Insta360 X3: Praktisch auf Schönwetter-Reisen
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Insta360 X3: Praktisch auf Schönwetter-Reisen

Die Insta360 X3 ist unkompliziert und hat unzählige Einstellungen parat. Für eine Rundreise habe ich damit hochauflösende Erinnerungsvideos gemacht. Als Ferienbegleitung hat sie aber auch ihre Schwächen.

Ich habe die Insta360 in meine Ferien nach Mexiko genommen. Denn ich sehe in einer Actioncam wie dieser viele Vorteile für Urlaubsreisen. Zum Beispiel, dass sie handlich und wasserfest ist. Ausserdem kommt die Insta360 mit einem Bildstabilisator, was bei den holprigen Strassen und Wanderungen in unwegsamem Gebiet besonders wichtig ist. Mit 360-Grad-Aufnahmen muss ich mich zudem nicht vorab entscheiden, in welche Richtung ich filmen möchte. Scheint perfekt, um beim Filmen die Aussicht geniessen zu können.

Ich mache in den Ferien zudem lieber Videos als Fotos. Der Gesamteindruck eines Ortes oder eines Erlebnisses geht für mich schnell verloren, wenn es nur auf Bildern Platz finden soll. Filme haben eine ganz andere Wirkung.

Die Insta360 X3 ist leicht und handlich – vielversprechend für die Ferien.
Die Insta360 X3 ist leicht und handlich – vielversprechend für die Ferien.
Quelle: Michelle Brändle

Spezifikationen: Insta360 One X2 und X3 im Vergleich

Beim Vorgängermodell, der Insta360 One X2, ist die Bedienung am runden, kleinen Bildschirm ziemlich fummelig und ich benötige deshalb für die Steuerung ein Smartphone. Bei der X3 ist die Bedienung am grossen rechteckigen Bildschirm übersichtlich und einfach. Die Videos lassen sich anschliessend am Computer oder Smartphone bearbeiten.

Ansonsten hat sich von der X2 zur X3 nicht viel verändert. Die X3 ist mit 180 Gramm zu den vorherigen 149 Gramm etwas schwerer – sie liegt aber immer noch leicht in der Hand. Die Funktionen bleiben, die Videoauflösungen auch. Die Blende beträgt bei der X2 f/2 und bei der X3 f/1,9. Der Akku ist bei der X3 mit 1800 mAh grösser als die 1630 mAh der One X2. Die Akkulaufzeit bleibt bei rund 80 Minuten. Die Videodatenrate hat sich von maximal 100 Megabit pro Sekunde auf 120 erhöht. Für die vielen Informationen benötigt die Kamera aber auch genügend Speicher. Deshalb solltest du an eine schnelle microSD-Karte mit mindestens 128 GB Speicherplatz denken.

Die Insta360 X3 links lässt sich auf dem grossen eckigen Bildschirm leichter bedienen als die Insta360 One X2 rechts mit dem runden kleinen Display.
Die Insta360 X3 links lässt sich auf dem grossen eckigen Bildschirm leichter bedienen als die Insta360 One X2 rechts mit dem runden kleinen Display.
Quelle: Michelle Brändle

Die Einstellungsmöglichkeiten sind bei beiden gleich und scheinen mir nahezu endlos: Fotos und Videos per Einzelobjektiv oder im 360 Grad-Modus. Von 3K-Auflösung bis 5,7K – beim statischen Zeitraffer sind es sogar 8K – und Bildraten zwischen 24 fps und 100 fps. Von Linear und Weitwinkel über Ultraweitwinkel und maximalem Winkel mit Verzerrung. Nicht ganz alle Einstellungen sind miteinander kompatibel. Je nach Auflösung lässt sich die Bildrate weniger hochschrauben.

Die Insta360 X3 hat gefühlt endlos Möglichkeiten.
Die Insta360 X3 hat gefühlt endlos Möglichkeiten.
Quelle: Michelle Brändle

Das Schnittprogramm von Insta360

Erst durch die Nachbearbeitung wird aus einem 360-Grad-Video ein normales Video. Das Insta360-Schnittprogramm lässt sich mithilfe der Kameraproduktnummer über die Website von Insta360 herunterladen. Das Programm ist übersichtlich aufgebaut. Du hast damit die Möglichkeit zur groben Bearbeitung deiner Videos, um Exportdateien für den Feinschliff erstellen zu können. Deshalb liefert dir das Programm auch gleich Plugins für Adobe Premiere. Und eine Anleitung dafür. Ich fokussiere mich darauf, was die Kamera selbst alles kann und wie weit ich mit dem Schnittprogramm von Insta360 komme. Als Einführung zur Software empfehle ich dir das nachfolgende Video.

