Huawei Watch D2
38 mm, Aluminium, Polymer, One Size
Diese Smartwatch kann Leben retten. Zumindest indirekt, denn die Huawei Watch D2 misst den Blutdruck. Ist dieser erhöht, hilft sie beim nötigen Wechsel des Lifestyles.
Die Huawei Watch D2 kann 24-Stunden-Blutdruckmessungen durchführen – bequem und leise am Handgelenk. Dafür hat sie ein Luftkissen im Armband. Dieses pumpt sich auf und staut das Blut auf, was für die Messung des Blutdrucks notwendig ist. Das ist einer der Gründe, warum die D2 eine Zulassung als medizinisches Produkt erhalten hat. Darüber hinaus bietet sie weitere Fitness- und Gesundheitsfunktionen und fungiert als Verlängerung des Smartphones – wie es sich für eine Smartwatch gehört.
Keine Zulassung in der Schweiz: Die Watch D2 gilt als medizinisches Instrument, für das entsprechende Zertifizierungen vorliegen müssen. Die hat Huawei in der EU beantragt und erhalten. Für die Schweiz hat der Hersteller dies nicht gemacht und deswegen darf die Uhr dort nicht verkauft werden.
Ich gehöre zur Mehrheit der Menschen, die ihren Blutdruck nicht selber kontrolliert. Eine Messung beim Arzt oder wie dieses Jahr bei meinem Krankenhausaufenthalt sind die Ausnahme. Dabei ist nach Schätzungen der Deutschen Hochdruckliga e.V. (DHL) etwa ein Drittel der Bevölkerung von Bluthochdruck betroffen. Bei den unter 50-jährigen, zu denen ich gehöre, sind es 22 Prozent – ohne unerkannte Fälle. Die DHL geht über alle Altersklassen von einer Dunkelziffer von etwa 20 Prozent aus.
Die für den Heimgebrauch verfügbaren Blutdruckmessgeräte sind zwar teilweise deutlich günstiger als die Huawei Watch D2, sprechen mich aber so gar nicht an. Ihre Aura sagt: Krankenhaus oder Seniorenheim. Da nutze ich doch lieber die Gelegenheit, diese besondere Smartwatch auszuprobieren.
Für eine brauchbare Messung muss die Huawei Watch D2 gut sitzen. Ich kann die Größe aber nicht über den Verschluss verstellen, da es sich um ein geschlossenes Armband handelt. Ich muss eines der Elemente lösen, mit denen das Luftkissen in drei der Löcher des Armbands befestigt ist. Nun kann ich den Klappverschluss in diesen Löchern verschieben. Nachdem ich die richtige Größe gefunden habe, sitzt die Uhr bequem an meinem Handgelenk.
Für die Blutdruckmessung setze ich mich auf einen Stuhl und bleibe zusätzlich noch etwa fünf Minuten ruhig sitzen. Idealerweise führt man die Messung am Morgen oder Abend durch, wenn dieser noch nicht hochgefahren oder wieder zur Ruhe gekommen ist. Wichtig ist, die Beine nicht zu überschlagen und nicht zu sehr in den Stuhl zu sinken. Leichtes Anlehnen ist aber in Ordnung.
Für die Messung muss sich das Luftkissen auf Höhe des Herzens befinden. Es hat die gleiche Funktion wie die Manschetten der herkömmlichen Messgeräte, die man am Oberarm anbringt. Es sorgt dafür, dass Blut aufgestaut wird und so der Blutdruck gemessen werden kann. Die Angabe erfolgt dabei in «mmHg» oder, ausgeschrieben, Millimeter-Quecksilbersäule.
Ich hebe meinen Arm mit der Watch D2 also an und kann ihn auf meiner Schulter ablegen oder mit meiner anderen Hand den Ellenbogen stützen. Sollte die Position nicht richtig sein, bricht die Watch D2 die Messung ab. Ist alles korrekt, dauert die Messung keine Minute.
Ich starte die Messung und spüre, wie sich das Luftkissen aufpumpt und mein Handgelenk fest umschließt. Nach Beendigung des Vorgangs löst sich der feste Griff und die Watch D2 vibriert. Das ist notwendig, da ich während der Messung nicht auf ihr Display schauen kann. Für den Moment erfreue ich mich bester Gesundheit. Während des gesamten Tests blieben meine Werte unter dem empfohlenen Durchschnitt von 135/85 – und mit wenigen Ausnahmen sogar unter dem als optimal geltenden Wert von 130/80.
