Kein Schweizer Käse: Die Logitech G Pro X Superlight
Die Logitech G Pro X Superlight wiegt trotz Akku nur 63 Gramm – und das ohne Löcher. Das Federgewicht besticht durch seine Verarbeitung und den präzisen Sensor. Dennoch hat die über 150 Franken teure Gaming-Maus auch Makel.
Endlich mal kein Schweizer Käse auf dem Pult. Damit meine ich ultraleichte Gaming-Mäuse mit Löchern im Gehäuse, die zurzeit total im Trend liegen. Die Logitech Pro X Superlight geht einen ganz anderen Weg: Alles in Allem wiegt die Maus weniger als 63 Gramm und damit weniger als die meisten löchrigen Artgenossen. Dabei macht sie keine Abstriche bei der Verarbeitung.
Wenn da nur nicht der Preis wäre.
Ein Ei? Nein, eine Maus
Optisch hat sich im Gegensatz zur Logitech G PRO Wireless Gaming Mouse nicht viel geändert. In weiss ähnelt das Teil aufgrund der schlichten Form einem Ei. Für Linkshänder ärgerlich: Die Seitentasten auf der rechten Seite sind wohl um Gewicht zu sparen wegrationalisiert worden. Geblieben ist an deren Stelle eine etwas seltsam anmutende Ausbuchtung.
Wie die meisten ultraleichten Gaming Mäuse ist die Pro X Superlight gegen hinten abfallend. Die Form ist vergleichbar mit der Glorious Model O- oder Xtrfy M42 – abgesehen von den fehlenden Löchern. Wenn du nicht XXL-Hände hast, dürfte dir die Maus passen und sie eignet sich für Palm, Claw und Fingertip-Grip. Den Palm Grip empfinde ich mit meiner 19x10,5 Zentimeter grossen Hand auf Dauer als unangenehm. Ich bevorzuge den Claw Grip.
Sehr gute Verarbeitung mit einem Makel
Wie immer teste ich die Verarbeitung, indem ich die Pro X Superlight ordentlich durchschüttle. Dabei höre ich etwas klappern. Nach kurzer Suche sind die Übeltäter ausgemacht: Die Tastenkappen bewegen sich leicht auf und ab sowie seitlich. Keine Sorge: Einen versehentlichen Tastendruck löse ich damit nicht aus. Dennoch empfinde ich es als etwas schade, dass bei einer so teuren Maus die Tastenkappen nicht fest sitzen.
Beim Drucktest übe ich mit Fingern und Daumen Druck auf das Gehäuse aus. So kann ich eruieren, ob die Maus durch Druck versehentlich auslöst. Das ist weder bei den Seitentasten noch den Haupttasten der Fall. Da der Pro X Superlight ein physischer CPI-Schalter fehlt, kann ich den auch so nicht auslösen. Ich erwähne das, weil es meist der CPI-Schalter ist, der beim Drucktest versehentlich betätigt wird.
Das Gehäuse der Maus ist aus ABS-Kunststoff. Die Oberfläche ist eher glatt, weshalb Logitech G auch Grip-Flächen zum Ankleben mitliefert. Beim Modell in Weiss sind Fingerabdrücke wegen der Farbe kein grosses Thema.
Die Switches
Bei den Haupttasten verbaut Logitech die Omron D2FC-F-7N(G1), die für 20 Millionen Auslösungen ausgelegt sind. Dieselben Schalter sind bei den meisten Gaming-Mäusen verbaut, sie entsprechen als der Regel. Die Tasten lösen bei meinem Testmodell zuverlässig aus und ich hatte keine Probleme mit versehentlichen Doppelklicks.
Wie im Schütteltest erwähnt haben die Tastenkappen Spiel gegen links und rechts. Das fällt mir sogar während dem Gamen auf, wenn ich über einen längeren Zeitraum Gegner im Visier habe. Da ich einige Zeit mit einer G502 Lightspeed gespielt habe – bei der haben die Kappen sogar noch mehr Spiel –, bin ich mir das gewöhnt. Schade, für den Preis hätte ich mir die Tasten Bombenfest gewünscht.
