

Huawei P Smart Plus 2019 im Test: Eine Weitwinkelkamera als Bonus

Es hat nur ein Jahr gedauert, bis die Triple-Kameras den Weg von den teuren Top-Smartphones in günstige Einsteigermodelle unter 300 Euro gefunden hat. Was das Huawei P Smart Plus 2019 sonst zu bieten hat und wie gut die Künstliche Intelligenz beim Fotografieren hilft, erfährst du im Test.
Ein Plus im Namen bedeutet bei Smartphones, dass es etwas zusätzlich gibt. Beim Huawei P Smart Plus 2019 ist es aber weder ein größeres Display oder mehr Speicher, sondern im Vergleich mit dem Huawei P Smart 2019 – ohne Plus – die dritte Weitwinkel-Kameralinse auf der Rückseite.
Weitwinkelkamera und die KI als Helfer
Die drei Kameras des Huawei P Smart Plus 2019 teilen sich folgendermaßen auf: Die Hauptkamera hat eine Auflösung von 24 Megapixeln und ein Brennweite von 26 Millimetern. Die Weitwinkelkamera bietet dir eine Brennweite von 17 Millimetern und eine Auflösung von 16 Megapixeln. Die dritte Linse mit einer Auflösung von zwei Megapixeln dient nur als Informationslieferant für Aufnahmen mit Bokeh-Effekt. Zwischen den beiden Kameras wechselst du über eine kleine Schaltfläche hin und her. Diese befindet sich im Hochformat an der rechten Seite und im Querformat am unteren Rand.



Die Detailgenauigkeit fällt insgesamt hoch aus und auch die Farben wirken natürlich und angenehm kräftig. HDR, das du bei Huawei nicht bei der Automatik aktivieren kannst sondern als Extramodus auswählen musst, sorgt für einen geringfügig besseren Ausgleich von Kontrasten. Die Automatik ist da aber auch schon sehr gut drin. Die Qualität der Weitwinkelkamera fällt nicht so stark ab, wie bei manch anderem Smartphone mit mehreren Linsen, sondern ist auf einem Niveau mit der Hauptkamera. Ebenfalls positiv fiel mir auf, dass die Weitwinkelaufnahmen an den Rändern nicht verzerrt sind.

Bei Dunkelheit liegt das P Smart Plus noch hinter den Top-Smartphones, ist aber deutlich besser als viele andere Smartphones seiner Preisklasse. Der Nachtmodus ist mit mehreren Sekunden Belichtungszeit nur für ruhige Motive zu gebrauchen. Er liefert aber deutlich mehr Details und eine besser zur Nacht passende Beleuchtung als die Automatik.


Die Frontkamera des P Smart Plus hat eine Auflösung von acht Megapixeln und liefert Selfies mit ausreichender Detailgenauigkeit. Farblich sind die Aufnahmen nicht ganz so intensiv wie die Bilder der Hauptkamera – im Vergleich mit anderen Frontkameras aber farblich immer noch gut. Bei Selfies steht dir sogar ein Bokeh-Effekt zur Verfügung. Er fällt, dafür dass er ohne Infos einer zweiten Kamera auskommen muss und komplett von der Software berechnet wird, ganz ordentlich aus. Die Abgrenzung von Vorder- und Hintergrund gelingt der Hauptkamera mit ihrer zusätzlichen Kamera aber doch besser.

Die künstliche Intelligenz aktivierst du über die AI-Schaltfläche am oberen Rand der Kamera-App. Sie erkennt Szenen und Motive zuverlässig und versucht optimale Belichtungseinstellungen zu wählen. Im Vergleich zur Automatik, sind je nach Motiv unterschiedlich starke Veränderungen zu erkennen. Meistens gefällt mir das Ergebnis der KI etwas besser als das der Automatik. Trotzdem vertraue ich ihr noch nicht komplett und nehme zur Sicherheit oft noch ein zweites Bild ohne sie auf.


Großes Display mit wenig Rand
Das Huawei P Smart Plus 2019 ist ein langes und schmales Smartphone, lässt sich aber gut und sicher greifen. Die glatte Rückseite ist kein Problem, da du das Smartphone an den Rändern fest hältst. Die Tasten und der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite sind gut zu erreichen. Allerdings bleiben Fingerabdrücke auf der spiegelnden Rückseite direkt haften.

Das 6,21 Zoll große Display des P Smart Plus hat eine Auflösung von 2340 x 1080 Pixeln. Das entspricht Full-HD-Plus und reicht locker für eine detailreiche Darstellung. Farblich sehen die Inhalte schick und kräftig aus. Im Sonnenschein reicht die Helligkeit des Bildschirms allerdings nicht aus, um ihn zu erkennen. Da musst du selber für Schatten sorgen.
Damit der Rand um das Display möglichst schmal ist, hat Huawei die Frontkamera in eine Notch genannte Aussparung platziert. Allerdings sind nicht alle Apps für das Displayformat geeignet. An den abgerundeten Ecken sind bei einigen Apps die Inhalte angeschnitten. Kein Beinbruch, aber auch nicht schön.

