LG HU85LS
4K, 2700 lm, 0.19:1
Eine Ansage, der Ultra-Kurzdistanz-Projektor von LG. Nicht, weil er UHD- und HDR-fähig ist. Es ist die Projektionstechnologie, die mich hellhörig macht: RGB-Laser. Ein Hands-On am wahrscheinlich hellsten Ort in Zürich.
Mit Beamern ist es meistens so: Sie stehen mitten im Wohnzimmer, weil sie das Bild via Licht auf eine gegenüberliegende Wand projizieren. Dabei müssen sie mit Strom versorgt werden – inklusive meterlanges Kabel, das durchs halbe Zimmer läuft. Und jeden, der während dem Film aufsteht, um ein kühles Bier aus dem Kühlschrank zu holen, stört.
LGs HU85LS ist anders. «Ultra-Short-Throw» lautet das Zauberwort. Es bedeutet, dass du den Beamer direkt unter die Leinwand stellen kannst und trotzdem noch ein mindestens 90 Zoll grosses Bild bekommst. Das eliminiert jene logistischen Probleme, die potenzielle Beamer-Kunden normalerweise vom Kauf abhalten würden.
An Lager haben wir ihn etwa ab 1. Oktober. Also schon ziemlich bald. Vorbestellen kannst du den Beamer aber jetzt schon.
Aber das wirklich Beeindruckende am HU85LS ist seine Projektionstechnologie: RGB-Laser. Mit Betonung auf RGB. Das gibt’s praktisch nirgends. Darum schreit der Beamer nach einem Hands-On. Denn RGB-Laser versprechen Kontrastwerte, die es sogar mit Fernsehern aufnehmen können.
Ich will es dem Beamer aber nicht zu einfach machen. Denn um zu wissen, dass er gut ist, brauche ich nicht extra ein Hands-On in einem abgedunkelten Showzimmer zu machen. Ein Blick ins Datenblatt reicht vollkommen aus:
Darum: Keine Geschenke. Ich will’s dem Beamer schwer machen. Richtig schwer. Gerade die maximale Helligkeit von 2700 ANSI Lumen sind ein Versprechen, das ich auszureizen versuchen will. Also richte ich ein kleines, improvisiertes Wohnzimmer im fünften Stock des Westparks in Zürich ein. Hier ist’s hell. Dank den riesigen Fensterfronten wahrscheinlich heller als bei dir im Wohnzimmer.
Auf zwei Ledersesseln kommt die Leinwand von Elite Screens. Fixiert wird sie mit etwas Malerklebeband. Hab’ ja «improvisiert» gesagt, oder? Dann spiele ich den Film ab: «Avengers: Infinity War». Die Leinwand nimmt das Licht des Beamers auf und reflektiert es so, dass ich als Betrachter das Bild gut erkennen kann.
«Gut» – nicht «sehr gut».
Bevor du das jetzt als Kritik verstehst: Es ist wirklich verdammt hell im Foyer. Vermutlich heller als in der Gobi-Wüste südlich der Mongolei um ein Uhr mittags. Unfaire Bedingungen, eigentlich. Ich hätte nicht erwartet, überhaupt etwas erkennen zu können. Dass ich das Bild also «gut» sehe, ist ein Riesenkompliment.
Klar – ohne Leinwand wäre wohl tatsächlich nichts zu sehen. Und selbst mit Leinwand ist das Bild in dunklen Szenen nicht mal mehr «gut» erkennbar. Dass ich bei den helleren Szenen trotzdem mit grossen Augen und offenem Mund vor dem Projektor stehe – nicht nur ich, sondern auch alle, die in dem Moment gerade das Foyer durchqueren – liegt an der Projektor-Helligkeit von 2700 ANSI-Lumen.
ANSI-Lumen gibt übrigens an, welche Helligkeit ein Beamer auf eine Fläche projizieren kann. «Je heller, desto besser» ist allerdings nicht immer die Devise: Ein zu helles Bild lässt Farben verbleichen, weshalb die meisten Projektoren gar nicht mehr als 2000 ANSI-Lumen hinkriegen (wollen).
Eines noch: Den Beamer gibt’s im Bundle mit besagter Leinwand. Ich will sie dir nicht aufschwatzen, ehrlich nicht. Aber falls du eh grad mit dem Gedanken spielst, dir den Beamer zuzulegen, und du noch eine gescheite Leinwand dazu brauchst, dann könnte dich das Bundle tatsächlich interessieren.
