Kaufratgeber: Finde die richtige Hardware für deinen nächsten Gamer-PC
Ist es wieder an der Zeit, einen neuen PC zusammenzubauen? Ich sag dir, worauf du achten musst und welche Komponenten sich für Einsteiger, anspruchsvolle oder ambitionierte Gamer empfehlen.
Wie du deinen PC zusammenbaust, erfährst du hier nicht. Dafür aber, welche Komponenten für welche Ansprüche empfehlenswert sind und worauf du beim Hardwarekauf achten musst. Hier findest du in jeder Kategorie meine drei Empfehlungen für ein Einsteiger, Anspruchsvolle und Enthusiasten. Bei den ausgewählten Komponenten habe ich bei jeder Kategorie auf eine möglichst gute Mischung aus Preis, Leistung und positiven Reviews geachtet.
Prozessor
In den letzten Jahren hat AMD mit den Ryzen-CPUs deutlich Boden gut gemacht gegenüber Intel und das ohne den Preisvorteil zu verschmähen.
Der Kauf des Prozessors hängt stark von der Grafikkarte ab. In fast allen Games ist sie wesentlich entscheidender als die CPU. Ausnahmen sind Simulationen wie «Anno 1800», wo viele einzelne Einheiten und Systeme berechnet werden müssen, was den Prozessor stark belastet. Ansonsten bestimmt primär die Grafikkarte die Leistungsgrenze. Es lohnt sich also mehr Geld in die Grafikkarte zu investieren als in die CPU. Der Prozessor ist in den seltensten Fällen der Flaschenhals.
Daher ist auch die Frage nach den Kernen was Spiele betrifft, eher sekundär. Die meisten aktuellen Prozessoren haben mehr als genug davon. Acht Kerne sind aktuell das Optimum. Viele Games steuern aber nur wenige oder gar nur einen Kern an. Da nützen dir 12 Kerne herzlich wenig. Sie sind eher für Kompilierungs- oder Rendering-Aufgaben gedacht. Wichtiger ist die Herzzahl, die sich direkter auf die Spieleleistung auswirkt. Die Mehrleistung eines i7 oder i9 gegenüber eines i5 steht daher in keinem Verhältnis zum Aufpreis. Falls dir AMD nicht zusagt, kannst du für die Top-Konfiguration zu einem Intel i7-9700k greifen. Der liefert sogar noch etwas mehr Leistung.
Mainboard
Mit der Entscheidung für einen Prozessor hast du bereits eine wichtige Vorauswahl für’s Mainboard getroffen. Denn nicht jeder Prozessor passt auf jedes Board. Daneben bestimmt primär die Ausstattung den Preis. Brauchst du Wifi? Extra PCI-Slots für eine Soundkarte? USB-3.1-Ports? Wenn ja, wie viele? RAID-Funktion? Mehr als zwei RAM-Slots? Viele Schnittstellen gibt es zudem in unterschiedlichen Ausführungen wie beispielsweise SATA 6G oder PCIe für besonders schnelle SSDs.
ATX oder MicroATX ist der Formfaktor. MicroATX ist für kompakte Gehäuse gedacht und die Boards besitzen weniger Anschlussmöglichkeiten als ATX.
Grafikkarte
Das Herzstück jedes PCs ist die Grafikkarte. Nichts wirkt sich mehr auf die Leistung in Games aus als die GPU. Du hast die Wahl zwischen Nvidia und AMD. Letztere haben mit der aktuellen Radeon-Serie deutlich aufgeholt. War AMD bislang eher im Einsteigersegment durch gute Preisleistung präsent, sind die Modelle 5700 und 5700XT auch für höhere Ansprüche geeignet. Letztere entspricht in etwa der Nvidia 2070 Super und somit dem oberen Ende des Mittelsegments.
Das Highend-Segment verwaltet Nvidia mit den 2080-Variationen aber nach wie vor unangetastet. Auch Raytracing, das in Spielen für noch realistischere Lichteffekte und Reflektionen sorgt, ist bislang Nvidia vorbehalten. Die Anforderung an die Grösse des VRAM ist stark mit der gewünschten Auflösung verknüpft. Spielst du in Full HD, reichen dir 8 GB, spielst du hingegen in 4K dürfen es gern 11 GB sein.
Arbeitsspeicher
RAM ist der Zwischenspeicher deines PCs. Dort werden alle Informationen zwischengespeichert, die nicht auf der Festplatte gespeichert werden. Besonders bei höherer Auflösung sind mehr RAM von Vorteil, sonst kann es zu Bildrucklern kommen.