Huawei gibt an, dass die Watch D2 eine Abweichung von +/- 3 mmHg hat. Für die Zulassung als Medizinprodukt ist eine Abweichung von +/- 10 mmHg erlaubt. Die wissenschaftliche Studie hierzu kann ich nicht verfassen, aber erste Erfahrungen klingen vielversprechend. Bei einem von Huawei organisierten Termin haben Sanitäter bei den Anwesenden den Blutdruck gemessen. Zuerst ganz klassisch mit Stethoskop und Finger am Handgelenk. Danach mit der Watch D2 und einem Messgerät für den Heimgebrauch. Dabei lag die Smartwatch immer näher am händisch gemessenen Wert, der als sehr zuverlässig gilt.
Es ist bei mir schon einige Jahre her, dass ich eine Blutdruckmessung über 24 Stunden gemacht habe. Das umgehängte Gerät war dabei unbequem und vor allem nachts sehr laut. Die Watch D2 befindet sich stattdessen fast unbemerkt an meinem Handgelenk und ist Huawei zufolge 61 Prozent leiser als andere 24-Stunden-Messgeräte. Ich höre ihre Pumpe tagsüber gar nicht und in der Nacht ist sie so leise, dass sie mich nicht stört.
In den Einstellungen kann ich zwischen einer automatischen und einer manuellen Messung wählen – zumindest tagsüber. Entscheide ich mich für manuell, wartet die Smartwatch mit den Messungen im Tagesverlauf, bis ich mich in Position gebracht habe und mein OK gebe.
Bei der automatischen Variante fängt die Watch D2 in vorgegebenen Intervallen eine Messung an. Nehme ich dabei nicht schnell genug die richtige Position ein – Smartwatch auf Herzhöhe – bricht sie die Messung ab. Aber keine Sorge, für ein medizinisch auswertbares 24-Stunden-Protokoll genügen 20 Messungen am Tage und 7 Messungen in der Nacht. Nachts misst die Uhr immer automatisch, wobei ich die Uhrzeiten dafür festlegen kann.
Bei der Auswertung kommt ein weiterer Vorteil der Smartwatch, bzw. der Huawei Health-App ins Spiel. Das herkömmliche Messgerät muss ich erst abgeben, um die Auswertung zu erhalten. Bei der Watch D2 sehe ich die Messwerte direkt. Die finale Bewertung obliegt aber weiterhin deinem Arzt oder Ärztin. Dabei ist die Exportfunktion für die Messergebnisse hilfreich. Ich kann sie als PDF versenden oder ausdrucken.
Meine Blutdruckmesswerte sind sehr gut. Trotzdem schaue ich mir an, was die Watch D2 als Sportuhr kann. Denn Bewegung gilt neben einer gesunden Ernährung als ein Mittel gegen hohen Blutdruck. Sollte dieser vorliegen, kann die Smartwatch von Huawei ihn also nicht nur messen, sondern auch bei der Bekämpfung helfen.
Mit ihren Sensoren – Huawei fasst sie als TruSense-System zusammen – überwacht die Uhr weitere Gesundheitsdaten wie Puls, Sauerstoffsättigung, Stress oder Schlaf. Außerdem registriert sie Bewegung und trackt sportliche Aktivitäten. Anleitungen für Übungen und ausführlichere Auswertungen gibt es zudem in der Health-App von Huawei.
Laufkurse sind zum Beispiel auf der Watch D2 vorinstalliert, ebenso Aufwärm- und Dehnübungen für vor und nach dem Laufen, Radfahren oder Seilspringen. Weitere angeleitete Workouts sind teilweise an ein kostenpflichtiges Abo – 7,99 Euro/Monat oder 59,99 Euro/Jahr – von «Huawei Health+» gekoppelt. Beim Kauf der Watch D2 gibt es immerhin drei Gratismonate zum Ausprobieren dazu.
Im Vergleich zum Vorgänger ist das Display der Watch D2 größer geworden und misst 1,82 Zoll in der Diagonale. Das Gehäuse ist trotzdem etwas kleiner. Die Uhr sitzt auch beim Sport bequem am Handgelenk, allerdings muss ich etwas herumprobieren, bis ich mich für eine von zwei Größeneinstellungen entscheiden kann. Das Display ist hell und erstrahlt in kräftigen Farben. Zusammen mit der großen Anzeige sorgt das dafür, dass ich zum Beispiel beim Joggen unterwegs schnell die aktuellen Daten erkenne.
Direkt nach dem Laufen schlägt die Watch D2 mir Dehnübungen vor. Diese sind für meinen Körper allerdings zu dezent. Da bleibe ich lieber bei meiner eigenen Auswahl. Unterwegs sind mir die zwischenzeitlichen Ansagen zu laut, diese lassen sich aber in den Einstellungen leiser- oder ganz ausstellen. In den Einstellungen muss ich vor meinem zweiten Lauf auch erst einmal die automatische Pause aktivieren, damit mir rote Ampeln nicht die Pace versauen.
