

Kabelloses Gaming-Headset auf Herz und Nieren geprüft: HyperX Cloud Flight

HyperX hat sich in der Vergangenheit einen guten Ruf unter Gamern aufgebaut. Ergonomie wird gross geschrieben. Ausserdem bewirbt der Hersteller den tollen «immersiven» Sound – also ein tiefes Sounderlebnis, sowie eine lange Akkulaufzeit. Ob das Headset halten kann, was es verspricht, wollen wir herausfinden.
Die Spezifikationen auf dem Papier können sich sehen lassen. Das Headset soll eine Akkulaufzeit von bis zu 30 Stunden haben. Es ist PC und PS4 (Pro) ready, hat ein abnehmbares Mikrofon mit Rauschunterdrückung, um 90° drehbare Ohrmuscheln und LED-Effekte. Die Audio- und Mikrofonsteuerung ist gemäss Hersteller intuitiv. Bei Bedarf kann der Sound mittels mitgeliefertem 3.5 mm-Klinkenkabel auch auf analogem Weg zum Ohr finden. Bei der Funkübertragung im 2.4 GHz Bereich bietet das HyperX Cloud Flight einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20'000 Hz – kabelgebunden 15 Hz bis 23'000 Hz. Einen kleinen Wermutstropfen gibt's doch: Das Headset bietet «lediglich» Stereo-Sound.
Lasst die Spiele beginnen – reiss die Packung auf

Es ist zwar nicht Weihnachten, fühlt sich aber genauso an. Zumindest bis ich daran denke, dass die Verpackung auch irgendwann zurückgegeben werden muss – natürlich mit Inhalt. Aber egal, vorerst ist der Inhalt «mein Schaaatz» und soll es die kommenden Tage auch bleiben.
Der Inhalt:
Papier (Quick Start Guide und anderes, was ich eh nicht lese), Gaming-Headset, USB-Stick für die Funkübertragung, Mikrofon mit 3.5 mm-Anschluss, 3.5 mm-Klinkenkabel, USB-Ladekabel
So weit, so gut – das Headset wirkt wertig und beim Anpassen des Bügels an die Kopfgrösse fällt auch gleich auf, dass sich HyperX nicht lumpen lässt: Die Schieber des Bügels sind aus Stahl. Beim Aufsetzen passt sich das Over-Ear-Headset ausserdem automatisch an die Kopfform an – drehbare Ohrmuscheln sind eine gute Sache. Alles scheint perfekt zu sitzen. Der erste Eindruck stellt mich schon mal zufrieden. Auch wenn mein Kopf nicht wirklich mit einem Baby-Popo verglichen werden kann, habe ich dennoch das Gefühl, frisch gepudert und wohlig eingepackt, bereit für neue Schandtaten zu sein. Mal sehen, wie sich das Teil im Einsatz macht.
Das Laden am USB-Kabel dauert gemäss Hersteller bis zu 5 Stunden. Nach 3 Stunden ist das Headset allerdings bereits Startklar – vermutlich war der fest verbaute 1500 mAh Akku schon im ausgelieferten Zustand etwas geladen. Schade übrigens, dass man ihn nicht selber austauschen kann.
Szenario 1: Der kabelgebundene Einsatz

