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Honor View 20: Das Handy mit Loch und ohne Schaden
Kopfhörer-Jack, grosser Akku, schneller Prozessor, gute Kamera und vor allem: keine Notch und kein Balken. Das ist das View 20 von Honor. Das Phone gibt’s seit drei Monaten. Ob es im Langzeittest überzeugt, liest du hier.
Normalerweise testen wir neue Smartphones für einen, oder vielleicht für zwei Monate. Mit dem Honor View 20 habe ich mehr Zeit verbracht. Während drei Monaten habe ich das notch- und balkenlose Phone im Alltag getestet. Dabei hat sich das View 20 gut geschlagen. Obwohl ich es seit Februar in meiner Handtasche herumtrage, versehentlich auf Zürichs Strassenbelag fallen gelassen habe und mit Mineralwasser ertränkte, sieht das View 20 fast einwandfrei aus.
Für Huawei und dessen Tochterfirma Honor sieht es momentan zwar etwas schwierig aus. Ob das Säbelrasseln zwischen der USA und China wirklich Konsequenzen hat, oder doch alles nur heisse Luft ist, wird sich zeigen.
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Was mir am View 20 zu Beginn noch mehr auffällt als das Loch im Display, ist die Grösse: Das View 20 ist mit einer Bildschirmdiagonale von 6.4 Zoll ziemlich gross. Dennoch liegt es gut in der Hand. Nur die einhändige Bedienung funktioniert bei mir nicht mehr wirklich.
Das Display mit dem Loch
Um Frontkameras und Sensoren unterzubringen, lassen sich die Hersteller einiges einfallen. Auf verschiedene Formen von Notches folgen die Slide-Handys oder das Galaxy A80 mit seiner drehbaren Kamera. Die Lösung beim Honor View 20 ist, die Kamera als Loch im Display zu platzieren. Das All View Display, wie Honor das gelochte Display nennt, finde ich eine der besten Lösungen. Denn im Alltag stört mich die Einsparung kaum, das kleine Loch ganz oben links bemerkst du auch beim Video schauen fast nicht. Im Gegensatz zu Notches, die sonst mittendrin sind.
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Nur etwas stört mich. Das Honor View 20 kommt mit einer bereits aufgeklebten Folie. Diese Folie ist ums Loch herum nicht ganz gleichmässig aufgeklebt – Leute, die schonmal eine schiefe Folie auf einem Phone hatten, kennen das Problem.
Die Ränder ums Display hat Honor recht schmal hingekriegt. Nur unten ist der Rand mit 3 Millimeter etwas dicker, oben und auf den Seiten sind die Ränder knapp 2 Millimeter dünn. Obwohl Honor kein OLED, sondern ein LCD verbaut, finde ich das Display schön und hell genug. Die Farben sind etwas übersättigt dargestellt, was Honor-typisch ist – ich habe mich mit der Zeit daran gewöhnt. Wen’s stört, der kann in den Einstellungen die Display-Farben anpassen.
Ein Always-on-Display suchst du, wie bei Honor üblich, leider vergeblich. Was ich ebenfalls nicht so gut gelöst finde: Die Benachrichtigungsleuchte befindet sich ganz oben am Rand, neben den Lautsprecherli. Zudem befindet sie sich unter der Plastikabdeckung der Lautsprecher. Je nach Blickwinkel siehst du die Leuchte gar nicht. Oder anders gesagt, wenn das View 20 auf dem Tisch liegt, verpasst du alle Nachrichten – ausser natürlich, du hast die Benachrichtigungstöne an.
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Und schnell ist es
Im Honor View 20 ist ein Kirin 980 System-on-a-Chip verbaut. Dasselbe SoC findest du auch in Huaweis Topmodellen, dem Mate 20 Pro und dem P30 Pro. Dementsprechend schnell und ruckelfrei performt das View 20. Apps sind immer sofort offen, Multitasking funktioniert super und einen Absturz hatte ich in den ganzen drei Monaten keinen. Zwar hat das Honor View 20 im Vergleich zu Huaweis P30 Pro «nur» 6 GB Arbeitsspeicher (das P30 Pro hat 8 GB), es war mir aber nie zu langsam. Und heiss geworden ist das View 20 auch nie.