Oberes Bundle ist mit 100-Zoll-Leinwand, unteres Bundle ist mit 120-Zoll-Leinwand.
Um ein zu hell strahlendes Bild brauchst du dir beim HU85LS wohl keine Sorgen zu machen. Seine Farben überzeugen trotz 2700 ANSI-Lumen. Selbst hier, im hellen digitec-Wohnzimmer, wo sichtlich keine ideale Bedingungen herrschen. Das liegt an der Projektionstechnologie: RGB-Laser. RGB steht in diesem Fall für Rot, Grün und Blau. Also je ein Laser-Modul pro Grundfarbe.
Üblicherweise besitzen Laser-Beamer nur ein Laser-Modul, das bläuliches Licht erzeugt. Dann nimmt das blaue Laserlicht – einfach ausgedrückt – durch ein Phosphor-Rad im Beamer eine weiss-gelbliche Farbe an. Im Falle eines DLP-Beamers muss das Licht noch durch ein zusätzliches Farbrad, damit das Bild später alle Farben hat, die du auf der Leinwand siehst.
Der Nachteil: Durch das Farbrad können unschöne Regenbogen-Effekte entstehen. Dazu sind die Blauanteile im Bild höher als die Grün- und Rot-Anteile, weil nur Blau direkt vom Laser kommt, während Rot und Grün vom Phosphor-Rad erzeugt werden. Das bedeutet: Unausgewogene Farben und wenig HDR-Feeling.
Probleme, die der HU85LS nicht hat. Dank seinen drei Lasermodulen braucht es kein Farbrad mehr; schliesslich kommen ja alle drei Grundfarben direkt von einem Laser-Modul. Dadurch sind äusserst ausgewogene Farben möglich – trotz sehr hellen 2700 ANSI-Lumen:
Um dir ein wenig Kontext zu geben: Die meisten Laser-Beamer bringen eine Farbraumabdeckung von etwa 80-85% des DCI-P3-Farbraums hin. Das ist weit weg von dem, was HDR-Fernseher können. Übrigens der Grund, weshalb ich alter TV-Hase bei Beamern, die mit HDR-Unterstützung werben, immer ein wenig die Nase rümpfe.
Aber 97% DCI-P3-Abdeckung? Das ist viel. Die UHD Alliance vergibt das «Ultra HD Premium»-Label ab einer DCI-P3-Abdeckung von 90%. Samsung ist einer der wenigen Hersteller, die tatsächlich 100%-Abdeckung hinkriegen – bei Fernsehern. Summa Summarum: Ja, der HU85LS erzeugt wirklich verdammt viele, kräftige Farben. Laut Datenblatt deren 16,7 Millionen. Nachgezählt habe ich aber nicht.
Du siehst: Ich mag den Beamer offenbar sehr. Auch, wenn ich ihn unter höchst fragwürdigen Bedingungen angetestet habe – übertrieben ausgedrückt. Alles andere wäre aber zu easy gewesen: Wenn ein etwa 6000-Franken-Beamer in einem abgedunkelten Raum kein wahnsinnig gutes Bild erzeugen kann, dann führen wir ihn auch nicht im Sortiment. Punkt.
Darum also ein erster Eindruck, der die äusseren Bedingungen berücksichtigt: Die Farbwiedergabe wirkt gerade für Beamer extrem ausgewogen. Beeindruckend ist auch die Helligkeit, die im Ultra-Short-Throw-Beamer-Segment Ihresgleichen sucht. Das Bild ist gestochen scharf. Kein Wunder. Bei der UHD-Projektion handelt es sich um ein UHD-Bild mit nativen 2716×1528 Pixeln, die geshiftet werden.
Den Beamer würde ich gerne ausgiebig testen, auch unter etwas normaleren Bedingungen. Ob’s dazu kommt, weiss ich nicht. Denn ich habe LGs Erlaubnis, ihn auseinander zu schrauben. Damit kann ich mir ein Bild der RGB-Lasertechnologie machen und dir extrem seltene Bilder des Innenlebens eines Beamers liefern.
Ob ich den Beamer danach wieder zusammenkriege, ist eine ganz andere Frage.
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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.»