Auslösen tun die Tastenkappen dennoch gleichmässig. Ich habe jedoch das Gefühl, dass vorne weniger Druck nötig ist als hinten. Das ist zwar ein kleiner Makel, aber für den Preis der Superlight hätte ich mir mehr Gleichmässigkeit gewünscht. Es besteht beinahe kein Tastenhub – der Weg, bis ein Schalter auslöst –, bevor die Switches auslösen. Das ist bei den Haupttasten von Gaming-Mäusen erwünscht und gut so.
Die Seitentasten sind gut positioniert, für meinen Geschmack jedoch etwas zu klein. Der Klick darauf fühlt sich gut an, aber das Klickgeräusch ist mir etwas hohl. Zudem besteht beinahe kein Tastenhub, bevor die Seitentasten auslösen. Was bei den Haupttasten gut ist, stört mich bei den Seitentasten, da ich so zwischendurch versehentlich auslöse.
Das Scroll-Rad ist gummiert und bietet ordentlich Grip. Es rastet angenehm ein. Wenn ich sehr schnell scrolle, ist es jedoch sehr laut, der Klick hingegen kaum hörbar.
Das Kabel
«WTF? Wieso laberst du hier übers Kabel?» Auch wenn die Superlight 70 Stunden ohne Strom auskommt – das ist echt genial – muss sie irgendwann ans Netz. Wenn das dann blöderweise genau der Fall ist, wenn du den Headshot Run deines Lebens hast, ist das ärgerlich. Deshalb muss auch das Kabel etwas taugen.
Kurz: Es taugt nicht. Erstens ist da der mausseitige Anschluss: Micro-USB. Bitte Logitech, wir sind im Jahr 2021, da sollte USB-C Standard sein. Bei der MX Master 3 hat’s ja auch schon geklappt – und die ist von 2019. Weiter ist das Kabel etwa so flexibel wie jenes einer Gaming-Maus anno 2015. Du lädst die Maus also am besten vor deiner Gaming-Session oder du hast eine Logitech G Powerplay Mausmatte zum drahtlosen Laden. Hier hätte ich mir beim Kabel etwas mehr Qualität gewünscht. Das hat auch Steelseries bei der Aerox 3 hingekriegt und die ist günstiger.
Füsseln mit Mäuschen
Wie beinahe alle Hersteller setzt Logitech G auf PTFE, besser bekant als Teflon, bei den Gleitfüssen. Im Rahmen von Logitechs Umweltbemühungen sind sie ohne Zusatzstoffe gefertigt. Sowieso setzt Logitech bei der Pro X Superlight auf Nachhaltigkeit. Der Hersteller wirbt damit, dass die Maus ein CO2 neutrales Produkt ist.
Standardmässig sind drei Gleiter montiert: ein grosser vorne, ein Ring um den Sensor und ein nicht ganz geschlossener Ring hinten. Die Abdeckung, unter welcher du den Wireless Dongle für den Transport lagern kannst, lässt sich durch eine mit PTFE-Gleiter ersetzen. So hast du noch mehr Gleitfläche zur Verfügung – schätzungsweise um die 70 Prozent der Unterseite.
Trotz der enormen Gleitfläche sind die Füsse eher enttäuschend. Razer Viper 8 KHz, Model O- oder auch die M42 von Xtrfy rutschen besser. Dass die Pro X Superlight beinahe nicht spürbar ist, liegt an ihrem geringen Gewicht und nicht an den Füssen. Nicht falsch verstehen: Die Gleitfüsse sind besser als alles, was noch vor zwei Jahren verbaut wurde. Im Vergleich zur Konkurrenz hinkt Logitech G jedoch etwas nach und beim stolzen Preis der Superlight sollten auch die Füsse von Werk aus stimmen.
Wie spielt es sich damit?