Bei den Rundum-Videos wählst du im Schnittprogramm zuerst den gewünschten Ausschnitt aus. Dieser lässt sich mit zwei Klicks sauber zuschneiden. Mit Keyframes definierst du die Blickrichtung und in welchem Winkel der Ausschnitt dargestellt werden soll. Von normaler Frontansicht über einen sogenannten «Tiny Planet», bei dem es aussieht, als würdest du auf einem Miniplaneten umherwandern.

Auch Zeitraffer, Zeitlupe und Objektverfolgungen bietet die Software. Eine Farboptimierung ist mit einem Klick über das ganze Video möglich. Und nicht zuletzt kannst du beim Rendern der Videos das Rauschen reduzieren.

Reisetauglich: Das Schnittprogramm fürs Handy

Möchtest du gleich unterwegs ein paar Videos fertigstellen und nicht warten, bis du einen PC zur Verfügung hast, gibt es auch eine Insta360-App für iOS und Android. Damit kannst du direkt auf alle gemachten Videos zugreifen und in der Smartphone-App weiterbearbeiten. Die Möglichkeiten sind so umfangreich wie am Computer und bieten eine leichte, auf Smartphones angepasste Bedienung.

In der App hast du zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterverarbeitung.
In der App hast du zahlreiche Möglichkeiten zur Weiterverarbeitung.
Quelle: Michelle Brändle

Hier lassen sich beispielsweise leicht verschiedene Videoausschnitte nebeneinanderstellen und verschieben. Das untenstehende Video erklärt dir die Möglichkeiten genauer.

Effekthascherei: die Kamera als Reisebegleitung

Bei unserer Rundreise in Mexiko sind wir an wunderschönen Stränden gelandet, haben die Tiefen des Wasser erkundet und dazwischen mit dem Auto einige spannende Orte durchquert. Mit der Insta360 X3 konnte ich mich stets auf die Umgebung konzentrieren und musste nicht darauf achten, wie ich möglichst alles auf Video bekomme. So habe ich die Insta360 X3 auch mal nur an den Rucksack geschnallt oder ans Auto und mich erst danach um das Ergebnis gekümmert.

Touris sind immer die anderen: optimale Bedingungen

Das klassische Beispiel für ein Ferienvideo: spannende Denkmäler, viele Touristen und schönes Wetter. Wie sieht das mit der Insta360 X3 aus? Im Schnittprogramm habe ich die Möglichkeit, den Blickwinkel auf die schönsten Stellen zu richten. Ohne grosse Effekte und Einstellungen erhalte ich bei optimalen Bedingungen und bereits mit 4K-Auflösung einen schönen Eindruck der besuchten Orte.

Der automatische Bildstabilisator funktioniert für einen so holprigen Fussweg ziemlich gut. Das Bild hat auch ohne Nachbearbeitung kräftige, natürliche Farben. Nicht ganz scharf wirkt alles, was in Bewegung und etwas weiter weg ist. Trotz möglichst natürlichem Blickwinkel ist der Himmel an den Seiten unnatürlich verzerrt. Um den Gesamteindruck und den spannenden Ort noch einmal Revue passieren zu lassen, finde ich das Ergebnis gelungen.

Atmosphäre bei Regen und wenig Licht

In diesem Video zeige ich, wie die X3 mit Regen und bewölktem Himmel umgeht. Der Regen selbst ist nicht sichtbar. Leider aber die Tropfen auf der Linse. Zum Glück ist die Kamera wasserfest.

Die Bildqualität überzeugt mich bei diesen Licht- und Wetterverhältnissen nicht. Das Video ist in 4K, aber bei 5.7K hätte ich kaum mehr rausgeholt. Auch die Rauschreduzierung des Schnittprogramms verbessert das trübe Bild nicht. Die Bildstabilisierung ist hier dafür erstaunlich gut. Zu Fuss über den Sandstrand ist also kein Problem für die Kamera.

Atmosphäre bei Sonnenaufgang

Bei sich verändernden Lichtverhältnissen, hier als Beispiel bei einem Sonnenaufgang, hat die Kamera etwas weniger Mühe. Den dunklen Stellen fehlen allerdings die Abstufungen. Auch wirkt das Bild teilweise trüb. Für solche eher kniffligen Bedingungen ist das Ergebnis aber recht schön. Der anschliessend hinzugefügte Zeitraffer bringt etwas Abwechslung.