Beim Arbeitsspeicher solltest du vor dem Kauf als erstes die Kompatibilität mit dem Mainboard und deiner CPU überprüfen. Das geht entweder auf der Seite des RAM-Herstellers, falls du bereits ein Riegel im Auge hast oder beim Mainboard-Hersteller. Welches RAM du kaufst, hängt bei Intel-Prozessoren primär von deinem Portemonnaie ab. Selbst wenn du sie übertakten möchtest, sind die Leistungsunterschiede verschwindend klein. Kaufst du einen Ryzen-Prozessor sind die RAM-Geschwindigkeiten (Mhz) wichtiger. Dort solltest du zu 3200er-Modellen greifen, um das volle Leistungspotenzial auszuschöpfen.
Von der Grösse verbaust du mindestens 8 GB, besser sind 16 GB. 32 GB sind in den meisten Fällen ein Overkill, können aber in gewissen Spielen für ein Quäntchen mehr Stabilität sorgen. Bei der Bearbeitung von sehr grossen Bildern oder bei der 3D-Modellierung helfen 32 GB ebenfalls. Weil der Preisunterschied so gering ausfällt, empfehle ich dir auch beim Einsteigermodell 16 GB RAM.
Festplatte/SSD
Je mehr Daten du brauchst, desto grösser muss die Festplatte sein. So weit, so einfach. SSDs besitzen keine mechanischen Teile und sind deutlich schneller als HDDs. Dafür kosten sie mehr. Die Ladezeiten in Games, der Bootvorgang von Windows oder die Startzeit von Programmen kann massiv beschleunigt werden, wenn du eine SSD benutzt. Es empfiehlt sich für die Windows-Partition sowie für deine wichtigsten Spiele eine SSD einzusetzen. Wenn du ausserdem ein grosses Film-, Serien oder Musik-Archiv besitzt, kannst du für diese auch eine HDD benutzen. Dort ist Speichergrösse wichtiger als Geschwindigkeit.
SSDs gibt es im 2.5-Zoll-Formfaktor über den SATA-Anschluss. Davon sind auf dem Mainboard meist mehr als genug vorhanden. Schneller sind PCI-e-SSDs, die einen M.2.Slot benötigen. Von diesen besitzen die meisten Boards aber nur einen bis zwei. Das Non-Plus-Ultra sind momentan PCIe-4.0-SSDs. Allerdings verfügen nur die neusten AMD-X570-Boards über diese Schnittstelle.
Netzteil
Damit deine neuen Komponenten mit ausreichend Strom versorgt werden, brauchst du ein passendes Netzteil. Zu den wichtigsten Faktoren gehören Leistung, Wirkungsgrad und Lautstärke. Je effizienter das Netzteil, desto niedriger darf die Leistung ausfallen. Ein Netzteil mit 80Plus-Platinum-Zertifizierung erbringt bei 100 prozentiger Auslastung noch 91 Prozent der Leistung, während ein Bronzemodell nur noch 81 Prozent rausgibt.
Wie viel Watt du benötigst, hängt von den verbauten Komponenten ab. Eine RTX 2080Ti und ein Intel i9 ziehen mehr Leistung als ein i3 in Verbindung mit einer RTX 2060. Netzteilhersteller bieten auf ihren Webseiten meist Rechner an, wo du rausfinden kannst, wieviel Leistung dein Setup verschlingt. Sie rechnen allerdings meist sehr grosszügig.
Kühlung
Auch hier musst du dich zwischen zwei Typen entscheiden: Wasser oder Luft. Wasserkühlungen kosten in der Regel mehr, benötigen mehr Zeit beim Einbau, bieten dafür potentiell die bessere Kühlleistung. Es kommt aber wie immer auf die Komponenten an. Besonders Komplettlösungen, sogenannte AIO für die CPU sind oft schlechter als ein guter Luftkühler.
Wasserkühlungen sind dennoch die erste Wahl, wenn du deinen PC mit Übertakten ans Limit bringen willst. Ausserdem bieten sie durch formbare Tubes mehr Designmöglichkeiten.
Was den Geräuschpegel betrifft, so sind Wasserkühlungen nicht per se leiser. Denn das Wasser muss ebenfalls mit einem Lüfter gekühlt werden und die Pumpe ist auch nicht geräuschlos.
Prüfe immer vor dem Kauf, ob der Kühler oder die Wasserpumpe ins Gehäuse, respektive aufs Board passt.
Gehäuse
Die Wahl des Gehäuses hängt mit deinen ästhetischen Wünschen zusammen, die Grösse wiederum mit deinem Platzbedarf. Viele Gehäuse besitzen keinen Laufwerksschacht mehr und grosse Grafikkarten oder CPU-Kühler passen nicht in jedes Gehäuse. Auch eine Wasserkühlung benötigt genügend Platz. Ohne solche Extrawünsche reicht dir ein Mini-ITX-Gehäuse. Dort ist der Einbau der Komponenten aus Platzgründen oft etwas mühseliger als bei einem Big-Tower. Wie einfach die Montage der Komponenten, das Kabelmanagement oder die Kühlleistung eines Gehäuse ist, erfährst du hingegen nur über entsprechende Reviews.
Als Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.