Die Superlight passt perfekt in meine Hände. Ich spiele sehr gerne damit. Es fühlt sich toll an, die Charaktere mit dem Leichtgewicht zu steuern. Auch im Homeoffice macht sich das geringe Gewicht bemerkbar, ich habe den Eindruck, dass meine Hand weniger schnell ermüdet. In meinen Test-Games – «CS: GO», «Kovaak 2.0», «Gears 5» und «Battlefield 5» – war das Spielen mit der Superlight ein Genuss und ich hatte keinerlei Probleme. Aber das geht mir mit (beinahe) allen neueren Gaming-Mäusen so. Deshalb vermesse ich den Sensor jeweils.
Der heldenhafte Sensor
In der Pro X Superlight ist der Hero 25K Sensor verbaut. Mit einer CPI – Counts per Inch, also wie viele Pixel sich der Cursor bei einer Mausbewegung von einem Inch bewegt – von 25 600 reagiert die Maus äusserst empfindlich auf Bewegungen. Das braucht eigentlich kein Mensch. Ich kenne niemanden, der über 3200 CPI spielt. Dessen ist sich auch Logitech bewusst und stellt weniger die Abtastrate des Sensors als dessen Genauigkeit in den Fokus. So soll der Sensor als erster überhaupt Bewegungen im Submikronbereich genau verfolgen. Submikron? In Zahlen sind das 0,000001 Meter.
Ob das Teil tatsächlich so exakt ist, teste ich mit MouseTester v1.5. Das Programm hilft mir dabei, die ganz kleinen Unterschiede bei der Präzision zu bestimmen. Da sich die Bilder bei uns auf der Page weder vergrössern noch in einer Bildergalerie darstellen lassen, liefere ich dir der Übersichtlichkeit halber jeweils nur die Grafiken der Messungen mit 800 CPI, obwohl ich die Messungen auf den CPI-Stufen 400, 800, 1600 und 3200 durchführe. Alle Tests bis auf jene der Polling Rate Consistency – zu Deutsch: Abfragerate – habe ich mit 1000 Hz gemacht.
CPI-Präzision
Den entsprechenden Test in MouseTester v 1.5 mache ich dreimal und berechne einen Mittelwert. Dazu bewege ich die Maus zehn Zentimeter entlang eines Lineals und das Programm zeichnet die CPI auf. Je näher die aufgezeichneten CPI an den eingestellten CPI sind, desto besser.
CPI | Tatsächlich gemessen CPI | prozentuale Abweichung |
---|---|---|
400 | 401 | +0,5 |
800 | 819 | +2,5 |
1600 | 1611 | +0,5 |
3200 | 3196 | 0 |
Die Messungen zeigen: Der Sensor liefert tatsächlich eine heldenhafte Leistung ab. Maximal 2,5 Prozent beträgt die Abweichung. Das sind nach der Roccat Burst die besten Werte, die ich bis jetzt gemessen habe.
Polling Rate Consistency
Die Polling-Rate gibt an, in welchem Abstand die Maus Informationen an den PC sendet. Je häufiger, desto schneller können Tastendrücke und Bewegungen verarbeitet werden. Bei einer Polling-Rate von 1000 Hz beträgt die Aktualisierungszeit 1 ms. Oder andersrum: Die Maus schickt tausendmal pro Sekunde Informationen an den PC.
Die Punkte zeigen dir die Aktualisierungszeit an. In einigen Fällen konnte die Superlight die verschiedenen Polling-Raten nicht einhalten. Das ist jedoch nicht aussergewöhlich: Die meisten Gaming-Mäuse können die ausgewählte Aktualisierungszeit nicht immer halten. Die einzelnen Ausreisser sind nicht aussergewöhnlich und mit anderen Sensoren vergleichbar.
Tracking Speed
Die Maus muss schnelle Bewegungen korrekt wiedergeben. Beim Test bewege ich die Maus schnell bei verschiedenen CPI-Einstellungen. MouseTester registriert diese Bewegungen und spielt ein Diagramm aus. Die Punkte auf dem Diagramm sind die registrierten Zeichen. Je näher die Punkte an der Linie sind, desto genauer registriert die Maus Bewegungen. Diese sollten möglichst nahe an der Kurve sein. Bewegungen auf der y-Achse sind rot, solche auf der x-Achse blau.