Das integrierte GPS der Watch D2 braucht etwa eine Minute, um eine Satellitenverbindung herzustellen – ein guter Moment für die vorgeschlagenen Aufwärmübungen. Meine Laufstrecke durch die Stadt zeichnet die Smartwatch sehr akkurat auf.
Insgesamt könnte ich mit der Huawei Watch D2 über 80 verschiedene Sportarten aufzeichnen. Die Zahl wird teilweise durch die Unterscheidung in Indoor und Outdoor – etwa beim Radfahren – in die Höhe getrieben. Was mir aber vor allem auffällt: Schwimmen fehlt! Die Watch D2 ist nicht fürs Schwimmbecken geeignet. Nach dem Sport kurz den Schweiß unterm Wasserhahn abzuwaschen hat ihr bei mir bisher aber nicht geschadet.
Bei mir hat die Huawei Watch D2 pro Tag etwa 14 bis 16 Prozent ihres Akkus verbraucht. Daraus ergibt sich eine Gesamtlaufzeit von etwas über sechs Tagen. Dies ist natürlich von der jeweiligen Nutzung abhängig. Ich habe zum Beispiel alle vorhandenen Sensoren aktiviert. Das GPS dürfte die Akkulaufzeit am meisten beeinflussen. Ich habe die Standortbestimmung nur beim Laufen aktiviert und war jeweils nur etwa 30 Minuten unterwegs. Eine längere Nutzung dürfte sich stärker auf die Akkulaufzeit auswirken.
Mich stressen Smartwatches, die ich jeden Tag aufladen muss. Da kommt mir die Watch D2 also sehr entgegen. Bei ihr reicht es meistens, sie ein- bis zweimal pro Woche für eine Stunde an das mitgelieferte drahtlose Ladegerät anzuschließen. Dieses haftet magnetisch an der Rückseite der Uhr. Das geschlossene Standardarmband erlaubt allerdings kein flaches Hinlegen der Uhr.
Die Huawei Watch D2 hat nicht nur meine Gesundheit und Fitness im Blick. Sie ist auch eine Verlängerung des Smartphones. Zumindest kann ich auswählen, welche Benachrichtigungen vom Handy auf der Uhr zu sehen sein sollen.
Ich kann zudem über die Watch D2 und die Bluetooth-Verbindung zum Smartphone telefonieren. Der Lautsprecher der Uhr ist laut und deutlich. Ihre Mikrofone nehmen mich gut verständlich auf, wenn ich sie vor mein Gesicht halte. Ich muss auch nicht direkt in die Uhr sprechen. Trotzdem würde ich die Funktion nur nutzen, wenn ich alleine bin, da Personen in der Nähe alles mithören.
Mit der Watch D2 kann die Musikwiedergabe auf meinem Smartphone steuern. Oder auch direkt Musik von der Uhr abspielen. Sie spielt Songs in den Formaten MP3, AAC, WAV, FLAC und OPUS ab.
Die meisten vorinstallierten Apps passen aber zum Fokus der Watch D2 auf Gesundheit und Fitness. In Huaweis App Store «AppGallery» steht eine kleine Auswahl von 13 Apps zur Installation bereit. Sie bieten unter anderem die Kontrolle über die Smartphone-Kamera vom Handgelenk oder bringen Google Maps und Kalender auf die Smartwatch. Besonders negativ fällt mir auf, dass das Huawei Wallet und damit die Bezahlfunktion auf Wearables in Europa nicht verfügbar ist.
Die Armbänder der Watch D2 sind theoretisch auswechselbar. Der Mechanismus zum Lösen lässt sich unkompliziert und ohne Werkzeug betätigen. Allerdings ist die Auswahl an Armbändern mit Luftkissen noch sehr gering. Um genau zu sein, will Huawei erst demnächst ein zweites Modell herausbringen.
Die Huawei Watch D2 ist definitiv die unauffälligste und unkomplizierteste Art, den Blutdruck im Blick zu haben. Die Messung – egal ob einzeln oder über 24 Stunden – ist komfortabel und erscheint mir bisher sehr präzise.
Zusätzlich überzeugt mich die Watch D2 als Sportuhr mit genauem GPS, gut erkennbarem Display und einer langen Akkulaufzeit. Sie liefert zudem nicht nur beim Sport zahlreiche Messdaten, sondern auch im Alltag und beim Schlaf. Mit ihr habe ich meinen Gesundheitszustand umfassend im Blick. Nur wer gerne schwimmt, wird von der Smartwatch enttäuscht, da sie dafür nicht wasserdicht genug ist.
Die Smartwatch-Funktionen sind nicht besonders umfassend, decken aber Grundbedürfnisse ab. Hier bieten andere Modelle mehr Apps. Zudem gibt es von der Watch D2 keine LTE-Variante.
Pro
Contra
Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Digitec und Galaxus.