snapdragon 7 Gen 1 aus dem Frühling 2022 gilt als nicht besonders effizient.
Ich habe die Topversion mit 12 GB Arbeitsspeicher erhalten und die erzielt im Benchmark-Test ebenfalls nur sehr mittelmässige Werte. Immerhin: Honor holt aus dem Prozessor mehr Leistung heraus als Konkurrent Xiaomi, der im 13 Lite ebenfalls den Snapdragon 7 Gen 1 verbaut hat.
Insgesamt reicht die Performance im Alltag völlig aus, wenn da nicht der negative Einfluss auf die Akkulaufzeit wäre. Und wenn man nicht wüsste, dass der dieses Jahr vorgestellte Nachfolger des Prozessors, der Snapdragon 7+ Gen 2, in allen Bereichen massiv besser wäre.
Der bereits erwähnte tolle Screen kommt dem Videostreaming zwar zugute. Dort gibt es aber noch weitere Faktoren für angenehmen Filmgenuss. Als ich ein Youtube-Video starte und in voller Pracht geniessen möchte, ist die Enttäuschung gross. Der Ton aus dem einen Lautsprecher ist leise und scheppert leicht, wenn ich aufdrehe. So schlechten Sound gibts sonst nur noch bei Billig-Smartphones. Schade.
Und noch in einem zweiten Bereich hätte ein bisschen mehr Liebe zum Detail nicht geschadet. Das schöne Gehäuse ist nämlich nicht wasserfest – jedenfalls nicht offiziell. Honor verzichtet auf eine Zertifizierung. So weisst du nicht, wie sehr du etwa schon bei Regen Angst um dein Gerät haben musst.
Wischiwaschi kann ich Honor nicht vorwerfen. Das Smartphone hat einen klaren Fokus auf Screen, Design, Kamera und Speicher gelegt. Wer auf lange Akkulaufzeiten angewiesen ist, der wird am Honor 90 keine Freude haben. Und auch beim Prozessor hat der Hersteller die Sparschraube angezogen.
So kommt es ganz auf deine Smartphone-Bedürfnisse an, ob das Gerät für dich passt oder nicht. Wenn du das gute Kamerasystem und den erstklassigen Screen zu schätzen weisst, dann ist das Honor 90 in dieser Preiskategorie ein guter Deal.
Titelfoto: Lorenz KellerGadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.