Mit dem Auto unterwegs

Mit einem zusätzlichen Saugnapf habe ich die Insta360 auch ans Auto geklatscht. So konnte ich während der langen Fahrten die Umgebung festhalten.

Im Schnittprogramm kann ich einen Objekt-Tracker nutzen. Markiere ich das gewünschte Objekt, wie in meinem Beispiel eine kleine Hütte am Strassenrand, sieht es aus, als würde ich dem Objekt hinterherschauen. Mit dem Zeitraffer werden die seitlichen Objekte von der AI mit einem zusätzlichen Filter versehen, der die Bewegungsunschärfe noch verstärkt. So wirkt es, als würden wir durch die Landschaft rasen.

Die Bedingungen dafür müssen allerdings stimmen. Mein erster Versuch, ein Objekt zu verfolgen, galt einem vorbeirasenden Motorrad und hat nicht geklappt. Das könnte daran liegen, dass ich aus dem Auto gefilmt habe und dadurch die Geschwindigkeit des Objekts zu hoch war, aber auch daran, dass das Motorrad im Schatten zu wenig Kontrast gegenüber seinem Hintergrund hatte.

Auch die generelle Videoqualität war durch die Geschwindigkeit und den unebenen Boden beeinträchtigt. Der Bildstabilisator musste einiges korrigieren. Das erkennst du in den folgenden Videos. Die Strassen in Mexiko waren eine wilde Achterbahnfahrt mit unzähligen Schlaglöchern. Im ersten Video habe ich es mithilfe des Schnittprogramms (Flow-State) auskorrigiert, unten ist das gleiche Video ohne den Stabilisator: Hier ruckelt es, was das Zeug hält.

Timeshift: Zeitrafferfunktion in Bewegung

Spannend fand ich auch das Ergebnis vom integrierten Zeitraffermodus (Timeshift) der Kamera. Im oberen Video mit dem Sonnenaufgang habe ich das nachträglich hinzugefügt. Das Ergebnis hier mit Timeshift ist ebenfalls flüssig. Der Vorteil ist, dass ich beim Timeshift Speicherplatz sparen kann. Ich produziere vorab weniger Daten für die gleiche Abspiellänge, wie wenn ich ein langes Video erst anschliessend in den Zeitraffer setze. Allerdings ist es in meinen Augen viel zu schnell und lässt sich anschliessend nicht ohne starken Qualitätsverlust verlangsamen.

Es gibt an der Kamera aber auch die Möglichkeit eines stationären Zeitraffers. Diesen habe ich für meine Reisevideos nicht genutzt, dort könntest du aber auch die Geschwindigkeit einstellen. Beim Stationären brauchst du ein Stativ und kannst dann eine 360-Grad-Aufnahme über einen längeren Zeitraum als Zeitraffer aufnehmen. Beim Timeshift bist du beim Filmen in Bewegung.

Nasse Angelegenheit: Die X3 mit Case im Tiefgang

Der spannendste Anwendungsbereich lag in den Tiefen einer Cenote. So werden in Mexico natürliche Wasserquellen genannt, die sich meist durch den Einsturz von Höhlen gebildet haben. Es gibt seltene Varianten, in denen Fische und Schildkröten leben, und eine davon haben wir besucht.

Beim Schnorcheln wollte ich herausfinden, was die bis 10 Meter wasserdichte Actioncam festhalten kann und wie die Qualität mit der zusätzlich erhältlichen Tauchhülle ist. Mit Hülle dürfte ich auch bis 50 Meter abtauchen.

Hier ein Tipp: Das Montieren der Hülle sollte möglichst im Trockenen stattfinden. Denn auch bei kleinen Tropfen passiert es, dass das Case schnell anläuft und der Unterwasserfilm eher ein Nebelfilm wird. Deshalb sind dem Tauchcase auch wasseraufsaugende Stoffstreifen beigelegt, die du unbedingt nutzen solltest. Und das Case ist anfällig für Kratzer, meines hat nach zwei Wochen übel zugerichtet ausgesehen.

Das Case ist ziemlich schnell verkratzt.
Das Case ist ziemlich schnell verkratzt.
Quelle: Michelle Brändle

Ich hatte zudem vergessen, den Case-Modus an der Kamera zu aktivieren, tatsächlich hat das Schnittprogramm es im Nachhinein erkannt. Die AI hat das Case allerdings nicht überall sauber rausgeschnitten. Mit den richtigen Ausschnitten habe ich aber durchaus ein paar schöne Clips hinbekommen. Meistens war wenig Licht vorhanden, weshalb jene Videos ziemlich körnig wurden. Hier siehst du eine Tortugita, eine kleine Süsswasserschildkröte, die wir beim Schnorcheln entdeckt haben.