Schönes Innenleben und eine Hülle mit kleinen Problemen
Huawei verbaut im P Smart Plus 2019 den Kirin 710, der sich bei den hauseigenen Chipsätzen des Herstellers im Mittelklassebereich bewegt. Ihm stehen drei Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite. Das reicht nicht nur für alltägliche Apps, sondern auch grafisch anspruchsvolle Spiele wie PUBG Mobile – zumindest bei mittlerer Grafikqualität.
Der interne Speicher sollte mit 64 Gigabyte ausreichend groß sein. Er lässt sich allerdings nicht erweitern. Nimmst du viele Fotos oder sogar Videos auf, wirst du eher später als früher Dateien extern speichern müssen.

Der Akku des Huawei P Smart Plus 2019 hat mit 3400 mAh eine durchschnittliche Kapazität. Die Laufzeit fällt bei meiner typischen Nutzung aber etwas länger aus, als ich es gewohnt bin. Zwei komplette Tage hält er aber auch bei mir nicht durch. Du lädst das Smartphone über einen Micro-USB-Anschluss auf. Womit wir bei zwei Dingen sind, bei denen Huawei meiner Meinung nach beim P Smart Plus an der falschen Stelle gespart hat. Es ist 2019 und da sollte selbst ein günstiges Smartphone USB-C haben – und nicht mehr den beim Laden langsameren Micro-USB-Anschluss. Zudem fehlt der NFC-Chip. Das wäre vor zwei Jahren noch kein Thema gewesen, aber inzwischen musst du dir bewusst sein, dass du ohne ihn auf Google Pay und andere mobile Bezahldienste verzichtest.
Bei der Verarbeitung des P Smart Plus stören mich ebenfalls zwei Dinge. Die Kanten des Micro-USB- und 3,5mm-Anschluss an der Unterseite fühlen sich scharf und unangenehm an. Meine Finger kommen da sowohl im Hoch- als auch im Querformat gegen und wenn ich daran denke, das Smartphone jeden Tag in die Hand zu nehmen, vergeht mir etwas der Spaß an dem Gerät. Nicht zu fühlen, aber zu sehen, sind die Kratzer, die sich nach kurzer Zeit bereits auf der Rückseite aus Kunststoff und der Schutzfolie auf dem Display gesammelt haben.
Probleme bei der Software
Mit Android 9 Pie erwartet dich auf dem P Smart Plus 2019 die aktuelle Version von Googles Betriebssystem. Huawei versieht sie mit seiner eigenen Benutzeroberfläche EMUI. Dazu gehören nebenst der Optik, die man mit einem Launcher ändern kann, zahlreiche vorinstallierte Apps von Huawei, aber auch von Dritten wie Facebook, Booking oder Amazon. Von den Huawei-Apps wirst du nur wenige los, wenn du sie nicht benötigst. Die Drittanbieter-Apps kannst du dagegen alle mit jeweils einem Klick deinstallieren.

Der Handelsstreit zwischen den USA und China hat allerdings Auswirkungen auf die Beurteilung des P Smart Plus 2019. Huawei steht auf einer schwarzen Liste von Unternehmen mit den US-Firmen nicht zusammen arbeiten dürfen. In Bezug auf die Software bedeutet dies, dass Google keine Android-Updates an Huawei weitergeben darf. Dass soll zwar nur für neue Geräte gelten und das P Smart Plus 2019 gehört nach Angaben Googles zu den Smartphones, die weiterhin Updates erhalten können. Eine Einigung ist in dem Handelsstreit nicht ausgeschlossen, aber insgesamt ist die Situation momentan unklar. Deswegen kann ich in Bezug auf die Software nur empfehlen zu warten oder sich bei anderen Herstellern umzuschauen.
Fazit: 50 Euro mehr für die Weitwinkelkamera
Beim Huawei P Smart Plus 2019 ist nicht alles perfekt, aber für den Preis von rund 250 Euro bekommst du ein Smartphone, mit dem du alle wichtigen Dinge erledigen kannst. Die Kamera liefert ordentliche Fotos, wenn du allerdings auf die Weitwinkelkamera verzichten kannst, sparst du mit dem ansonsten baugleichen Huawei P Smart 2019 rund 50 Euro.

Mit der Verarbeitung bin ich nicht zu 100 Prozent zufrieden. Aber der größte Nachteil des Huawei P Smart Plus 2019 ist die ungewisse Software-Zukunft. Aufgrund des schwelenden Handelsstreits zwischen den USA und China, ist unklar wie lange es noch Updates für Huawei-Smartphones gibt. Die Vorhersagen schwanken zwischen «Alles wird wieder gut» und und dem kompletten Verbot von US-Apps – wozu von wenigen Ausnahmen abgesehen alle relevanten Anwendungen gehören – auf Huawei-Geräten.



Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de.