Einige Apps sind mir ganz am Anfang wegen des Kameralochs nicht ganz korrekt angezeigt worden. Mittlerweile funktioniert die korrekte Anzeige bei allen Apps, die ich nutze. Youtube-Videos kannst du je nach Format sogar komplett randlos angucken. Netflixen im Zug ist auch super. Vor allem bei Sonnenschein spiegelt das Display jedoch ziemlich.
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Netflix und andere Videos kannst du mit dem View 20 in HD, beziehungsweise 4K-Qualität streamen, das Phone ist laut DRM-App Widevine L1 zertifiziert.
Das View 20 läuft mit Android 9 Pie. Die Oberfläche heisst hier nicht EMUI, sondern Magic. Abgesehen vom neuen Namen ist aber nichts neu – das System funktioniert gleich wie EMUI und sieht optisch identisch aus. Das Android-Sicherheitspatch ist zum Zeitpunkt meines Tests vom 1. März.
Nebst dem schnellen und zuverlässigen Fingerprint auf der Rückseite kannst du das View 20 auch per Gesichtserkennung entsperren. Der Face Scan funktioniert zwar nicht so perfekt, wie beim doppelt so teuren iPhone XS, ist aber grundsätzlich recht zuverlässig. Im Dunkeln oder wenn du das Phone zu schief vor dein Gesicht hältst, bleibt es aber gesperrt. Auch mit Sonnenbrille, Helm oder Kappe funktioniert die Gesichtserkennung im Gegensatz zum iPhone nicht.
Dünn trotz fettem Akku
Das View 20 misst an seiner der dicksten Stelle 8.1 Millimeter. Das ist wenig. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Honor einen 4000-mAh-Akku verbaut hat. Der hält bei mir zwei Tage durch. Das ist viel. Sonst muss ich bei meiner Nutzung fast alle Phones jeden Abend laden. Ein guter Akku ist viel wert. Denn was bringt dir das beste Handy, wenn es zum Festnetztelefon wird, weil du es ständig laden musst?
Wenn der Akku des View 20 dann doch mal leer ist, ist er trotz seiner Grösse schnell geladen. In 20 Minuten ist er mit dem mitgelieferten Schnellladegerät wieder bei etwa 40 Prozent. Das komplette Aufladen dauert knapp eineinhalb Stunden. Kabelloses Laden aber geht nicht. Mich hat das nicht gestört, vor allem weil der Akku sowieso schnell geladen ist.
Dafür hat das View 20 einen Klinkenanschluss für kabelgebundene Kopfhörer. Für mich auch ein Highlight, da du die Anschlüsse bei so vielen neuen Smartphones vergeblich suchst. Der Speicher ist aber beim View 20 nicht erweiterbar. Ein Headset findest du, wie bei allen Honor-Handys nicht im Lieferumfang, dafür aber eine durchsichtige Hülle. Die habe ich gleich montiert, da die Rückseite zwar schön aussieht, aber etwa so rutschig ist, als hätte sie jemand eingeseift. Mit der durchsichtigen Hülle ist es auch nicht ganz so schlimm mit den Fingerabdrücken.
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Die Rückseite besteht laut Honor aus Glas. Ob das wirklich so ist, wage ich zu bezweifeln, für mich fühlt es sich eher wie Kunststoff an. Die Rückseite glänzt dafür schön und die Strukturen, die Honor Nanolithografie-Stil eingearbeitet hat, sehen sehr schick aus. Je nach Lichteinfall hast du eine ganz andere Rückseite. Langweilig ist anders.