Weil die Insta360 X3 auch ohne Case bis 10 Meter wasserdicht ist, habe ich anschliessend Videos rein mit der Kamera unter Wasser gedreht, um den Unterschied darzustellen. Kurz gesagt, würde ich dir davon abraten. Das Bild wird leider verschwommen. Die Atmosphäre durch das gebrochene Licht unter Wasser hat dafür etwas künstlerisches und gefällt mir an sich sehr gut. Deshalb gerne auch hier ein Beispiel.

Stillgestanden: Fotos statt Filme

Neben Videos kannst du natürlich auch Fotos als JPEG und im RAW-Format machen. Und aus den Videos selbst lassen sich per Knopfdruck im Schnittprogramm auch Screenshots als Fotoersatz erstellen. Die Qualität stört mich bei den Videostills, die Bilder sind beim Heranzoomen schnell unscharf. Und auch hier muss natürlich das Lichtverhältnis stimmen. Ein leicht körniges, aber atmosphärisch schönes Beispiel für die Screenshot-Variante habe ich aber gefunden.

Ein Screenshot eines Videos ist qualitativ eher mittelmässig, bietet aber eine gute Möglichkeit für ein nachträgliches Foto.
Ein Screenshot eines Videos ist qualitativ eher mittelmässig, bietet aber eine gute Möglichkeit für ein nachträgliches Foto.
Quelle: Michelle Brändle

Wie aber ist die Qualität eines Fotos mit der Insta360? Eher dürftig. Eigentlich ist sie gleich wie bei den Videos. Das heisst, du brauchst beste Lichtverhältnisse und musst zusätzlich hoffen, dass dein Motiv scharf gestellt und nicht überbelichtet wird. Deshalb habe ich viele unsaubere Ergebnisse. Die anderen haben sich von Videoscreenshots nicht wirklich unterschieden.

Ich beim zeichnen, mit Überbelichtung am rechten Rand.
Ich beim zeichnen, mit Überbelichtung am rechten Rand.
Quelle: Dominik Kirnbauer

Das schöne ist, dass du bei 360-Grad Fotos ebenfalls entscheiden kannst, welchen Ausschnitt und Winkel du nehmen möchtest. Dort werden die Ränder je nach Ausschnitt aber leicht verzerrt.

Fazit: Überzeugt mich, wenn die Sonne scheint

Die Möglichkeiten mit der Insta360 X3 sind unglaublich vielseitig und lassen Platz für Kreativität. Sie lässt sich leicht bedienen und passt ins kleine Gepäckstück. Mit einem Ersatzakku und viel Speicher auf einer microSD kannst du auch längere Filme drehen. Für die Ferien solltest du sie aber vor allem bei gutem Wetter ausgiebig nutzen und mit mindestens 4K-Auflösung filmen. Ist es dunkler als bei Sonnenschein, lässt die Qualität der Videos schnell nach.

Der Bildstabilisator funktioniert in den meisten Fällen sehr gut, auch zu Fuss und auf extrem holprigen Strassen. Muss die Kamera viel Ruckeln auskorrigieren, ist die Bildqualität etwas geringer. Beim Tauchen solltest du für klare Ergebnisse definitiv nur mit Case ins Wasser.

Das Schnittprogramm ist sowohl für das Smartphone als auch für den PC leicht zu bedienen und bietet dir viele Möglichkeiten zur Nachbearbeitung. So hält sich auch der Aufwand ziemlich in Grenzen und macht sogar Spass. Auch die weniger guten Clips hatten ihren Charme, haben unsere Blödeleien und Gespräche festgehalten und sind definitiv eine tolle Erinnerung für später.

Für 540 Franken oder Euro erhältst du eine kompakte, wasserfeste 360-Grad-Videokamera mit vielen Einstellungsmöglichkeiten. Die X3 hat zwar nur wenige Verbesserungen gegenüber der One X2, aber die angenehmere Bedienung ist definitiv ein Pluspunkt. Die One X2 kostet aktuell knapp 400 Franken oder Euro (Stand 05.04.23).

Insta360 X3 (30p, WLAN, Bluetooth)
Action Cam
EUR428,21

Insta360 X3

30p, WLAN, Bluetooth

Insta360 One X2 (30p, Bluetooth, WLAN)
Action Cam
EUR298,85

Insta360 One X2

30p, Bluetooth, WLAN

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Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los. 


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