Auch wenn das Headset fürs Gamen entwickelt wurde, kann man das gute Ding dank 3.5 mm-Klinkenkabel auch am Smartphone oder MP3-Player benutzen. Da ich gerade im Büro sitze und weder PS4 Pro noch Gamer-PC vor mir stehen habe, bleibt vorerst auch nichts anderes übrig. Aber das soll den Spass nicht schmälern – immerhin habe ich besten FLAC-Sound mit dabei.
Ich stöpsle das Kabel bei Headset und Smartphone ein, drücke drei Sekunden auf den Power-Button und wundere mich, dass nichts passiert. Eigentlich müsste das Headset beim Einschalten piepsen. Doch da ist kein Piep und auch kein LED-Effekt, wie von HyperX beworben. Was soll das? Na gut, dann muss ich wohl doch einen kleinen Blick in die Bedienungsanleitung werfen. Und siehe da, es steht nichts darüber drin.
In einem Forum lese ich dann, dass beim kabelgebundenen Betrieb die Funktionalität eingeschränkt ist – will heissen, dass weder der LED-Effekt noch die Lautstärkeregelung und schon gar nicht das Mikrofon funktionieren. Egal, es handelt sich ja primär um ein kabelloses Gamer-Headset. Deshalb sehe ich darüber hinweg, dass ich die Lautstärke direkt am Smartphone einstellen muss.
Ich stöpsle erneut ein, starte den Sound et voilà; endlich habe ich Grund zum Lachen. Mein Gehör ist zwar nicht wirklich audiophil, aber umso mehr überzeugt der glasklare Klang. Wow, das Teil gibt was her – im Vergleich zu meinen In-Ear-Kopfhörern (ja, ich mag diese) ist das echt ein grosser Qualitätsgewinn. Im Vergleich zur Bose-Anlage zuhause fehlt mir allerdings das Bass-bedingte Kribbeln im Bauch – aber welches Headset hat schon einen Subwoofer…
Dennoch, der Sound überzeugt und was ebenfalls auffällt; trotz relativ hoher Lautstärke, kann ich meine Arbeitskollegen noch immer ein wenig hören. Man ist nicht komplett von der Aussenwelt abgeschnitten.
Szenario 2: Teamspeak und Online-Gaming am PC

Endlich, für diese Disziplin wurde das Headset hergestellt. Und ja – es ist sowohl für Teamspeak wie auch für Discord zertifiziert.
Nur zu dumm, dass ich persönlich schon einige Zeit nicht mehr am PC Multiplayer-Titel spiele. Oder vielleicht auch gut, denn so kann ich mir eine Zweitmeinung zum Produkt einholen. Und zwar von meiner besseren Hälfte, welche ab und an gerne in die Welt von «The Elder Scrolls Online» eintaucht. Gemeinsam mit anderen tapferen Helden mischt sie jeweils die Monster in den Dungeons auf, kämpft gegen andere Fraktionen oder fischt stundenlang im See nach seltenen Tieren und «nassen Säcken». Jedenfalls genau der angedachte Einsatzbereich, ohne Teamspeak oder Discord liegen erfolgreiche Schlachten nicht drin. Und selbst beim Fischen kann ein Schwatz mit den Game-Kollegen nicht schaden.
Meine Frau schaut mich fragend an, als ich ihr das Headset überreiche. Ich erkläre kurz, dass sie lediglich den USB-Stick einstöpseln muss, und dann gleich loslegen kann. Hier muss ich kurz anmerken, dass ihr bisheriges kabelgebundenes Headset grosse Probleme mit der Lautstärke und Rauschunterdrückung des Mikrofons hat.
Es dauert keine 15 Minuten, ehe ein erstes Feedback kommt:
«Es ist so krass – hör dir mal diesen Klang an! Ich musste nichts konfigurieren, endlich verstehen mich alle in Teamspeak.»
Vorerst scheint sie mehr als zufrieden mit dem Headset sowie der Sprachqualität zu sein. Ich mache mir auch ein erstes Bild. Die LED-Effekte leuchten hübsch, sind aber eigentlich unnötiger Chichi und nicht wirklich ein Kaufargument. Die Bedienung hingegen ist wirklich intuitiv. Möchte man das Mikrofon kurz muten, drückt man auf den unteren Bereich der linken Muschel. Lautstärke und Powerknopf (dieser dient auch zum Wechseln der LED-Effekte) sind gut erreichbar an der rechten Muschel angebracht.
Ich freue mich über das positive Feedback und überlege mir bereits, das Headset zu kaufen. Doch rund eine Stunde später kommt die nächste Rückmeldung; das Headset drückt leider nach einiger Zeit auf die Ohrmuscheln und ist, zumindest für meine Frau, zu schwer. Mal sehen, wie es mir bei einem Langzeittest ergeht.
Szenario 3: Der Betrieb an der PlayStation 4

Gut, dass ich eine PlayStation 4 (Pro) besitze, denn andere Konsolen werden von diesem Headset nicht unterstützt. Auch hier gilt: USB-Stick einstöpseln und loslegen. Es dauert keine Sekunde, ehe ein Headset-Symbol erscheint und die Nachricht «Mikrofon zum USB-Headset umgeschaltet.» eingeblendet wird.
Ein Tipp am Rande: Wenn man lange auf die PS-Taste drückt, kann man unter «Ton/Geräte» einstellen, ob bei der Soundausgabe lediglich der Chat oder sämtlicher Sound auf das Headset gespielt werden soll.
Ich starte «Elex», da ich momentan nichts anderes spiele. Nein, auch nicht für diesen Test. Allerdings vergewissere ich mich kurz, ob auch das Mikrofon funktioniert. Es tut, was es tun soll, und mein Gesprächspartner (besten Dank der Person, die nicht genannt werden möchte) findet die Qualität ganz passabel.
Aber nun zurück zu meinem Egotrip im Singleplayertitel «Elex». Auch wenn ich die ersten Stunden in diesem Game sehr oft mit Fluchen verbrachte (ich starb dauernd bei einfachsten Monstern), hat es mir den Ärmel nach rund fünf Stunden Spielzeit definitiv reingezogen. Mittlerweile habe ich 51 Stunden auf dem Buckel und träume nachts von Albs, Mutanten und der genialen Shotgun «Donnerschlag».

Der Sound klingt mächtig, die Bässe sind knackig und ich bin etwas erstaunt, wie genau ich die Position meiner Feinde ausmachen kann – überaus genau. In der ersten Minute erwische ich mich dabei, wie ich versuche eine Mücke von meinem Ohr zu verscheuchen. Erst einen Sekundenbruchteil nach dem Geräusch begreife ich, dass dies zum Spielsound gehört. Dass das Headset nur Stereo-Sound bietet, stört mich überhaupt nicht. Ich bin hellauf begeistert – vorerst.
Nach etwas mehr als einer Stunde macht sich allerdings Schmerz breit. Der Bügel meiner Brille belastet durch den Druck der Muscheln meine Schläfe. Ich gehe ins Bad und setze mir Kontaktlinsen ein. Damit ist das Problem gelöst. Nur möchte ich nicht immer mit Linsen spielen – daher ist das Headset für mich nicht optimal. Trotz bestem Sound und einer Akkuleistung, welche gefühlsmässig tatsächlich an die vom Hersteller angegebenen 30 Stunden herankommt, muss ich wohl oder übel weitersuchen, ehe ich das perfekte Headset für mich finde. Schön, hat digitec genügend alternative Produkte an Lager, welche auf weitere Tests warten.
Fazit
Das HyperX Cloud Flight hält was es verspricht. Ergonomisch gesehen ist das Headset absolut durchdacht und passt sich perfekt an die Kopfform an. Für einige Gamer könnte der Druck der Over-Ear-Muscheln allerdings etwas zu gross sein. Dies dürfte aber in erster Linie Brillenträger betreffen.

Der Sound klingt 1A und erfreut Gamer-Herzen. Das Bedienkonzept ist durchdacht und simpel. Man muss sich aber vor dem Kauf bewusst sein, dass der Betrieb lediglich an PC und PS4 möglich ist (oder analog mit beschränkter Funktion). Hat man den Anspruch, auch mal einen Film mit dem Headset zu geniessen, so geht dies nur auf der PS4 oder dem heimischen PC. Die fehlende Unterstützung (Stichwort Bluetooth) für den Betrieb an einem Smart-TV, einem Receiver oder sonstigen Medienplayern kann ein Killerargument gegen den Kauf sein.
Dennoch – well done HyperX!



Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.