Die Kameras: Halten nicht ganz, was sie versprechen
Honor wirbt damit, dass im View 20 eine 48-Megapixel-Kamera verbaut ist. Grundsätzlich ist das schon so. Doch die 48 Megapixel werden standardmässig nur benutzt, um daraus ein 12-Megapixel-Bild zu generieren. Honors Kamera kombiniert jeweils vier Sensorpixel, um einen Superpixel daraus zu machen, und nennt das ganze Pixel Binning. In der Theorie soll das für weniger Rauschen sorgen und eine höhere Lichtaufnahme sorgen. Auch LG wendet diese Technik bei einigen Phones an.
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Du kannst – mit einigen Einschränkungen – auch mit 48-Megapixel-Auflösung fötelen. Dazu musst du oben links im Einstellungsmenü zuerst die Auflösung anpassen. Dort hast du für 48 Megapixel zwei Möglichkeiten: ohne AI und mit Honors AI Ultra Clarity. Mit Ultra Clarity nimmt das Phone meistens während 4 Sekunden das Bild auf. Wenn du dein Handy nicht so lange ruhig halten kannst, oder dir sonst dein Motiv davonläuft, kannst du die Aufnahme auch vorher unterbrechen. Dazu musst du nochmals den Auslöser drücken. Das zweimalige Drücken hat bei mir aber für viele verwackelte Bilder gesorgt.
Die 48 Megapixel-Option ohne AI hat bei mir für viel verschwommene Bilder gesorgt. Die Kamera funktioniert am besten, wenn du die Software mitrechnen lässt. Wenn eine Aufnahme mit Ultra Clarity gelingt, ist sie bis ins kleinste Detail scharf.
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Die besten Bilder kriegst du, wenn du mit der auf 12 Megapixel -Auflösung fotografierst. Mit der Angabe von 48-Megapixel-Kamera führt Honor uns User auf eine falsche Fährte. Das heisst aber nicht, dass die Kamera schlecht ist. Die Anzahl der Pixel ist ja sowieso nicht der entscheidende Punkt bei Kameras.
Wie bei den Huawei-Phones ist ein TOF-Sensor (time of flight) eingebaut, der die Distanz zum Objekt messen soll. Das funktioniert grundsätzlich recht gut, dennoch kann es bei Portraits vorkommen, dass Haare oder Brillengestelle in der Unschärfe verschwinden. Immerhin kannst du aber teils falsch fokussierte Partien direkt auf dem Handy nachbessern.
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Die Loch-Selfie-Kamera hat 25 Megapixel. Das tönt nach viel. Bei gutem Licht kriegst du damit auch anständige Selfies hin. Aber sobald es etwas zu hell oder zu dunkel ist, hat die Kamera grosse Mühe. Die Bilder sind dann gleich überbelichtet oder viel zu dunkel. Mit an Bord sind auch wie üblich Honors Beauty-Modi, mit denen du dich bis zur Unkenntlichkeit weichzeichnen kannst. Im Selfie-Modus kriegst du zwar ein Portrait-Programm, das ist aber nur dazu da, dich in komische Lichtsituationen zu stellen. Einen Blenden-Modus für schöne Tiefenschärfe findest du für deine Selfies leider nicht.
Honor hat auch beim View 20 wieder keinen optischen Bildstabilisator verbaut. Das merkst du schnell, wenn du bei weniger guten Lichtverhältnissen oder mit der 48 Megapixel-Auflösung fotografierst. Die Bilder rauschen mehr und sind schneller verschwommen. Bei guten Lichtverhältnissen und mit der nötigen Geduld kriegst du aber schöne Bilder.
Fazit: Ein solides Phone
Alles in allem mag ich das View 20 sehr. Es ist schnell und hat viel Power. Die Kamera könnte besser sein, als Handykamera ist sie aber noch immer absolut akzeptabel. Im Vergleich zum Vorgängermodell, dem View 10, hat Honor vieles verbessert. Einige Dinge fehlen noch, wie der optische Bildstabilisator oder eine IP-Zertifizierung. Doch für den Preis musst du mit dem View 20 nur wenige Abstriche in Kauf nehmen und kriegst viel.
Mit dem View 20 bringt Honor ein solides Handy im mittleren Preissegment. Und mit dem Loch-Display hast du eine gute Notch-Alternative.
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Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival.