

Ich hab 8 «PUBG»-Klone gespielt, damit du das nicht musst

Wie immer, wenn jemand Erfolg hat, wollen andere daran teilhaben. Bei Games zeigt sich das oft mit dreisten Kopien. Die meisten davon findet man fürs Smartphone. Ich hab die populärsten Titel mal ausprobiert.
«PlayerUnknown’s Battlegrounds» kurz «PUBG» genannt, ist ein Phänomen. Am 23. März 2017 als Early-Access-Titel gestartet, hat es sich mittlerweile alleine auf Steam knapp 30 Millionen mal verkauft. Zu Spitzenzeiten spielen weltweit auf PC über drei Millionen Spieler gleichzeitig. Kein Wunder also, hat es nicht lange gedauert, bis die ersten Nachahmer aufgetaucht sind. Und ich rede hier nicht von «Fortnite», das mit seinem Battleroyal-Modus äusserst erfolgreich ist. Schliesslich ist «PUBG» auch nur eine Weiterentwicklung eines «Arma 2»-Mods. Nein, ich rede von dreisten Kopien im Mobile-Bereich, die sich ziemlich grosszügig bei der berühmten Vorlage bedienen. Sie nennen sich «Pixel’s Unknown Battle Ground», «Grand Battle Royale» oder mein persönlicher Favorit: «Play unknowingly Battleground». Spätestens wenn du das Logo siehst, weist du meist, woher die Inspiration kommt. Zwei offizielle «PUBG»-Mobile-Spiele sind bereits in Entwicklung. Bis dahin werden die meist im Google Play Store anzutreffenden Trittbrettfahrer fleissig abkassieren. Aber sind die Spiele wirklich so schlecht, wie man meint? Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.
Anmerkung: Mir ist zwar beim Spielen nichts Ungewöhnliches aufgefallen, aber bei solchen Klonen ist nie ganz auszuschliessen, dass sie fragwürdigen Code enthalten. Installation auf eigenes Risiko. Oft verlangen sie nach dem Start weitreichende Rechte. Ich habe jeweils alles abgelehnt und konnte trotzdem spielen.
Zum Testen habe ich primär die Spiele ausgewählt, die bei der Suche nach «PlayerUnknown’s Battlegrounds» als erstes erschienen.
«Pixel’s Unknown Battle Ground»

Das allererste, was du in diesem Spiel zu sehen kriegst, noch bevor du irgendwas gedrückt hast, ist Werbung für In-Game-Items. Dort heisst das Spiel dann übrigens auch «Battleground Royale». Immer ein gutes Zeichen, wenn das Spiel selbst nicht weiss, wie es heisst. Während ich das schreibe, läuft plötzlich ein Werbevideo. Und das obwohl ich noch im Startmenü bin und nichts gemacht habe. Lässig. Wegklicken lässt es sich erst nach 30 Sekunden. Ein guter Anfang.
Zur Auswahl stehen drei Modi. Battleroyale, Team Battle und ein Zombie-Modus. Mich interessiert nur ersterer also ab in die Lobby. Nach einer Minute fliegen ich und 24 andere Spieler in einem Helikopter über eine kleine Stadt. Die Grafik ist klar von «Minecraft» abgeschaut. Du spielst in Third Person und genau wie bei allen nachfolgenden Titeln auch indem du dich mit dem linken Daumen bewegst und mit dem rechten Daumen zielst und schiesst. Mir haben solche Spiele noch nie zugesagt. Hier kommt noch dazu, dass die Steuerung recht ungenau ist. Immerhin wird automatisch gefeuert, wenn du jemanden anvisierst – wahlweise in Egoperspektive. Ich stolpere herum, sammle Waffen ein und schiess sogar zwei Gegner um, die noch schlechter mit der Steuerung klar kommen als ich. Fahrzeuge gibt es auch, die könnten ebenfalls schiessen. Allerdings kannst du nur einsteigen, wenn du sie vorher freigeschaltet hast, glaub ich. Ich schaffs unter die letzten fünf, bevor ich ins pixelige Jenseits befördert werde. Dort wartet bereits die nächste Werbung auf mich. Danke, das wars für mich.
Gratis für Android und iOS.
«Free Fire Battleground»

Immerhin das Logo fällt mal nicht durch Markenrechtsverletzung auf. Ein guter Start. Dafür brauche ich eine Ewigkeit, bis ein Benutzername akzeptiert wird, obwohl ich keine Sonderzeichen oder Umlaute verwende. Die Grafik zielt hier mehr Richtung «PUBG», wenn auch eher auf Niveau eines «GTA 3». 50 Spieler nehmen an einer Runde teil. Mit einem altbekannten Viermotorigen Flugzeug wirst du auf die Karte geflogen, die etwa einem Zehntel des Vorbilds entspricht, dafür aber mehr Action verspricht. Waffen, Ausrüstung, Bewegungsmöglichkeiten sind fast 1:1 adaptiert. Inklusive der Item-Levels und Nachschubdrops. Du profitierst davon mit Sound zu spielen, weil du dann die gegnerischen Schritte hörst. Drei gutausgerüstete Gegner erliegen meinen übermenschlichen Ballerskills. Ich bedanke mich für die 3er-Weste und den schönen Helm. Meine Loot-Gier wird mir aber schliesslich wieder zum Verhängnis, als ich einen Flugzeug-Drop aufsammeln will und prompt mit einem Sturmgewehr abgemurkst werde. Immerhin Top 10.
Alles in allem gar nicht mal so ein übles Spiel und mit Werbung halten sich die Entwickler auch zurück.
«Grand Battle Royale»

Ein weiterer Kandidat, der hofft, auf der «PUBG»-«Minecraft»-Welle mitsurfen zu können. Das Charakterdesign sieht fast identisch aus wie das von «Pixel’s Unknown Battle Ground». Die Klone kopieren die Klone. Auch hier spielst du in Third Person, allerdings mit etwas mehr Vertikalität. 20 weitere Quadratschädel stolpern ungeschickt durch eine ziemlich überschaubare Stadt. Da ich vom Dach aus, wo ich gelandet bin, nichts treffe, teste ich mal den Fallschaden. Entweder scheint es keinen zu geben oder meine Figur hat extrem muskulöse Pixel-Beine. Die Steuerung ist so ungenau, dass sie mir seelische Qualen bereitet, die ich nur ertrage, weil andere noch schlechter sind als ich und meiner Brechstange zum Opfer fallen.
Nach dem Ableben gibt’s erstmal Werbung. Hmja, nein danke.
Gratis für Android
«Unknown Battlegrounds Royal»

Dieser Titel erinnert etwas an «Unturned». Ein weiteres PC-Spiel, das auf «Minecraft»-Optik setzt. Ausser dem Namen gibt es sonst wenig Ähnlichkeiten mit «PlayerUnknown’s Battlegrounds». Du spielst zur Abwechslung mal in First Person und irrst in der Wildnis umher, während Zombies auf dich lauern. Immerhin hast du von Anfang an eine Waffe. Die Steuerung ist allerdings so unglaublich schwammig, als hätte ich zwei Flaschen Wodka intus. Ich wünschte es wäre so, das würde nämlich das Schwindelgefühl erklären. Während langsam die Balken für Nahrung und Wasser nach unten ticken, schwindet auch meine Geduld. Zudem gibt es im Solomodus keine menschliche Gegner oder Mitspieler, nur über die Netzwerk-Option. Die zeigt mir aber keine Server an und da ich glücklicherweise kein armes Opfer kenne, das seine Zeit hiermit verschwendet, gibt es auch keine IP zu der ich connecten könnte. Schwein gehabt.
Gratis für Android
«Survival Battle Royale»

Dieses Spiel hat noch nicht mal eine Sterne-Bewertung im App Store. Wenn das nicht vielversprechend klingt. Zur Auswahl stehen drei Modi. Ich wähle 1vsAll mit maximal 32 Spielern. Danach wirst du gefragt, ob du Werbung schauen willst, um eine Waffe zu bekommen? Nerv nicht. Brauche ich nicht. 10 Sekunden später: Hmm, vielleicht doch. Du startest nämlich halbnackt in Unterhosen und ohne Waffe. Zweimal blinzeln und ich werde von mehreren Seiten von automatischen Waffen durchsiebt. Danach gibt's erstmal Werbung zur Entspannung. Spiele ich überhaupt gegen Menschen oder Computer-Gegner? In der App-Beschreibung heisst es Players, also nehme ich an, es müssten Menschen sein. Warum sich dann alle wortwörtlich auf mich eingeschossen haben, verstehe ich trotzdem nicht.
Ich wechsle zum Modus Solo vs 32 und werde erneut innert Sekunden in einen kümmerlichen Haufen Elend verwandelt. Spassig. Ich gebe nach und schaue widerwillig ein Werbevideo damit ich auch ein Waffe erhalte. Damit überlebe ich immerhin fünf Sekunden, bevor scheinbar jeder im Level seine Knarre auf mich gerichtet hat und mich zur nächsten Werbepause verdonnert. Das scheint in diesem Spielen generell die Bestrafung zu sein.
Fazit: Hässlich, uninspiriert, NEXT!
Gratis für iOS
«Last Battle Ground Survival»

Hier kannst du wie beim grossen Vorbild wahlweise alleine, im Zweier- oder im Viererteam spielen. Sogar direkt mit deinen Freunden. Das Spiel fängt im Flugzeug an. Nach der Fallschirmlandung fleissig Häuser looten, die im Design und Aufbau verdammt stark an «PUBG» erinnern. Auch bei den Waffen und Fahrzeugen liess man sich «inspirieren». Letztere machen übrigens Fahrgeräusche, die klingen wie ein verstimmter Atari 2600.
Die Steuerung ist auch hier typisch Third-Person-Game auf einem Handy entsprechend eingeschränkt. Für zwei Kills hat es mit der SK12dennoch gereicht. Die Krönung mit einem Kill per Auto wurde mir leider verwehrt. Entweder wurde das Schadensmodell nicht entsprechend erweitert oder es war ein Bug. Auf jeden Fall schade. Ganze 40 Leute bekriegen sich hier. So richtig Spass kommt aber auch in diesem Spiel nicht auf.
Gratis für Android
«Rules of Survival»

Der Startscreen sorgt für ein Flashback zu «Just Cause 3». Optisch macht es dafür von den getesteten Spielen die beste Falle. Auch wirst du nicht gleich von Werbung belästigt, sondern landest direkt in einem kurzen Tutorial, das sich auch überspringen lässt. Anschliessend hüpfst du in einen komisch aussehen Flieger und suchst dir einen Landeplatz auf einer gigantischen Karte. Die dürfte fast so gross sein wie Miramar oder Erangel (die maps aus «PUBG»). Nur dass sich hier sogar 120 Spieler bekriegen! Ich spiel Solo, aber es gäbe auch die Möglichkeit Duo, Squad oder im Fireteam zu spielen. Für diese Art von Teamwork wird sogar Voicechat unterstützt. Der Rest vom Spiel ist same old same old. Waffen, Ausrüstung etc. looten, im Kreis bleiben und nicht von fliegenden Bomben getroffen werden. Fahrzeuge gibt's auch, sogar Harleys. Das Design ist klar von «PUBG» inspiriert. Die Steuerung ist einigermassen präzise für ein Third-Personspiel auf dem Handy. Dinge wie automatisches Rennen, sobald du mehrere Sekunden die Taste drückst, sind richtig praktisch.
Boxen geht übrigens auch. Für «Rules of Survival» kann ich eine eingeschränkte Empfehlung geben. Ich find immer noch, Shooter-Games auf dem Smartphone sind direkt aus der Hölle, aber wenn dich das nicht stört, dann kriegst du hier nicht einfach nur eine plumpe Kopie, sondern einen ganz ordentlichen Zeitvertreib.
«Play unknowingly Battleground»

Für den Titel gibt's schon mal Pluspunkte. Dafür, dass ich nach dem Start aber erst mal 30 Sekunden ätzende Werbung über mich ergehen lassen muss, werden sie gleich wieder abgezogen. Die Skybox für den Himmel sieht aus, als wär sie direkt aus dem «PUBG»-Installationsordner entwendet worden. Du spielst in der dritten Person. Leider nur gegen Computergegner. In einer minimalistisch realisierten Stadt... Ortschaft... Platz mit Gebäuden und Bäumen rennst du herum, während Betrunkene in roten Rennwagen wie die Irren überall reinrasen. Ziel der ersten Mission ist es, Gegner zu verkloppen. Das Ganze spielt sich buggier als «PUBG» in der Early-Access-Phase. Nach ein paar Schlägen kippen die Gegner immer weiter nach hinten und liegen in krasserer Schräglage als Michael Jackson in Thriller. Sie könnten glatt mein eigener Schatten sein.
Da du nur deine Fäuste hast und die Gegner gleich fest zuschlagen wie du, liegst du etwa nach dem dritten Gegner flach. Dir bleibt nichts anderes übrig, als Werbung zu schauen. So schaffe ich es in den nächsten Level, wo ich von einer grünen Leuchtsäule zur nächsten renne. Spannend. War schon in «Superman 64» ein echtes Highlight. In Level 3 haben die Gegner Helme, aber keine Waffen. Wehren tun sie sich auch nicht mehr. Irgendwann stehe ich plötzlich zweien auf dem Kopf und komme nicht mehr runter. Das ist also mein Kryptonit. Dazu hämmert in Endlosschlaufe irgendein Stock-Metal-Track.
«Play unknowingly Battleground» wirkt wie ein Spiel in der Pre-Alpha-Phase. Immerhin ist es so schlecht, dass ich (und zwei Kollegen) regelmässig laut lachen mussten. Das ist mehr, als ich von den meisten anderen Spielen sagen kann. Darum viereinhalb Bratpfannen für dieses Meisterwerk.
Gratis für Android
Die Originalversion (zumindest für die Xbox One) sieht übrigens so aus.



Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.