Auch bei diesem Diagramm sind einzelnen Ausreisser zu erkennen. Aber die Punkte sind immer relativ nahe an der Linie. Eine solche Darstellung entspricht den meisten Sensoren und ist gut.
Acceleration
Bewege ich die Maus schnell in eine Richtung und dann auf selbem Wege langsam wieder an ihren Ursprungsort, sollten dieselben CPI vom Sensor registriert werden. Um das zu testen, bewege ich die Maus schnell diagonal von einem Punkt A oben rechts zu einem Punkt B unten links und ziehe sie dann langsam den exakt gleichen Weg zurück an den Ursprungspunkt A. MouseTester registriert dabei die Bewegung.
Im Idealfall liegen alle von MouseTester registrierten Zeichen auf einer Linie.
Der Sensor arbeitet sehr exakt. Die beiden Linien liegen aufeinander und Start- sowie Endpunkt sind gleich.
Jitter
Wenn ich die Maus auf einer schnurgeraden Linie bewege, sollte sie nicht ausscheren. Beim Test bewege ich die Maus diagonal entlang einer Brio-Schiene und zeichne mit MouseTester die Bewegung auf.
Auch hier arbeitet der Hero Sensor exakt. Bei Schwankungen/Jitter hätte ich ein Stufenmodell. Es sind keine Ungenauigkeiten zu erkennen. Jitter kommt heute kaum mehr vor. Trotzdem führe ich den Test durch, man weiss ja nie.
Angle Snapping
Angle Snapping entsteht, wenn der Sensor gerade Linien registriert, obwohl ich eigentlich eine leichte Kurve mit der Maus mache. Meine Zeichnung zeigt: Angle Snapping ist kein Thema, egal, welche Polling Rate eingestellt ist.
Software und weitere Features
Um Gewicht zu sparen wurde der physische CPI-Schalter wegrationalisiert. Die CPI lassen sich nur über die Logitech G Hub Software ändern. Für die meisten User nicht schlimm, ich ändere aber die CPI je nach Game oder Software regelmässig und mag den Schalter. Immerhin lassen sich in der Software Profile für Games einstellen. So muss ich nur bei Desktopanwendungen die CPI manuell ändern.
RGB-LEDs gibt’s bei der Pro X Superlight auch nicht. Im Gegensatz zur Logitech G Pro Wireless ist das Logo jetzt aufgedruckt und nicht illuminiert. Ein verständlicher Schritt von Logitech, um noch mehr Gewicht zu sparen. Die Kosten, die Logitech dabei spart, werden jedoch nicht an den Kunden weitergeben.
In der Software stellst du nebst der CPI die Polling Rate ein und weist den Tasten andere Funktionen zu.
Fazit: Tolle Maus, aber für mich zu teuer
Ich mag die Logitech G Pro Superlight. Die Verarbeitung ist abgesehen von den etwas zu beweglichen Haupttasten super und sie liegt mir sehr gut in der Hand. Mit weniger als 63 Gramm ist sie im wahrsten Sinne des Wortes ein Leichtgewicht und auch der Sensor ist sehr gut. Kritikpunkte sind die Gleitfüsse, die nicht ganz auf der Höhe sind sowie das abscheuliche USB-Kabel.
Und selbstverständlich muss ich den Elefanten im Raum ansprechen: den Preis. Mit 179 Franken (Stand: 3. März 2021) ist die Maus sehr teuer. Ehrlich gesagt: Ich finde sie zu teuer. Da müsste die Maus perfekt sein. Die Pro X Superlight kommt zwar in Sachen Verarbeitung und Leichtgewicht Punkten an die Perfektion ran, aber eben nur fast. Und dann hat sie doch ein paar Mängel, die bei dem Preis nicht sein dürften. Deshalb wird sie wohl vor allem für Logitech-G-Fans ein Pflichtkauf sein.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.